Together again

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"Bewege dich aus deiner Komfort-Zone heraus.
Du kannst nur wachsen, wenn du bereit dazu bist
Dich komisch und unwohl zu fühlen,
wenn du etwas neues versuchst."

Chrystal saß, wie so oft in letzter Zeit, mal wieder alleine in der Bibliothek. Sie hatte zwar bereits alle Bücher, außer das von Remus und Sirius, durchgearbeitet, doch sie musste noch einen viel zu langen Aufsatz für Zaubertränke schreiben, den sie natürlich vollkommen vergessen hatte. Sie legte gerade ihre Feder beiseite und betrachtete mehr oder weniger zufrieden ihr Werk, als sie spürte, wie jemand sie zärtlich am Hals küsste. Sie musste unwillkürlich ein wenig lächeln. Draco. Sie drehte sich zu ihm um.
„Und wie waren die Ferien?“, fragte sie und seine Miene verfinsterte sich augenblicklich.              
„Schrecklich“, murmelte er. „Mein Vater steht unter ständigem Druck, weil der dunkle Lord irgendetwas von ihm will und meine Mutter hat versucht mich dauernd vor ihm und dem dunklen Lord zu beschützen, indem sie wollte, dass ich mich fast nur auf meinem Zimmer aufhalte.“ Er schwieg kurz. „War aber vermutlich auch klüger so. Vater hatte ständig Wutausbrüche.“ Chrystal stand auf und strich ihm eine Strähne, die sich aus seinen ordentlich gerichteten Haaren gelöst hatte auf die richtige Seite.
„Das tut mir leid, Draco.“ Dann küsste sie zärtlich seine Lippen. Es tat gut zu wissen, dass er wieder da war. Jetzt konnte ihm nichts mehr passieren. Chrystal hatte ihn nicht gerne gehen lassen. In das Haus seiner Eltern, wo Voldemort inzwischen vermutlich regelmäßig ein und aus ging. Sie löste sich wieder von ihm.                
„Komm gehen wir. Ich bin sowieso gerade fertig geworden.“ Sie nahm seine Hand, ließ sie aber wieder los, als sie die Bibliothek verließen. Dort draußen konnte sie schließlich jeder sehen und noch sollte niemand davon wissen. Sie liefen gemeinsam die Treppen zum Kerker nach unten. Bevor sie eintraten hauchte er ihr noch einen Kuss auf die Lippen. Im Gemeinschaftsraum wurde sie von ungewöhnlich vielen begrüßt. Sie wunderte sich darüber, doch es schien, als hätten sie sie vermisst. Hatte sie sie auch vermisst? Ja. Zumindest Miles, Adrian und vielleicht auch Daphne ein wenig. Vor allen aber Draco.
Chrystal begab sich auf ihr Zimmer, wo sie ihren Zaubertränke Aufsatz beiseitelegte und sich mit dem Buch über Animagi aufs Bett legte. Später gab es dann Abendessen. Harry war wieder da, sowie auch all die Weasleys. Chrystal beobachtete ihn eine Weile, bevor sie sich wieder ihrem Essen zuwandte. Er sah müde aus. Völlig geschafft und das obwohl doch gerade erst Ferien gewesen waren.
Der nächste Morgen begann mit einer Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Umbridge. Wie vor den Ferien lasen sie weiter in langweiligen Büchern. Von dem Anwenden von Zaubern noch immer keine Spur. Naja. Sie konnte sich ja ganz gut selbst helfen. Am Ende der Stunde bat Umbridge sie zu sich nach vorne.                                             
„Kann ich irgendetwas für sie tun, Professor Umbrigde?“, begann Chrystal und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf.                                      
„Ich hätte gerne, dass sie meinem Inquisitionskommando beiwohnen, Ms Among.“ Sie lächelte süßlich. „Angesichts der Auseinandersetzungen, die wir gegen Anfang des Schuljahres hatten halte ich dies für sinnvoll, um wieder mehr Vertrauen zwischen uns beiden herzustellen. Ich halte sie für eine herausragende Schülerin, die von großem Wert für das Ministerium sein könnte, wenn sie nur die richtige Erziehung genießt.“ Herausragende Schülerin… Erziehung… Vertrauen… Mit was für einem Verwechslungszauber hatte Dumbledore denn bitte die belegt?
