Life goes on

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"Shit happens,
but life goes on"

Die Ferien waren vorbei. Es ging zurück nach Hogwarts. Die letzte Woche hatte Chrystal viel auf ihrem Zimmer oder in der Bibliothek verbracht, um möglichst nicht Bellatrix begegnen zu müssen. Die Frau war einfach nur verrückt. Und zwar definitiv auf negative Art und Weise. Wenn alles gut lief, was eher selten der Fall war, dann musste sie sie nur zwei Mal am Tag ertragen. Zum Mittagessen und zum Abendessen.
Es war der Tag, an dem es zurück nach Hogwarts ging. Narzissa hatte mit Snape abgesprochen, dass Chrystal und Draco gemeinsam zur Schule apparieren würden. Das ging einfach schneller, als das ewige Zuggefahre, auch wenn Chrystal die Zeit im Hogwartsexpress immer geliebt hatte. Ja. Sie hatte vieles geliebt und zu viel von dem, was sie gliebt hatte aufgeben und opfern müssen. Für Dinge, die sie selbst nicht wirklich verstand. Vieles hatte sich verändert und sie wusste, dass sich in Zukunft wohl noch viel mehr verändern würde.
In Hogwarts schien alles wie immer. Der Unterricht hatte sich nicht geändert, Ron knutschte noch immer unaufhörlich mit Lavender Brown, Hermine schien deshalb dezent eingeschnappt, Harry wirkte nachdenklich und Ginny schien in letzter Zeit wieder Mal desöfteren Streit mit Dean zu haben. Chrystal fragte sich manchmal, weshalb sie sich eigentlich überhaupt Gedanken über die Gryffindors machte. Ja. Wieso eigentlich? Es spielte eigentlich ohnehin keine Rolle mehr. Sie hatte den Kontakt zu Ginny und auch Hermine weitgehend abgebrochen. Wenn sie redeten, dann nur kurz und knapp. Über belanglose Themen und nebensächliche Dinge. Es tat weh, doch es war besser und sicherer so. Für die beiden und für sie selbst. Chrystals Umfeld lag jetzt woanders. Ihr Umfeld lag jetzt bei den Menschen, die sie früher am allermeisten verabscheut hatte. Bei den Menschen, gegen die sie früher gekämpft hatte. Bei den Menschen, von denen sie niemals gedacht hätte, dass sie sich ihnen freiwillig anschließen würde.
Eines Tages erreichte sie am Frühstückstisch ein Brief von Ginny. 

Hi,

ich vermisse es echt mit dir zu reden und alles, aber ich denke mal, dass es momentan besser so ist. Harry bekommt immer noch mehr oder weniger regelmäßig Unterricht von Dumbledore. Außerdem hat er wohl irgendein Gespräch zwischen Draco und Snape belauscht und verdächtigt ihn jetzt noch mehr, als er es ohnehin schon immer getan hat… Ich und Hermine. Wir versuchen immer noch es ihm auszureden. Ja… Hermine habe ich übrigens alles erzählt. Sie war echt krass überrascht. Aber du kannst dir sicher sein, dass sie nichts weitersagen wird. Harry hat außerdem so ein gebrauchtes Zaubertränke Buch. Vom Halbblutprinzen mit ziemlich hilfreichen Notizen versehen. Aber da sind auch echt komische Zauber drinnen… Hermine meint immer noch, dass er es wegbringen sollte. Ich habe es inzwischen aufgegeben ihm das zu sagen. Hast du eine Ahnung, wer der Halbblutprinz sein könnte? Wie waren deine Ferien so? Hab gehört du warst bei Draco…

