Kapitel 84

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-Maite-

Seit drei Wochen ist John schon in Deutschland und bereitet sich mit seinen Geschwistern auf die kommenden Konzerte vor. Und mindestens genau so lange versuche ich Leyla dazu zu überreden, mich zu ebendiesen zu begleiten. Doch sobald ich dieses Thema anspreche, macht meine Freundin dicht und hört mir überhaupt nicht mehr zu. Oder sie versteckt sich hinter ihrer Arbeit.

Auch heute habe ich sie noch nicht gesehen. Als ich morgens aufstand waren ihre Sachen verschwunden und laut ihres Schichtplanes hatte sie bereits Feierabend. Klar kommt mal was dazwischen und man muss ein paar Minuten länger arbeiten, aber keine zwei Stunden. ZWEI STUNDEN! Ich muss dringend mit meiner besten Freundin reden, ob sie nun will, oder nicht. Wenn sie so weitermacht, macht Leyla sich kaputt. Sie will ihre Eltern stolz machen, das weiß ich, aber dasbist eindeutig zu viel des Guten.

Gegen zehn höre ich, wie sie zur Haustür hereinkommt. Eigentlich bin ich todmüde und wäre nicht nur einmal beinahe eingeschlafen während ich auf Leyla gewartet habe, aber ich will dieses Gespräch heute noch hinter mich bringen Lustig wird das nicht!

"Du bist ja noch wach.", stellt Leyla fest, als sie zu mir ins Wohnzimmer kommt.

"Ich habe auf dich gewartet.", antworte ich.

"Sorry, hat bisschen länger gedauert heute.", sagt sie und wendet sich zum Gehen ab.

"Genau wie gestern. Eigentlich wie immer.", erwidere ich vorwurfsvoll. Überrascht schaute Leyla mich an.

"Maite, wir reden morgen, okay? Ich bin total fertig." Entschuldigend sieht sie mich an. Beinahe könnte Leyla mir leid tun.

"Nein, wir reden nicht morgen. Wir reden jetzt.", entgegne ich streng. Wenn auch ziemlich widerwillig setzt Leyla sich zu mir.

"Leyla, du weißt, das ich nur dein Bestes will, oder?" Sie nickt.

"Ich will dir nicht's vorschreiben, oder mich in dein Leben einmischen, aber wenn du so weiter machst... Das ist nicht gut für dich.", beginne ich leise und lege meinen Arm um sie. Kraftlos lässt Leyla ihren Kopf an meine Schulter fallen und gähnt.

"Ich weiß.", kommt es nur leise von ihr.

"Fahre mal einen Gang runter und gönne dir eine Pause. Deine Leute kommen auch mal ein paar Tage ohne dich klar." Leyla atmet tief durch, schweigt aber. Sicher hat sie mich längst durchschaut und weiß genau worauf ich hinaus will.

"Ja, wahrscheinlich hast du recht. Aber du kennst mich und du weißt, das ich nicht einfach Nicht's machen kann."

"Dann komme doch mit. Ich bin mir sicher, die Anderen würden sich freuen, dich wiederzusehen." Abwartend sehe ich Leyla an, die nur ins Leere schaut.

"Und ich würde mich auch freuen, wenn du hier nicht alleine herumsitzen würdest. Außerdem kannst du mich nicht mit den ganzen Kelly's alleine lassen.", sage ich und knuffe meine Freundin in die Seite, was sie wenigstens kurz lächeln lässt.

"Komm schon, Leyla. Warum bist du so strickt dagegen mitzukommen?", frage ich meine Freundin, die dazu nicht's sagt. Oder nicht's sagte will.

"Ich kann das nicht." Leyla stützt die Ellenbogen auf die Knie und legt den Kopf in die Hände.

Eigentlich glaube ich ihre Gründe zu kennen; wir haben in den letzten Jahren oft darüber geredet. Und dennoch ist dies ein kompliziertes Thema, welches ich mich jetzt nicht traue anzusprechen.

"Ich bin damals einfach ohne Erklärung abgehauen. Da kann ich jetzt nich, nach all den Jahren, wieder auftauchen und so tun, als wäre nie etwas gewesen.", sagt meine Freundin leise, lässt ihren Blick aber auf den Fußboden gerichtet. Das sie von alleine davon anfängt überrascht und freut mich. Gleichzeitig überfordert es mich allerdings auch. All die Jahre hat Leyla dieses Päckchen ihrer Vergangenheit mit sich herumgeschleppt und Alles mit sich alleine ausgemacht.

"Das verlangt ja auch niemand von dir." Ich rücke auf dem Sofa ein Stück nach vorn und streiche Leyla über den Rücken.

"Du hattest damals deine Gründe zu gehen. Wahrscheinlich war es die richtige Entscheidung, vielleicht auch nicht. Du weißt am besten, das es für manche Sachen nie den richtigen Zeitpunkt gibt, aber es bringt dir nicht's das Alles noch ewig mit dir herumzuschleppen. Schaffe das endlich aus der Welt. Rede mit Jimmy und mit Joey. Sie werden doch verstehen, wenn sie deine Gründe kennen, da bin ich mir sicher."

"Okay, ich denke darüber nach.", antwortet Leyla und schenkt mir ein leichtes, aber ehrliches Lächeln.

Forever Together Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt