Dumbledores leaving

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"Manchmal verstehen Menschen
deinen Weg nicht.
Müssen sie auch nicht.
Es ist schließlich deiner.
Nicht ihrer."

Der April kam mit äußerst unangenehm stürmischem Wetter. Umbridge inspizierte weiter den Unterricht und besonders Hagrid nahm sie äußerst genau unter die Lupe, denn der hatte den Rausschmiss wohl schon so gut wie in der Tasche. Zumindest den Notizen nach zu urteilen, die sich Umbridge regelmäßig machte. Und dass er ein Halbriese war, trug auch nicht gerade zu seinem positiven Bild bei der Großinquisitorin bei. Sie hielt nicht viel von solchen „Monstern“, wie sie es vermutlich bezeichnen würde. Es war bereits fast neun Uhr, als Pansy keuchend in den Gemeinschaftsraum gehastet kam.                       
„Professor Umbridge… Harry Potter… Irgendjemand aus seiner Gruppe hat ihr verraten, wo er ständig seine Treffen abhält. Es findet gerade eben eines statt und wir müssen ihn genau jetzt dort abfangen und zu Umbridge bringen.“ Sie sah die übrigen Mitglieder des Inquisitionskommandos erwartungsvoll an. Chrystal saß auf Dracos Schoß. Crabbe und Goyle standen mit Montague und Warrington etwas abseits und Millicent war in einem Gespräch mit Daphne augenblicklich verstummt. Langsam erhoben sie sich etwas entnervt alle und folgten der aufgeregten Pansy nach draußen auf den Gang. Sie führte sie die Treppen nach oben. Verdammt. Chrystal hatte doch genau das verhindern sollen. Sie hatte doch darauf achten sollen, dass Umbridges Inquisitionskommando ihn nicht fand. Doch was hätte sie tun sollen? Schließlich konnte sie nichts dafür, dass Harry so dumm war, sich mit den falschen Leuten abzugeben. Wer es wohl gewesen war?
Im siebten Stock machten sie schließlich Halt. Völlig außer Atem sahen sie gerade noch die Letzten um die Ecke verschwinden. Gut so, dachte Chrystal, behielt es aber klugerweise für sich. Crabbe und Goyle hasteten den Flüchtenden hinterher, doch sie würden sie mit Sicherheit nicht mehr einholen. Schon gar nicht die beiden. Unsportlich und schwerfällig, wie sie waren. Da öffnete sich plötzlich eine Tür vor ihnen, die kurz zuvor noch nicht dagewesen war. Darauf hätte Chrystal schwören können. Harry trat hervor und wollte gerade flüchten, als Draco ihm einen zugegeben gekonnten Stolperfluch hinterherschickte. An diesem Abend musste aber auch alles schiefgehen. Wie hatte Harry denn das schon wieder geschafft?                
„Professor, wir haben einen“, quiekte Pansy aufgeregt der soeben die Treppe hinaufkommenden Umbridge entgegen. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Krötengesicht aus, als sie Harry am Boden liegen sah. Na toll.
„Sehr gut Draco. Sehr gut. 50 Punkte für Slytherin. Überlassen Sie ihn jetzt doch bitte mir.“ Harry stand auf und starrte Umbridge und die Slytherins hasserfüllt an. Sein Blick traf Chrystals, doch sie sah schnell zu Boden. „Schauen Sie alle noch auf den Toiletten und in der Bibliothek nach. Vielleicht finden sie ja irgendwo noch Schüler, die außer Atmen sind. Und werfen sie nochmal einen Blick in den Raum. Vielleicht lässt sich ja dort noch etwas finden. Wenn ja. Bringen sie es mir“, säuselte sie. „Und sie Potter kommen gleich mit aufs Büro des Schulleiters.“ Sie stöhnte innerlich auf. Das hatte er ja mal wieder toll hinbekommen. Er würde von Glück reden können, wenn er nur der Schule verwiesen werden würde. Dumbledore konnte ihm nicht noch ein zweites Mal aus der Patsche helfen. Das Ministerium hatte die ganze Sache jetzt voll in der Hand.
Chrystal folgte Draco gedankenverloren in die Bibliothek. Pansy und Millicent übernahmen die Mädchentoiletten, sowie den Raum der Wünsche und Monatgue und Warrington die Jungentoiletten. Crabbe und Goyle waren unauffindbar. Schweigend öffnete Draco die Tür zur Bibliothek. Drinnen war alles still und das Licht war gelöscht worden.                       
