Kapitel 70

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-Leyla-

Toll, da mache ich mir wochenlang Gedanken wegen Joey's Geburtstagsgeschenk und jetzt bin ich gar nicht da. Der einzige Flug den ich mir leisten kann geht nämlich schon am neunzehnten Dezember. Perfektes Timing - NICHT! Das dies meine Entscheidung so erschwert hat habe ich ihm nicht unter die Nase gerieben. Denn in all den Jahren, die wir uns jetzt schon kennen, wäre dieser Joey's erster Geburtstag, den ich hätte mit ihm feiern können. Aber es soll irgendwie nicht sein. So ein Mist! Wenn alles so läuft, wie ich es mit Thomas geplant habe, bin ich zu Silvester wieder da. Immerhin etwas!

Ein wenig komisch fühlt es sich schon an zu wissen, das nur ein Konzert bevorsteht und ich den Koffer für eine ganze Woche packen. Naja, meine Eltern werden sich freuen. Und auch ich bin indessen froh, zugesagt zu haben. Joey hat Recht - wie immer! Vielleicht ist dieser Besuch wirklich die beste Gelegenheit all die unausgesprochenen Worte zu vergessen.

Das ich allerdings nicht die Zeit hatte auch nur ein einziges Geschenk zu kaufen, beunruhigt mich ein Bisschen. Ich haben weder für meine Eltern etwas, noch für Maite oder ihre Eltern. Die Einladung kam aber auch echt kurzfristig!

"Deine Eltern werden dich schon nicht vor die Tür setzen, nur weil du kein Geschenk für sie hast.", sagt Thomas, mit dem ich jetzt auf dem Weg zur Konzerthalle bin.

"Ist trotzdem blöd mit leeren Händen dazustehen.", erwidere ich.

"Meinst du nicht, es ist deb Beiden Geschenk genug Weihnachten mit ihrer Tochter feiern zu können?" Thomas sieht kurz zu mir herüber, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Straßenverkehr widmet.

"Ja, wahrscheinlich.", sage ich, womit ich dad Thema beende. Gott sei Dank!

Als Thomas sein Auto vor der Halle parkt kann ich nicht anders, als auf die Uhr zu schauen. So viele Menschen da schon stehen und auf den Einlassbeginn warten könnte man denken, es geht jede Minute los. Doch der eigentliche Konzertbeginn ist erst in knapp einer Stunde. Verrückt die Leute, einfach verrückt.

"Na, auch schon da?", fragt Jimmy, der uns am Eingang des Backstagebereich in Empfang nimmt. Die Kelly's sind gleich nach dem Frühstück hergekommen um die Bühne in Ruhe aufbauen und den Soundcheck machen zu können. Am liebsten hätte ich sie gleich begleitet, hätte dann aber keine Zeit zum Packen gehabt.

Ich werfe einen letzten Blick über die Schulter zu den bereits wartenden Leuten und folge Jimmy dann nach drin.

"Einige stehen schon seit gestern hier, nur, um einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen.", erklärt mir Jimmy, als könnte er meine Gedanken lesen.

"Tja, ich komme zuletzt und bekomme trotzdem den besten aller Plätze.", sage ich.

"Gewusst wie.", sagt Jimmy und hält mir die nächste Tür auf. Ich frage mich, wie er sich in diesem Labyrinth so problemlos zurecht findet. Mich bräuchte man nur dreimal im Kreis drehen und ich wüsste nicht mehr aus welcher Richtung wir gekommen sind; geschweige denn in welche wir unterwegs sind. Hoffentlich begleitet mich dann jemand nach draußen!

Am Ende des Ganges, welcher mir viel länger vorkommt, als er in Wirklichkeit ist, gehen wir nochmal nach rechts und stehen dann in einem großen Raum. Zusammen mit den restlichen Kelly - Geschwistern.

"Na endlich! Wir dachten schon ihr habt euch verlaufen.", sagt Kathy streng, als sie uns erblickt. Gleichzeitig atmet sie erleichtert durch.

"Wäre ja auch kein Wunder gewesen.", entgegne ich.

"Ganz meine Worte.", sagt Joey, der gerade dabei ist seine Gitarre zu stimmen.

Die restliche Wartezeit bis zum Konzertbeginn liegt der Raum im nervösen Schweigen. Einzig und allein das Kreischen und Schreien der Fans von draußen ist zu hören, was wohl heißt, das der Einlass bereits begonnen hat.

Selbst hier draußen in dem kalten Flur, wohin sich Jimmy, Joey und ich verzogen haben, kann man sie deutlich hören.

"Aufgeregt?", frage ich die Beiden nach einigen Minuten des Schweigens.

"Ein Bisschen.", antwortet Jimmy versucht lässig; Joey nickt nur.

"Kann ich verstehen.", sage ich leise. Ich würde gern mehr sagen, um den Beiden die Nervosität zu nehmen, aber mir fällt einfach nicht's passendes ein. Aus irgendeinem Grund bin ich selbst total aufgeregt. Was aber sicher daran liegt, das dieses heute das erste Konzert ist, welches ich live miterleben darf. Wenn man den Auftritt bei dieser Veranstaltung nicht mit zählt, versteht sich.

"Ich muss nochmal wo hin.", sagt Jimmy da auf einmal.

"Das wollten wir gar nicht so genau wissen.", ruft Joey ihm nach, doch da fällt auch schon eine Tür ins Schloss.

Kurz nach Jimmy's Verschwinden taucht Patricia in der Tür auf.

"In fünf Minuten geht's los.", informiert Sie uns, oder besser gesagt ihren Bruder.

"Wo ist Jimmy denn schon wieder?", fragt sie etwas genervt, als sie merkt, das wir nur zu zweit sind.

"Sich erleichtern ... wenn du verstehst.", antworte ich und deute in die Richtung der Toiletten.

"Achso, sagt ihm bitte Bescheid."

"Machen wir.", versichere ich ihr

"Gut, dann lasse ich euch zwei mal alleine." Patricia zwinkert uns mit einem wissenden Lächeln zu und geht dann wieder zu den anderen.

"Weißt du was sie meint?" Fragend schaue ich zu Joey rüber.

"Nein, keine Ahnung.", antwortet er, nimmt meine Hand und verschränkt unsere Finger. In meinem Bauch flattern tausende Schmetterlinge gleichzeitig los und eine Gänsehaut zieht sich über meinen gesamten Körper. Während ich auf unsere ineinander verschlungenen Hände schaue, kann ich Joey's Blick auf mir spüren. Zögerlich drehe ich den Kopf in seine Richtung und treffe seinen Blick. War es in dem Gang nicht bis eben noch eiska? Warum habe ich nicht mitbekommen, dass jemand die Heizung aufgedreht hat? Moment, hier ist weit und breit keine Heizung. Muss wohl doch an mir liegen...

"Habe ich dir schon mal gesagt, wie froh ich bin, das du hier bist?", fragt Joey mich im Flüsterton und streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Unter seinen Berührungen fühlt es sich an, als hätte meine Haut an diesen Stellen Feuer gefangen. Wahrscheinlich bin ich rot wie eine Tomate. Auf seine Frage hin bringe ich nur ein kurzes Nicken zustande. Zu mehr ist mein Körper gerade nicht in der Lage.

Erst das Zuschlagen einer Tür, irgendwo in der Ferne, holt mich aus meiner Trance. Fast gleichzeitig und blitzschnell nehmen wir unsere Hände wieder zu uns und wenden die Blicke voneinander ab. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment steht Jimmy wieder vor uns.

"Dann wollen wir mal.", sagt er und klatscht in die Hände. Woher kommt diese plötzliche Motivation?

"Kommt ihr?", fragt er, als weder Joey, noch ich uns von der Stelle rühren.

"Habe ich etwas verpasst?"

"Nein, hast du nicht. Ist ja nicht so, dass du stundenlang pinklen warst. Komm, lass uns die Bude rocken.", sagt Joey dann, der seine Stimme eindeutig schneller wiedergefunden hat, als ich. Zum Glück, das hätte peinlich enden können.

Während des gesamten Konzertes schießen mir so viele Fragen durch den Kopf, das ich mich kaum auf das Programm konzentrieren kann. Was war das eben? Hätte Joey mich geküsst, wenn sein Bruder nicht genau in diesem Moment aufgetaucht wäre? Doch vor allem frage ich mich, was Jimmy dazu sagen würde, wenn Joey und ich... Begeistert wäre er sicher nicht. Man, warum muss das Alles auch so extrem kompliziert sein?!

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