Kapitel 35

53 3 0
                                    

-Leyla-

Ich kann nicht behaupten, das ich überrascht bin, das meine Eltern länger als geplant wegbleiben. Das ist eigentlich immer so, der Normalfall sozusagen. Und trotzdem rege ich mich jedes Mal auf's Neue darüber auf. Warum? Genau das wollte ich mich nie wieder fragen und mache es trotzdem jedes mal wieder!
Ich knalle die Haustür hinter mir zu und ziehe kopfschüttelnd Jacke und Schuhe aus. Ich hechte die Treppe nach oben, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. In meinem Zimmer angekommen zerre ich den Koffer unter meinem Bett bevor  und öffne meinen Kleiderschrank. Wahllos ziehe ich irgendwelche Klamotten heraus und werfe sie auf mein Bett. Nicht besonders ordentlich landen sie schließlich im Koffer. Im Bad packe ich meine Kulturtasche zusammen und hole mir ein paar Flaschen Wasser aus der Küche. Eine Packung Kekse fliegt ebenfalls in meine Tasche, damit ich unterwegs niht verhungere.

Als ich wenige Minuten später mit all meinen Sachen in Flur stehe, bin ich mit nicht mehr sicher ob meine Entscheidung die Richtige ist. Erst jetzt, wo ich an dem Punkt angekommen bin, meinen Plan durchzuziehen, wird mir klar, wie sehr ich mein Hause vermissen werde. Wenn ich mich jetzt umdrehe und gehe, werde ich einen Rückzieher machen, so viel ist klar. Wohin ist meine Entschlossenheit von vor zehn Minuten? Den Brief, den ich in den Händen halte, ist total zerknittert, da ich die ganze Zeit schon an den Ecken des Papiers spiele. Ich platziere ihn auf dem Küchentisch, wo mei Eltern ihn gut sehen können und trete dann wieder zurück in den Flur.

Das Taxi, welches ich mir telefonisch bestellt habe, als ich eben nach Hause kam, steht bereits am Straßenrand. Ich schalte mein Handy aus und sammele meine Sachen zusammen. In meinem Koffer ist doch mehr gelandet, als ich beabsichtigt hatte. Dementsprechend schwer ist er, als ich ihn über dir Türschwelle hebe. Ein letztes Mal erlaube ich mir, mich umzudrehen. Doch um nicht sentimental zu werden wende ich den Blick schnell wieder ab und gehe zügig zum Taxi.

"Wo soll es denn hingehen?", fragt mich der Fahrer, nachdem er meine Sachen im Kofferraum verstaut hat.

"Zum Flughafen.", antworte ich und setze mich auf die Rückbank. Erst, als er den Motor startet und langsam losfährt, wird mir klar, was ich hier gerade mache. DAS ich es gerade mache! Es klingt vielleicht etwas komisch, aber als sich das Taxi in Bewegung setzt habe ich auf einmal das Gefühl, frei zu sein. Natürlich werde ich meine Heimat vermissen und natürlich Maite, meine beste Freundin. Vielleicht hätte ich ihr von meinem Vorhaben erzählen sollen. Doch wie ich sie kenne, hätte sie versucht es mir auszureden und wie ich mich kenne, hätte sie es geschafft. Außerdem hätten wir nur geheult. Dann lieber kurz und schmerzlos; ein klarer Schnitt!

Auf den Straßen ist wenig los und so sind mir schneller am Flughafen als mir lieb ist. Mit meinem Gepäck muss ich mich dieses Mal leider kümmern. Hätte ich mal nicht so viel eingepackt! Ich versuche keine Gedanken an das zu verlieren, was ich hier zurücklassen werde und versuche mir lieber vorzustellen, was auf mich zukommt. Obwohl ich gerade nicht weiß, was schlimmer sein wird!

Forever Together Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt