Kapitel 68

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-Joey-

Wie lange wir gestern Abend wirklich noch gesessen haben wird mir erst klar, als ich am nächsten Morgen viel zu zeitig von Leyla geweckt werde.

"Ich weiß ja, das du kein Langschläfer bist, aber das ist schon ziemlich übertrieben.", sage ich, nachdem ich mit einem Blick auf die Uhr feststellen durfte, dass es gerade erst halb sieben ist.

"Stelle dich nicht so an!"

"Ich stelle mich nicht an.", widerspreche ich und muss mir ein Gähnen verkneifen.

"Gut, dann komm'." Ehe ich überhaupt die Chance habe zu begreifen, was hier vor sich geht, schnappt sich Leyla meine Hand und zieht mich nach unten.

"Darf man fragen was du vorhast?", frage ich, als Leyla am Fuß der Treppe zum Stehen kommt.

"Frühstück machen. Deine Geschwister waren gestern Abend dran.", antwortet sie.

"Was? Warum?"

"Die waren echt angepisst, weil wir so spät zurück waren." War ja klar, das Leyls deswegen ein schlechtes Gewissen hat.

"Vor allem Jimmy war angepisst. Aber bestimmt nicht deswegen."

"Jimmy hat letztendlich nur das ausgesprochen was die anderen gedacht haben.", kontert sie, womit sie wahrscheinlich recht hat. Da mir keine Ausrede einfällt, um zurück in mein Bett zu können, ergebe ich mich meinem Schicksal. Schlafen könnte ich jetzt sowieso nicht mehr.

Als ich dann, mit nur einer wachen Gehirnhälfte in die Küche komme, hat Leyla schon alle Hände voll zu tun. Damit ich ihr nicht im Weg stehe, schnappe ich mir das Portmonee vom Tisch (hat sie es da hingelegt?), ziehe mir im Vorbeigehen meine Jacke über und mache mich auf den Weg zum Bäcker.

Der Himmel ist wolkenverhangen, grau und trostlos. Über den Wiesen liegt dichter Nebel und ein kräftiger, kalter Wind weht mir immer wieder die Haare ins Gesicht. Kurz gesagt: Das Wetter könnte besser sein! Sofort sehne ich mich wieder nach meinem warmen Bett.

Trotz allem bin ich froh, als ich wieder zu Hause ankomme. In der Küche angekommen klappt mir beinahe die Kinnlade herunter.

"Du hast ja schon alles fertig.", stelle ich mit einem Blick auf den reichlich gedeckten Tisch fest.

"Ja, ging schneller als ich dachte.", sagt Leyla, nimmt mir den Beutel mit den Brötchen aus der Hand und stapelt diese in das kleine Körbchen, welches sie zu den anderen Sachen mittig auf den Tisch stellt.

"Da hättest du mich ja noch eine halbe Stunde schlafen lassen können.", sage ich und ziehe meine Jacke aus.

"Höre auf zu jammern!", entgegnet Leyla mit gespielter Empörung und wirft das Handtuch, welches über ihrer Schulter liegt, in meine Richtung.

"Netter Versuch." Lachend fange ich dad Handtuch kurz vor meinem Gesicht ab.

Da meine Geschwister während der nächsten halben Stunde nicht die Anstalten machen aufzustehen, setzen Leyla und ich uns ins Wohnzimmer, da es dort bequemer ist. Ein richtiges Gesprächsthema finden wir nicht, sodass ihr nach wenigen Minuten doch nochmal die Augen zufallen. War wohl doch zu zeitig heute morgen.

Ich nehme die Decke vom Sessel und Breite sie über Leyla aus, die davon überhaupt nicht's mitbekommt, so fest schläft sie bereits wieder. Leise verlasse ich den Raum und ziehe die Tür hinter mir zu. Da ich sonst nicht's mit mir anzufangen weiß schleiche ich nach oben, nehme mir mein Buch und setze mich damit wieder in die Küche. Besonders bequem ist es zwar nicht, aber immerhin habe ich mal wieder die Gelegenheit meinen Rückstand zu verringern. Leyla ist sicher schon mindestens vier Kapitel weiter als ich. Und kampflos aufgeben wollte ich unsere Wette eigentlich nicht. Auch, wenn ich Leyla den Sieg natürlich gönnen würde! Immerhin schläft sie beim Lesen nicht ein. Zumindest gehe ich davon aus.

"Deine Nase steckt ja schon wieder in diesem Schmöker.", höre ich Jimmy sagen und schaue erschrocken auf.

"Ach, schau an. Auch schon wach?", sage ich, ohne auf seine Aussage einzugehen.

"Du ja auch.", antwortet Jimmy.

"Hast du ein schlechtes Gewissen wegen gestern Abend?", fragt mein Bruder und deutet auf den gedeckten Frühstückstisch.

"Das hättest du wohl gerne." Ich klappe das Buch zu und lege es beiseite.

"Nö, ich nicht.", antworte ich ehrlich. Ein kleines, kaum merkliches Lächeln im Gesicht meines Bruders sagt mir, dass es das selbe denkt wie ich, als Leyla mich weckte.

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