Kapitel 71

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Paddy
Am nächsten morgen war mir schlecht als ich von Hotel California geweckt wurde. Patricia kam gleich zu mir herüber. „Ich mach dir erst die Beatmung ab und dann kümmere ich mich um die Sonde", meinte sie und schaltete das Gerät aus. Ich nahm die Maske ab und blieb dann ruhig auf dem Rücken liegen. Patricia löste den Beutel mit der Nahrung, der jetzt leer war. Dann zog sie eine Spritze mit Wasser auf und drückte es durch den Schlauch in meinen Magen. Das musste sie drei mal machen, dann war der Schlauch endlich sauber. Danach bewegte sie die Sonde noch kurz, wie Dr Verreet es uns gezeigt hatte. Jetzt hatte ich das Gefühl, viel zu viel gegessen zu haben. „Komm, zieh dich um, dann kann John dich runter tragen", meinte Patricia und half mir dabei. Den Schlauch schob sie in meine Hose, damit ich nicht hängen blieb. Dann trug mich John nach unten und setzte mich am Tisch ab. „Ich kann jetzt wirklich nichts essen, mir ist schlecht", jammerte ich. „Und ich habe ja quasi die ganze Nacht über gegessen." „Aber später musst du auf jeden Fall was essen. Die Sonde bedeutet nicht, dass du jetzt nichts mehr essen musst", meinte Kathy. „Ja ich weiß, aber jetzt bekomme ich wirklich nichts runter", antwortete ich. Das akzeptierte Kathy dann auch und ich musste nur eine Tasse Tee trinken. Danach gingen die anderen nach draußen, um die Bühne aufzubauen. Jimmy und ich blieben im Bus zurück. Langsam war mir nicht mehr schlecht und deshalb aß ich dann auch das Brot, das mir Maite noch gemacht hatte. Hunger hatte ich zwar noch immer nicht, aber wenn ich nichts gegessen hätte, hätte ich wieder einen Vortrag von Patricia oder Kathy zu hören bekommen. Darauf hatte ich absolut keine Lust. „Du Jimmy, hast du eigentlich mal mit Clara telefoniert?", fragte ich irgendwann. „Ja, als ich im Krankenhaus war. Aber seitdem nicht mehr. Ich glaube, wir sollten uns dringend mal wieder bei unseren Mädels melden", meinte Jimmy. Dann holte er das Telefon aus dem kleinen Büro und gab es mir. Ich wählte sofort Lisas Nummer und Jimmy zog sich nach oben zurück. „Jona hier", meldete sich ein kleiner junge am Telefon. „Hallo, Jona. Kannst du mir bitte Lisa geben?" „Die ist in ihrem Zimmer und heult", antwortete der kleine. „Probier es. Sag ihr, Paddy ist am Telefon", meinte ich. Dann konnte ich kurz leise Stimmen hören und dann war Lisa am Telefon. „Paddy?", fragte sie. „Ja, der bin ich." „Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Vorgestern hat Barby angerufen und gesagt, dass du operiert wirst. Und dann hast du dich einfach nicht gemeldet", weinte Lisa. „Es tut mir leid, aber ich konnte dich nicht selbst vor der Operation anrufen. Das ging alles ziemlich schnell. Und dann musste ich eine Nacht im Krankenhaus bleiben und bin gestern wieder heimgekommen. Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut", beruhigte ich sie. „Aber warum würdest du dann operiert, wenn du jetzt sagst, dir geht es gut?" „Ich habe eine magensonde bekommen. Ich hab immer mehr abgenommen und deshalb musste ich jetzt so eine Sonde bekommen. Darüber bekomme ich jetzt immer nachts spezielle Nahrung und kann tagsüber ganz normal essen. Und damit klappt es bestimmt auch schneller, dass ich stehen und vielleicht laufen kann", erzählte ich Lisa. „Wirklich? Du kannst bald wieder laufen?", fragte sie. „Vielleicht. Aber auf jeden Fall nicht mehr so wie früher. Meine Beine kann ich ja inzwischen ein bisschen bewegen, aber vielleicht klappt es auch nicht mit dem laufen. Der Arzt meint, dass ich aber auf jeden Fall wieder stehen kann, zumindest kurz. Er will das bald mit mir ausprobieren" berichtete ich. Jetzt weinte Lisa wieder, aber diesmal vor Freude. „Paddy, das freut mich so sehr. Dann bist du bestimmt größer als ich", lachte sie. „Kann gut sein. Vielleicht können wir das ja in München ausprobieren." „Paddy, ich muss dir noch was sagen. Ich... ich kann nicht nach München kommen. Ich hab mich so auf dich gefreut, aber ich habe an dem Tag einen wichtigen Termin", erzählte Lisa. Jetzt musste auch ich weinen. „Aber Paddy, ich besuche dich, sobald es geht. Ich vermisse dich", sagte sie. „Ich vermisse dich auch. Und ich liebe dich", entgegnete ich. „Ich liebe dich auch." damit war unser Gespräch leider schon beendet, denn Jimmy wollte ja auch noch telefonieren. Er ging nach oben und ich blieb weinend unten sitzen. Ich hatte mich so sehr auf Lisa gefreut und jetzt das. Da kamen Angelo und Barby zurück. „Paddy, was ist passiert?", fragte Barby sofort besorgt. „Lisa kann nicht nach München kommen", schluchzte ich. „Oh nein, das ist wirklich blöd", sagte Angelo und nahm mich in den Arm. „Paddy, du wirst sie bald trotzdem sehen. Das weiß ich, das spüre ich", meinte Barby und sah mich mit einem verträumten Ausdruck in den Augen an. Barby war hoffnungslos romantisch, aber vielleicht hatte sie ja recht. „Das hoffe ich, ich weiß nicht, wie ich es ohne sie aushalten soll." „Dann musst du eben mit mir kuscheln, bis sie da ist", kicherte Angelo. „Lange Haare wie sie hab ich ja auch, da kannst du mich gut als Ersatz nehmen. Nur küssen lasse ich mich nicht von Dir, da musst du Barby oder Maite nehmen." „Angelito du spinnst", lachte ich und gab ihm eine sanfte Kopfnuss. Er streckte mir die Zunge heraus. Das war einer der Gründe, warum ich meinen kleinen Bruder so sehr liebte. Er brachte mich einfach immer wieder zum Lachen, egal wie schlecht es mir eigentlich ging.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt