Kapitel 23

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-Joey-

In der Küche nehme ich mir noch ein Glas Wasser, da mein Mund staubtrocken ist. Den ganzen Vormittag über waren wir auf der Straße und haben unsere Songs gespielt. Da wir dabei die meiste Zeit in der Sonne standen, brummt mir der Kopf gerade extrem. Möglichst leise, um meine Familie nicht aufzuwecken, suche ich mir eine Tablette aus einem der Schränke, spüle sie mit meinem Wasser herunter und leere das Glas dann in einem Zug. Ich stelle das Glas zu dem Geschirr, welches vom Abendessen stehengeblieben ist. Irgendwie hatt keiner Lust abzuwaschen. Anstelle gleich wieder nach oben zu gehen, setzte ich mich auf die Bank und schaue aus dem beschlagenem Fenster. Die Wolken hängen dunkel am Himmel. Kein einziger Stern ist zu sehen; nicht einmal der Mond schafft es durch diese Wolkendecke. Der Wind pfeift lautstark.

"Da bin ich wohl nicht die Einzige, die nicht schlafen kann." Erschrocken drehe ich mich herum. Obwohl im Bus eine Totenstille herrscht habe ich Patricia nicht kommen hören.

"Wohl nicht.", antworte ich und rutsche zur Seite um meiner Schwester Platz zu machen. Mit einem Lächeln nimmt sie meine Einladung an und setzt sich neben mich. Als ihre Hand meinen Arm streift, merke ich, das sie eiskalt ist. Ohne zu zögern ziehe ich den Pullover, den ich eben irgendwo gefunden habe, aus und lege ihn meiner Schwester um die Schultern. Wieder lächelt sie mir nur dankbar zu. Zwar werden jetzt meine Hände von Sekunde zu Sekunde kälter und eine Gänsehaut habe ich auch schon, aber diese Tatsachen ignoriere ich gekonnt.

"Wie ist es heute Nachmittag gelaufen?", frage ich in die Stille. Ich achte darauf, nur zu flüstern, um Keinen zu wecken.

"Frag' lieber nicht.", antwortet Patricia und lässt ihren Kopf an meine Schulter fallen.

"So schlimm?", frage ich und lege den Arm um sie.

"Noch schlimmer.", erwidert sie.

"Auf jeden Fall weiß ich jetzt, von wem wir unsere Hartnäckigkeit geerbt haben.", fügt sie leise hinzu. Insgeheim frage ich mich, warum meine Schwester sich diese Diskussion jedes Jahr auf's neue antut. Eigentlich ist ihr klar, das unser Vater sich von uns nicht's ausreden lassen wird. Nicht dieses Jahr, nicht Nächstes und nicht in zehn Jahren.

"Soll ich nochmal mit ihm reden?", frage ich.

"Nein, brauchst du nicht. Aber lieb, das du fragst.", antwortet Patricia. Sie stützt die Ellenbogen auf dem Tisch ab und legt den Kopf hinein.

"Du siehst müde aus.", stelle ich fest, als ich mein großes Schwester von der Seite betrachte.

"Das sieht nicht nur so aus.", erwidert sie. Fast gleichzeitig stehen wir auf. Ich winke ab, als sie mir den Pullover wiedergeben will, den ich ihr vorhin gegeben habe. Auf keinen Fall will ich, das meine Schwester friert. Da muss ich mir wohl noch eine Decke suchen, damit es mir nicht zu kalt wird.

Unsere Geschwister schlafen schon tief und fest, als wir leise nach oben in unsere Betten schleichen. Auch Papa schnarcht schon lautstark. Ich wünsche meiner Schwester eine gute Nacht und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Dann lege auch ich mich hin. Eine zweite Decke habe ich mir nicht mehr gesucht, oder einfach vergessen und jetzt bin ich zu faul, noch einmal aufzustehen. Ich drehe mich noch ein paar Minuten lang von einer Seite auf die andere und finde keine Ruhe. Das der Mond durch das Fenster leuchtet und mir genau ins Gesicht scheint, erleichtert mir das Einschlafen auch nicht. Dennoch drifte ich schneller, als ich erwartet hatte, in Land der Träume ab.

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