Driving back

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"Now did you think it all through?
All these things will catch up to you"
Bad Blood, Taylor Swift

Sie lief den Gang entlang. Früher oder später würde sie ins Vertrauensschülerabteil müssen, doch jetzt wollte sie erstmal zu Draco. Sie blickte in verschiedene Abteile und fand ihn schließlich in ein Gespräch mit Blaise vertieft. Vorsichtig klopfte sie. Sie wollte die beiden nicht stören.
„Komm ruhig rein“, rief Draco ihr zu und sie betrat das Abteil. Sie verstaute ihr Gepäck auf den Ablagen und setzte sich dann zu ihm. Er küsste sie sanft.                                                   
„Wie geht´s?“, fragte er dann.
„Ich denke ganz okay und dir?“ Er seufzte.
„Den Umständen entsprechend auch ganz gut.“ Sie lächelte und nahm seine Hand. Sein Blick fiel auf das Armband an ihrem Handgelenk und ein zaghaftes, zufriedenes Lächeln spielte um seine Lippen. Sie hatte also Recht gehabt. Er hatte es ihr geschickt.
„Ich denke wir sollten zumindest für kurze Zeit im Vertrauensschülerabteil vorbeischauen. Meinst du nicht?“ Chrystal sah ihn auffordernd an und er nickte.
„Meinetwegen. Blaise hältst du uns bitte die Plätze frei?“                                                           
„Klar doch.“ Blaise grinste und Chrystal verließ mit Draco das Abteil.
Sie öffneten die Tür zum Vertrauensschülerabteil. Chrystal ließ ihren Blick über die vielen Schüler schweifen und blieb an Harper hängen. Er war also der zweite Vertrauensschüler ihres Jahrgangs aus Slytherin. Sie nickte ihm kurz zu und ließ sich dann mit Draco auf einer Bank nieder. Nach und nach trubelten immer mehr Schüler ein und auch Ron und Hermine setzten sich. Wieso war Ginny eigentlich nicht Vertrauensschülerin geworden? Mit ihr wäre das Ganze sicherlich viel lustiger geworden. Naja. Dumbledore würde sich schon etwas dabei gedacht haben. Und plötzlich erschien der Mann mitten im Raum.
Augenblickliche Stille trat ein und alle Blicke waren nun auf den Schulleiter gerichtet. Es tat weh ihn hier zu sehen. Die freudige Erwartung auf das neue Schuljahr in seinen Augen zu sehen und das unbekümmerte Vertrauen, das er in seine Schüler zu haben schien. Nicht wissend, dass er schon bald von einer unter ihnen verraten werden würde. Vermutlich sogar von der, von der er es am Wenigsten erwartet hätte.
„Schön, dass ihr alle hier zusammengefunden habt. Ich freue mich sowohl die Vertrauensschüler des letzten Jahres, als auch die neuen Vertrauensschüler wieder hier begrüßen zu dürfen.“ Er lächelte. „Das neue Jahr bringt wohl nichts wirklich Neues für euch mit sich. Ihr habt weiterhin das Recht Schülern für schlechtes Benehmen Punkte abzuziehen und sie im schlimmsten Falle auch den Hauslehrern zu melden. Ich bitte euch gleich heute im Hogwartsexpress damit anzufangen. Alle habt ihr ab jetzt Zutritt zum Vertrauensschülerbad. Ich bitte euch eure Rechte nicht zu missbrauchen, sondern sie für die äußerst wichtige Sicherheit der Schüler einzusetzen. Wir sehen uns dann in der großen Halle wieder.“ Mit diesen Abschlussworten und einem letzten Lächeln disapparierte er auch schon. Chrystal sah Draco an.            
„Gehen wir wieder?“, fragte sie.
„Ja. Ich denke nicht, dass wir hier noch gebraucht werden, oder?“ Sie standen auf und verließen mit Pansy, die sich ohne zu fragen zu ihnen gesellte das Vertrauensschülerabteil.
Im Abteil, aus dem sie zuvor verschwunden waren saßen jetzt nur noch Crabbe und Goyle. Chrystal ließ sich am Fenster nieder und Draco setzte sich neben sie.
„Wo ist Blaise?“ Sie sah die beiden fragend an.
„Der hat so ne Einladung von einem Professor Slughorn gekriegt. Mittagessen. Ist jetzt aber schon ein bisschen länger her“, meinte Goyle. Chrystal nickte und lehnte dann ihren Kopf gegen Dracos Schulter, der ich zärtlich übers Haar strich.
Irgendwann musste sie eigeschlafen sein. Denn sie schreckte hoch, als sie laut eine Tür knallen hörte.
„Was ist denn mit der Tür los?“ Das war Blaise und er schien irgendwie ein bisschen verärgert. Verschlafen strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. Scheinbar ließ sich die Tür nicht ordentlich schließen. Plötzlich wurde sie von außen aufgeschlagen und Blaise wurde von einer unsichtbaren Macht nach hinten gestoßen, wobei er auf Goyles Schoß flog. Für kurze Zeit meinte Chrystal irgendetwas Weißes in der Luft aufblitzen zu sehen, dass die komische Form eines Schuhs hatte. Was war das denn gewesen? Die Nachwirkungen ihres Schlafes? Ein lautes Fluchen von Blaise riss sie aus ihren Gedanken, als dieser sich angewidert von Goyle erhob und auf einen noch freien Platz setzte. Crabbe schloss die Tür und die Situation beruhigte sich langsam, aber sicher wieder.                                         
„Und Blaise? Was wollte er?“, fragte Draco grinsend.
„Naja. Ich denke er wollte sich bei Leuten einschleimen, die auf irgendeine Weise berühmt sind.“                               
„Und das wären?“                                                  
„McLaggen aus Gyffindor und dieser Belby aus Ravenclaw.“                                          
„Belby? Dieser Trottel?“ Pansy kicherte. Chrystal erinnerte sich daran, dass es im Jahr des trimagischen Turniers dieser Belby gewesen war, der sie zuerst gefragt hatte, ob sie mit ihm zum Ball gehen würde. Sie hatte verneint. Aber was hatte er von einer Slytherin erwartet? Vielleicht hatte Pansy in dieser Hinsicht doch tatsächlich mal Recht.
„Ja“, fuhr Blaise fort. „Außerdem waren da noch Potter, Longbottom und das Weasley Mädchen…“ Ginny war also auch eingeladen gewesen.
„Longbottom?“ Draco lachte. „Wieso denn der?“                                                        
„Was weiß ich denn.“                                                        
„Ich meine… Klar, dass er Potter eingeladen hat. Den berühmten, edelmütigen Potter. Aber Longbottom und das Weasley Mädchen?“ Pansy kicherte dümmlich.                  
„Viele Jungs finden, dass sie gut aussieht. Sogar du Blaise, nicht wahr?“, meinte Pansy und sah zu Dracos Freund hinüber.
„Ich würde mich nie auf eine dreckige kleine Blutsveräterin wie die einlassen“, meinte er kalt und Chrystal musste sich darum bemühen ruhig zu bleiben.
„Er hat schon einen erbärmlichen Geschmack dieser Slughorn“, meinte Draco. „Aber was bringt es einem schon Liebling von so einem Lehrer zu sein. Gibt es nicht viel wichtigere Dinge?“                 
„Was meinst du damit?“, fragte jetzt Blaise.
„Nun ja… Vielleicht werde ich nächstes Jahr schon nicht mehr hier an der Schule sein? Vielleicht werde ich mich dann größeren, wichtigeren Dingen zuwenden.“ Chrystal warf ihm einen warnenden Blick zu. Sie wusste, dass das alles schwer für ihn war. Sie wusste, dass er Angst hatte und auf diese Weise versuchte sie zu überspielen. Ziemlich erfolgreich.
„Wie bitte?“ Pansy sah ihn geschockt an und warf Chrystal, warum auch immer, einen vernichtenden Blick zu.
„Ich meine, wenn der dunkle Lord wieder an der Macht ist… Wen interessiert es dann noch wieviele UTZe und wie viele ZAG´s man hat. Meine Mutter will, dass ich meine Ausbildung zu Ende mache, aber…“                       
„Und Recht hat sie“, mischte sich jetzt Chrystal ein, die sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatte. „Wir sollten jetzt ohnehin zusammenpacken und uns auf den Weg machen. Der Zug wird bald am Hogsmeader Bahnhof halten“, wechselte sie das Thema. Sie wollte nicht, dass er sich selber Steine in den Weg legte. Die Anderen nickten zustimmend und so schnappten sich alle ihr Gepäck und verließen das Abteil. Chrystal drehte sich zu Draco um, der noch immer dastand und scheinbar nicht mit ihnen gehen wollte.
„Kommst du nicht, Draco?“, fragte sie ihn vorsichtig. Er trat einen Schritt auf sie zu und nahm sie in den Arm.
„Ich komm gleich nach. Ich muss noch schnell was erledigen“, flüsterte er in ihr goldenes Haar.            
„Gut. Beeil dich“, meinte Chrystal nur und löste sich von ihm, um das Abteil endgültig zu verlassen. Sie hätte tatsächlich gerne genaueres gewusst, doch sie wollte Draco nicht unnötig stressen. Er hatte genug um die Ohren und wenn er meinte, dass er es ihr nicht erzählen musste, dann hatte das wohl einen driftigen Grund. 
Draußen traf sie auf Ginny, die unauffällig zu ihr trat.
„Hast du Harry gesehen?“, fragte sie und schaute dabei in eine andere Richtung, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Nein. Wieso? Ist er nicht bei euch?“ Ginny schüttelte knapp den Kopf. „Okay. Ich werde mich mal nach ihm umschauen“, meinte Chrystal und wandte sich dann von der Rothaarigen ab. Draco verließ soeben den Zug und kam in ihre Richtung. Sie stiegen zusammen mit Crabbe und Goyle in eine Kutsche und fuhren gerade los, als Chrystal etwas einfiel, das sie für einen Moment erschaudern ließ. Der weiße Turnschuh vorhin. Den sie sich eingebildet hatte gesehen zu haben. Den hatte sie sich nicht eingebildet. Den hatte sie wirklich gesehen. Er war Realität gewesen. Und er war ihr ungewöhnlich bekannt vorgekommen, denn es war Harrys Turnschuh gewesen. Er hatte sie die ganze Zeit belauscht. Es musste so gewesen sein. Hatte sie irgendetwas verdächtiges gesagt? Nein. Eigentlich nicht. Und da kam ihr noch ein Gedanke. Draco… Hatte er den Schuh auch gesehen? War er deshalb noch zurückgeblieben, um nachzusehen, ob Harry wirklich dort war? Vielleicht. Und wenn er ihren Bruder gefunden hatte. Was hatte er dann mit ich gemacht? Sie wusste, dass Draco nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen war und wenn er sie belauscht hatte, dann hatte er wohl auch eine Strafe verdient. Aber sie wusste auch, dass Draco, wenn er wirklich zornig war, und das würde er in nächster Zeit wegen seiner schwierigen Aufgabe wohl öfter sein, schnell die Kontrolle über seine Gefühle und sein Handeln verlor. Dann konnte er Schreckliches tun und das galt es zu verhindern. Er bemerkte, dass sie ihn musterte und sah zu ihr hinüber.
„Was ist“, murmelte er.
„Nichts. Ich muss später kurz mit dir reden. Alleine“, sagte sie mit einem missbilligenden Blick auf Crabbe und Goyle.

Bild: Draco Malfoy im Hogwarts Express
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt