Kapitel 36

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-Leyla-

Als ich zwei Stunden später ausdem Flugzeug steige, bin ich kein wenig entspannter, eher im Gegenteil. Während ich auf mein Gepäck warte, versuche ich einen kühlen Kopf zu bewahren und überlege, wie es jetzt weitergehen soll. So weit habe ich vor meinem Abflug nämlich nicht gedacht!

Ich setze mich auf eine Bank und beobachte die Leute um mich herum, die sich begrüßen und sich in die Arme fallen. Sofort spüre ich einen dicken Kloß in meinem Hals. Ich versuche ihn herunterzuschlucken, was mir aber nicht gelingt. Aufbeinmal fühle ich mich hundeelend und alleine. Was habe ich mir nur bei dieser Aktion gedacht?

Man, jetzt höre auf zu heulen undreise dich zusammen!, ermahne ich mich selbst. Ich bin schon zu weit gekommen, um jetzt, auf den letzten Metern umzudrehen! Ich raffe mich auf, werfe mir meine Tasche über die Schulter und gehe in Richtung Ausgang. Draußen ist es wärmer, als ich erwartet hatte. Trotzdem lasse ich meine Jacke an, um mich nicht schon am ersten Tag zu erkälten.

Voll gepackt laufe ich durch die Straßen, schon nach wenigen Metern tun mir so sehr die Füße weh, das ich gezwungen bin eine kleine Pause zu machen. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zu einem kleinen Café. Erst, als ich mich auf die schmale Bank setzte und mein Gepäck abstellen kann, atme ich auf. Die Leute, die an den benachbarten Tischen sitzen schauen etwas skeptisch zu mir rüber. Meine Versuche, die mitleidigen Blicke zuignorieren, misslingen. Ich wüsste nur zu gern, was in deren Köpfen vor sich geht ... aber eigentlich ist es mir auch egal.

Obwohl ich das Zeug normalerweise scheußlich finde, bestelle ich mir einen Kaffee, um bei Kräften zu bleiben. Während ich mir die eklig bitter schmeckende Flüssigkeit herunter würge, suche ich in meinem Handy nach einer Bleibe für die Nacht. Auf der Straße, oder unter einer Brücke werde ich die Nacht garantiert nicht verbringen! Besonders groß ist die Auswahl leider nicht; zumindest nicht die, die ich mir leisten könnte. Das Flugticket hat mich letztendlich doch mehr gekostet, als ich erwartet hatte und hat extrem an meinem Budget gerüttelt. Eines ist klar –wenn ich länger als eine Woche hier durchhalten will, brauche ich dringend einen Job!

Mein Handy, welches in meiner Hand vibriert, holt mich aus meinen Gedanken. Erschrocken stelle ich fest, das dieser schon der zehnte Anruf ist, den ich in den letzten Stundenbekommen habe. Und zwar von Maite! Außerdem habe ich etliche Nachrichten von ihr geschickt bekommen. Auch ohne diese zu lesen, weiß ich, was darin steht. Kopfschüttelnd drücke ich den Anruf meiner Freundin weg und schiebe das Handy zurück in die Tasche. Hundertprozentig ist sie stinksauer, weil ich einfach abgehauen bin,ohne ihr Bescheid zu sagen. Obwohl man das so ja nicht sagen kann. Ich habe mit Maite über meine Pläne gesprochen und sie kann jetzt sicher eins und eins zusammenzählen und weiß, wo ich bin. Und um zuverhindern, das sie gleich meine Eltern informiert, muss ich leider auch sie noch etwas zappeln lassen.

Nachdem ich in der nächsten viertel Stunde noch drei Nachrichten bekommen habe schalte ich mein Handy aus, was, ganz nebenbei auch den Akku schont, der eh fast leer ist. Ich bleibe in dem Café sitzen, bis es dunkel wird und dieBedienung mich bittet zu gehen. Von den vielem Sitzen tut mir der Hinter weh, weswegen ich ganz froh bin aufstehen zu können. Gegen zweiundzwanzig Uhr komme ich am Hotel an, welches ich mir am Nachmittag herausgesucht und mir ein Zimmer gebucht habe. Besonders günstig ist dieses zwar auch nicht, aber besser, als die anderen in der Nähe. Die Rezeption ist zum Glück noch besetzt. Ohne lange Diskussionen bekomme ich meinen Schlüssel. Ich bin tierisch erleichtert, als ich meine Tasche im Fahrstuhl abstellen kann. Zwar habe ich nicht wirklich viel eingepackt, aber da ich sie schon den ganzen Tag mit mir herumschleppe wirkt sie viel schwerer, als sie eigentlich ist.

Im Zimmer angekommen, spare ich es mir, das Licht anzuschalten. Ich lasse meine Tasche auf den Boden fallen und gehe schnellen Schrittes auf das Bett zu, welches mitten im Raum steht. Eigentlich bräuchte ich nach diesem Tag dringend eine heiße Dusche, doch ich lasse mich rücklings auf die Matratze fallen, die viel zu weich ist, um noch einmal aufzustehen. Schnell streife ich mir die Schuhe von den Füßen und ziehe die Decke über mich. Kaum liege ich bequem, fallen mir die Augen zu. Das letzte, woran ich denke, ehe ich einschlafe ist, das ich nicht gefragt habe, wann es morgen Frühstück gibt.

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