"Manchmal muss man einfach seinen
Stolz vergessen
und die Hilfe anderer annehmen."
Chrystal nahm die letzte Stufe nach oben. Die Tür nach draußen war nur angelehnt und sie schob sich leise hindurch. Draco stand mit dem Rücken zu ihr und ließ seinen Blick über das Gelände von Hogwarts schweifen. Der Mond ließ sein Haar und seine blasse Haut silbrig schimmern. Chrystal trat näher zu ihm heran.
„Draco…“ Er drehte sich zu ihr um.
„Was machst du hier? Ist was?“ Er sah sie erst überrascht und dann besorgt an.
„Nein. Alles okay. Ich bräuchte nur noch was von der Salbe.“ Er kam jetzt auf sie zu und griff vorsichtig nach ihrer Hand.
„Ist es schlimmer geworden?“
„Es geht schon“, murmelte Chrystal ausweichend und Draco hob skeptisch eine Augenbraue. Er glaubte ihr nicht. Zurecht.
„Wir gehen jetzt sofort zu Professor Snape. Egal, was du einzuwenden hast.“ Es hatte ja so kommen müssen… Aber vielleicht war es tatsächlich besser so. Er ließ ihre schmerzende Hand los und griff nach ihrer gesunden. Chrystal zögerte einen Moment lang und ließ sich dann, warum auch immer, widerstandslos die Treppen hinabführen. Es waren viele Stufen. Zu viele Stufen. Sie spürte, wie die Schmerzen in ihrer Hand mit jedem Schritt schlimmer wurden, wie sie sich mit jedem Schritt tiefer in ihr Fleisch hineinbohrten. Sie wurde von einem Übelkeitsgefühl erfasst und zugleich begann sich um sie herum plötzlich alles zu drehen. Sie hielt kurz inne, um sich am Geländer festzuhalten.
„Geht’s?“, fragte Draco.
„Ja. Passt schon“, erwiderte sie nur. Ihre Stimme war kaum mehr mehr, als ein Flüstern. Sie gingen weiter. Langsamer, als zuvor und Chrystal wagte es nicht ihre Hand vom Geländer zu lösen. Sie hatte Angst ohne diesen Halt ihr Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen.
Nach einer halben Ewigkeit kamen sie endlich unten an. Draco klopfte an der Bürotür des Zaubertränkemeisters und der rief sie herein. Was ihn wohl zu so früher Morgenstunde dazu verleitete wach zu sein? Es war schließlich gerade mal halb vier und jeder einigermaßen normale Mensch würde, wenn er könnte, zu dieser Uhrzeit noch sein Bett hüten. Außer Snape. Und Draco… Der Mann schien erstaunt, als er Chrystal und Draco gemeinsam eintreten sah.
„Draco, Ms Among… Was haben sie um diese Uhrzeit auf den Gängen zu suchen?“ Er schürzte scheinbar amüsiert die Lippen.
„Es ist so, Professor, dass Chrystal gestern Abend bei Professor Umbridge nachsitzen und dabei ihre Erziehungsmethoden kennenlernen musste.“ Snape sah die beiden forschend an.
„Der erste Tag und schon nachsitzen Ms Among? Setzen Sie sich doch bitte und zeigen Sie mal her.“ Chrystal ließ sich nieder und Draco stellte sich hinter sie. Die Hände auf der Stuhllehne. Sie legte ihre Hand auf den Tisch und Snape begutachtete das Ganze.
„Wie haben sie denn das geschafft?“, fragte er nach einer Weile fast ein wenig verwundert, was so ganz untypisch für ihn war.
„Sie hatte so eine Feder…“, sagte Chrystal und Snape gebot ihr zu schweigen. Er schien zu wissen, um was es sich handelte. Er holte seinen Zauberstab hervor und hielt ihn über ihren Handrücken, wobei er irgendeine Zauberformel murmelte, die Chrystal nicht kannte. Die Schmerzen schienen nachzulassen. Es wurde angenehmer und angenehmer. Dann spürte sie kurz noch einmal ein starkes Stechen in ihrer Hand. Sie zuckte erschrocken zusammen und verzog das Gesicht. Draco legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Danach waren die Qualen so gut wie vorrüber. Schnell holte Snape verschiedene Zutaten aus seinem Schrank. Er mischte ihr ein eiskaltes Gebräu zum Trinken zusammen und Diptam Essenz, in die sie ihre Hand legen sollte. Das kühlte und linderte den Schmerz.
„Mehr kann ich wohl nicht tun. Die Narben werden bleiben, denn ich vermute die Feder war verflucht. Ich kann nur den Heilvorgang beschleunigen und die Schmerzen ein wenig lindern.“
„Danke, Professor“, murmelte Chrystal und erhob sich.
„Draco… Würden Sie noch kurz auf ein Wort dableiben?“ Draco nickte.
„Warte draußen. Ich komme gleich“, meinte er leise in ihre Richtung.
Chrystal schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen die kalte Wand. Die Schmerzen waren weg. Sie konnte sich endlich wieder normal bewegen. Durch die Tür hindurch hörte sie die gedämpften Stimmen von Draco und Snape, doch sie konnte kein Wort verstehen und war auch froh darüber. Sie wollte gar nicht wissen, was sie redeten. Schließlich wollte sich der Zaubertränkelehrer nicht umsonst alleine mit Draco unterhalten. Es ging sie nichts an.
Nach einer Weile öffnete sich die Tür und er trat nach draußen.
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ Er nahm ihre Hand.
„Was wollte er?“ Chrystal sah Draco an.
„Ach nichts…“, winkte er ab. Sie schwieg. Sie wollte ihn nicht mit Fragen bedrängen. Das wäre nicht fair. Schließlich tat er das auch nicht. „Tut es noch weh?“
„Nein.“
„Gut…“ Er lächelte ein wenig. Sie liefen zusammen zur Tür vom Gemeinschaftsraum der Slytherins. Draco schien in Gedanken versunken. Er redete nichts und sein Gesichtsausdruck war ernst. Er dachte wohl an das Gespräch mit Snape. Chrystal öffnete die Tür und ließ seine Hand los. Erschöpft ließ sie sich auf einem der Sofas nieder und Draco setzte sich neben sie.
„Brauchst du noch was?“, fragte er sie.
„Nein. Nur ein bisschen Ruhe.“ Chrystal lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und schloss die Augen. Sie spürte, wie er zärtlich einen Arm um sie legte und ihr sanft über den Rücken strich. Sie atmete seinen Geruch ein und im nächsten Moment war sie eingeschlafen.
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Bild: Severus Snape
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanficDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...