-Leyla-
Seit dem letzten gesagtem Satz, der im Übrigen Joey's Antwort auf die Frage seines Bruders war, die ich leider nicht verstanden habe, herrscht eine komische Anspannung in dem langen Flur. Die Luft ist zum Schneiden dick. Keiner weiß etwas zu sagen; vor allem ich nicht.
Etwas unbeholfen stehe ich da, sehe abwechselnd zu Boden und dann zu Jimmy und Joey. Warum bin ich nicht einfach bei den Anderen geblieben?
Mein Hals fühlt sich viel zu trocken an, als das ich auch nur ein einziges Wort herausbekommen würde. Verlegen räuspere ich mich und trete von einem Fuß auf den anderen. Um ehrlich zu sein komme ich mir ziemlich blöd vor. Warum kann es nicht so einfach unbeschwert sein, wie unser letztes Wiedersehen? Damals konnten wir alle drei genau so wenig glauben, wem wir gegenüber standen, wie heute.
"Schön, das du hier bist.", sagt Jimmy irgendwann so plötzlich, das ich mich sogar ein wenig erschrecke.
"Finde ich auch.", antworte ich ehrlich. Ich bin gerade extrem froh, das Maite es geschafft hat, mich zu überreden.
Auch Jimmy ist es, der schließlich auf mich zukommt und mich, wenn auch etwas zögerlich, umarmt.
"Ich lass' euch dann mal alleine.", sagt er und deutet über seine Schulter hinweg auf seinen Bruder.
"Nein, du musst nicht..."
"Doch, muss ich. Ihr habt sicher die ein oder andere Sache zu klären.", unterbricht Jimmy mich und zwinkert mir zu.
"Bis dann." Mit diesen Worten verschwindet er und lässt Joey und mich alleine. Und wieder tritt Schweigen ein; dieses, der unangenehmen Sorte. Joey wendet den Blick von mir ab und lehnt sich an dir Wand. Er ist verwirrt, das sehe ich ihm deutlich an. Kurzerhand überbrücke ich diese kurze Distanz zwischen uns und stelle mich ihm gegenüber an die andere Wand.
"Hat es dir die Sprache verschlagen? Bist du so geschockt mich zu sehen?", frage ich irgendwann, um die Stimmung zu lockern. Oder dies zumindest zu versuchen. Und tatsächlich huscht so etwas wie ein kleines Lächeln über Joey's Gesicht.
"Irgendwie schon. Aber im positiven Sinne.", antwortet er.
"Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit, das du hier auftauchst.", fügt er hinzu und sieht mich ernst an. Gut, denke ich. Dann komtm jetzt also der Teil, das wir über die Vergangenheit reden müssen.
"Maite hat ganz schön auf mich einreden müssen.", gebe ich zu.
"Wundert mich bei deinem Dickkopf überhaupt nicht."
"Toll, kaum hast du die Sprache wiedergefunden, schon wirst du frech.", sage ich gespielt empört, was Joey erst recht zum Lachen bringt. Kopfschüttelnd sehe ich zu ihm.
"Was hast du die letzten Jahre gemacht? Du hast ja nie etwas von dir hören lassen, nachdem du abgehauen bist.", sagt Joey dann, auf einmal wieder total ernst. Das seine Worte mich treffen und ich ein ungutes Gefühl im Magen bekomme, versuche ich mir nicht anmerken zu lassen.
"Ich bin nicht einfach abgehauen.", starte ich den Versuch mich zu erklären.
"Ach, nein?"
"Nein, denn es war alles andere als einfach. Es war sogar extrem hart. Ich bin gegangen, weil ich nicht wollte, daß du und Jimmy weiter streitet und damit vielleicht alles kaputt gemacht hättet. Nicht, wegen etwas, was vielleicht nicht für immer gewesen wäre." Kaum sind diese letzten Worte raus, würde ich sie am liebsten zurück nehmen.
"Wenn du geblieben wärst, wäre vielleicht etwas daraus geworden, was hätte für immer werden können.", sagt Joey, was mir eine Gänsehaut auf die Arme treibt.
"Vielleicht aber auch nicht.", gebe ich zurück.
"Hast du damals auch schon so über uns gedacht? Bist du gegangen, um mir das nicht ins Gesicht sagen zu müssen?" Joey stößt sich von der Wand ab und beginnt aufgebracht auf und ab zu laufen.
"Nein, das habe ich nicht. Ich habe dich geliebt, ehrlich.", antworte ich und spüre, wie meine Augen feucht werden. Dieses Wiedersehen, dieses Gespräch, hatte ich mir anders vorgestellt.
"Ich weiß." Seine Worte sind nur ein Flüstern, dringen aber deutlich an meine Ohren. Erleichtert atme ich durch.
"Joey, ich will nicht mit mit streiten. Ich bin hergekommen, weil ich diese Sache mit euch klären wollte."
"Ich weiß. Und ich kann dich verstehen. Ich, an deiner Stelle, hätte es wahrscheinlich genau so gemacht. Aber, hey, so bist du eben. Du denkst immer erst an deine Freunde, nicht an dich selbst. Du bist viel zu gut für diese Welt." Ich brauche eine Weile, um diese Worte aufzunehmen und zu realisieren. Währenddessen schaue ich Joey einfach nur an.
"Ich habe dich so vermisst.", ist schließlich das Erste, was ich herausbekomme.
"Ich dich auch. Schön das du da bist." Das ich unbewusst ein paar Schritte auf Joey zugegangen bin, checke ich erst, als er mich jetzt in den Arm nimmt.
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Forever Together
FanfictionSchon als Kinder freunden sich Jimmy und Joey Kelly mit Leyla an. Die Drei verstehen sich von Anfang an super und werden beste Freunde. Als die Kelly's nach dem Tod von Barbara-Ann weiterziehen verlieren sich die drei aus den Augen. Viele Jahre spä...