Kapitel 11

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-Jimmy-

Am nächsten Morgen bin ich der erste, der aufwacht. Ich ziehe mir meine Klamotten an und gehe leise nach draußen. Ein leichter Wind weht, die Sonne scheint und vereinzelt kann ich die Vögel zwitschern hören. Es sind sogar schon einige Leute unterwegs, die durch die Straßen hetzen um rechtzeitig auf Arbeit zu sein; sich dabei das Handy ans Ohr halten und mit dem Gesprächspartner diskutieren. Auf der anderen Straßenseite zieht eine Mutter ihre kleine Tochter hinter sich her, die sie wohl in wenigen Minuten in irgendeiner Kita parken und erst am Abend dort abholen wird. Zum Glück mussten wir so etwas nie erleben! Unsere Mutter war Tag und Nach für uns da, hat uns bekocht und getröstet, wenn wir uns das Knie aufgeschlagen hatten. Letzteres kam vor Allem bei Joey und mir leider öfter vor. Sie hat uns immer wieder ermutigt, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Das betrifft auch unsere Musik. Als wir von ihrer Krankheit erfuhren, sagte sie zu uns, das wir weitersingen sollten und damit irgendwann groß herauskommen würden. Der große Erfolg lässt zwar noch auf sich warten, aber trotzdem hatte meine Mutter recht. Wir machen das, was und Spaß macht und verdienen so das Geld, welches wir zum Leben und Überlebe brauchen. Wir machen es für sie, für unsere Mutter. Sicher wäre sie stolz auf uns, wenn sie uns sehen könnte. Scheiße, man - sie fehlt mir so!

Vielleicht ist es Zufall, aber in dem Moment, als ich ein kurzes Gebet zu ihr hinauf schicke, lukt die Sonne hinter den Wolken hervor. Und irgendwie habe ich plötzlich das Gefühl, dass heute eine guter Tag für uns werden könnte!

Ich nehme mir etwas von unserem gestern hart erspielten Geld, um meiner Familie etwas zum Frühstück zu besorgen. Nicht weit entfernt finde ich eine kleine Bäckerei, in der schon Licht brennt. Schnell überquere ich die Straße und trete in den schmalen Laden. Vor mir an der Theke steht eine ältere Frau, die der Verkäuferin dabei zusieht, wie diese die bestellten Brötchen in einen Stoffbeutel sortiert. Bis ich an der Reihe bin, lasse ich meinen Blick schon einmal über die Theke schweifen. Die Auswahl ist riesig! Wie soll ich mich denn da entscheiden können?

"Da bist du ja wieder. Wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.", witzelt Joey, als ich den Bus wieder betrete.
"Morgen früh gehst du zum Bäcker.", bestimme ich.
"Selbst Schuld, wenn du so zeitig aufstehst.", entgegnet mein Bruder. Ich strecke ihm die Zunge heraus und lege meine Tüte auf den Tisch. Inzwischen sind alle wach und wir frühstücken gemeinsam. Während wir essen besprechen wir unser Vorgehen für den heutigen Tag. Unser Vater beschließt, das wir uns heute einen anderen Platz zum musizieren suchen. Zwar lief es an unserem alten Platz echt super, aber irgendwann haben die Anwohner und die Ladenbesitzer ringsherum genug davon. Da ist es das beste für uns, weiterzuziehen. Das letzte, was wir gebrauchen können ist, Stress mit der Polizei oder dem Ordnungsamt. Nachdem wir das Geschirr gespült haben, machen wir uns wieder an die Arbeit.

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