„Welch eine Ehre, Professor. Ich freue mich ihrem Kommando beiwohnen zu können.“ Chrystal versuchte erneut ein möglichst ungezwungenes Lächeln aufzusetzen, was ihr scheinbar wieder gelang, denn Umbridge schien zufrieden.
„Gut. Unser erstes Treffen findet gleich heute Abend statt“, säuselte sie.
„Ich werde da sein, Professor“, erwiderte Chrystal und verschwand dann so schnell wie möglich aus dem Klassenzimmer. Gut. Das wäre geschafft.
Am Abend machte sich Chrystal mit Draco, Pansy, Crabbe, Goyle und ein paar anderen Slytherins auf den Weg zum ersten Treffen des Inquisitionskommandos. Draco hatte ihr erzählt, dass das Kommando wohl schon länger existierte, allerdings bisher noch keine Treffen oder Einsätze hatte. Chrystal erinnerte sich noch an den Abend des ersten Schultages, als sie das Büro zum ersten Mal, und bisher auch zum letzten Mal, betreten hatte. Wie unwissend sie doch damals noch gewesen war. Wie naiv. Pansy klopfte.
„Herein“, säuselte Umbridge von drinnen.                                         
„Guten Abend, Professor Umbridge“, sagte Draco trocken.                  
„Guten Abend“, erwiderte sie. „Schön, dass Sie so zahlreich hier erschienen sind.“ Sie lächelte süßlich. „Setzen Sie sich doch.“ Chrystal ließ sich neben Draco nieder und achtete darauf sich nicht an die Stelle am Tisch zu setzen, wo Umbridge sie damals gefoltert hatte. Sie spürte, wie Dracos Hand sich unter dem Tisch auf ihre legte und über die Narben auf ihrem Handrücken strich. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Ein Gefühl davon nicht allein zu sein. Und das tat gut.
„Sie sind nun Teil des Inquisitionskommandos von Hogwarts. Sie sind dazu befugt Schüler auszuspionieren, zu überwachen und ihnen Hauspunkte bei fehlerhaftem Verhalten abzuziehen. Außerdem sind Sie verpflichtet den Verstoß gegen Regeln der Großinquisitorin zu melden. Ihre Befugnisse stehen über denen von Vettrauensschülern und sie dürfen auch diese zurechtweisen. Ich bitte sie besonders Harry Potter und seine Freunde im Auge zu behalten. Ich habe das Gefühl meine Erziehungsmaßnahmen haben bei ihm nicht ganz so gut gewirkt wie bei Ihnen, Ms Among.“ Sie lächelte wieder zuckersüß. Chrystal Gesichtszüge verhärteten sich. Sie wollte etwas erwidern. Wollte ihr widersprechen. Wollte sie darüber aufklären, dass sie vollkommen falsch lag. Doch sie sah neben sich Draco kaum merklich den Kopf schütteln. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch, wobei sie bemerkte, dass sich ihre Hand fest um die seine geklammert hatte. Sie lockerte ihren Griff ein wenig.                               
„Nun ja. Ich hoffe sie sind sich ihren Pflichten bewusst. Wir werden nun Schichten einteilen wer wann mit wem besonders häufig auf den Gängen patroulliert. Mr Crabbe, Mr Goyle? Wollen sie vielleicht gleich montags übernehmen?“ Crabbe und Goyle nickten dümmlich.            
„Ja, Professor Umbridge“, antwortete schließlich Crabbe.                         
„Mr Warrington und Mr Montague übernehmen Sie beide den Dienstag?“ Die beiden sahen sich an.        
„Geht klar, Professor.“                                        
„Und Sie Mr Malfoy?“, ging sie die Reihe weiter durch.                        
„Ich mache mit Draco“, rief Pansy Parkinson und ihre Stimme klang dabei ziemlich schrill und aufgeregt.
„Ich denke ich mache das gemeinsam mit Ms Among wenn das okay für sie ist, Professor“, erwiderte Draco und Pansy warf Chrystal einen mehr als eiskalten Blick zu. „Es ist wohl gut, wenn ich sie vorerst überwache. Nicht, dass sie doch noch Rückschläge bekommt, was ihr Benehmen angeht.“ Chrystal sah ihn empört an und er grinste hochmütig. Umbridge schien sehr zufrieden mit seiner Idee und nickte zustimmend.                    
„Das halte ich für einen äußerst guten Vorschlag, Mr Malfoy. Dann trage ich sie beide für Mittwoch ein. Und Ms Parkinson sie machen dann mit Ms Bulstrode am Donnerstag. Jetzt brauche ich noch Freiwillige für die restlichen Tage.“ Sie sah lächelnd in die Runde.                                   
