Kapitel 26

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-Maite-

Seit ein paar Minuten läuft Leyla mit dem Handy am Ohr in meinem Zimmer auf und ab. Um ehrlich zu sein macht mich das so langsam verrückt. Ich kann zwar nicht hören, was am anderen Ende der Leitung gesprochen wird, aber Leyla's gelangweilter Gesichtsausdruck spricht für sich.

"Nein, das ist okay ... Wirklich Mama, kein Problem. Ich weiß, dass das wichtig ist... Ja, bis nächste Woche." Nachdem sie aufgelegt hat, pfeffert sie ihr Handy wütend neben mich auf mein Bett.

"Was ist los?", frage ich. Leyla, die immer noch total aufgebracht auf und ab geht, schüttelt nur mit dem Kopf und fährt sich immer wieder durch die Haare.

"Sie schaffen es nicht.", antwortet sie und lässt sich auf meinen Schreibtischstuhl fallen.

"Schon wieder? Waren deine Eltern im letzten Jahr nicht auch über Weihnachten weg?" Eigentlich kann ich mich noch genau daran erinnern, da Leyla während der Feiertage bei uns war. Ich wollte meine beste Freundin an Weihnachten nicht alleine lassen, also habe ich meine Eltern dazu überredet, das sie hier bleiben kann.

"Ganz genau. Und so wird es sicher auch nächsten Jahr sein." Ihr Blick ist gefüllt mit Traurigkeit. Wie es sich anfühlen muss, wenn meine Eltern mich an Weihnachten alleine lassen würde, will ich mir lieber gar nicht vorstellen. Ich wäre sicher genau so wütend auf sie, wie Leyla es ist.

"Es gibt eben viel zu tun. Deine Eltern sind doch die Chef's.", starte ich den lahmen Versuch meine Freundin aufzuheitern. Warum nehme ich ihre Eltern eigentlich überhaupt in Schutz? Ich sehe doch, wie sehr die ganze Sache Leyla mitnimmt.

"Die haben doch immer irgendwas zu tun. Ich kapiere einfach nicht, warum man sich nicht wenigstens einen Tag im Jahr frei nehmen kann. Hallo, morgen ist Weihnachten!", sagt Leyla aufgebracht.

"Rege dich nicht darüber auf. Du bleibst einfach wieder bei uns.", beschließe ich.

"Meinst du, deine Eltern machen das nochmal mit?", fragt Leyla.

"Mach' dir keine Gedanken. Ich bekomme das schon irgendwie hin. Ich werde nicht zulassen, das du das Fest der Liebe alleine feiern musst und das werden meine Eltern verstehen.", antworte ich bestimmt. Hoffentlich wird es wirklich so leicht, wie ich eben behauptet habe.

"Du hast echt Glück mit deiner Familie." Leyla schaut auf den grauen Teppich, scheint aber mit ihren Gedanken ganz wo anders zu sein. So traurig habe ich meine Freundin in all den Jahren die wir uns jetzt kennen noch nie gesehen und mich überkommt einmal mehr das Gefühl, für sie da sein zu müssen.

"Komm' mal her." Ich klopfe auf die Matratze, als Einladung für Leyla, sich neben mich zu setzten. Wortlos kommt Leyla zu mir und lässt den Kopf an meine Schulter fallen. Ich nehme sie in den Arm und streichele ihr langsam über den Rücken. Einzig und alleine das Ticken meiner Uhr ist zu hören. Wir sitzen einfach nur da und schweigen uns an. Worte braucht es in diesem Moment nicht.

Später am Abend erzähle ich meinen Eltern von dem, was vorhin geschehen ist. Leyla ist eben nach Hause um sich ein paar Sachen zu holen, die sie während der nächsten Tage brauchen wird. Auch meine Eltern sind wenig erfreut, als ich ihnen die Situation erkläre und stimmen meienm Plan, das Leyla hier bleiben kann, sofort zu. Ehrlich gesagt hätte mich alles andere auch gewundert.

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