-Jimmy-
Als ich auf dem Parkplatz vor dem kleinen Lokal parke, ist es draußen fast dunkel. Viele Autos stehen nicht und auch drin scheint nicht viel los zu sein. Ob mein Bruder schon da ist? Wartet er drin auf mich?
Wärme, abgestandene, aber auch herrlich nach Essen duftende Luft schlägt mir entgegen, als ich den Gastraum betrete. Ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie an einen der Haken hinter der Tür, dann schaue ich mich um.
Viel verändert hat sich hier seit meinem letzten Besuch nicht. Ich erwische mich bei dem Gedanken, das ich das ziemlich schade gefunden hätte. Es ist noch alles genau so, wie ich es in Erinnerung habe; die rot-braunen Fliesen, die große Fensterfront, die auf den Parkplatz ausgerichtet ist und der dunkle Holztresen. Nur der Besitzer scheint gewechselt, oder zumindest jemand neues eingestellt zu haben. Die Frau, die hinter dem Tresen bis eben damit beschäftigt war Gläser zu polieren, schaut mich an, als hätte sie einen Geist gesehen. Den Spruch, das ich wirklich der bin, für den sie mich zu halten scheint, schlucke ich herunter.
"Hey, kann ich eine Cola bekommen?", frage ich versucht locker und setze mich an einen der vielen freien Tische.
"Klar, kommt sofort.", antwortet sie und ist im nächsten Moment schon durch dir große Schwingtür verschwunden. Mindestens genau so schnell ist sie wieder da, balanciert mein Glas gekonnt auf dem Tablett und stellt es schließlich vor mir ab.
"Danke.", sage ich mit einem freundlichen Lächeln. Doch anstelle gleich wieder hinter den Tresen zu gehen und sich ihrer Arbeit zu widmen, bleibt sie an meinem Tisch stehen, verschränkt die Arme vor der Brust und beobachtet mich. Beim nicht's machen!
'Bitte nicht.', denke ich. Nicht's könnte ich weniger gebrauchen, als einen durchgeknallten Fan. Aber irgendwie sieht sie auch nicht so aus, als wäre sie einen von denen. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor...
"Du hast keine Ahnung wer ich bin, oder?", fragt sie schließlich und ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Doch so sehr ich mein Gedächtnis auch durchsuche, mir fällt es einfach nicht ein.
"Nein, tut mir leid. Ich habe in meinem Leben wahrscheinlich zu viele Gesichter gesehen.", gebe ich ehrlich zu und schaue sie entschuldigend an. Warum auch immer, aber irgendwie ist mir die Situation extrem peinlich.
"Dann muss ich dir wohl ein bisschen auf die Sprünge helfen. Darf ich?" Sie deutet auf den Stuhl neben mir und ehe ich zustimmen, oder ablehnen kann, zieht sie ihn zurück und setzt sich zu mir.
Gerade als sie etwas sagen will, geht die Tür erneut auf. Fast schon erleichtert atme ich auf, als sie den Blick abwendet und sich von mir wegdreht.
"Sorry, wir quatschen später.", sagt sie und steht wieder auf, um sich an die Arbeit zu machen. Doch jede Erleichterung verlässt meinen Körper, als ich in dem schwachen Licht erkenne, wer eben gekommen ist. Niemand geringeres als Joey. Kurz sieht er sich suchend nach mir um, ehe er mich in meiner Ecke entdeckt. Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl herum, während mein Bruder langsam zu mir Kommt. Am Tresen bestellt er sich, genau wie ich, ein Getränk und unterhält sich kurz mit der Kellnerin. So wie es aussieht, kennen sich dir Beiden. Irgendetwas, was mein Bruder sagt, bringt sie zum Lachen. Dann zeigt sie in meine Richtung und Joey dreht sich zu mir um. Mit einem nervösen Lächeln gebe ich ihm ein kurzes Handzeichen.
"Lass das mal nicht deine Frau sehen. Die könnte das falsch verstehen.", sage ich, für mich überraschend locker, als mein Bruder sich zu mir setzt.
"Mach dir da mal keine Sorgen.", entgegnet Joey.
"Okay."
"Um dein Gedächtnis würde ich mir allerdings Sorgen machen."
"Warum?" Verwirrt sehe ich meinen kleineren Bruder an.
"Klingelt da wirklich gar nicht's bei dir?", fragt er und deutet über seine Schulter hinweg zum Tresen. Fragend sehe ich ihn an.
"Das ist Annie.", sagt Joey schließlich und sieht mich abwartend an.
Überrascht sehe ich meinen Bruder an und das Puzzle in meinem Kopf setzt sich Stück für Stück zusammen. Die Bilder von den wenigen Tagen, die wir damals zusammen hatten, kehren in mein Gedächtnis zurück und mir wird es noch unangenehmer, das ich sie vorhin nicht erkannt habe. Ich kann nicht anders, als über mich selbst die Kopf zu schütteln. Seit wann bin ich so verpeilt?
Da sich das Restaurant ziemlich gefüllt hat, beschließen wir zu zahlen, da man kaum noch sein eigenes Wort versteht. Und Joey und ich haben uns ja getroffen, um zu reden. Ich finde es eh erstaunlich, wie locker wir miteinander umgehen konnten. Fast so wie früher; als wäre nie etwas gewesen.
Lange laufen wir schweigend nebeneinander her, ohne Plan wohin. Zumindest habe ich keinen. Leider weiß ich auch nicht's zu sagen, was dieses Schweigen brechen könnte.
"Weißt du schon was du machen wirst? Wegen den Konzerten, meine ich...", sage ich irgendwann, da ich das Gefühl habe nun auch einen Schritt auf Joey zugehen zu müssen.
"Ja, ich habe nur nicht gleich zugesagt, weil ich nicht wusste, ob wir miteinander klarkommen würden.", antwortet mein Bruder.
"Ja, geht mir genau so.", antworte ich ehrlich.
"Ist schon echt blöd gelaufen damals.", sagt Joey, wahrscheinlich eher zu sich selbst.
"Ja, da sagst du was.", sage ich und muss kurz lachen.
"Aber ich denke...", beginnt er, wird aber von zwei jungen Frauen unterbrochen, die zu uns kommen und um ein Foto bitten. Nachdem dieses geschossen wurde, gebe wir den Beiden noch ein Autogramm auf ihre Handy's, dann verabschieden sie sich.
"Was wolltest du sagen?", frage ich meinen Bruder, um an unsere Gespräch anzuknüpfen.
"Ich wollte sagen, das ich denke, das wir diese Sache hinter uns lassen können. Ich für meinen Teil zumindest.", antwortet er.
"Klar. So, wie es aussieht, haben wir unsere Entscheidungen ja bereits getroffen.", antworte ich auf seine unausgesprochene Frage.
"Stimmt. Komm her." Ohne seine Reaktion abzuwarten, umarme ich meinen kleinen Bruder, der diese sofort erwidert.
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Forever Together
FanfictionSchon als Kinder freunden sich Jimmy und Joey Kelly mit Leyla an. Die Drei verstehen sich von Anfang an super und werden beste Freunde. Als die Kelly's nach dem Tod von Barbara-Ann weiterziehen verlieren sich die drei aus den Augen. Viele Jahre spä...