„Wir machen noch den Freitag, Professor Umbridge“, sagte Millicent und Pansy verzog genervt das Gesicht.
„Gut, Ms Bulstrode“, säuselte Umbridge.                                     
„Dann tragen Sie uns noch für Samstag und Sonntag ein, Professor“, sagte Chrystal. Wenn sie Harry davor bewahren sollte, dass seine Organisation aufgedeckt wurde, dann musste sie so oft wie möglich Schicht haben. Draco warf ihr einen misstrauischen Blick zu.          
„Solch ein Engagement, Ms Among? Sehr schön, sehr schön“, summte sie vor sich hin und setzte dabei wieder ihr schreckliches Umbrigde Lächeln auf. „An den Tagen an denen sie Schicht haben sind sie vermehrt dafür verantwortlich die anderen Schüler zu kontrollieren. Sie dürfen an diesen Tagen bei Bedarf auch länger, als eigentlich erlaubt auf den Gängen bleiben. An den Tagen, an denen sie keine Schicht haben, ist es ihnen natürlich trotzdem erlaubt Schülern für unerwünschtes Verhalten Punkte abzuziehen.“ Sie lächelte noch breiter und schien das Gefühl zu haben, ihnen gerade verkündet zu haben, dass sie im Lotto gewonnen hätten. „So das wäre es fürs erste gewesen. Sie dürfen jetzt auf ihre Schlafsäle gehen. Ab morgen haben sie dann ihre Befugnis.“                                
„Gute Nacht, Professor Umbridge“, sagte Millicent und die anderen taten es ihr mehr oder weniger motiviert gleich. Chrystal löste ihre Hand aus Dracos und erhob sich. Montague öffnete die Tür und alle verließen ohne ein weiteres Wort zu verlieren das Büro der Großinquisitorin.
„Geht schon mal vor“, sagte Draco zu den anderen bevor er sie am Arm zurückhielt und in den Schatten einer Säule zog. „Wieso müssen wir denn jetzt auch noch die Schichten am Samstag und am Sonntag übernehmen?“ Er sah sie an und fixierte ihre grünen Augen mit seinen grauen.                                       
„Wir hatten das doch schon durch. Du weißt, dass ich dir nicht die ganze Wahrheit sagen kann, Draco. Ich habe es dir hunderttausend Mal gesagt und du musst das hinnehmen.“ Sie sah Draco in sein blasses Gesicht.
„Dann sag mir wenigstens die Halbe“, erwiderte er. Das konnte sie sogar ohne dabei zu lügen.                   
„Weil wir so mehr Zeit miteinander verbringen können und weil du doch auch nichts dagegen hast Potter auszuspionieren, oder?“ Sie lächelte ein wenig.                                         
„Da hast du wohl Recht“, sagte Draco.                                                                                                                                    „Dass ich das mal aus deinem Mund zu hören bekomme.“ Draco strich ihr mit seinen Fingerspitzen über die Wange. Dann spürte Chrystal plötzlich seine weichen Lippen auf den ihren. Es dauerte einen Moment, bis sie das realisierte und seinen Kuss erwiderte. Sie genoss das Gefühl seiner Nähe. Genoss das Gefühl von Geborgenheit.
Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie sich die Tür von Umbridges Büro öffnete und sie löste sich schnell von Draco, um ihn tiefer in den Schatten der Säule zu ziehen. Umbridge trat nach draußen. Chrystal und Draco hielten beide die Luft an. Misstrauisch sah die Großinquisitorin in ihre Richtung, doch sie schien nichts zu bemerken, denn sie wandte ihren Blick schließlich ab und stöckelte mit einem leisen Hüsteln in die andere Richtung davon.      
„Wie bist du denn auch auf die Idee gekommen direkt vor Umbridges Büro damit anzufangen.“ Chrystal versuchte ihn streng anzuschauen, merkte jedoch, dass ihr das nicht so ganz gelang.          
„Jetzt tu du nicht so, als wenn du nicht daran beteiligt gewesen wärst“, empörte sich Draco. Er grinste hochmütig und küsste sie noch einmal kurz bevor sie aus dem Schatten traten und sich auf den Weg zum Slytherin Gemeinschaftsraum machten.

Bild: Draco Malfoy

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt