Kapitel 60

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-Leyla-

Joey's Bett ist zum Glück ziemlich breit. Problemlos liegen wir nebeneinander auf dem Rücken und schauen an die Decke, während wir uns unterhalten. Nur die kleine Nachttischlampe und der grelle Vollmond spenden noch etwas Licht.
Leider war ich vorhin zu faul, mir die Hose umzuziehen, was ich jetzt bereue. Vorsichtig, da Joey vor wenigen Minuten eingeschlafen ist, schiebe ich die Decke zur Seite und suche mir meine Schlafsachen, die ich hier irgendwo abgelegt habe. Schnell ziehe ich mich um, knipse das Licht aus und taste mich im Dunkeln zurück zum Bett. Und obwohl auch mein Tag ziemlich anstrengend war, vor allem die letzten Stunden, dauert es noch eine Ewigkeit, bis auch mir die Augen zugefallen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, brauche ich eine Weile, ehe ich checke, wo ich bin. Müde reibe ich mir mit den Händen über mein Gesicht und hätte Joey fast den Ellenbogen gegen die Nase geschlagen. Fast!

Das ich aufstehe merkt er gar nicht, da er noch tief und fest, mit einem Lächeln im Gesicht, schläft. Ob er was schönes träumt?

Verwirrt von meinen eigenen Gedanken, schüttele ich den Kopf, um diese von dort zu verdrängen. Ich nehme mein Buch, welches ich gestern zum Glück mitgenommen habe und setze mich in den Sessel neben dem Fenster. Die Gardine ziehe ich ein kleines Stückchen zir Seite, gerade so weit, das ich die Buchstaben erkennen kann, Joey aber nicht durch das Licht geweckt wird. Ich wickele mich in eine Decke ein und mache es mir so richtig bequem.

So sehr ich auch versuche mich auf die Geschichte zu konzentrieren,  es gelingt mir einfach nicht. Andauernd tönen mir die Worte meiner Mutter in den Ohren und lenken mich ab. Ich versuche dieses Telefonat, genau wie Joey mir geraten hat, in die hinterste Ecke meines Hirns zu drängen, aber die Versuche scheitern jedes Mal.

"Du bist ja schon wach.", höre ich Joey auf einmal sagen. Ich klappe mein Buch zu und schaue zu ihm rüber. So richtig wach sieht er nicht aus, als sich unsere Blicke treffen.

"Morgen, du Schlafmütze.", entgegne ich.

"Warum bist du denn schon wach? Hast du nicht gut geschlafen?"

"Doch, ich habe gut geschlafen. Bin nur kein Langschläfer.", antworte ich.

"Was liest du da?", fragt Joey.

'Dafür, das er eben erst aufgewacht ist, denkt er ziemlich schnell', denke ich. Zur Antwort halte ich mein Buch hoch, so, damit er das Cover sehen kann. Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht.

"Was? Was ist daran so witzig?" Fragend schaue zwischen Joey und meinem Buch hin und her. Anstatt mir zu antworten setzt er sich auf und öffnet die oberste Schublade seines Nachttisches. Neugierig beobachte ich ihn dabei. Nach kurzem Suchen zieht er ein Buch daraus hervor. Aber es ist nicht irgendein Buch. Nein, es ist das selbe Buch, wie ich in den Händen halte. Also entweder ist das der größte Zufall, den ich je erlebt habe, oder Joey war heimlich in meinem Zimmer und hat das Buch herumliegen sehen. Nein, da glaube ich dann doch eher an diesen unrealistischen Zufall! Joey würde nicht einfach so in mein Zimmer gehen! Da bin ich mir sicher.

"Ich hätte nicht gedacht, das du sowaw kitschiges liest.", stelle ich fest.

"Ist auch echt langweilig.", gibt Joey zurück. Entsetzt starre ich ihn an.

"Was denn? Ist doch so. Bei solchen Geschichten gibt's doch eh immer ein Happy End. Wo bleibt da die Spannung?", versucht er sich zu erklären. Ich kann nur weiterhin ungläubig mit dem Kopf schütteln.

"Dir ist klar, was du da über mein Lieblingsbuch sagst, oder?, frage ich, als ich die Sprache wiedergefunden habe.

"War ja klar, das du auf solche Schnulzen stehst. Ist unter euch Mädels wohl eine weit verbreitete Krankheit." Und schon fliegt das Kissen, welches ich im Rücken liegen hatte, um bequemer zu sitzen, in seine Richtung. Treffen tue ich ihn leider nicht, da Joey geschickt ausweicht. Warum hat er am frühen Morgen schon eine so gute Reaktionszeit? Hätte ich auch gerne...

"Du hast ja keine Ahnung.", gebe ich, gespielt beleidigt zurück und werfe das zweite Kissen.

"Da könntest du recht haben.", antwortet Joey und fängt auch das zweite Geschoss ab, bevor es ihn treffen könnte. Nun habe ich leider keine Munition mehr, da ich in Reichweite nicht's anderes finden kann. Mist!

"Okay, ehe jetzt gleich das nächste geflogen kommt...", beginnt Joey, der meinen suchenden Blick natürlich bemerkt hat.
"...halte ich jetzt besser den Mund.", beendet er seinen Satz.

"Ich habe einen viel besseren Vorschlag." Diese Idee ist perfekt! Perfekt, um ihn zu quälen! Ein breites Grinsen huscht auf mein Gesicht.

"Muss ich Angst haben?" Joey zieht eine Augenbraue nach oben und sieht mich kritisch an.

"Kommt drauf an.", sage ich nur. Ich stehe aus dem Sessel auf und gehe zu ihm herüber.

"Wir lesen das Buch gleichzeitig. Und der, der eher fertig ist..." Ich muss kurz überlegen, da mein Plan so weit noch nicht ausgefeilt war, als mir die Idee eben kam.

"...der hat eine Wunscg frei.", sagt Joey an meiner Stelle.

"Okay. Deal." Ich halte ihm die Hand entgegen, damit er einschlagen kann, was Joey auch, ohne zu zögern tut.

"Gib' mir wenigstens einen Tag Vorsprung. Du hast schon mindestens drei Kapitel mehr gelesen als ich. Das ist unfair.", sagt er mit einem Blick auf mein Lesezeichen.

"Ich denke gar nicht daran. Das ist doch mal eine Herausforderung für dich.", kontere ich.

"Du bist ganz schön frech.", stellt Joey fest und klappt auch sein Buch auf.

"Aber denke ja nicht, das ich dich extra gewinnen lasse.", sagt er, die Nase schon zwischen die Seiten geklemmt.

"Schade." Ich ziehe einen Schmollmund und zucke mit den Schultern. Ein Versuch was es wert.

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