Kapitel 20

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-Jimmy-

"Hey, ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt.", sage ich zu Annie, nachdem wir uns begrüßt haben.

"Ich war am Vormittag mit meinen Eltern unterwegs.", erklärt sie. Zusammen schlendern wir durch die Straßen und berichten von unserem Tag. Die Zeit vergeht wie im Flug und ehe wir uns versehen können ist es bereits stockdunkel. Anders wie gestern bestehe ich heute darauf, Annie nach Hause zu bringen. Das dies für mich eigentlich ein riesiger Umweg ist, verschweige ich ihr. Bevor wir uns verabschieden frage ich sie natürlich, ob wir uns morgen wiedersehen können. Es dauert eine Weile, ehe sie antwortet.

"Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss.", beginnt sie zerknirscht. Annie geht ein paar Schritte und setzt sich auf eine der schmalen Bänke.

"Was denn?", frage ich überrascht und setze mich neben sie.

"Jimmy, ich bin nicht von hier. Eigentlich wohne ich mit meinen Eltern in Frankreich.", antwortet sie schließlich und senkt den Blick.

"Was? Warum hast du das denn gestern nicht erzählt?", frage ich.

"Keine Ahnung. Hatte keine Gelegenheit dazu." Während Annie spricht schaut sie weiterhin nur ihre Schuhspitzen an, aber nicht mich. Natürlich wünschte ich, sie hätte mir davon erzählt, aber böse bin ich ihr deswegen nicht. Das könnte ich gar nicht.

"Und wann fahrt ihr wieder nach Hause?" Ob ich die Antwort auf meine Frage hören will, weiß ich nicht genau. Denn ich weiß nicht, ob sie mir gefallen wird.

"Morgen früh.", antwortet Annie so leise, das ich sie fast nicht verstanden hätte.

"Oh.", ist alles, was ich herausbekomme.

"Ich hätte dir das eher erzählen sollen. Es tut mir leid.", flüstert sie und sieht mich endlich an. Trotz der Dunkelheit glaube ich zu erkennen, das ihre Augen feucht werden. Schnell rutsche ich näher zu ihr und lege Annie den Arm um die Schulter.

"Ist doch nicht schlimm."

"Das heißt, du bist nicht sauer?" Sie wischt sich mit der Hand über das Gesicht und schaut zu mir auf. Ich schüttele langsam mit dem Kopf.

"Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder. Vielleicht laufen wir uns zufällig über den Weg. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, das wir uns getroffen haben.", entgegne ich. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, das wir uns wirklich wiedersehen werden, sehr gering, da unser Vater beschlossen hat, in Deutschland zu bleiben, aber man kann ja nie wissen!

"Ich würde mich auf jeden Fall freuen.", antwortet Annie schüchtern.

"Ich mich auch.", erwidere ich.

Meiner Meinung nach verabschieden wir uns viel zu zeitig voneinander. Ich schaue Annie nach, bis sie die Haustür hinter sich ins Schloss gezogen hat. Dann drehe ich mich um und mache mich auf den Heimweg. Meine Gedanken kreisen wirr durch meinen Kopf. So richtig realisiert habe ich die Unterhaltung von eben noch nicht. Soll es wirklich so sein, das ich Annie nie wieder sehen kann? Ich meine, sie wird morgen früh mit ihren Eltern zurück nach Frankreich fliegen und ich bin hier. Sie ist so plötzlich in meinem Leben aufgetaucht und wird dieses genau so plötzlich wieder verlassen. Aber ich bin das ja gewohnt. Jedes mal, wenn wir umgezogen sind, mussten wir unsere Freunde zurücklassen. Das dieses mal nicht ich es bin der wegzieht, ist ungewohnt, macht die Sache aber leider auch nicht leichter.

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