Pregnant?

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„Some days I'm strong, some days I quit
I don't let it show, but I've been through some shit"
Pretty Girl, Maggie Lindemann

Chrystal war nun schon das ganze Wochenende über verdammt übel gewesen und als es schließlich am Montag nicht besser wurde befahl Draco ihr endlich in den Krankenflügel zu gehen. Irgendwann hatte sie nachgegeben und hatte sich schließlich direkt nach dem Frühstück, bei dem sie mal wieder keinen Bissen runtergebracht hatte, auf den Weg zu Madame Pomfrey gemacht. Sie erinnerte sich noch mehr oder weniger gut an den Tag, an dem sie am Ende ihres dritten Schuljahres schon einmal dort gelegen hatte, nachdem sie im Gemeinschaftsraum der Slytherins zusammengebrochen war, weil ihr einfach alles zu viel geworden war. Damals hatte sie die Krankenpflegerin dezent unfreundlich angemotzt. Hoffentlich konnte sich die Frau nicht mehr daran erinnern. Es kam ihr ohnehin vor, als wenn es in einem ganz anderen Leben gewesen wäre. In einem Leben, in dem sie noch verdammt viel schwächer und labiler gewesen war, als sie es jetzt war.
Sie klopfte vorsichtig an und öffnete dann die Tür. Madame Pomfrey stand gerade am Bett eines jüngeren Schülers. Vielleicht Erst- oder Zweitklässler. Langsam trat Chrystal näher.
„Entschuldigung, Madame... Ich würde gerne mit ihnen reden", meinte sie.                             
„Natürlich sofort. Geh schon mal rüber ins Sprechzimmer. Einfach durch die Tür da vorne. Ich muss kurz noch diesen armen Kerl hier versorgen. Die Carrows mussten es mal wieder übertreiben. Den Cruciatus an Kindern anwenden. Eine Schande für diese Schule...", murmelte die Frau vor sich hin ohne aufzusehen und Chrystal wandte sich von dem tatsächlich schlimm zugerichteten Kind ab, um durch die Tür in das Sprechzimmer zu gehen. Dort standen zwei Stühle an einem Tisch, auf dem eine Schüssel mit Zitronenbonbons und zahlreiche Papiere und Aufzeichnungen lagen. Sie setzte sich und sah sich im Raum um. Weiße Wände mit sich bewegenden Bildern von ehemaligen Schülern, ehemaligen Lehrern und ganz normale mit Landschaften. Aus einem der Bilder zwinkerte ihr lächelnd Dumbledore zu. Es versetzte ihr einen Stich, doch sie zwang sich dazu zurückzulächeln und dann den Blick abzuwenden und weiter durch das Zimmer schweifen zu lassen. In einer Ecke stand außerdem eine in allen Farben des Feuers strahlende, etwa einen Meter hohe Pflanze von der Chrystal jedoch keine Ahnung hatte, wie sie hieß.
„Sie ist schön, nicht wahr? Ich habe sie von Professor Sprout geschenkt bekommen. Eine echte feurige Phönixpalme." Chrystal fuhr erschrocken herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie Madame Pomfrey eingetreten war. „Ach Sie sind es also, Ms Among. Nun denn... Was fehlt ihnen?" Die Frau sah sie abwartend an. Sie schien sich, ihrem leicht gereizten Tonfall nach zu urteilen, sehr wohl an den Vorfall am Ende von Chrystals drittem Schuljahr zu erinnern. „Wollen Sie ein Zitronenbonbon?"  
„Nein, danke. Mir ist im Moment nicht so nach Essen. Mir ist schon das ganze Wochenende lang schlecht. Ich habe mich auch zweimal übergeben und habe immer Schwindelanfälle." Madame Pomfrey nickte.                                                        
„Nun denn... Haben sie schon einmal darüber nachgedacht, wann sie zuletzt ihre Periode hatten?" Chrystals Augen weiteten sich augenblicklich und sie schüttelte leicht den Kopf.                                  
„Vor... Vor definitiv mehr als 28 Tagen. Madame Pomfrey... Sie wollen damit doch nicht... Ich meine..." Sie stockte und die Frau vor ihr musterte sie besorgt.                                                                
„Ich kann nichts sicher sagen, bevor ich es überprüft habe, aber die Sympthome sprechen dafür."
„Aber... Das kann einfach nicht wahr sein." Chrystal spürte, wie sich ihre Hände an den Armlehnen des Stuhls festkrallten und ihr Herz begann schneller zu schlagen.                                                                    
„Nun lass es uns doch erstmal überprüfen, mein Kind. Steh bitte mal auf." Sie erhob sich. Gehorchte, wie eine Maschine und die Krankenpflegerin richtete ihren Zauberstab auf den Bauch des Mädchens, während sie irgendetwas murmelte, was Chrystal in ihrer Anspannung nicht verstand. Der Stab leuchtete grün auf und Chrystal schüttelte ungläubig den Kopf.                                                                  
„Madame Pomfrey, was mache ich denn jetzt? Ich wollte das nie. Ein Kind in diese Welt setzen. Es... Sie haben doch ärztliche Schweigepflicht, oder?"
„Das habe ich. Sie können mir alles erzählen, Ms Among. Ich darf und werde nichts davon weitergeben." Chrystal nickte dankbar.                 
„Ich habe das hier." Sie hielt der Frau ihren linken Unterarm hin und sie erstarrte. „Und... Ich habe Pflichten zu erfüllen. Ich kann nicht einfach so... Schwanger sein. Ich meine... Wenn Du-weißt-schon-wer das rausbekommt... Ein Kind außerhalb der Ehe. Er wird mich umbringen und den Vater des Kindes gleich mit. Meinen Abschluss kann ich so vergessen. Ich muss ein Kind großziehen. Ich..." Sie merkte, dass sie den Tränen nahe war. 
„Zuallererst, Chrystal Lily Among... Du hast Eltern und der Vater des Kindes vermutlich auch, die sich um das Kind kümmern können." Sie schüttelte sachte den Kopf.                                                  
„Meine Mutter ist tot und meinen Vater würde ich koste es was es wolle nicht an MEIN Kind ranlassen. Und seine... Ich meine Dracos Eltern. Sie wissen ja, was die sind. Todesser. Wenn ich denen mein Kind in die Hand drücke, dann wird es auch der dunkle Lord erfahren und dann... Dann bin ich tot und mein Kind auch." Madame Pomfrey sah sie mitleidig an.
„Weißt du was, mein Kind? Das dort auf dem Bild." Sie deutete hinüber auf die Wand. „In dem lilanen Kleid. Das ist Albania Camebridge." Die junge Frau mit dem leicht gewellten , dunkelbraunen Haar lächelte sie aus dem Bild heraus glücklich an und winkte. „Sie... Nun ja. Ihr ist dasselbe passiert wie dir. Nur, dass sie nicht wusste, wer der Vater war. Sie war eine Waise. Ich habe damals ihr Kind zu mir genommen. Ich meine... Es ist nicht dasselbe, wie bei der eigenen Mutter zu sein... Den ganzen Tag... Aber sie war ja immer für ihren Kleinen da, wenn sie gerade nichts für die Schule tun musste. Es ist natürlich lang nicht so kompliziert, wie bei dir. Aber das ist alles, was ich dir anbieten kann. Wir könnten alles daran setzen es geheim zu halten, bis... Nun ja bis Harry Potter es geschafft hat Du-weißt-schon-wen zu stürzen." Chrystal nicke leicht.      
„Vielleicht wäre das eine Idee", meinte sie.
„Ja."                                                                            
„Ich denke darüber nach. Geben Sie mir Zeit bis Mittwoch Abend", meinte sie und Madame Pomfrey nickte, bevor sie an einen Schrank ging und etwas hervorkramte.                                                           
„Ein Kräutertee gegen Übelkeit und Magenbeschwerden. Sehen Sie zu, dass sie viel Schlaf und Ruhe haben, Ms Among. Kein Alkohol, keine Zigaretten. Aber Sie sehen ehrlich gesagt nicht so aus, als wenn ich mir da Sorgen machen müsste. Ich lasse ihre Lehrer wissen, dass Sie bis einschließlich Mittwoch vom Unterricht befreit sind." Die Frau lächelte gütig. „Überlegen Sie es sich gut. Es gibt Menschen, die Ihnen helfen würden." Sie nickte leicht.                                                              
„Ja. Danke, Madame Pomfrey." Mit diesen Worten erhob sie sich, um das Sprechzimmer zu verlassen und durch den Krankensaal nach draußen zu verschwinden, wo ihr die bisher zurückgedrängten Tränen die Wangen hinabrannen. Nein. Das konnte um Himmelswillen nicht wahr sein. Nicht sie... Wieso? Später vielleicht. Später, wenn sie erwachsen war. Ein Haus und Geld hatte. Verheiratet war und Arbeiten ging. Aber doch nicht jetzt. Nicht jetzt, wo Voldemort das Ministerium beherrschte und wo Todesser Kinder foltern durften. Nicht jetzt. Sie schluchzte leise, während sie durch die Eingangshalle eilte und das Schulgebäude durch das Eichentor verließ. Sie wollte irgendwohin. Weg von hier. Ein bisschen frische Luft schnappen. Ihre Ruhe haben. Der verbotene Wald kam ihr da gerade gelegen. Sie wusste, was da drinnen hauste, doch was sollte es? Es war hellichter Tag und sie hatte ihren Zauberstab bei sich. Was sollte schon passieren. Sie lief ein Stück hinein und ließ sich auf einem Baumstumpf nieder. Die Baumkronen ließen so gut wie kein Licht hindurch und es war dämmrig hier unten. Chrystal legte ihr Gesicht auf ihre Knie und vergrub es in ihren Armen. Sie begann zu weinen. Warum? Wie konnte ihr nur soetwas passieren? Sie musste doch noch kämpfen und Voldemort würde sicherlich dahinterkommen. Sie musste einen Schulabschluss haben, eine Ausbildung machen. Egal, ob nun der dunkle Lord weiter regieren würde oder nicht. Wie sollte das alles funktionieren? Mit einem Kind? Und nicht nur irgendeinem Kind. Es war nicht nur irgendein Kind. Es war ihr Kind. Dracos Kind. Sie hätte es abtreiben lassen können. Noch war es sicherlich nicht zu spät, doch wollte sie das? Nein. Wollen nicht, aber musste sie das vielleicht? War es vielleicht ihre Pflicht? Pflichten. Sie hasste sie. Sie hasste ihr Leben. Sie hasste diese Welt. Mehr als jemals zuvor. Wieso nur konnte nicht ein einziges Mal, EIN EINZIGES MAL alles einfach sein? Sie wollte schreien. In die Welt hinaus schreien: „Ich hasse dich." Denn sie hasste ihn. Den dunklen Lord, der alles zerstörte. Sie hasste denjenigen, der ihr dieses Schicksal angetan hatte und sie hasste denjenigen, der es tatsächlich hatte passieren lassen, dass der dunkle Lord an die Macht kam. Es konnte jawohl alles nicht wahr sein. Es konnte nicht so viel schlimmes auf einmal passieren, ohne, dass da jemand seine Finger im Spiel hatte. Sie hasste ihn. Denjenigen, der dort oben saß und alles leitete. Denjenigen, der sie in diese zerstörte, verseuchte Welt gesetzt hatte und nun tatsächlich zuließ, dass sie hierhinein, in diese Welt, ein Kind setzen musste. Sie schluchzte noch einmal leise, als sie ein leises Knacken hinter sich hörte. Da war jemand oder etwas. Sie spürte es ganz deutlich. Diese Energien, die zu ihr hinüberschwangen. Es geschah innerhalb von wenigen Bruchteilen einer Sekunde, dass sie ihren Zauberstab zückte, aufsprang und auf den oder das richtete, was dort stand.

Pic: Pregnant girl

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt