Kapitel 18

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-Jimmy-

Nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch kommen wir endlich zum Stehen. Da es die letzten Meter nur bergauf ging, bin ich ziemlich außer Atem; sie nicht, was wohl darauf deuten lässt, das sie regelmäßig Sport macht. Würde mir auch ganz gut tun!

"Na, zu viel versprochen?", fragt sie und selbst trotz der Dunkelheit kann ich ihr begeistertes Grinsen erkennen. Ich folge ihrem Blick.

"Wow." Mehr bekomme ich nicht heraus. Vor uns im Tal liegt der Stadtkern. Das silberne Licht des Mondes taucht die Stadt in ein magisch wirkendes Licht. Nur vereinzelt sind winzig klein Straßenlaternen und Autoscheinwerfer zu erkennen. Deren Motoren sind hier oben gar nicht mehr zu hören. Ganz in der Nähe zirpen ein paar Grillen und der Wind lässt das Laub, welches nur noch vereinzelt an den Bäumen hängt, rascheln. Irgendwo in der Ferne ruft ein Uhu, dessen Rufe in dieser Ruhe beinahe unheimlich klingen.

"Es ist so schön hier.", sagt sie und setzt sich in das nasse Gras. Da ich nicht weiß, was ich tun soll und nicht nur danebenstehen will, tue ich es ihr gleich.

"Stimm. Vor Allem schön ruhig.", bestätige ich. Sie überkreuzt die Beine und lässt sich dann rücklings ins Gras fallen. Etwas unbeholfen bleibe ich sitzen und schaue immer wieder zu ihr hinüber. Das ihr in ihrer dünnen Jacke nicht kalt ist wundert mich. Mir jedenfalls steht die Gänsehaut.

"Schau nur.", sagt sie begeistert und deutet nach oben. Ich lege den Kopf in den Nacken und stütze mich mit den Händen ab. Der Himmel ist dunkelblau, fast schwarz und nur vereinzelt schweben kleine Schäfchenwolken vor den hellen Mond. Millionen von Sternen strahlen uns entgegen.

"Da ist der große Wagen.", sagt sie. Ich schaue in etwa die Richtung in die sie ihren Zeigefinger ausgestreckt hat. Erfolglos suche ich den Himmel nach dem besagten Sternbild ab. In den nächsten Minuten ist sie weiterhin damit beschäftigt, mir weitere zu zeigen und ich versuche wirklich ihr zu folgen.

Als das Licht der letzten Straßenlaterne erlischt machen wir uns auf den Rückweg. Es scheint mir, als hätten wir die Ruhe mitgenommen. Erst, als wir uns der Hauptstraße wieder annähern wird es wieder lauter. Naja, so laut, wie es mitten in der Nacht eben werden kann. Schon vermisse ich die Ruhe von eben und wünschte, wir wären noch auf dem Hügel.

"Sehen wir uns morgen wieder?", frage ich, als wir wieder vor unserem Bus zum Stehen kommen. Von hier aus kann ich erkennen, das noch eine kleine Lampe eingeschaltet ist, was mir verrät, das mein Vater wohl noch wach ist. Hoffentlich gibt es kein Theater, wenn ich gleich zu ihm gehe!

"Klar, gerne.", antwortet sie zu meiner Erleichterung.  Dann dreht sie sich zum Gehen um.

"Warte mal!", rufe ich ihr nach. Es wirkt, als wäre sie überrascht und dreht sich zu mir um.

"Wie heißt du denn?"

"Annie."

"Okay, Annie. Dann bis morgen."

"Bis morgen.", antwortet sie. Ich schaue ihr noch eine Weile nach und frage mich dann, warum ich sie nicht nach Hause begleitet habe. Kopfschüttelnd drehe ich mich um und husche zurück in unseren Bus. Die Wärme, die mir entgegenschlägt ist herrlich! Ich hatte Recht, mein Vater ist noch wach und beäugt mich jetzt kritisch.

"Sorry, ist bisschen später geworden.", erkläre ich überflüssigerweise und ziehe meine Jacke aus.

"Das nächste Mal sagst du bitte Bescheid, wenn du nochmal weggehst.", sagt mein Vater und löscht dann das Licht. Im Dunkeln ziehe ich mich um und lege mich dann ins Bett.

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