„Wir teilen uns auf. Ich mache rechts. Du links“, sagte er bestimmt. Chrystal murmelte Lumos und durchstreifte dann die Bücherregale und die Tische. Reihe für Reihe. Aufmerksam. Darauf wartend irgendwelche Geräusche, wie ein zu lautes Atmen zu hören. Irgendwo in einer Ecke ganz hinten links fand sie Hermine und Ginny sitzend und scheinbar unschuldig in zwei Bücher vertieft.           
„Granger, Weasley“, sagte sie, jedoch so leise, dass Draco sie unmöglich hören konnte. „Es ist bereits einige Minuten nach neun. Ihr solltet auf euren Schlafsälen sein und überhaupt… Es ist schlecht für die Augen ohne Licht zu lesen und Bücher hält man anders herum, Weasley.“                                 
„Chrystal? Ist bei dir alles okay?“, hörte sie Draco rufen. Sie zögerte kurz, warf einen prüfenden Blick auf die beiden Mädchen, die sie teils trotzig, teils ein klein wenig, aber wirklich nur ein ganz kleines bisschen flehend ansahen und seufzte dann.                                                 
„Ja. Hier ist niemand. Ich komme“, antwortete sie.                             
„Wehe davon kommt irgendetwas an die Öffentlichkeit“, zischte sie und drehte Ginny und Hermine, die jetzt einfach nur noch erstaunt schienen, mit diesen Worten den Rücken zu.
Chrystal und Draco löschten die Lichter an ihren Zauberstabspitzen und verließen die Bibliothek. Dann machten sie sich auf den Weg zu Dumbledores Büro. Chrystal wollte gerade dem Wasserspeier das Passwort nennen, als sie sich dessen bewusst wurde, dass sie das eigentlich gar nicht wissen sollte. Draco hielt sie ohnehin gerade am Handgelenk zurück, denn von oben war lautes Splittern von Glas zu hören. Was war da los? Chrystal spürte ein sanftes Gefühl von beunruhigender Angst in sich aufsteigen. Das Herz in ihrer Brust begann schneller zu schlagen. Was wenn sie Harry oder Dumbledore etwas antaten. Sie merkte, wie Draco sie an sich zog und die Arme schützend um sie legte. Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust und versuchte tief und gleichmäßig ein und auszuatmen. Er strich ihr sanft übers Haar. Wo waren bloß die Andern? Der Wasserspeier öffnete sich von innen und Professor McGonagall trat nach draußen. Bei sich hatte sie Harry und Marietta Edgecomb, auf deren Gesicht mit Pickeln das Wort Petze stand. Das Mädchen senkte beschämt den Kopf, als sie Chrystal und Draco erblickte. Aha. Dann war es wohl sie gewesen, die Harrys Gruppe verraten hatte. Mit welchem Fluch sie wohl erwischt worden war, dass sie nun so schlimme Pickel auf ihrem Gesicht hatte?                                                   
„Ms Among, Mr Malfoy. Ab auf ihre Zimmer. Sofort“, sagte McGonagall laut und bestimmt. Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch und weil Draco dabei war konnte Chrystal ihr auch keine Fragen stellen. Deshalb fügten sie sich ihrem Befehl und liefen zu den Kerkern hinab. Im Gemeinschaftsraum warteten noch Crabbe und Goyle.                             
„Die anderen sind schon zu Bett gegangen“, meinte Goyle knapp und verzog sich dann mit Crabbe ebenfalls in Richtung der Schlafsäle. Chrystal sah zu Draco auf. Er strich ihr sanft über die Wange und küsste sie zärtlich.                                             
„Gute Nacht“, murmelte er dann. 
„Gute Nacht, Draco“, erwiderte Chrystal.
Am nächsten Morgen wurde ein neuer Erlass bekannt gegeben, der besagte, dass Dolores Umbridge die neue Schulleiterin von Hogwarts sei. Was genau mit Dumbledore war, wusste keiner so Recht. Es gab Gerüchte, doch dass an den Gerüchten in Hogwarts meist nicht viel Wahres dran war, das wusste Chrystal bereits. Außerdem bekamen die Mitglieder des Inquisitionskommandos jetzt irgendwelche bescheuerten Anstecker mit einem I für Inquisitionskommando darauf von Umbridge. Damit sie auch bloß nicht mehr zu übersehen waren. Am späten Nachmittag erreichte sie eine Nachricht von Professor Snape, die ihr ein kleines Mädchen aus der zweiten Klasse überbrachte.

Heute um 18Uhr in meinem Büro, damit wir den Zaubertrank der letzten Stunde nochmal durchsprechen können.
Professor Snape

Sie musste leicht grinsend den Kopf schütteln. Schon klar. Von wegen Zaubertrank durchsprechen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie das nötig hätte. Sicherlich wollte Snape ihr nur irgendetwas über das Verschwinden von Dumbledore berichten. Hoffentlich. Sie brauchte Antworten.
Gegen sechs Uhr machte sie sich schließlich auf den Weg. Sie klopfte an der Tür des Zaubertränkemeisters und er bat sie herein.                       
„Ms Potter“, sagte er. Es klang komisch. Chrystal war schon länger nicht mehr bei ihrem richtigen Nachnamen angesprochen worden. Sie war in ihrem ganzen Leben grundsätzlich erst sehr selten mit diesem Namen angesprochen worden, dafür, dass sie wirklich so hieß. „Schön, dass sie gekommen sind."
„Guten Abend, Professor“, sagte Chrystal.                                         
„Wie sie vermutlich mitbekommen haben hat Professor Dumbledore gestern Nacht die Schule verlassen.“ Er schürzte die Lippen. „Es kam zu einer kleinen Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Ministerium. Er nahm die ganze Verantwortung für Potters heldenhaften…“ Okay… Das klang irgendwie ironisch. „…Verteidigungsclub auf sich, nachdem Ms Edgecomb ihn an Professor Umbridge verraten hat, die gleich das halbe Ministerium in die Schule einlud. Professor Dumbledore überwältigte sie und disapparierte mit seinem Phönix.“ Snapes Gesichtsausdruck war kalt und unergründlich, während er das sagte.
„Wo ist er nun?“ Ja… Wo war er? Chrystal glaubte kaum, dass das irgendjemand wusste, doch fragen kostete nichts. Meistens.                   
„Er hält sich wohl versteckt. Wo, das kann ich ihnen nicht sagen, da ich es selber nicht weiß. Es weiß wohl niemand außer ihm selbst.“ Das hatte sie sich gedacht. „Ich möchte, dass sie nichts Unüberlegtes tun, was alles nur noch schlimmer machen könnte. Können sie mir das versprechen, Ms Potter?“ Er musterte sie ernst.       
„Ich denke schon“, antwortete Chrystal. „Hat Harry noch Okklumentikunterricht bei ihnen?“ 
„Ja wir haben morgen Abend unsere nächste Stunde, doch ich denke er ist ein hoffnungsloser Fall.“ Kurze Stille trat ein.                                               
„Sie sehen ihrer Mutter sehr ähnlich, Ms Potter“, fügte Snape überraschenderweise noch hinzu und Chrystal musterte ihn skeptisch. Was er wohl mit ihrer Mutter zu tun gehabt hatte? Snape sollte doch ein ehemaliger Todesser gewesen sein, nicht? Es hätte sie sehr interessiert, doch sie wagte es nicht nachzufragen.
„Sind wir jetzt fertig, Professor?“, fragte sie, weil ihr die ganze Sache irgendwie dezent unangenehm wurde.                                                 
„Ja. Sie können gehen“, antwortete Snape knapp und sie erhob sich, um aus dem Büro zu verschwinden.

Bild: Severus Snape

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt