Kapitel 51

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Barby
Nachdem Paddy ewig weg gewesen war, hatte Angelo mich und Joey eingeweiht und wir machten uns auf die Suche. Nach einer halben Ewigkeit hörte ich Paddy auf meine rufe antworten und rannte sofort zu ihm. Da sah ich, dass der Rollstuhl gekippt war und Paddy allein nicht darunter herauskam. Ich bückte mich und versuchte, den Rollstuhl zumindest ein bisschen zu drehen. Das klappte auch und Paddy konnte den Gurt an seiner Hüfte endlich öffnen. Sofort sackte sein Körper auf den Boden und ich konnte den Rollstuhl hinstellen. „Danke, Barby. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Und jetzt kann ich auch nicht allein wieder in den Rollstuhl. Ich schaffe es nicht allein vom Boden bis zum Rollstuhl und meine Hand tut auch weh. Bitte hol Hilfe, mir ist so kalt", meinte er mit Tränen in den Augen. Ich nickte und sah, dass seine Lippen ganz blau waren. Sofort legte ich ihm meine Jacke um und rannte dann zum Bus, wo Joey draußen stand. „Ich hab ihn gefunden. Der Rollstuhl ist umgefallen und Paddy kommt allein nicht wieder rein. Komm schnell", rief ich ihm zu und er rannte sofort mit mir zurück zu Paddy. Dieser hatte inzwischen den sauerstoffschlauch entwirrt und lag halb auf dem Boden. Anscheinend hatte er sich nicht mehr aufrecht halten können. Joey ging sofort vor ihm in die Hocke und Paddy schlang seine Arme um Joeys Hals. Dieser stand auf und setzte Paddy in seinen Rollstuhl. Ich legte die Jacke wieder um Paddys Schultern, denn inzwischen klapperte er mit den Zähnen. „So und jetzt ab in den Bus. Du brauchst dringend einen heißen Tee. Ich hoffe mal, es hat sich wenigstens gelohnt und du hast ein schönes Geschenk für Tricia gefunden", meinte Joey und schob den Rollstuhl an. Paddy kramte eine Kette hervor und zeigte sie uns. Die Kette war wunderschön und genau das richtige für Patricia. Dann verstaute er die Kette wieder und wir waren auch schon am Bus angekommen. Dort trug Joey Paddy direkt nach drinnen und ich folgte. „Ich mach dir einen Tee", informierte ich Paddy und tat dies dann auch gleich. Als der Tee fertig war, trug ich die Tasse nach oben zu Paddy. Kathy hatte inzwischen das Kommando übernommen. Paddy trug jetzt warme Klamotten und saß in eine Decke gewickelt im Bett. Joey zog ihm gerade noch ein zweites paar Socken über die Füße. „Hier ist dein Tee", ich gab ihm die Tasse und setzte mich auf den Boden. „Ich mag nachher nicht mit zum Konzert", sagte Paddy plötzlich. „Der Tag heute war bisher schon so blöd, wer weiß, was sonst noch alles schief geht", erklärte er. „Wie du möchtest", meinte Kathy und nahm ihn in den Arm. „Aber morgen musst du wieder fit sein, wir haben doch das Interview hier im Bus", kam es von Joey. Paddy nickte nur. Dann trank er seinen Tee leer und kuschelte sich ins Bett. „Ich glaub, ich möchte ein bisschen schlafen, bis ihr vom Konzert wieder da seid", meinte er. „Ich flechte Dir noch schnell einen Zopf, wegen der Maske", meinte ich und Paddy drehte sich ein bisschen, sodass ich an seine Haare kam. Schnell flocht ich einen strammen Zopf. „Ich mach dir die Beatmung hin, wir gehen jetzt zum Konzert. Danach kommt gleich jemand von uns wieder zu Dir", informierte ihn Kathy. Paddy nickte und schob sich die Maske über Mund und Nase. Kathy schaltete das Gerät an und Paddy entspannte sich. Die anderen gingen schon los und ich schlüpfte noch schnell in meine Jacke. „Paddy, ist wirklich alles in Ordnung?", fragte ich ihn und er nickte mit geschlossenen Augen. Dann ging ich die Treppe hinunter und rannte zur Bühne, um nicht zu spät zu kommen.
Nach dem Konzert bauten die anderen alles ab, damit wir gleich nach Ulm fahren konnten. Dort würde dann morgen und übermorgen ein Interview gedreht, bei dem wir im Bus gefilmt werden würden. Ich wurde zu Paddy geschickt und Maite kam mit, um Abendessen zu machen. Ich lief direkt zu Paddy nach oben, der noch tief und fest schlief. Er wirkte so entspannt und sah so unendlich jung aus. Er sah aus wie damals mit 7 oder 8. Da konnte ich nicht anders und musste ihm einfach über die Haare streicheln. Davon wurde Paddy dann aber wach. Er blinzelte überrascht und sah mich mit großen Augen an. „Wir sind wieder da. Willst du auch gleich was essen?", fragte ich ihn. Paddy zuckte nur die Schultern und deutete auf die Beatmung. Anscheinend wollte er mir etwas sagen, aber das ging so ja nicht. „Soll ich die Beatmung abschalten?", erkundigte ich mich deshalb und Paddy nickte. Dann zeigte er mir, auf welchen Knopf ich drücken musste. Sofort war das Gerät still und Paddy nahm die Maske ab. „Ja ich möchte was essen. Aber ich will nicht runter", meinte er. „Und was trinken will ich auch unbedingt." „Dann hol ich dir gleich was zum Essen, dann kannst du gleich essen und dann wieder schlafen", meinte ich und ging direkt nach unten. Maite gab mir das Essen und ein Glas Wasser für Paddy mit. Ich brachte es ihm und half ihm, sich richtig aufzusetzen. Paddy schlang sein Essen hinunter. Dann kamen nach und nach die anderen wieder. „Barby, ich brauche noch einen Katheter, gibst du mir bitte einen", bat mich Paddy. Das tat ich und ging dann nach unten, damit Paddy seine Ruhe hatte. Als er fertig war, kam ich wieder zu ihm nach oben. „Barby, ich will gleich weiterschlafen. Machst du mir bitte die Beatmung wieder an?", fragte Paddy. „Klar", antwortete ich und gab ihm die Maske. Wenige Sekunden später saß die Maske richtig und das Gerät lief. Paddy legte sich hin und schloss die Augen. Ich selbst aß noch schnell mit den anderen, ging dann aber auch früh ins Bett. Morgen würde es schließlich anstrengend werden mit dem Interview und drei Konzerten. Und übermorgen würde es dann auch so aussehen, bevor wir weiter nach Trier fahren würden. Und dann würden es nur noch 2 Tage sein, bis wir in Köln spielen und Papa Wiedersehen würden. Mit dem Gedanken an Papa schlief ich glücklich ein.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt