Defeat

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"And I wonder why, wonder what for
Why we keep coming back for more"
Scared to be lonely, Martin Garrix & Dua Lipa

Das Leben ging weiter. Jetzt stand erstmal Quidditch im Vordergrund, denn alles lief auf das erste Spiel gegen Gryffindor zu. Da ja Katie Bell aus dem Team der Gegner jetzt fehlte hatte Harry Dean Thomas als dritten Jäger ins Team geholt. Ginnys Freund. Beziehungsweise… Nun ja. Chrystal war sich nicht ganz sicher, denn Exfreund konnte man ihn noch nicht wirklich nennen, aber die beiden hatten immer wieder heftige Auseinandersetzungen gehabt, was nicht einfach so an Ginny vorbeizog. Sie war zwar nicht mehr im Unterricht zusammengebrochen, zumindest soweit Chrystal das mitbekommen hatte, doch sie kam oft verheult zum Essen oder ins Klassenzimmer. Chrystal hatte auch noch einmal mit ihr darüber geredet, doch es war nicht wirklich etwas dabei herausgekommen. Sie selbst hätte Ginny ja vorgeschlagen sich von Dean zu trennen, doch sie hatte es nicht übers Herz gebracht ihrer Freundin, die ohnehin schon fix und fertig gewesen war dies zu sagen. Naja. Das Training der Slytherins lief immerhin an sich eigentlich recht gut und das einzige, was die gesamte Mannschaft manchmal zur Weißglut treiben könnte, wenn er nicht der Eisprinz von Slytherin wäre, war, dass Draco desöfteren bei den Trainings fehlte. Seine Begründung? Es ginge ihm nicht gut. Und es ging ihm wirklich nicht gut. Er war blasser als sonst und lächeln sah man ihn ohnehin nicht mehr. Noch nicht einmal spöttisch. Seit ihrem letzten Streit war er mit den Nerven ziemlich am Ende und es war nicht ratsam ihn auf seine schlechte Laune anzusprechen. Chrystal hatte in letzter Zeit ein wenig Abstand zu ihm gehalten. Denn erstens würde ein Gespräch sowieso wieder nur im Streit enden und zweitens zog es ihre eigene Laune auch extremst runter ständig von depressiven Menschen umgeben zu sein. Nicht, dass sie Ginny und auch Draco nicht gerne Mut machen und sie trösten würde, doch was brachte das, wenn sie sich nicht helfen ließen? Wenn sie sich lieber weiter quälten, als der Wahrheit ins Auge zu blicken, dass es so nicht weitergehen konnte. Draco arbeitete jetzt an dem Verschwindekabinett im Raum der Wünsche, dessen Gegenstück tatsächlich bei Borgin und Burkes stand. Wenn sie mal kurz auf dem Gang über etwas geredet hatten, dann darüber und zum Reden kamen sie ohnehin nicht mehr viel, denn Draco verbrachte seine Zeit entweder im Unterricht oder im Raum der Wünsche, vor dem er Crabbe und Goyle, getarnt als Erstklässler Wache stehen ließ. Zunehmend selten ließ er sich auch noch mal in der großen Halle zum Essen blicken oder eben beim Quidditchtraining.
Es war der Tag des Spiels, an dem Draco verkündete, dass er nicht spielen könnte. Er hatte ihr das gestern schon per Brief mitgeteilt. Er würde das bei Quidditchspielen so gut wie leere Schloss nutzen, um ungestört weiter an dem Verschwindekabinett zu arbeiten. Es würde nicht leicht ohne ihn werden, da Harper, der jetzt spontan an seiner Stelle den Sucher übernehmen würde weit weniger Erfahrung mitbrachte, doch es wagte keiner sich über Draco zu beschweren, geschweige denn nachzufragen, was er denn genau habe. Er war, wie eigentlich bereits zu erwarten, nicht beim Frühstück, auch wenn Chrystal sich gewünscht hätte, er würde wenigstens kommen, um der Mannschaft viel Glück zu wünschen. Aber naja. Dann halt nicht. Es waren eigentlich vom Wetter her ziemlich gute Bedingungen. Doch das mit dem guten Wetter war immer so eine Sache, denn das galt ja für beide Seiten und alles in allem gesehen hatten die Gryffindors den Vorteil, dass sie nicht so kurzfristig ihren Sucher ersetzen mussten… Aber egal. Sie musste sich jetzt verhalten wie eine echte Slytherin und die gaben nicht auf, nur weil die anderen irgendeinen Vorteil hatten. Zumindest taten sie so und das würde sie jetzt auch tun. Mit erhobenem Haupt schritt sie inmitten der anderen ihrer Quidditchmannschaft auf das Feld.
„Verdammt, Chrystal pass doch auf“, schrie ihr Vaisey zu und riss sie damit aus ihren Gedanken.                   
„Fuck“, fluchte sie. Er hatte ihr soeben den Quaffel zugeworfen und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Jetzt war Ginny in Ballbesitz. Verdammt. Chrystal hatte mal wieder an ihre Aufgabe, an Draco und an Voldemort gedacht und jetzt verstand sie auch, weshalb Draco das Spiel nicht spielte. Er wäre, wie sie, ohnehin keine große Hilfe, weil er sich immer Gedanken über den verdammten Auftrag machen müsste. Ginny hingegen schien heute in Bestform zu sein. Sie hatte schon drei Tore geschossen und machte nun das vierte. Sie war sowieso ziemlich gut gelaunt. Schon beim Frühstück hatte Chrystal sie seit langem mal wieder lachen hören und sie musste zugeben, dass es gut tat zu wissen, dass es Ginny wieder besserging. Doch sie vermutete kaum, dass ihre gute Verfassung daher rührte, dass sie sich von Dean getrennt hatte, sondern eher daher, dass sie sich mal wieder mit ihm vertragen hatte, was jedoch meist nicht besonders lange hielt.           
„Du musst jetzt mal anfangen dich mehr zu konzentrieren. Du bist doch sonst nicht so abwesend“, rief jetzt Urquhart und riss sie damit aus ihren schon wieder abschweifenden Gedanken.                                     
„Ich versuchs“, erwiderte Chrystal und seufzte. Das konnten sie doch ohnehin nichtmehr aufholen. Jetzt lag doch sowieso alles an Harper, der den blöden Schnatz fangen musste.     
„Du versuchst es verdammt nochmal nicht du tust es!“, kam es jetzt wieder von Vaisey.                           
„Ja ich tu es“, rief sie entnervt zurück und wandte dann ihren Blick nach oben, wo Harper irgendetwas hinterherjagte. War das der Schnatz? Ja. Jetzt wandte sich auch Harry ihm zu und schoss nach oben. Harper hatte einen recht ordentlichen Vorsprung und war auf dem besten Weg sich den Schnatz ohne Probleme zu holen. Er streckte schon den Arm aus. Gleich hatte er ihn. Gleich war Slytherin der Sieg sicher.           
„Hey Harper. Wieviel hat Malfoy dir dafür bezahlt, dass du für ihn spielst“, rief Harry da plötzlich und Harper hielt kurz inne, wobei er den Schnatz für einen Moment zu vergessen schien. Wie konnte man sich nur von so einem dummen Spruch ablenken lassen. Urquhart stöhnte neben ihr entnervt auf. Harry fackelte natürlich nicht lange, sondern flog in rasendem Tempo an Harper vorbei und holte sich den kleinen, goldenen, geflügelten Ball. Chrystal konnte das Strahlen auf seinem Gesicht sehen, als er laut: „Ja!“, rief und für einen Moment musste sie sich stark zurückhalten nicht zu ihm zu fliegen, mit ihm zu lachen, sich zu freuen und zu feiern. Anstattdessen setzte sie eine überhebliche Trauermiene auf. Langsam ließen sich die Slytherins zu Boden sinken. Die Gryffindors umarmten sich alle und Ginny raste auf ihrem Besen in das Podium des Stadionsprechers Zacharias Smith, der während des Spiels nicht gerade gut über die Gryffindors geredet hatte. Chrystal konnte sich bei dieser Aktion ein Grinsen nur äußerst knapp verkneifen, denn das wäre nach diesem verlorenen Spiel sicher nicht gut bei ihren Mannschaftskameraden angekommen. Dessen war sie sich sicher. Gefrustet liefen die Slytherins in Richtung der Umkleiden. Jedoch nicht ohne den feiernden Gryffindors noch ein paar abfällige Sprüche zuzuwerfen, die jedoch erfolglos an diesen abprallten. Die würden jetzt sicherlich eine riesen Party in ihrem Gemeinschaftsraum veranstalten, während man sich unten im Kerker lieber auf sein Zimmer verziehen sollte, um nicht die ganze schlechte Laune der Slytherins auf sich nehmen zu müssen. Besonders dem Kapitän sollte man heute aus dem Weg gehen. Erstes Spiel der Saison und gleich mal verloren. Und das auch noch gegen Gryffindor. Das musste wohl wirklich ziemlich demütigend sein. Chrystal zog sich so schnell wie möglich um, um so früh wie möglich den