Kapitel 14

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-Jimmy-

In den nächsten Tagen sind Joey und ich in jeder freien Minute mit unserem Text beschäftigt. Wir überlegen uns Melodien und probieren verschiedene Rhythmen durch. Außerdem brauchen wir noch einen Refrain.

Nachdem wir unsere Idee unserer Familie gezeigt haben, waren Alle, wirklich Alle, begeistert davon. Von da an lief unser nächstes Projekt. Wenn wir tagsüber nicht spielen, oder eine Pause macheb, sieht man uns nur noch mit Stiften und Zetteln bewaffnet irgendwo am Straßenrand sitzen. Für Außenstehende macht das sicher ein komisches Bild. Für uns wurde dies zum Alltag. Es wurde ein richtiger kleiner Wettkampf zwischen uns. Wer hat den besseren Text? Wer hat innerhalb von drei Tagen mehr Idee zusammengetragen? In kürzester Zeit haben wir schon einige Texte zusammen. Meine Meinung nach merkt man uns unsere Unerfahrenheit kaum an.

Anfangs spielen wir allerdings weiterhin die selben Songs, wie bisher. So richtig traut sich keiner, etwas eigenes dem Publikum preiszugeben. Keiner will den Anfang machen. Die Angst, das es den Leuten nicht gefällt, schlummert auch in mir. Obwohl, richte Angst habe ich nicht. Es ist mehr die Aufregung vor der Reaktion.

In einer der wenigen Pausen, die wir zum Mittag machen, denke ich wieder darüber nach. Warum sind wir jetzt Alle so feige? Entweder die Leute wollen unsere Texte hören, oder eben nicht. Selbst, wenn nicht - davon geht dir Welt nicht unter. Warum stellen wir uns so an? Wie schon die vergangenen Tage finde ich darauf keine Antwort. Ich sitze einfach nur da, starre in die Ferne und versuche die Hitze zu ignorieren.
Das leise klicken einer Kamera holt mich aus meinen Gedanken. Und tatsächlich, als ich nach links schaue, sehe ich Thomas Stachelhaus, unseren Fotografen, der außerdem ein guter Freund meiner Familie ist.

"Echt jetzt? Gab's grad nix spannenderes, was dir vor die Linse gekommen ist?", frage ich und rücke ein Stück zur Seite. Thomas nimmt meine Einladung an und setzt sich neben mich.

"Doch, eigentlich schon, aber ich dachte mir, ich leiste dir mal ein bisschen Gesellschaft.", antwortet er und legt die Kamera beiseite.

"Oh, ich fühle mich geehrt.", scherze ich. Dann schweigen wir lange.

"Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, was die Leute von deinen Foto's halten?", platzt es ganz plötzlich aus mir heraus.

"Ich weiß genau, worauf du hinaus willst. Eines kann ich dir sagen. Wenn man sich nicht traut, zu zeigen, was man drauf hat, bekommt man auch keine positive Kritik.", erklärt er, was mir einleuchtet.

"Wenn ihr eure Texte weiter nur für euch spielt, werdet ihr nie erfahren, was das Publikum davon hält. Ihr müsst den ersten Schritt machen, wenn ihr etwas erreichen wollt. Und damit könnt ihr etwas erreichen, denn das, was ich gehört habe, ist super.", fügt Thomas hinzu. Er klopft mir aufmunternd auf die Schulter, nimmt seine Kamera und lässt mich dann wieder alleine.

Wahrscheinlich hat er Recht. Nein, er hat zu hundert Prozent Recht! Wenn wir es nicht irgendwann wagen, unsere Songs vor Publikum zu spielen, werden wir nie deren Meinung erfahren. Einer von uns muss den Anfang machen und ins kalte Wasser springen. Es war meine Idee, also könnte auch ich der Erste sein. Ich kann nicht mit solchen Einfällen um die Ecke kommen und dann, wenn es drauf ankommt, kneifen.

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