"Liebe ist,
die Fehler des anderen anzusehen
und zu akzeptieren."Ginny erzählte ihr, dass die Winkelgasse früher mal ein fröhlicherer Ort gewesen war, denn jetzt wirkte sie nur noch grau und beinahe bedrohlich. Viele Fenster waren vernagelt und Geschäfte geschlossen. Es war ein trostloser Anblick, den man gerne schnell vergaß. Sie teilten sich schließlich auf. Ginny wollte Chrystal kurz Gringotts zeigen und danach mit ihr zu einem Bücherladen gehen, während Harry, Hermine und Ron noch mit Hagrid zu Madam Malkins liefen, um sich neue Umhänge zu kaufen, die wohl dringend nötig waren. Gringotts war ein hohes Gebäude aus hellem Stein mit mehreren Säulen.
„Wir können leider nicht reingehen, weil es dadrinnen momentan einfach wahnsinnig überfüllt ist, weil die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden sind. Von Innen sieht es noch viel spektakulärer aus." Ginny seufzte.
„Ist schon okay. Wenigstens habe ich es jetzt Mal von außen gesehen. Vielleicht bekomme ich ja ein anderes Mal die Gelegenheit reizugehen." Sie grinste und ihre Gesichtszüge verhärteten sich augenblicklich wieder, als sie daran dachte, dass sie sich hier wohl nicht mehr blicken lassen dürfte, sobald sie offiziell die Tochter des dunklen Lords und eine Todesserin sein würde.
Der Bücherladen, Flourish und Blotts war ebenfalls vollkommen überfüllt, sodass es sich nicht als sonderlich schwierig herausstellte sich von Mr und Mrs Weasley abzusondern, die auch dort waren. Chrystal benötigte dieselben Bücher, wie Ginny und so hatten sie schnell alles zusammen. Sie bezahlten und Chrystal verkleinerte alles schnell, um es dann in ihre Handtasche zu stecken. Als sie von dort alles hatten liefen sie zurück zu dem Laden, in den die anderen gegangen waren. Voll bepackt mit Büchern kamen sie an.
„Hast du die Malfoys gesehen?", fragte Harry gerade an Hagrid gewandt und Ginny, die es scheinbar auch gehört hatte, warf ihr einen vielsagenden Blick zu, den Chrystal erwiderte. Draco war wohl also auch hier. Vermutlich mit seiner Mutter, denn sein Vater saß ja bekanntermaßen in Askaban. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie hoffen sollte auf ihn zu treffen oder bestmöglich versuchen ihm aus dem Weg zu gehen.
Gemeinsam machten sie sich schließlich auf den Weg zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, doch Mrs Weasley wollte zuvor noch zur Apotheke und zu irgendeinem Eulenkaufhaus, die sich beide auf dem Weg zum Laden der Weasley Zwillinge befanden. Chrystal sah gerade noch einen blonden Haarschopf in ein kleines Geschäft neben der Apotheke verschwinden, als sie darauf zu liefen.
„Molly, soll ich für dich schnell in die Apotheke gehen?", fragte sie ohne weiter darüber nachzudenken.
„Das wäre natürlich super. Aber bist du dir sicher, dass du dich im Fall der Fälle verteidigen kannst?"
„Ja klar. Was brauchst du denn?"
„Hustenbonbons und hier ist ein Rezept. Das kannst du einfach vorlegen und dann geben sie dir alles." Chrystal nickte und nahm das Stück Papier entgegen, ohne es genauer zu betrachten. Sie begegnete Ginnys Blick, die sie argwöhnisch musterte, doch die Gryffindor sagte nichts und sie dankte ihr im Stillen dafür.
„Okay. Wir sehen uns dann bei Fred und George." Die anderen stimmten zu und verschwanden.
Chrystal schob sich das Rezept in die Umhangtasche. Das würde sie gleichmachen. Erstmal musste sie mit Draco reden. Das kleine Geschäft hieß „Schmuck und Uhren für Jedermann". Was er dadrin wohl machte? Sie überlegte einen Moment lang, ob sie hineingehen sollte, doch die Entscheidung wurde ihr freundlicherweise vom Schicksal abgenommen, denn es war Draco, der das Geschäft kurz darauf verließ. Er würdigte sie keines Blickes und stolzierte auf typisch malfoysche Art an ihr vorbei. Kein Wunder. Er konnte sie ja schließlich mit ihrer Tarnung als Eliza Lane nicht erkennen. Sie beschloss so freundlich zu sein, ihm das nicht übel zu nehmen.
„Draco Malfoy", rief sie ihm bestimmt hinterher. Er ignorierte sie. „Draco. Würdest du bitte stehenbleiben." Sie verdrehte genervt die Augen und er wandte sich tatsächlich leicht zögerlich zu ihr um.
„Was ist?" Er sah sie kalt an und die nachdenklichen Falten auf seiner Stirn verrieten, dass er wohl nachdachte, woher er sie nur kannte. Sie trat einige Schritte auf ihn zu.
„Ich bins. Chrystal", flüsterte sie leise. „Komm. Wir müssen irgendwohin, wo man uns nicht so offensichtlich sieht. Es gibt nämlich immer noch mehr als genug Leute, die uns nicht sehen sollten..." Sie ignorierte seinen verwirrten Blick, lief voraus und ging zur Rückseite des kleinen Schmuckgeschäfts. Hier waren keine Fenster an der Hauswand und auf der anderen Seite nur eine Steinmauer. Sie konnten also eigentlich unmöglich unbemerkt beobachtet werden.
„Was..." Auf seinem Gesicht spiegelten sich all die Fragen, die er beantwortet haben wollte, weshalb Chrystal ihn einfach unterbrach und zu erklären begann.
„Ich... Also das ist meine Tarnung." Er nickte anerkennend.
„Was sollte das bei Snape?" Es klang nicht vorwurfsvoll oder agressiv, sondern einfach nur besorgt.
„Es... Es war einfach alles zu viel. Hat er nicht mit dir geredet?", fragte Chrystal.
„Nein. Nicht wirklich. Ich stehe momentan unter einer rund um die Uhr Bewachung des dunklen Lords. Snape hat mir nur kurz deine unbegründete Entschuldigung überbracht." Sie lächelte ein wenig. Er nahm ihre Hand und zog sie näher an sich. Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust.
„Du bist jetzt ein Todesser?" Ihre Stimme war leise.
„Ja." Sie löste sich aus der Umarmung, um ihm in die Augen sehen zu können.
„Hast du auch das dunkle Mal?", fragte sie flüsternd und Draco nickte. Er hielt ihr seinen linken Arm hin und krempelte seinen Ärmel hoch. Das schwarze Brandmal hob sich dunkel und bedrohlich von seiner blassen Haut ab. Chrystal nahm seine Hand und betrachtete es. Als sie es berühren wollte zuckte Draco zusammen und sie ließ seine Hand augenblicklich los.
„Chrystal..."
„Ja?"
„Der dunkle Lord..." Er zögerte, doch Chrystal meinte zu wissen worauf er hinauswollte. Auf die Aufgabe, die er von Voldemort bekommen hatte. Sie schüttelte den Kopf und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen, um ihm zu bedeuten, dass er schweigen sollte.
„Ich weiß davon, Draco. Es wird schon werden." Er sah sie kopfschüttelnd an.
„Woher denn plötzlich dieser Optimismus", spottete er und küsste sie zärtlich, was Chrystal ohne nachzudenken erwiderte. Sie hatte ihn vermisst. Seine Wärme. Seine Anwesenheit. Einfach alles an ihm. Und einmal mehr bemerkte sie, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Sie hörten Stimmen. Erschrocken löste sie sich von ihm und drehte sich um. Es waren Harry, Ron und Hermine, die um die Ecke kamen. Chrystal zückte geistesgegenwärtig ihren Zauberstab und richtete ihn auf Draco. Sie sah ihn kurz fragend an und er nickte kaum merklich. Sie würden sich jetzt anfangen zu streiten. Das war der einzige Weg irgendwie aus diesem Schlamassel rauszukommen.
„Lass mich in Ruhe", schrie sie ihn an.
„Träum weiter, Süße", erwiderte Draco kalt. Sie schoss einen Fluch auf ihn ab, der ihn natürlich absichtlich, knapp verfehlte. „Du kleines dreckiges Miststück", zischte er jetzt und Chrystal erschrak darüber, wie sehr es sie traf, auch wenn sie wusste, dass er es nicht wirklich so meinte, dass er nur spielte. Dann tat er so, als hätte er die übrigen Anwesenden gerade erst bemerkt. „Das sind also deine ach so tollen Verbündeten?" Sein spöttisches Lachen klang eisig.