Gemeinschaftsraum durchqueren zu können, bevor sich dort all zu viele Schüler angesammelt hatten. Es war glücklicherweise tatsächlich noch ziemlich leer. Auch Draco war nirgendwo zu sehen. Vermutlich war er noch immer im Raum der Wünsche. So langsam sollte er sich aber auch mal auf den Weg hierherbegeben. Sonst würde er nur unnötig auffallen. Chrystal beschloss erstmal auf ihr Zimmer zu gehen und sich unter die Dusche zu stellen. Danach würde sie sich vielleicht besser fühlen. Konnten sie nicht ein einziges Mal im Quidditch gegen Gryffindor gewinnen? Es hieß, dass die Gryffindors, seit Harry bei ihnen spielte, alle Meisterschaften gewonnen hatten. Und vermutlich würden sie es dieses Jahr wieder tun. Sie spürte das heiße Wasser ihren Rücken hinabrinnen. Aber gab es denn nicht wichtigere Dinge, als Quidditch? Gab es denn nicht bedeutsamere Gewinne, als den in einem Quidditchspiel? Das gab es definitiv. Draco hatte gut daran getan heute nicht am Spiel teilzunehmen. Ihre Aufgabe war momentan eben nunmal einfach wichtiger. Da konnte man nichts machen.
Chrystal saß den ganzen Nachmittag auf ihrem Zimmer und las. Sie hatte einfach keine Lust sich von irgendjemandem Vorwürfe machen zu lassen, denn sie wusste selber, dass sie ziemlich schlecht gespielt hatte. Das musste sie sich nicht auch noch von anderen Menschen sagen lassen. Am Abend überlegte sie kurz, ob sie zum Essen in die große Halle runtergehen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Erstens hatte sie sowieso keinen Hunger und zweitens glaubte sie nicht, dass sich die Slytherins schon von ihrer Niederlage erholt hatten. Vermutlich war fast der ganze Slytherintisch jetzt leer. Mit Ausnahme von ein paar jüngeren Schülern, die einfach nicht darauf verzichten konnten ihr Abendessen zu sich zu nehmen und denen die siegessicheren Blicke der Anderen, vor allem der Gryffindors, egal waren.
Es war schon spät. So gegen zehn, als es an ihrer Tür klopfte.       
„Herrein“, rief sie auch wenn sie es eigentlich nicht so meinte, denn sie wollte jetzt mit niemandem reden. Die Tür öffnete sich von außen und es war Draco, der das Zimmer betrat. Sie sah ihn für einen Moment leicht verwundert an. Was wollte er denn jetzt plötzlich? Sie hatten in letzter Zeit ein eher kühles Verhältnis zueinander gehabt und er hätte sich vermutlich eigentlich nicht die Mühe gemacht sie zu besuchen.           
„Was gibt’s?“, fragte sie und erhob sich von ihrem Bett.               
„Ich wollte nur mal schauen, ob alles okay bei dir ist. Du warst nicht beim Essen.“ Aha… Er hatte sich also Sorgen gemacht.                     
„Ach und du warst mal wieder beim Essen? Hast wahrscheinlich schon mitbekommen, dass wir verloren haben.“ Sie seufzte.                 
„Ja“, erwiderte er knapp. „Schlimm?“ Chrystal musterte ihn.             
„Nein. Eigentlich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und sah zu ihm auf. Seine grauen Augen hielten ihre grünen gefangen. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Dann kam er auf sie zu und legte sanft seine Hände auf ihre Hüften. Sie hielt seinem Blick stand. Was wollte er? Die letzten Tage… Naja… Sie waren noch nicht einmal mehr richtig zusammen gewesen. Seit diesem unnötigen Streit damals hatten sie so gut wie gar keinen Kontakt mehr miteinander gehabt. Und jetzt? Jetzt war plötzlich alles wieder normal. Sie spürte seinen Kuss auf ihren Lippen. Es tat gut, dass er wieder da war. Sie hatte es vermisst. Doch wieso? Wieso ließ sie das einfach so zu? Dass er sie wieder in seinen Armen hielt? Wieso wehrte sie sich nicht? War ihr Stolz so tief gesunken, dass sie ihm so leicht verzieh? Oder war es einfach nur, weil sie Angst davor hatte, dass die Einsamkeit sie wieder einholte? Weil sie Angst hatte, dass sie alleine sein würde mit ihrer Aufgabe? Sie wusste es nicht.

Bild: Draco und Chrystal

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt