Kathy
Paddy machte mir trotz der Sonde nach wie vor sorgen. Er hatte oft Bauchschmerzen und sich in der Nacht übergeben. Außerdem aß und trank er im Prinzip gar nichts mehr. Aber immerhin akzeptierte er die Sonde. Barby dagegen schien es sehr gut zu gehen. Sie hatte einen jungen kennengelernt. Seitdem strahlte sie nur noch. Jimmy dagegen fand das gar nicht gut. Vermutlich hatte er das Bedürfnis, Barby zu beschützen. Ich wünschte mir für Barby, dass der Junge sie auch mochte und aus den beiden auch ein Paar wurde. Barby würde ein Freund so gut tun. Als die Bühne fertig war, schickte ich Patricia und Maite einkaufen. Barby wollte noch ein Kleid umnähen. Ich selbst setzte mich mit Sean zu Paddy, der unten am Tisch saß. Ich holte ihm noch eine Decke, denn inzwischen war es im Bus fast so kalt wie draußen. Dann lehnte sich Paddy wortlos an mich und ich hatte plötzlich zwei Kinder im Arm. Manchmal brauchte Paddy einfach eine Umarmung. Auch wenn er bald 16 wurde, war er doch noch oft ein Kind und hätte dringend seine Mutter gebraucht. Das konnte ich ihm zwar nicht sein, aber ich gab mir Mühe, unsere Mutter so gut wie möglich zu ersetzen. Vor allem Angelo brauchte mich doch noch sehr. Maite und Paddy eher seltener und auch Barby hätte immer wieder ihre Mutter gebraucht. Paddy kuschelte sich an mich und auf einmal liefen ihm Tränen über das Gesicht. „Was ist los?", fragte ich ihn. „Ich vermisse Mama. Ich würde jetzt so gerne mit ihr über alles reden. Jetzt ist sie schon mehr als 10 Jahre tot, aber irgendwie vermisse ich sie gerade so sehr." „Das ist in Ordnung. Du darfst sie jederzeit vermissen und du darfst mir jederzeit erzählen, was du ihr erzählen willst. Du kannst auch in deinen mit ihr reden, sie hört dich. Sie ist immer bei uns und schaut auf uns herunter. Sie hört Dir zu, auch wenn du keine direkte Antwort bekommen kannst. Aber du wirst sehen, irgendwie antwortet sie dir. Das war bei mir auch schon so", erzählte ich ihm und setzte Sean auf den Tisch, um Paddy mit beiden Armen festhalten zu können. Er weinte jetzt immer heftiger und ich strich ihm einfach über den Rücken. Irgendwann wurden die Tränen weniger. „Besser?", fragte ich leise und Paddy nickte gegen meine Schulter. „Und jetzt nimm mal kurz deinen Neffen, ich muss mich umziehen. So ein gewisser Herr hat mein Oberteil nass geheult." Da musste Paddy lachen und setzte sich wieder aufrecht hin. Dann nahm er Sean auf seinen Schoß und kitzelte ihn. Sean quietschte vor Begeisterung. Ich zog mich schnell um und ging dann zurück zu den beiden. „Paddy, du musst bitte noch was trinken und essen", bat ich ihn. „Muss das sein?", fragte er genervt. „Ja, muss es. Zumindest ein bisschen Müsli musst du schon essen. Nachher gebe ich dir nochmal was über die Sonde, aber wenigstens vor dem ersten Konzert und abends musst du was essen", erklärte ich ihm. „Na gut, dann esse ich ein bisschen Joghurt", meinte Paddy. Ich holte ihm einen Joghurt und einen köffel. Sean beobachtete Paddy ganz genau und lenkte ihn ab. Paddy merkte gar nicht, dass er in der Zeit den kompletten Joghurt gegessen hatte. „War das jetzt so schlimm?" „Nein", musste er schließlich zugeben. Dann stellte ich ihm noch eine Flasche Wasser hin, die er zur Hälfte leer trank. „Bist du jetzt zufrieden?", wollte er dann wissen. „Ja, bin ich. Und ich würde mir wünschen, dass das in Zukunft jeden Tag so klappt, ohne dass du hier ein Theater veranstaltest. Du wirst in ein paar Tagen 16, da muss man wegen essen kein Theater machen. Sowas kann Sean machen, aber du nicht mehr", sagte ich dann streng zu ihm. Paddy schaute mich an und sah dabei aus wie ein kleines Kind. Da taten mir meine Worte fast schon wieder leid, aber bei Paddy musste ich hart bleiben. Er glaubte oft, dass er mit einem Lächeln oder einem Dackelblick alles bekam, was er wollte. Aber er nusste endlich mal einsehen, dass das so nicht war. Auch ein Michael Patrick Kelly bekam nicht alles und konnte nicht tun und lassen was er wollte.
„Und jetzt musst du dich dann mal umziehen, das Konzert beginnt bald", meinte ich. „Ich kann nicht. Ich darf doch noch nicht wieder herumrobben, die Wunde ist ja noch nicht verheilt. Du müsstest Joey oder John holen, damit die mich nach oben tragen können", antwortete Paddy. Das hatte ich schon wieder vergessen. In letzter Zeit war er wieder so selbstständig geworden, da war es komisch, dass er jetzt doch wieder auf so viel Hilfe angewiesen war. Ich nickte und ließ ihm Sean da. Draußen fand ich als erstes Vincent, den ich mir schnappte, um Paddy zu tragen. Vincent schleppte Paddy nach oben und half ihm beim umziehen. Dann trug er ihn wieder nach unten und nach draußen zu seinem Rollstuhl. Ich schnallte mir Sean um und folgte den beiden zur Bühne. Paddy wollte das ganze Konzert mitmachen und hatte vorsorglich den Sauerstoff dabei. Ich hoffte, dass es ihm nicht zu viel wurde, wenn er das Konzert komplett mitmachte.
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Manchmal kommt alles anders
FanfictionDie Kelly Family tourt gerade durch Deutschland, als sich das Leben aller Mitglieder plötzlich verändert. Paddy rettet seiner Schwester das Leben, doch dies hat dramatische Folgen für ihn. Doch auch für die anderen Familienmitglieder verändert sich...