He wants to see me again

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"Manchmal sollte man aufhören
Fragen zu stellen,
weil man gelernt hat,
dass man den Antworten keinen
Glauben mehr schenken kann."

Über die Weihnachtsferien hatte Chrystal eigentlich vorgehabt wie jedes Jahr in Hogwarts zu bleiben, doch Draco hatte ihr die eher weniger erfreuliche Nachricht überbracht, dass der dunkle Lord wünschte sie über Weihnachten im Malfoy Manor unterzubringen. Also hatte sie am Vorabend ihre Sachen zusammengepackt und machte sich jetzt in einer Gruppe anderer Slytherins auf den Weg zum Bahnhof in Hogsmeade.
„Und wo verbringst du deine Weihnachtsferien?", fragte eine Stimme, es war Daphne, ziemlich dicht neben ihr und Chrystal zuckte beinahe zusammen, so sehr war sie in Gedanken über den dunklen Lord und seine Pläne versunken gewesen, als das Mädchen zu sprechen begann.
„Ich bin bei Draco." Sie lächelte matt.
„Wieso bist du sonst nie über Weihnachten nach Hause?", fuhr die Slytherin interessiert fort. Vermutlich gar nicht wissend in welch eine unangenehme Situation sie Chrystal damit brachte. Aber vielleicht war sie sich dessen sogar bewusst. Vielleicht wollte sie genau das bezwecken. Chrystal wusste, dass viele gerne mehr über sie wissen würden und dass wohl früher oder später sowieso alles auffliegen würde.
„Meine Mutter... Sie ist tot. Und mein Vater ist immer sehr beschäftigt gewesen", meinte sie nur.
„Das tut mir leid", meinte sie. Todesnachrichten brachten die meisten Menschen zum Schweigen, doch was Chrystal in dem Moment viel mehr verwirrte, war, dass sie soeben ihren Vater als Voldemort beschrieben hatte. Sie hatte nicht gesagt, dass ihr Vater tot war, sondern, dass ihr Vater lebte und nur sehr viel beschäftigt war. Und das war Voldemort wohl tatsächlich. Damit unschuldige Schüler zu beauftragen ihren Schulleiter zu töten, der zufällig noch der größte Zauberer aller Zeiten war... Ein spöttisches Lächeln trat auf ihren Lippen und verschwand eben so schnell wieder, wie es gekommen war. Sie verließen das Gelände von Hogwarts und stiegen in den Zug.
Es wehte ein eisig kalter Wind am Bahnhof Kings Cross in London. Chrystal fröstelte. Draco nahm ihre Hand und führte sie in Richtung Ausgang, wo seine Mutter stand und wartete. Ein müder Ausdruck von Besorgnis lag auf Narzissas spitzem, blassem Gesicht und ein trauriges Lächeln kam hinzu, als sie ihren Sohn erblickte. Sie kam in ihren hohen Schuhen würdevoll schreitend auf die beiden zugelaufen und schloss erst kurz Chrystal und dann noch viel länger Draco in die Arme.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist", murmelte sie und als sie sich wieder von ihrem Sohn löste rann eine einzelne, silbrige Träne ihre Wange hinab, die sie sich sofort mit einem weißen Taschentuch trocknete. Wie schlimm es doch für eine Mutter sein musste ihren einzigen, eigenen Sohn so leiden sehen zu müssen, wie Draco es tat.
Das Malfoy Manor sah aus wie immer. Nur, dass die Parkanlage jetzt verschneit war und an den Fenstern kleine Eiskristalle zu sehen waren. Narzissa trat ihnen voraus durch das eiserne Tor und sie folgten der Frau. Sie liefen den Weg zur Tür entlang, die sie in die gut beheizte Eingangshalle brachte. Sie stellten ihre Schuhe ab und hängten die dicken Wintermäntel auf, bevor Narzissa Chrystal nach oben führte, um ihr das Zimmer zu zeigen, in dem sie schlafen würde. Sie hätte auch kein Problem damit gehabt in Dracos Zimmer zu schlafen, doch vielleicht tat ihr ein Rückzugsort ganz gut in diesem Haus. Das Zimmer war groß. Mit einem riesigen Kleiderschrank, einem mit weißer Bettwäsche bezogenem Himmelbett, einem kleinen Schminktischchen mit Spiegel und einem riesigen Bücherregal, das bereits fast bis obenhin befüllt war.
„Gefällt es dir?", fragte Narzissa vorsichtig.
„Ja. Es ist wunderschön." Sie drehte sich zu Dracos Mutter um und schenkte ihr ein vollkommen ehrliches und aufrichtiges Lächeln.
„Das ist gut. Wenn du irgendwelche Fragen hast, dann kannst du immer zu mir kommen", meinte sie und Chrystal nickte.
„Danke." Die Frau wollte sich soeben abwenden und das Mädchen alleine lassen, als sie sie zurückhielt. „Narzissa...?" Sie drehte sich noch einmal zu ihr um.
„Was ist?"
„Das mit der Hochzeit.... Meint der dunkle Lord das wirklich ernst?" Ihre Stimme klang ungewollt ein wenig zittrig.
„Ja. Es tut mir leid. Es muss sehr plötzlich und vor allem sehr früh für dich sein. Auch, wenn in Reinblüterfamilien Zwangshochzeiten oft üblich sind, so achten wir doch darauf den Lebensgefährten für unsere Kinder erst bei Volljährigkeit auszusuchen. Geschweigedenn bekannt zu geben." Sie lächelte zaghaft. „Doch du musst wissen, dass ich nicht die Befugnis habe die Entscheidungen des dunklen Lords anzuzweifeln. Die hat nämlich niemand. Noch nicht einmal seine höchstgestellten Diener." Chrystal nickte.
„Ich verstehe. Danke", murmelte sie und Narzissa verließ nun endgültig das Zimmer. Chrystal ließ sich auf ihr Bett fallen und begann ihre Sachen auszupacken. Sie räumte ihre Klamotten in den Kleiderschrank ein und stellte ihre Bücher zu den anderen in das Bücherregal. In der Ecke hinten links in ihrem Zimmer befand sich eine Tür, die mit einem silbernen Schild versehen war, auf dem mit goldenen Lettern „Bathroom" stand. Chrystal betrat ihr Badezimmer und begutachtete es. Dusche, Badewanne, Waschbecken, Toilette. Sah gut aus. Sie könnte jetzt erstmal ein heißes Bad gebrauchen, doch ehe sie die Tür zum Bad wieder hinter sich schließen konnte, um Handtuch und was sie sonst noch so brauchte zu holen tauchte wie aus dem nichts mit einem Knall ein Hauself vor ihr auf. Sie stieß vor Schreck einen spitzen Schrei aus.
„Entschuldigen Sie, dass ich Madam erschreckt habe. Es tut mir unendlich leid." Er verbeugte sich vor ihr, bis seine Nase fast den Boden berührte.
„Ach komm schon. Ist doch alles halb so schlimm", meinte Chrystal, die außer Kreacher noch nicht sonderlich viel Kontakt mit Hauselfen gehabt hatte. Das kleine Geschöpf verharrte in seiner Verbeugung. „Steh doch wieder auf", sagte sie und er erhob sich augenblicklich wieder. „Wie heißt du denn?"
„Ich bin Aladin, einer der Hauselfen von Malfoy Manor. Zu euren Diensten." Sie lächelte ihn freundlich an.
„Und wieso bist du hier, Aladin?"
„Der dunkle Lord schickt mich, um euch zu ihm zu bitten." Chrystal hielt für einen Moment die Luft an und hoffte sich verhört zu haben.
„Wie bitte?", fragte sie deshalb noch einmal nach.
„Der dunkle Lord möchte euch sehen."

Bild: Aladin der Hauself
Handlung parallel zu The Guardians Story Teil 17
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt