-Joey-
"Papa! Telefon für dich!", höre ich meinen Sohn Luke rufen. Ich schlage das Beil in den Baumstamm und gehe in Richtung Haus, wo ich auf Luke treffe. Ohne ein weiteres Wort drückt er mir das Telefon in die Hand und geht wieder nach drin.
"Hey Joey, hast du kurz Zeit?", fragt Angelo, nachdem wir uns begrüßt haben. Wenn er schon fragt, ob ich 'mal kurz Zeit habe', heißt das meistt nicht's Gutes. Okay, dann telefonieren wir eine Stunde und nicht zwei, aber eigentlich habe ich gerade gar keine Lust auf irgendwelche Diskussionen.
"Klar, was gibt's?", frage ich dennoch. Ich klemme mir das Telefon ans Ohr und ziehe meine Schuhe aus.
"Ich wollte nur wissen, ob du über die Sache nachgedacht hast?", fragt Angelo ohne zu zögern.
"Angelo, das hast du mich gestern auch gefragt.", stelle ich fest.
"Ja, und?", fragt er ungeduldig. Im Hintergrund kann ich Kira und die Kinder hören.
"Ich habe dir sich gesagt, dass ich darüber nachdenken muss.", gebe ich zurück und gehe in die Küche, wo ich auf meine Frau treffe, die am Herd steht. Fragend schaut sie zum Telefon. Als Antwort forme ich ein lautloses 'Angelo' und setze mich an den Tisch.
"Das frage ich dich jetzt seit drei Wochen. Joey, entweder du hast Lust, oder eben nicht.", sagt mein kleiner Bruder genervt.
"Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich melde, wenn ich meine Entscheidung getroffen habe." Zum Glück kann er nicht sehen, das ich mit den Augen rolle und mir müde über die Schläfen reibe.
Seit Angelo diese Idee hatte, telefoniert er fast täglich in der ganzen Familie herum. Ob er den Anderen damit auch so auf den Keks geht, wie mir? Ich weiß, er meint es nur gut, aber das ist eben keine leichte Entscheidung, die man über Nacht treffen kann.
"Vielleicht hilft es dir ja bei deiner Entscheidung, dass die Meisten schon zugesagt haben.", sagt Angelo in meine Gedanken hinein.
"Wer hat denn alles zugesagt?" Bei dieser Frage bekomme ich ein flaues Gefühl in der Magengegend, was nicht nur daran liegt, dass es hier in der Küche inzwischen echt köstlich duftet.
"Also Patricia, John, und Kathy sind auf alle Fälle dabei. Jimmy rufe ich gleich noch an.", erzählt Angelo.
"Ich melde mich die nächsten Tage bei dir. Bis demnächst." Dann drücke ich schnell auf den roten Hörer und beende so das Gespräch. Viel hat das Telefonat ja nicht gebracht.
"Ist alles okay?", fragt Tanja, die meinen ratlosen Blick bemerkt haben muss.
"Ja, ja. Alles gut.", sage ich schnell, um die nicht zu beunruhigen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen verstreut sich die ganze Familie wieder im Haus und der Abwasch bleibt an mir hängen. Während ich diesen erledige, schweifen meine Gedanken immer wieder ab; zu dem Telefonat mit meinem Bruder. Klar, es wäre sich toll, wieder mit meinen Geschwistern Musik zu machen und durch Deutschland zu reisen. Ich muss ehrlich zugeben, das mir das gefehlt hat in den letzten Jahren. Wenn da nur diese Sache nicht wäre, hätte ich Angelo sofort zugesagt. Vielleicht ist das aber auch die Gelegenheit, dieses ... Problem, sag ich mal ... aus der Welt zu schaffen. Genau, wie ich es Leyla damals mit ihren Eltern geraten habe. Ein Gespräch und alles war wieder in Ordnung. Wahrscheinlich wird es auch für Jimmy und mich Zeit für eine Aussprache.
Da einer von uns den ersten Schritt tun muss, setze ich mich an den Esstisch und wähle die Nummer meines Bruders. Warum bin ich so aufgeregt?
Nach dem dritten Klingeln knackt es in der Leitung und ich höre Meike's Stimme.
"Joey, mit dir habe ich ja überhaupt nicht gerechnet.", sagt sie deutlich überrascht.
"Wahrscheinlich eher mit Angelo, oder?", frage ich scherzend. Ein kurzes Lachen ihrerseits verrät mir, das ich richtig liege.
"Jimmy meinte schon, wenn er es wieder ist soll ich sagen, das er nicht zu Hause ist."
"Kannst du ihn mir bitte geben? Wir haben da einige Sachen zu klären.", bitte ich Meike.
"Natürlich. Hat mich gefreut, von dir zu hören."
"Danke." Im Hintergrund kann ich hören, wie sie nach meinem Bruder ruft. Kurz darauf höre ich seine Stimme und Schritte, die sich dem Telefon nähern.
"Ja, hallo?" Da ich nicht damit gerechnet hatte, Jimmy tatsächlich ans Telefon zu bekommen, weiß ich nicht, was ich jetzt sagen soll. Ich hätte diese ganze Aktion besser durchdach angehen sollen.
"Halli? Ist da noch wer?", fragt mein Bruder am anderen Ende der Leitung.
"Hallo Jimmy.", sage ich schließlich nur.
Stille. Mein Bruder sagt nicht's. Ich reiche schon damit, das er wieder aufgelegt hat.
"Was gibt's denn?", fragt er dann auf einmal ganz locker. Ob er genau so nervös ist, wie ich es bin? Wenn ja, lässt er es sich nicht anmerken.
"Wir sollten reden?", bringe ich mühsam hervor.
"Ja, das sollten wir.", antwortet Jimmy.
"Selber Ort wie immer?", frage ich und halte die Luft an. Ich hoffe, mein Bruder weiß, wovon ich spreche. Nämlich von dem kleinen Restaurant, in dem wir früher nach den Konzerten immer gemeinsam waren. Klar, wir hätten uns auch bei mir, oder bei ihm zu Hause treffen können, aber ein neutraler Ort ist für dieses Wiedersehen sicher geeigneter.
"Selber Ort wie immer. In einer halben Stunde?"
"Okay, bis dann."
Erst, als ich wirklich sicher bin, dass das Telefonat beendet ist, atme ich wieder durch. Ich lege mein Handy vor mir auf den Tisch und schaue es eine Weile nur an. Ist das gerade wirklich passiert? Sieht ganz so aus...
"Mit wem hast du gesprochen?", fragt meine Frau, die in der Tür steht und zu mir herüber schaut. Ich habe sie gar nicht kommen hören.
"Mit Jimmy.", antworte ich und da ich Tanja damals von unserem Streit erzählt habe, schaut sie mich stolz an.
"Ich muss nochmal los.", sage ich, nehme meine Handy und stehe auf. Im Vorbeigehen gebe ich meiner Frau einen Kuss.
"Viel Spaß." Mut machend lächelt sie mir zu. Zwar weiß ich nicht, ob dieses Treffen so spaßig werden wird, versuche aber positiv zu denken.
'Wird schon schief gehen.', denke ich und steige ins Auto. Ich atme noch einmal tief durch und mache mich dann auf den Weg.
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Forever Together
FanfictionSchon als Kinder freunden sich Jimmy und Joey Kelly mit Leyla an. Die Drei verstehen sich von Anfang an super und werden beste Freunde. Als die Kelly's nach dem Tod von Barbara-Ann weiterziehen verlieren sich die drei aus den Augen. Viele Jahre spä...