Kapitel 56

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-Leyla-

Ich kann noch nicht so richtig glauben, das ich das heute gerade wirklich tue. Erst, als die Verbindung hergestellt wird, kommt dies in meinem Kopf an.

"Ja, hallo?", ertönt da die Stimme meiner Mutter. Instinktiv greife ich nach Joey's Arm, wie, um mich zu vergewissern, das er wirklich hier bleibt.

"Hallo? Wer ist denn da?", höre ich meine Mutter fragen, was mich daran erinnert, das ich eventuell etwas sagen sollte.

"Hallo Mama.", sage ich schließe leise.

"Leyla?" Ich nicke, dann fällt mir ein, das sie mich ja gar nicht sehen kann und bestätige ihre Frage mit einem "Ja.". Am liebsten hätte ich sie gefragt, wie viele Töchter sie denn noch hat, aber dies ist wahrscheinlich die unpassendste Situation, um die große Klappe zu haben.

"Kannst du mir bitte mal verraten, wo du bist? Dein Vater und ich telefonieren seit Tagen überall herum und machen die ganze Familie wahnsinnig! Was hast du dir dabei gedacht, einfach abzuhauen?" Ja, sie ist eindeutig sauer! Aber es ist, wie Joey sagte - Was habe ich anderes erwartet?

"Mir geht's gut. Macht euch keine Sorgen.", sage ich und merke, das ich mit dieser Aussage keine ihrer Fragen beantwortet habe. Auf die Nachfrage meiner Mutter sage ich uhr dann doch wo ich bin und versichere ihr noch mehrmals das sie sich keine Sorgen machen braucht.

"Ich kann das Alles nicht glauben.", sagt meine Mutter, aber eher zu sich selbst.

"Und wann denkst du, wirst du wieder nach Hause kommen?", fragt sie, nachdem wir uns mehrere Minuten angeschwiegen haben. Genau das ist die Frage, vor der ich Angst hatte. Der Satz, das mein zu Hause jetzt hier bei den Kelly's ist, liegt mir auf der Zunge, doch ich schlucke ihn herunter.

"Ich kann jetzt nicht von hier weg. Ich habe einen Vertrag unterschrieben.", erkläre ich.

"Du hast was?", fragt sie ungläubig.

"Ja, du hast richtig gehört. Hier gibt mir jemand die Chance das zu tun, was ich wirklich will.", entgegne ich; wütender als beabsichtigt. Wieder muss ich an die Zukunftspläne meiner Eltern für mich denken.

"Achso. Und das entscheidest du einfach mal so? Uns vorher zu fragen kommt dir nicht in den Sinn?"

"Euch fragen? Wann denn? Ihr seid doch ständig unterwegs! Und wenn ihr zu Hause seid, redet ihr auch nur über die Arbeit!", schreie ich schon fast. Ich springe auf die Beine und beginne hin und her zu laufen.

"Nicht in diesem Ton, Fräulein!", mahnt meine Mutter und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Als ich mich umdrehe, um wieder in die andere Richtung zu laufen, stoße ich mit Joey zusammen. Ich habe gar nicht mitbekommen, das er aufgestanden und zu mir gekommen ist. Er schaut mir direkt in die Augen und irgendetwas liegt in seinem Blick, was meinen Zorn tatsächlich verpuffen lässt.

"Bitte Mama. Lass' mich das hier machen.", flehe ich, deutlich ruhiger, als vor ein paar Sekunden 

"Leyla, du kannst nicht einfach abhauen und dann von uns erwarten, das wir das einfach so hinnehmen. Außerdem wolltest du nächste Woche bei dem Meeting dabei sein. Hast du das vergessen?"

"ICH wollte da ganz bestimmt nicht hin, ihr wolltet das. Ihr habt das einfach so beschlossen ohne mich zu fragen!", gebe ich wütend zurück.

"Wie dem auch sei ... Vielleicht sollten wir dad nicht am Telefon besprechen. Wann geht der nächste Flieger?" Das hat sie jetzt nicht wirklich gefragt? Das glaube ich einfach nicht! Ich muss ziemlich entsetzt schauen, da Joey mir einen fragenden, und auch etwas besorgten Blick zuwift.

"Keine Ahnung und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie egal mir das ist! Mindestens genau so egal, wie dieses Meeting und eure Pläne für die Firma! Ob es euch gefällt oder nicht, aber ich werde deswegen nicht zurück kommen!" Obwohl ich versucht habe# dies zu verhindern, schießen mir jetzt doch die Tränen in die Augen. Schnell wende ich den Blick ab, damit Joey sie nicht sieht. Zu spät! Tröstend legt er den Arm um mich, während ich auf eine Antwort von meiner Mutter warte.

"Schön! Aber erwarte ja nicht, das wir doch bei diesem Blödsinn unterstützen!" Dann legt sie auf.

"Hallo? Mama?" Nicht's - die Verbindung wurde abgebrochen. Entgeistert starre ich auf das Display meines Handys. Um zu verhindern, das dieses gleich im hohen Bogen durch die Luft fliegt und irgendwo auf den Boden klatscht, schiebe ich es in meine Hosentasche. Mit beiden Händen stütze ich mich auf dem Geländer ab und richte meinen Blick zum Horizont, genau, wie vorhin, als ich herkam. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, so wütend bin ich. Wütend und enttäuscht!

"Ich könnte dich jetzt fragen, ob alles okay ist, aber dann kann ich mir sicher sparen." Joey stellt sich neben mich und schaut ebenfalls in die Ferne

"Ja, und ich hätte es mir sparen können überhaupt zu hoffen, meine Eltern könnten mich verstehen.", antworte ich aufgebracht. In meiner Tasche finde ich ein Papiertaschentuch, welches nun als Blitzableiter herhalten muss. Während ich an das Telefonat zurückdenke, zerreiße ich es in tausend klitzekleine Stückchen, die ich einfach auf den Boden fallen lasse. Ein kräftiger Windstoß wirbelt diese auf wie Konfetti und trägt sie davon.

"Lass uns reingehen und irgendetwas, machen, was dich davon ablenkt.", schlägt Joey schließlich vor.

"Und was soll das sein?", frage ich motzig.

"Keine Ahnung. Irgendwas, worauf du Lust hast., antwortet er.

Noch eine ganze Weile bleiben wir nebeneinander auf dem Dach stehen, ehe es uns zu kalt wird und wir nach drin flüchten.

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