Kapitel 88

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-Leyla-

Keine Ahnung wie lange wir so da standen, aber ich habe jede Sekunde genossen. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen und das Gefühl, ich würde jeden Moment platzen vor Glück. So glücklich war ich seit dem Tod meiner Eltern nicht mehr; umso schöner fühlte sich diese verloren geglaubte Emotion in diesem Moment an. In dem Augenblick, als ich realisiete, dass Jimmy und Joey gleich zusammen auf dieser Bühne stehen werden, könnte ich die ganze Welt umarmen. Die zwei haben das geschafft, was ich mit meiner Abreise bezwecken wollte. Sie haben sich ausgesprochen, vertragen und können jetzt, gemeinsam mit ihren Familien dieses Comeback genießen.

Das Licht wird gelöscht und ein Raunen geht durch die Zuschauermenge. Diese entstandene Ruhe wird jedoch sofort von Jubelrufen unterbrochen, als die Geschwister die Bühne betreten. Sofort fühle ich mich um Jahre in die Vergangenheit zurück katapultiert. Dieser Ort, die Massen vor der Bühne und dir Musik, all das jagt mir eine Gänsehaut auf die Arme.

"Gut, dass ich dich überredet habe, herzukommen.", höre ich Maite neben mir sagen.

"Ja, stimmt.", antworte ich und muss die ersten Tränen wegblinzeln, die sich den Weg über meine Wange gebahnt haben. Mit einem kleinen Lächeln reicht mir meine beste Freundin ein Taschentuch.

Während der gesamten Show bin ich nicht dazu in der Lage auch nur ein einziges Wort von mir zu geben. Die alten Songs nach so vielen Jahren wieder live hören zu dürfen, reißt  mich so mit sich .... das hätte ich nie gedacht.

Auch lange, nachdem der letzte Ton verklungen und der letzte Scheinwerfer erloschen ist, steht noch die gesamte Halle unter Strom. Noch immer sind die letzten Jubelrufe zu hören und das, obwohl die Zugabe seit einer Stunde vorbei ist. Selbst ich habe mich etwas zurück gezogen, damit die Kelly's diesen Erfolg für sich alleine feiern und genießen können. Wie durch ein Wunder habe ich zu dem Raum gefunden, wo ich vorhin meine Sachen abgelegt habe. Ich nehme mir eine zweite Flasche Wassser und setze mich in einen der Sessel. Ich trinke einen großen Schluck und strecke Arme und Beine von mir, da ich so kaputt bin, als hätte ich selbst zweieinhalb Stunden auf der Bühne gestanden.

Ich hole mein Handy heraus, da dieses in meiner Hosentasche drückt. Gedankenverloren scrolle ich durch die Fotos, die ich von dem Konzert gemacht habe. Bedauern meinerseits macht sich in mir breit, als ich einzelne Bilder an meine Eltern schicken will, mir aber in letzter Sekunde einfällt, dass das ja gar nicht mehr möglich ist. Ob sie stolz auf mich wären? Sicher hätten auch meine Eltern mich dazu überredet herzu kommen.

"Hey, hier bist du.", sagt Jimmy, der plötzlich in der Tür steht.

"Wir haben dich schon überall gesucht.", fügt er hinzu und deutet auf Joey neben sich.

"Ja, hier bin ich.", entgegne ich trocken und lösche dann kurzerhand, ohne lange darüber nachzudenken, die Handynummern meiner Eltern.

"Na dann, komm! Lass uns was trinken gehen", schlägt Jimmy vor.

"Ganz wie in den alten Zeiten." Joey zwinkert mir zu und winkt mich dann auch zu sich.

"Klingt gut.", antworte ich. Ich ziehe meine Jacke über, nehme meine restlichen Sachen und folge den Brüdern dann durch die Gänge.

Nachdem ich mich von den restlichen Geschwistern verabschiedet habe und mir von Maite die Adresse unserer Hotels habe geben lassen, machen wir uns zu dritt auf in die Dunkelheit. Durch einen der Seiteneingänge gelangen wir unbemerkt nach draußen. Von irgendwo her besorgt Jimmy uns kalte Getränke mit denen wir uns etwas abseits unter einen großen Baum setzen. Mit einem leisen klirren stoßen wir die Glasflaschen vorsichtig zusammen.

"Auf euer Comeback.", sage ich, Jimmy und Joey nicken zustimmend und dann nehmen wir alle einen großen Schluck.

Mit jeder Minute, die wir hier alleine in der Dunkelheit sitzen und uns unterhalten, scheinen sich all die Missverständnisse aus der Vergangenheit aufzuklären. Auf einmal scheint Alles, was ich, was wir getan haben, genau so richtig gewesen zu sein. Ich bereue es indessen überhaupt nicht mehr, damals gegangen zu sein. Aber nur, weil ich heute hier bin. Endlich schaffe ich es über den Tod meiner Eltern zu sprechen, ohne, dass ich bei jedem einzelnen Wort in Tränen ausbreche. In Jimmy's und Joey's Mitte fühle ich mich geborgen und sicher wie eh und je. Und ich lehne mich ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass dies immer so bleiben wird. Wir werden für immer die besten Freunde dieser Welt bleiben, da sind wir uns sicher! Und, wer weiß - vielleicht ist unser nächstes Treffen ja schon jetzt viel greifbarer, als uns klar ist. Auf jedes einzelne davon freue ich mich schon heute.

~Ende~

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