-Leyla-
Erst gegen Abend, als es zu regnen beginnt, komme ich von meiner Suche zurück. Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, Jimmy zu finden. Erfolglos! Und das, obwohl Patricia und John mir geholfen haben.
"Ich habe das Gefühl, Jimmy will gar nicht, das wir ihn finden.", stellt John fest. Er geht uns voran in die Küche und bereitet drei Tassen Tee vor.
"Das ist nicht gerade beruhigend.", sage ich leise, nehme eine der Tassen entgegen und lege meine kalten Hände an das heiße Porzellan. Langsam tauen meine Finger auf und nehmen eine normale, gesunde Farbe an.
"Mach dir keine Sorgen. Der kommt wieder, wenn er Hunger hat." Mutmachend lächelt er mir zu. Ich bin froh, das Patricia, mit der ich in der Küche alleine zurückbleibe, keine Fragen stellt. Wäre ja mega peinlich, wenn ich ihr erzählen müsste, das sich ihre jüngeren Brüder wegen mir die Köpfe einschlagen. Oh Gott, lieber nicht daran denken!
Mit der halb vollen, und indessen ausgekühlten Tasse im der Hand gehe ich nach oben. Nicht in mein Zimmer. Da ich nicht alleine sein will, klopfe ich bei Joey. Ob er mich überhaupt sehen will? Immerhin bin ich vorhin einfach abgehauen und seinem Bruder nachgelaufen, als er ihm eine reingehauen hat. Könnte verstehen, wenn er mich jetzt nicht bei sich haben will.
Als kurz darauf ein "Herein.", ertönt, atme ich erleichtert auf. Gut, noch weiß er nicht, das ich es bin.
"Hey, kann ich reinkommen?", frage ich zögerlich.
"Ja klar. Warum so zurückhaltend heute?", fragt er und sieht mich mit hochgezogener Braue an.
"Keine Ahnung. Ich wusste nicht, ob ich noch erwünscht bin.", gebe ich ehrlich zu.
"Rede keinen Blödsinn, Leyla. Du bist hier immer erwünscht.", antwortet Joey und schiebt die Unterlagen, in die er bis eben vertieft war, zur Seite. Er nimmt meine Hand und zieht mich auf seinen Schoß. Vorsichtig streiche ich über die Schramme neben seinem linken Auge, die sein Bruder ihm verpasst hat. Als er unter meiner Berührung wegzuckt und das Gesicht schmerzhaft verzieht, lasse ich meine Hand schnell sinken.
"Sorry.", sage ich schnell.
"Halb so wild. Ich bin hart im Leben."
"Ja, ja du harter Kerl.", erwidere ich und hauche ihm einen Kuss auf die verletzte Stelle. Als ich wieder ein Stück von ihm wegrücken will, legt Joey die Arme um meine Taille und zieht mich an sich. Er legt seine Lippen auf meine, was meinen Atmung kurz aussetzen lässt. Dann erwidere ich seinen Kuss.
Erst, als ein Räuspern hinter mir ertönt, lässt Joey von mir ab. Anders als er, dem es anscheinend gar nicht's ausmacht beim Knutschen erwischt zu werden, zucke ich erschrocken zusammen und drehe mich zur Tür um.
"Ich störe ja nur ungern...", sagt Patricia und winkt mich zu sich.
"Was gibt's? Habt ihr was von Jimmy gehört?", frage ich hoffnungsvoll.
"Ja, er hat mich eben angerufen.", bestätigt Patricia und ich atme erleichtert durch.
"Wo ist er?"
"In einer kleinen Bar gleich um die Ecke. Vielleicht ein paar Minuten Fußmarsch.", erklärt Patricia mir.
"Geh' zu ihm. Mit dir redet er am ehesten."
"Das bezweifle ich.", sage ich mehr zu mir selbst.
"Leyla, was da auch immer zwischen ihm und Joey vorgefallen ist weiß ich nicht. Aber du bist seine beste Freundin." Aufmunternd legt Patricia mir die Hand auf die Schulter und lächelt mir zu.
"Eben. Genau das ist das Problem.", sage ich und da scheint auch ihr klar zu werden, was hier das Problem ist.
