„I got new rules, I count 'em
I gotta tell them to myself"
New rules, Dua Lipa„Fuck schon halb sechs", fluchte Chrystal mit einem Seitenblick auf Draco und schälte sich aus der Bettdecke, um sich ihre Klamotten zusammen zu suchen und ins Bad zu hasten, während er ihr nur schmunzelnd hinterhersah. Kurz bevor sie die Tür zum Bad öffnete hielt sie kurz inne.
„Hör auf zu grinsen, Draco und mach dich lieber auch so langsam mal fertig", meinte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und verschwand dann ohne sich nochmal umzudrehen durch die Tür.
Sie waren bereit. Beide trugen sie noch keine Schuluniformen, sondern nur normale Klamotten und dunkle Umhänge. Uniformen konnten sie später immernoch anziehen. Außerdem hatten sie ihre Koffer, Eulen und Besen bei sich. Apropos Besen. Chrystal war im Übrigen Quidditch Kapitänin für Slytherin geworden, wie ihr Narzissa, die wohl unerlaubterweise ihre Post geöffnet hatte, irgendwann mal mitgeteilt hatte. Im Nachhinein hatte sie ihr erklärt, sie habe den Brief nur geöffnet, um einen der Hauselfen für sie einkaufen gehen zu lassen, da darin ja auch die Bücherliste war und diese Ausrede hatte Chrystal ihr kommentarlos abgenommen. Sie verschränkte ihre Finger mit Dracos und gemeinsam disapparierten sie. Weg vom Malfoy Manor. Weg von Voldemort. Weg von dem Nest an Todessern.
Das Schulleiterbüro hatte sich im Großen und Ganzen nicht verändert. Nur war ein weiteres Portrait in den Reihen der ehemaligen Schulleiter Hogwarts erschienen, aus dem ihr nun freundlich Dumbledore zuzwinkerte und ein anderer saß hinter dem Schreibtisch und musterte sie mit strengem Blick. „Mr Malfoy, Ms Riddle..." Er schien auf irgendeinem Papier etwas zu verzeichnen. „Gehen sie nur ruhig auf ihre Zimmer. In ihrem Fall sind es dieselben, wie im letzten Jahr. Die Versammlung zu Schuljahresanfang findet vorraussichtlich gegen 19 Uhr in der großen Halle statt. Seien sie pünktlich." Er sah sie noch ein letztes Mal durchdringend an und nickte dann in Richtung Tür.
„Danke, Sir", meinte Chrystal knapp und Draco tat es ihr gleich, bevor sie gemeinsam das Zimmer verließen.
Sie stellte den Käfig ihrer Eule auf dem Boden ab und lehnte ihren Besen in eine Ecke, bevor sie sich daran machte ihren Koffer auszuräumen und ihren Kleiderschrank, sowie das Bücherregal zu füllen. Es waren schon mehrere Schüler im Schloss. Viele Ältere, aber auch ein paar Jüngere, deren Eltern es wohl nicht ganz geheuer gewesen war sie alleine mit dem Zug fahren zu lassen und die deshalb mit ihnen her appariert waren. Sie wunderte sich, weshalb Snape es überhaupt zuließ, dass so viele Schüler appariert kamen... Er war doch auch sonst nicht so großherzig, doch das Thema Snape verwirrte sie ohnehin nur, weshalb sie es die letzten Wochen beiseitegelegt hatte. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Und manchmal ärgerte sie sich darüber, dass sie Dumbledore nie gefragt hatte, was ihn dazu bewegt hatte Snape zu vertrauen, denn wenn sie das wüsste, dann hätte sie vielleicht ein klareres Bild über den Mann und müsste nicht in solch einer Verwirrung leben. Doch was sollte es? Sie spielte schließlich so ziemlich genau dasselbe Spiel wie Snape. Letzten Endes wusste es so gut wie keiner, auf welcher Seite sie nun stand. Doch Snape... Bei dem kam es ihr so vor, als würde er es wissen und das störte sie gewaltig, denn manchmal wusste sie selbst nicht mehr so recht zu wem sie denn nun gehörte. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Gedanken ließen sie nur verrückt werden. Deshalb verschob sie sie hinter ihre Okklumentikschilde, machte sich frisch, schlüpfte in ihre Schuluniform und ging dann in Richtung Gemeinschaftsraum, wo sie sich mit Draco verabredet hatte, der sie bereits erwartete. Zusammen mit einem ihr fremden Jungen, der sich eher abseits hielt, Blaise, Olivia Lestrange und überraschenderweise Theodore Nott, der wieder vollkommen genesen schien. Sie nickte Theodore, Blaise und dem Fremden kurz zu, umarmte Olivia und hauchte Draco einen schnellen Kuss auf die Lippen, bevor sie Hand in Hand die Treppen nach oben in die Eingangshalle liefen, in der sich schon all diejenigen tummelten, die mit dem Hogwarts Express gekommen waren. Sie bahnten sich einen Weg durch die Schülermengen und ließen sich am Slytherintisch nieder, von wo sie die neuen und alten Lehrer beobachteten. Doch bevor sie sich weiter über die Änderungen im Kollegium austauschen konnten erhob sich schon Snape und begann mit einer kurzen Eröffnungsrede.
„Sehr geehrte Schüler und Schülerinnen. Ich begrüße euch alle recht herzlich zu einem neuen Schuljahr in Hogwarts. Wie ihr vermutlich mitbekommen habt gab es einige Änderungen im Ministerium und so wird es auch hier in der Schule Neuerungen geben." Hörte sich ja schon fast so an, wie Umbridge damals... „Doch dazu später mehr. Nun wollen wir zu allererst einmal unsere neuen Erstklässler begrüßen." Es war wie all die Jahre zuvor noch immer Professor McGonagall, die die Erstklässler hineinführte. Die Hauslehrerin Gryffindors hatte also bleiben dürfen. Die Zuteilung der Erstklässler war in diesem Jahr etwas anders, als sonst. Die Schüler wurden zwar wie immer in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen, doch schon gleich der erste, Louis Anselm, wurde gar nicht erst auf den Stuhl und zum sprechenden Hut vorgelassen, sondern wegen Verdacht auf rein muggelstämmige Vorfahren abgefangen. Aus Angst, sie könne dasselbe Schicksal treffen, weigerten sich irgendwann immer mehr Erstklässler aufzustehen und um keinen Massenstreik auszulösen wurden Alecto und Amycus Carrow als Drohung sie würden jeden foltern, der nicht nach vorne kam, und sie hätten es mit Sicherheit auch gerne getan, hingestellt und ab da kamen wieder alle Erstklässler, wenn auch manche weinend nach vorne. Es war grausam und Chrystal schämte sich über alle maßen für das, was die Todesser den Kindern antaten und ein Blick zum Lehrerkollegium reichte, um zu sehen, dass die meisten von ihnen genauso fühlten. Nachdem ein Teil der Erstklässler aussortiert worden war und die Übrigen auf die Häuser verteilt, wobei außergewöhnlich viele Slytherins auffielen ging es weiter mit der Auslese. Es gab eine Vorlesung aller älteren Schüler, die ebenfalls auf rein muggelstämmige Vorfahren überprüft werden würden und es fiel auf, dass mindestens ein viertel dieser Schüler nicht anwesend war oder sich weigerte nach vorne zu kommen. Darunter Hermine Granger.
„Da nun ein Teil der Vorgelesenen entweder nicht anwesend ist und somit die Anwesenheitspflicht verletzt oder sich weigert nach vorne zu kommen werden wir beim Verlassen der großen Halle nocheinmal eine Kontrolle durchführen. Möchte jetzt also noch jemand freiwillig nach vorne kommen? Später wird es schmerzhafter", kündigte Snape an und noch ein Schüler sprang auf, um sich dem, was auf ihn zukommen würde zu stellen. „Sonst niemand mehr?" Snape sah in die Runde, doch keiner rührte sich. Chrystal warf einen Blick nach drüben zu Ginny an den Gryffindor Tisch, doch das rothaarige Mädchen bemerkte sie nicht und starrte nur geschockt nach vorne, bevor sie sich an Neville wandte, der direkt neben ihr saß und ihm irgendetwas ins Ohr flüsterte. „Nun denn fahren wir fort. Amycus, Alecto Sie dürfen sich wieder setzen und damit auch gleich zur ersten Veränderung. Nämlich dem Kollegium. Und zwar wird Professor Slughorn an meiner statt der neue Hauslehrer Slytherins werden und weiterhin Zaubertränke unterrichten. Alecto Carrow wird unsere neue Lehrerin für eine etwas abgeänderte Art von Muggelkunde und wird gemeinsam mit ihrem Bruder Amycus Carrow, der die dunklen Künste unterrichten wird, die stellvertretende Schulleitung übernehmen." Professor Snape sah in die Runde. „Zudem werden die beiden für Disziplin und Bestrafung zuständig sein, was bedeutet, dass jeder Lehrer euch für schlechtes Benehmen zu ihnen schicken wird. Und damit kommen wir auch gleich zu einigen neuen Regeln." Wieder eine kurze Pause. „Jeglicher Kontakt zu Harry Potter ist ihnen untersagt und sollte er versuchen Kontakt zu Ihnen aufzunehmen oder sich hier zeigen, so sollten sie dies sofort melden." Er ließ seinen Blick hinüber zum Gryffindor Tisch wandern. „Es ist zudem verboten unangebrachte Äußerungen gegenüber dem Ministerium vorzubringen oder die Änderungen zu kritisieren. Sonst gilt alles wie immer. Kein Zaubern auf den Gängen und kein Verwenden der von Argus Filch verbotenen Gegenstände. Die Liste dazu können Sie auch am schwarzen Brett einsehen. Ich denke Ihnen ist klar, was das nicht Einhalten dieser Vorschriften für unangenehme Folgen haben könnte." Er schürzte die Lippen. „Nun... Dann lasst das Festessen beginnen." Die Tafeln deckten sich wie jedes Jahr, doch ehrlich gesagt war Chrystal in dem Moment einfach nur schlecht. Sie rührte keinen Bissen an und trank nur ein kleines bisschen, um ihre Übelkeit zu lindern, was jedoch kaum zu helfen schien. Sie lehnte sich, obwohl Olivia ihr beigebracht hatte, dass sich das für eine baldige Angeheiratete einer reinblütigen Familie nicht gehörte, nach hinten und beobachtete die anderen. Auch am Gryffindor Tisch ging es verhalten zu, was das Essen anging. Außerdem war auch die Stimmung nicht wie sonst ausgelassen und fröhlich, sondern bedrückend und kalt. Chrystal war froh, als das sogenannte „Festessen", das eher ein Trauermal für die Muggelstämmigen war, vorrüber war und sie auf ihre Schlafsäle verschwinden durften. Sie standen eine halbe Ewigkeit in der Schlange an, um in die Eingangshalle zu kommen, da jeder Schüler einzeln kontrolliert wurde, um die noch anwesenden Muggelstämmigen herauszufangen.
Chrystal war gerade durch, als der zweite oder dritte Schüler nach ihr zusammenbrach und begann zu schreien. Sie schnellte herum und ließ ihren Blick von der freudig grinsenden Alecto Carrow zu dem Jungen, der nicht älter als dreizehn sein konnte, wandern. Alecto hatte ihren Zauberstab gezückt und auf den Schüler gerichtet, der sich nun unter dem Cruciatus krümmte. Seine blauen Augen waren weit aufgerissen und das hellbraune Haar schon schweißnass. Mehrere Schüler waren wieder zurück in die Eingangshalle gelaufen, um nun fassungslos das Spaktakel zu betrachten.
„Na? Nun seht ihr, was mit kleinen dreckigen Ratten passiert, die nicht das machen, was man ihnen sagt", flötete Amycus, während Alecto laut zu kichern begann. Chrystal hielt das nicht mehr aus. Diese Schreie. Dieses Leid. Dieser Schmerz. Sie drängte sich an zwei oder drei Schülern vorbei und stellte sich direkt vor Alecto Carrow.
„Aufhören. Dieses Geschrei ist ja nicht zum Aushalten", rief sie laut.
„Willst du auch mal, Kleine?", fragte die Frau, die nicht zu bemerken schien, wer da vor ihr stand, da doch die meisten Todesser zumindest ein bisschen Ehrfurcht und Respekt vor der Tochter des dunklen Lords hatten.
„Weißt du eigentlich mit wem du da sprichst", motzte sie Alecto an, die augenblicklich den Fluch auflöste und sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Überraschung ansah.
„Natürlich, Ms. Es tut mir außerordentlich leid, dass ich es gewagt habe mich euren Befehlen zu widersetzen." Die Stimme klang leicht ironisch, aber immerhin. Sie hatte aufgehört. Chrystal sah auf den erschöpften Jungen hinab.
„Na los. Weg von hier musst du trotzdem", meinte sie und versuchte dabei nicht zu freundlich, aber auch nicht zu kalt zu klingen. Er nickte und erhob sich zitternd, um hinüber zu Professor McGonagall zu gehen, die auf ihn wartete und ihn, einen Arm um seine Schulter gelegt, wegführte. Er blieb noch einmal stehen. Drehte sich um. Und Chrystal meinte in seinen Augen jetzt beinahe so etwas wie Dankbarkeit aufblitzen zu sehen, als er sie ein letztes Mal ansah, doch er sagte nichts. War auch besser so.
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Pic: Das Festessen zu Schuljahres Anfang
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanfictionDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...