Kapitel 69

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-Joey-

Nicht ganz einstimmig beschließen wir, gleich nach dem Frühstück das Fotoshooting hinter uns zu bringen.

"Heute ist es wenigstens trocken. Die Anderen Tage ist Regen gemeldet.", sagt Kathy, als ich sie auf das Mistwetter hinweise.

"Okay, wie du meinst.", entgegne ich.

Kurzerhand packen wir die Sachen zusammen, von denen wir glauben, das wir sie brauchen werden. Dann machen wir uns auf dem Weg.

Meine Hoffnung, das Wetter könnte sich indessen gebessert haben, zerplatzt wie eine Seifenblase, als wir im Gänsemarsch den schmalen Weg entlanglaufen. Kathy hatte Recht, denn Regnen tut es wirklich nicht. Sieht aber stark danach aus. Naja, wenigstens was!

Aber da wir mit Thomas und Leyla ja mit Profi's arbeiten, haben wir das Shooting nach nur einer Stunde hinter uns. Und das ist auch gut so, denn der Himmel wird mit jeder Minute dunkler. Nicht's, wie weg hier!

"Ich glaube mir frieren gleich die Finger ab.", höre ich Leyla sagen, die gerade dabei ist, ihre Sachen zusammenzupacken.

"Gib her. Ich mache das.", sage ich und nehme ihr den Rucksack ab.

"Danke.", sagt Leyla erleichtert, zieht sich ihre Kapuze über und steckt ihre vor Kälte zitternden Hände tief in die Jackentasche.

"Kein Ding.", antworte ich und schultere ihren Rucksack. Das Lächeln, welches Leyla mir darauf hin zuwirft lässt eine wohlige Wärme in meiner Brust entstehen und schnell wende ich den Blick ab. Und natürlich ist das Erste, was mir durch den Kopf schießt, ob es Jimmy genau so gehen würde. Warum, verdammt nochmal?! Würde mein Bruder auch Rücksicht auf mich nehmen, so wie ich es wegen ihm tue? Keine Ahnung...

Während des Rückweges lasse ich mich etwas zurückfallen, da Leyla und Thomas noch einge Dinge zu besprechen haben und ich sie nicht belauschen will.

Zu Hause angekommen räumen wir die Sachen vom Shooting weg und wärmen uns etwas auf. Da in unserem Kühlschrank aber sogar die Mäuse verhungern würden haben wir keine andere Wahl, als heute nochmal einkaufen zu gehen.
Da wir ja insgesamt neune Leute sind; Leyla und Thomas mitgezählt sogar elf; und wir daher nicht alle mit in die Stadt müssen, ziehe ich mich ins Wohnzimmer zurück. Ein paar Minuten sitze ich einfach nur da, starre Löcher in die Luft und bin froh, nicht mehr der Kälte da draußen ausgesetzt zu sein.

"Du bist ja auch noch hier. Drückst Du dich vor dem Einkaufen?", fragt Leyla und holt mich damit aus meinen Gedanken.

"Ja, und das sogar erfolgreich, wie man sieht.", antworte ich und rutsche auf dem Sofa ein kleines Stückchen nach links, um ihr Platz zu machen. Lächeln folgt Leyla meiner stummen bitte und setzt sich neben mich; wie mir jetzt erst auffällt mit ihrem Buch in der Hand.

"Wie weit bist du eigentlich?", fragt Leyla während sie das Buch aufklappt und bis zu ihrem Lesezeichen blättert.

"Ziemlich weit.", antworte ich nur, aber ich weiß, das Leyla weiß, dass das nicht stimmt. Außer gestern früh vor dem Frühstück bin ich in den letzten Tagen kaum zum Lesen gekommen.

"Ach ja?" Wissend schaut Leyla mich an.

"Jaha, allerdings."

"Ja, ja....", sagt Leyla, die schon wieder in den Zeilen vertieft ist. Wenn ich die Seitenzahl mir so anschaue wird mir klar, dass, wenn ich eine Chance haben will diese Wette zu gewinnen, eigentlich auch ich mich meinem Exemplar widmen müsste. Aber ich habe die Wahl zwischen a) aufzustehen und mir dieses zu holen, oder b) hier sitzen bleiben und Leyla beim Lesen zuzusehen. Dteimal dürft ihr raten wofür ich mich entscheide...

Irgendwann wird es mir dann allerdings doch zu blöd nur daneben zu sitzen und Leyla kampflos gewinnen zu lassen und entscheide mich letztendlich doch noch für Variante a. Bei aller Freundschaft, aber einen freien Wunsch gebe ich nicht einfach so her!

Eigentlich bin ich viel zu faul, um aufzustehen, in die Küche zu gehen, um meine Buch von da zu holen. Zumindest bilde ich es mir ein, es da liegengelassen zu haben. Schließlich bequeme ich mich doch auf, da ich diese ruhige Momente, ohne meine Geschwister und vor allem ohne doofe Kommentare von Jimmy nutzen will.

Aus dem Augenwinkel beobachte ich Leyla und ein schiefes, kaum merkliches Grinsen huscht auf ihr Gesicht.

Tatsächlich finde ich mein Buch in der Küche. Damit, und mit zwei Flaschen Limo, die unserer Kühlschrank noch hergibt, gehe ich zurück ins Wohnzimmer.

"Hier." Ich reiche Leyla eine der Flaschen. Wortlos nimmt sie diese entgegen und stellt sie vor sich auf den Tisch. Ein genervt klingendes Seufzen folgt, dann klappt sie ihr Buch zu und legt es daneben.

"Meine Mutter hat mich vorhin angerufen und gefragt, ob ich an Weihnachten nach Hause komme.", sagt Leyla, als ich gerade dabei bin bis zu der Stelle zu blättern, wo ich früh aufgehört habe zu lesen.

"Okay... Und warum guckst du dann so deprimiert?", frage ich. Leyla zuckt nur mit den Schultern und schaut vor sich auf den Boden.

"Ist doch ein gutes Zeichen, dass sie sich bei dir meldet. Wenn ich da an euer letztes Gespräch denke."

"Ja, schon."

"Aber?"

"Keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht, ob ich es machen soll. Was, wenn meine Eltern mich überreden dazubleiben?", antwortet Leyla ziemlich verzweifelt. Ja, ich kann ihre Bedenken nachvollziehen. Ich würde auch nicht wollen, dass sie wieder weggeht. Aber deswegen kann ich nicht von ihr verlangen an Weihnachten hierzubleiben. Das wäre egoistisch von mir.
Ich überlege hin und her und suche nach den richtigen Worten.

"Letztendlich ist es deine Entscheidung was du machst.", beginne ich.

"Na, du bist mir ja eine große Hilfe ", fällt sie mir ins Wort.

"Lass mich doch mal ausreden.", sage ich und lege nun ebenfalls mein Buch beiseite.

"Ich will dich zu nicht's überreden, aber vielleicht wäre das eine gute Gelegenheit euren Streit zu begraben."

"Stimmt schon.", sagt Leyla. Allerdings nicht sehr überzeugt.

"Sieh es mal so. Es kann doch nur besser werden. Wenn du die Einladung ausschlägst, machst du es dir nur selbst schwer." Zufrieden mit meinen schlauen Worten greife ich wieder nach meinem Buch.

Das ich eigentlich genau das Gegenteil will, nämlich das Leyla an Weihnachten hier bei uns ist, behalte ich für mich. Ich will ihr die Entscheidung nicht zusätzlich schwer machen. Das macht sie ja leider schon selbst.

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