„Ja... Und ich bin stolz drauf", meinte sie kühl. „Willst du sonst noch was, Malfoy?"
„Nein... Ich denke kaum, dass ich von so jemandem wie dir noch irgendetwas möchte. Eine Verbündete von Potter... Darauf kann ich gerne verzichten." Wieder dieses komische Stechen in ihrer Brust bei seinen Worten. Chrystal warf ihm noch einen letzten Blick zu. Sie versuchte sich an einem sanften Lächeln, sodass es die anderen nicht mit bekamen, doch es wollte ihr nicht so ganz gelingen. Er nickte knapp, um anzudeuten, dass er trotzdem verstanden hatte. Dann riss sie sich von seinen schönen grauen Augen los und wandte sich zu den Anderen um, die Draco äußerst feindselig ansahen. Schließlich machten sie alle vier kehrt in Richtung Apotheke.
„Was war das denn?" Hermine sah sie fragend an.
„Ach nichts... Er wollte irgendetwas von mir. Aber dann seid ja ihr gekommen. Wieso eigentlich?" Sie sah nachdenklich in die Ferne.
„Naja. Wir haben kurz zuvor Malfoy in diesen Schmuckladen verschwinden sehen und da er so ein mieses Schwein ist und du nicht zurückgekommen bist dachten wir, dass wir besser mal nachschauen." Chrystal hatte ihre Schwierigkeiten damit das Bedürfnis Draco zu verteidigen zu unterdrücken, doch sie musste sich jetzt zurückhalten.
„Mit Malfoy ist nämlich nicht zu spaßen. Er wird sicherlich mal ein Todesser, wenn er nicht sogar schon einer ist. Wie sein bescheuerter Vater." Sie schwieg. Was würden sie dazu sagen, wenn sie wüssten, was sie eventuell ebenfalls bald werden würde? Sie würden sie dafür hassen. Mehr als das. Sie würden sie verachten. Doch was sollte sie machen? Es war ohnehin bereits zu spät, um noch umzudrehen.
„Ich war noch nicht in der Apotheke", sagte Chrystal, um das Thema zu wechseln.
„Gut... Dann lass uns das schnell erledigen. Mum macht sich bestimmt schon Sorgen, so wie ich sie kenne", meinte Ron. Sie holten die Hustenbonbons und die Medikamente von Mollys Rezept ab und liefen dann zuück zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze.
Chrystal brachte Mrs Weasley, die ihr langes Wegbleiben komischerweise nicht realisiert zu haben schien, das Zeug aus der Apotheke lief dann hinüber zu Ginny, um ihr im leisen Flüsterton von ihrer Begegnung mit Draco und dem Auftauchen von Harry, Ron und Hermine zu erzählen.
Ginny und sie verbrachten noch eine weitere halbe Stunde im Laden der Weasley Brüder, die ihnen ihre verschiedenen Produkte vorstellten und sie manche auch testen ließen. Es war tatsächlich ziemlich lustig und sie lachten viel. Irgendwann kam Mrs Weasley zu ihnen, um zu fragen, ob sie Harry, Ron und Hermine gesehen haben, doch das hatten sie nicht. Da Molly ernsthaft beunruhigt schien halfen sie ihr bei der Suche und fanden die drei schließlich in einem der Hinterzimmer. Molly meinte zwar dort schon dreimal nachgeschaut zu haben, doch Harry blieb bei seiner felsenfesten Behauptung, dass er und seine Freunde die ganze Zeit hier drin gewesen seien. Chrystal ahnte, dass da mehr dahintersteckte, doch hier vor Mrs Weasley würden sie es ihr auch nicht erzählen. Das wusste sie. Und vermutlich war es auch besser so, wenn sie es nicht erzählten. Denn dann würde sich Molly nur unnötige Sorgen machen. Unnötige Sorgen, die vielleicht gar nicht mal so unnötig waren. Aber trotzdem. Es musste ja nicht sein.
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Bild: Weasleys Zauberhafte Zauberscherze
Handlung Parallel zu "The Guardians Story" Kapitel 3
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanficDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...