-Lelya-
Da es schon ziemlich spät ist, wir waren länger unterwegs, als gedacht, machen wir uns gleich nach dem Bezahlen auf den Heinweg. Ich schaffe es tatsächlich, ohne gesehen zu werden, mit dem Kleid in mein Zimmer zu gelangen. Warum auch immer, aber es war mir wichtig, das Jimmy vorher keinen Blick darauf werfen konnte.
Jetzt stehe ich umgezogen in meinem Zimmer und betrachte mich selbst im Spiegel. Nur die Haare habe ich noch in ein Handtuch gewickelt, da sie noch nass vom Waschen sind. Kaum habe ich ein Problem bewältigt, stehe ich vor dem nächsten. Ich habe nämlich absolut keinen Plan, was ich mit meinen Haaren machen soll. Letztendlich entscheide ich mich dafür, sie einfach offen zu tragen. Für eine aufwendige Frisur fehlt mir leider die Zeit. Warum habe ich im Bad auch so lange gebraucht?
Schnell stecke ich meine Kamera ein, die ich heute Abend wahrscheinlich brauchen werde. Immerhin bin ich dienstlich unterwegs, auch, wenn Jimmy mich eingeladen hat. Mein Handy lasse ich vorsichtshalber auf dem Nachttisch liegen. Diesen Abend werde ich mir nicht von irgendwelchen unschönen Anrufen versauen lassen! Und Maite kann ich morgen früh anrufen und ihr alles erzählen.Nachdem ich einen letzten schnellen Blick in den Spiegel geworfen habe, mache ich mich auf den Weg nach unten, wo die Anderen schon warten.
"Wo hast du denn Jimmy gelassen?", fragt Patricia, als ich mich zu ihnen geselle.
"Keine Ahnung. Ich dachte, er ist schon hier bei euch.", antworte ich ehrlich. Ich hätte nicht gedacht, das jemand noch später ist, als ich.
"Entspannt euch mal. Bin ja schon da.", hören wir seine Stimme hinter uns. Schwungvoll kommt er die Treppe herunter gehüpft und stoppt kurz, als er mich entdeckt.
"Wow.", ist alles, was er sagt. Ich kann nur verlegen lächeln und muss den Blick abwenden, da ich sicher, schon wieder, wie eine überreife Tomate leichte.
"Ziel erreicht.", flüstert mir Patricia zu, ohne das ihr Bruder es mitbekommt.
Da es draußen schon dunkel ist (habe ich echt so lange getrödelt?) verwerfen wir den Plan, zu Fuß zu gehen und quetschen uns in den Bus. Keine drei Minuten später steigen wir wieder aus, was eine ganze Weile dauert. Ein leichter Wind weht und ich bekomme eine Gänsehaut auf den Armen. Ist doch kälter, als es aussah.
Drin ist es dafür umso wärmer. Viele der Gäste sind schon anwesend, was den, doch recht kleinen Raum ziemlich aufgeheizt hat. Am Eingang bekommen wir Alle ein Glas Sekt in die Hand gedrückt; die kleinen bekommen selbstverständlich Saft. Wir hängen unsere Jacken in die Garderobe, zumindest diejenigen von uns, die dran gedacht haben (ich also nicht) und mischen uns unter die Leute.
Da ich, außer den Kelly's und Thomas niemanden kenne, bleibe ich etwas abseits von dem Geschehen an einem der rundem Tische stehen und verschaffe mir erst einmal einen Überblick.
Eine gute halbe Stunde stehe ich nur herum wie bestellt und nicht abgeholt. Jimmy hat mich durch das viele Händeschütteln wohl vergessen. Toll! Den Abend hatte ich mir anders vorgestellt.
"Für wen hat du dich denn so herausgeputzt?", fragt Thomas, der sich eben zu mir gestellt hat. Ich kann nicht verhindern, dass ich bei seinen Worten rot werde.
"Nur für dich.", antworte ich, versucht lässig.
"Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen.", sagt mein Chef. Wenn er wüsste ...
Ein paar Minuten bleibt Thomas noch bei mir stehen. Wir quatschen über dies und das, bis er sich schließlich an die Arbeit macht und seine Kamera aus der Tasche holt. Mit den Worten "Bis später." ist er in der Menge verschwunden.
Immer wieder lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen, in der Hoffnung ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Leider Fehlanzeige. Wo sind die denn alle hin?
Genervt von all dem hier verdrehe ich die Augen. Toll, da hätte ich auch zu Hause bleiben und meinen Vorsprung beim Lesen weiter ausbauen können. Denn ich glaube kaum, das Joey in diesem Moment Zeit zum lesen hat.
Da auch ich mein Buch zu Hause gelassen habe und sonst nicht's mit mir anzufangen weiß, tue ich es meinem Chef gleich und hole meine Kamera hervor."Du denkst auch nur ans Arbeiten, oder? Ich schaue auf und sehe Jimmy, der mit zwei Gläsern in den Händen auf mich zu kommt. Erleichtert, da er mich offenbar doch nicht vergessen hat, atme ich auf.
"Irgendwas musste ich ja machen, nachdem du mich hier geparkt hast.", gebe ich zurück.
"Ich habe uns nur was zu trinken besorgt.", antwortet Jimmy und reicht mir eines der Gläser.
"Kein Problem. Hat ja nur fast einen Stunde gedauert." Ich zucke mit den Schultern und ohne auf meine Provokation einzugehen stößt Jimmy sein Glas sacht gegen meins.
Die Kohlensäure blubbert angenehm auf meiner Zunge, als ich die ersten Schluck trinke. Genau so trocken wie die Luft hier drin war bis eben auch mein Mund. Ich hatte das Gefühl seit Stunden nicht's getrunken zu haben und jeden Moment auszutrocknen!"Hier seid ihr zwei." Drei Gläser auf einmal tragend, die gefährlich wackeln, kommt Joey zu uns. Tatsächlich schafft er es alle drei Gläser auf den Tisch zu stellen, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten.
"Wow, damit kannst du zum Zirkus.", sage ich und deute auf den trocken gebliebenen Tisch.
"Gute Idee.", antwortet er.
"Alter Angeber.", sagt Jimmy, nimmt sich aber das eben servierte Glas.
Schweigend stehe ich zwischen den Beiden und verfolge ihre Kabbeleien amüsiert. Und da ich heute nicht nur zum Vergnügen hier bin schalte ich meine Kamera ein. Ich gehe um den Tisch herum, sodass ich Jimmy und Joey nun gegenüberstehe.
"Einmal recht freundlich bitte.", sage ich laut und ziehe so die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf mich.
"Muss das sein?", fragt Jimmy genervt, stellt aber sein Glas weg. Ich tue so, als müsste ich überlegen und antworte dann mit einem entschlossenen "Ja.".
"Komm schon, stelle dich nicht so an.", sagt Joey und rückt ein Stück näher zu seinem Bruder. Dankbar lächele ich ihm zu, da Jimmy aufgehört hat zu protestieren.
"Warte!", sagt Jimmy, als ich auf den Auslöser drücken will.
"Was denn noch?"
"Nicht, das man denkt, wir würden uns volllaufen lassen.", antwortet Jimmy. Er nimmt unsere leeren Gläser und stellt sie einem Keller auf das Tablett, der eben bei uns vorbei kommt. Dann stellt er ohne Widerworte neben seinen Bruder.
Eigentlich hätte ich es bei den beiden besser wissen müssen, denn als ich auf den Auslöser drücke, ziehen beide fast gleichzeitig Grimassen; Joey, als hätte er in eine Zitrone gebissen und Jimmy schaut, als hätte er irgendwas eingeworfen.
"Sehr witzig, echt!"
"Find ich auch.", entgegnet Jimmy.
"Guckt anständig.", befehle ich, was tatsächlich beide Kelly - Brüder befolgen. Es geschehen noch Wunder! Das ich das vorherige Foto der beiden Grimassen schneidenden Kelly's allerdings nicht löschen werde ist ja wohl klar! Irgendetwas muss ich ja gegen die beiden in der Hinterhand haben!
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Forever Together
Fiksi PenggemarSchon als Kinder freunden sich Jimmy und Joey Kelly mit Leyla an. Die Drei verstehen sich von Anfang an super und werden beste Freunde. Als die Kelly's nach dem Tod von Barbara-Ann weiterziehen verlieren sich die drei aus den Augen. Viele Jahre spä...