Nach wenigen Minuten Fußmarsch habe ich besagte Bar erreicht. Ich schiebe die Kapuze vom Kopf und schaue mich um. Drin ist nicht viel los, sodass ich Jimmy schnell ausfindig mache. Ich bestelle mir eine Cola und setze mich neben ihn. Er nimmt einen großen Schluck aus seiner Flasche, erst dann nimmt er mich war.
"Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist mit meinem Bruder beschäftigt.", sagt er und mustert mich kurz. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf der Stelle umgefallen.
"Wie du siehst bin ich es nicht.", gebe ich zurück, ohne ihn dabei anzuschauen. Doch das bemerkt Jimmy gar nicht. Er leert seine Flasche in einem Zug und knallt sie vor sich auf den Tresen.
"Ich nehme noch eine.", sagt er an den Barkeeper gewandt.
"Nein, nimmt er nicht.", entgegne ich und winke seine Bestellung zurück. Die Bedienung weiß sofort was los ist. Aufgebracht schaut Jimmy zu mir rüber.
"Du hast mir gar nicht's zu sagen." So habe ich Jimmy noch nie erlebt. Irgendwie konnte ich mir denken, das er so reagieren wird, wenn er erfährt, das ich mit seinem Bruder zusammen bin.
"Jimmy, komm bitte einfach mit nach Hause.", starte ich einen erneuten Versuch ihm hier wegzubekommen.
"Warum sollte ich? Damit du und Joey mir unter die Nase reiben könnt, wie toll ihr zusammen passt?" An seinem Blick erkenne ich, wie wenig ihm diese Tatsache gefällt.
Sein Verhalten ärgert und verletzt mich. Schwungvoll stelle ich mein Glas ab und drehe mich dann zu Jimmy, der mich weiter mit Nichtachtung straft. Ich packe ihn an der Schulter und drehe ihn soweit in meine Richtung, das er gezwungen ist mich anzusehen.
"Jetzt höre auf dich wie ein Arschloch aufzuführen und höre mir zu.", sage ich laut. So laut, dass sich die anderen Gäste zu uns umdrehen. Doch die sind mir ausnahmsweise mal egal.
"Ja, die Situation ist scheiße, aber weder dein Bruder, noch ich haben gewollt, dass das so läuft.", erkläre ich, für mich überraschend ruhig, aber dennoch ziemlich laut.
"Geht's vielleicht noch ein bisschen lauter? Das muss nicht die ganze Stadt wissen.", entgegnet Jimmy, der von meiner Ansage ungerührt hart bleibt.
"Das ist dein einziges Problem? Wenn ihr zwei so weitermacht, sieht euch jeder einzelne Besucher eurer Konzert an, dass ihr euch geschlagen habt. Ob ihr wollt, oder nicht." Ich bin noch immer stinksauer, zwinge mich aber trotzdem leiser zu sprechen. Und was macht Jimmy? Er schweigt. Entweder weiß er dazu nicht's zu sagen, oder er will es ganz einfach nicht.
"Weißt du was? Dann eben nicht. Bleibe halt hier sitzen und spiele weiter beleidigte Leberwurst. Ich bin damals mach Deutschland gekommen, weil ich diese Streitereien mit meinen Eltern satt hatte. Das ich Thomas getroffen habe und bei euch gelandet bin, war reiner Zufall. Aber weißt du was? Ich war froh, das alles so gekommen ist. Ich war froh, dich und Joey wieder zusehen. Ihr seid meine besten Freunde." Ich rede ohne Punkt und Komma. Gerade so, das ich währenddessen weiter atme. Immerhin habe ich mit dem kleinen Monolog wieder Jimmy's Aufmerksamkeit.
"Wieso warst du froh bei uns gelandet zu sein? Bist du das jetzt nicht mehr?" Wow, er hat mir tatsächlich zugehört! Aber seine Frage ist berechtigt.
"Was denkst du denn?", frage ich den Tränen nahe. Jimmy zuckt mit den Schultern, schaut mich aber weiterhin an.
"Wir hatten echt eine tolle Zeit zusammen. Aber ich will nicht die Schuld daran haben, das du und Joey Streit habt."
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Forever Together
FanficSchon als Kinder freunden sich Jimmy und Joey Kelly mit Leyla an. Die Drei verstehen sich von Anfang an super und werden beste Freunde. Als die Kelly's nach dem Tod von Barbara-Ann weiterziehen verlieren sich die drei aus den Augen. Viele Jahre spä...