Kapitel 6

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-Jimmy-

Das Leyla zu Joey's Geburtstag nicht da ist, macht meinen Bruder traurig. Das sehe ich ihm an. Mit hängendem Kopf läuft er hinter mir her, als wir nach Hause gehen. Auch während wir zusammen den Tisch decken, sagt er kein Wort. Selbstverständlich haben auch unsere Eltern mitbekommen, dass etwas nicht mit meinem Bruder stimmt.

"Weißt du, was mit Joey los ist?", fragt Mama mich, als sie den Tisch abräumt. Die meisten sind schon mach oben in die Betten verschwunden, nur ich wollte bei Mama bleiben.

"Er ist traurig, weil Leyla zu seinem Geburtstag nicht da ist.", antworte ich.

"Oh, das ist aber schade."

"Ja, finde ich auch. Sie ist echt nett.", sage ich begeistert.

Da wir ständig unterwegs sind, konnten wir noch nirgends wirklich feste Freundschaften schließen. Aber hier in Spanien ist es anders. Hier haben wir schon so viele andere Kinder kennengelernt - ich kann sie schon gar nicht mehr an einer Hand abzählen! Sonst hatte ich immer nur meine Geschwister zum Spielen. Was natürlich auch schön ist! Aber es tut auch mal ganz gut, mit jemanden reden zu können, der nicht zur Familie gehört.

Wie lang dieser Tag heute war merke ich, als ich fast sitzend am Tisch einschlafe.

"Meinst du nicht, im Bett ist es bequemer zum Schlafen?", fragt Mama, als mir die Augen schon wieder zufallen. Ich nicke nur als Antwort und gehe mit ihr nach oben. Nachdem ich meinen Schlafanzug angezogen habe, lasse ich mich ins Bett plumpsen. Kaum liege ich, bin ich auch schon eingeschlafen. Ich merke nur noch, wie Mama die Decke über mich legt, dann schweife ich ab ins Land der Träume.

Am nächsten Tag packen wir, gleich nach dem Frühstück, unsere Instrumente zusammen und gehen in die Stadt. Es ist viel wärmer als gestern. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne scheint. Fast zwei Stunden ziehen wir durch die Straßen und gebe unsere Songs zum Besten. Für eine Weile kann sogar Joey wieder lachen.

Als wir wieder zurück zum Bus laufen, treffen wir unterwegs Leyla und Maite. Schnell ziehen wir uns um und rennen nach draußen. Johnny und Maite sind schon verschwunden.

"Ich habe euch vorhin gesehen. Ich war mit meinen Eltern beim Einkaufen.", erzählt Leyla.

"Und? Hat es dir gefallen?", fragt Joey, von dessen Traurigen nicht's mehr zu spüren ist.

"Ihr wart super.", antwortet sie und klatscht begeistert in die Hände.

"Irgendwann werden wir mit unserer eigenen Musik Geld verdienen.", erzähle ich.

"Ich will später mal Fotografin werden." Leyla's Augen leuchten, als sie dies sagt. Bis sie nach Hause geht, unterhalten wir uns über dies und das. Wir stellen uns vor, wie es sein wird, wenn all unsere Träume war werden würden. Ich würde mit meiner Familie musizieren und Leyla macht Foto's von uns. So könnten wir immer zusammen sein! Ich kann mir vorstellen, das diese Idee nicht nur mir, sondern auch Joey, sehr gut gefällt.

Das wir uns an diesem Abend zum letzten Mal für viele, viele Jahre sahen, war in diesem Moment keinem von uns bewusst. Gleich in der Frühe des nächsten Tages fuhr Leyla mit ihren Eltern in den Urlaub. Was in den folgenden Monaten bei uns Alles passierte, weiß man ja: Wir bekamen ein kleines Geschwisterchen und einige Wochen später starb Mama. Daraufhin packten wir unsere Sachen und zogen nach Paris.

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