Hab dich lieb
Gin

Chrystal musste lächeln. Dies war einer der Gründe, weshalb sie sich nicht dafür bereit fühlte die Freundschaft zu der Gryffindor gänzlich aufzugeben. Sie wusste, dass sich das hart und unfair anhörte, doch das Leben war hart und unfair. Und es war eben nun mal die Realität, dass sie von Ginny noch am besten Informationen über den Orden, Harry und was sie sonst noch alles interessierte bekam. Natürlich mochte sie sie auch gerne. Natürlich war sie so oder so auch ihre beste, wenn nicht sogar inzwischen einzige richtige, Freundin. Doch trotzdem hätte Chrystal mit ihr vermutlich genau dasselbe getan, wie mit ihren Freunden aus der Cyrenius Schule, wenn die Gryffindor dem Orden nicht so nahe stünde. Einfach nur, weil es sicherer für Ginny gewesen wäre die ganze Freundschaft zwischen ihnen zu vergessen. Trotzdem. Es tat gut mal wieder etwas von ihr zu hören und sie beschloss ihr auch sofort in der Mittagspause zu antworten. Danach hatten sie sowieso zusammen Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dann konnte sie ihr den Brief einfach direkt geben. So war das Risiko, dass er in falsche Hände geriet kleiner.

Liebe Ginny,

ich vermisse die Gespräche mit dir auch wahnsinnig. Ich vermisse dich wahnsinnig. Nun ja… Ich denke, dass du dir ganz gut vorstellen kannst, wie meine Ferien so waren. Mit IHM unter einem Dach ist das meistens nicht so spaßig. Vor allem als dann auch noch Bella eingezogen ist. Ich denke du weißt, wen ich meine. Ich habe aber auch wahnsinnig viel gesehen und erfahren. So viel verwirrendes und unwirkliches. Manches passt einfach gar nicht in das riesige Puzzle mit rein, das ich versuche gerade zusammenzufügen. Ich würde jetzt gerne mit dir darüber reden, aber wir lassen das lieber. Ich habe leider keine Ahnung, wer der Halbblutprinz sein könnte, aber ich denke Harry sollte wirklich besser auf sich aufpassen. Jeder könnte ihm mit so einem Buch böses wollen. Hermine hat wirklich Recht. Er sollte es abgeben. Irgendwo hinbringen, wo er nicht mehr in Versuchung kommt es zu benutzen. Schreib mir gerne ab und zu, aber nicht zu häufig, damit es nicht zu auffällig wird.

Hab dich auch lieb. Fühl dich gedrückt.
Chrys

Als sie nebeneinander schweigend im Unterricht saßen schob Chrystal ihrer Freundin den Zettel zu. Sie hatte es aufgegeben ein schlechtes Gewissen zu haben. Wegen dem Hauptgrund, weshalb sie noch mit Ginny befreundet war. Es brachte ohnehin nichts. Die Gryffindor lächelte kurz unauffällig und steckte den Brief schließlich ein.

Irgendwann in den nächsten Tagen ging das Gerücht um, dass Ronald Weasley mit einem Wein vergiftet wurde und dass Harry ihn mit einem Bezoar gerettet habe. Da das Ganze in Slughorns Büro passiert war, hatte Chrystal das verdammt miese Gefühl, dass das der Wein gewesen war, der eigentlich für Dumbledore bestimmt gewesen war. Sie hatte nicht gewollt, dass irgendjemand Unschuldiges damit vergiftet wurde. Doch mit dem Medaillon war es schließlich dasselbe gewesen. Trotzdem. Das war einfach nicht fair. Doch was war denn heutzutage bitte noch fair? Nichts. Unschuldige litten und Schuldige waren auf freiem Fuß. Folterten und töteten. Ohne Grund und mit purer Willkür.

Als nächstes standen wieder Quidditchspiele an. Gryffindor verlor 320 zu 60 gegen Hufflepuff. Ziemlich peinlich könnte man sagen, doch ehrlich gesagt war das eigentlich alles nur so gekommen, weil Ron nicht spielen konnte. Sein Ersatz war McLaggen gewesen, der die anderen ständig herumkommandierte und schließlich einem von Gryffindors Treibern der Schläger aus der Hand riss, Harry traf und diesen vom Besen stürzen ließ. Ab da war das Spiel so gut wie gelaufen. Naja. Slytherin machte eine recht ordentliche Partie gegen Ravenclaw. Draco spielte mit, nachdem Chrystal ihm eingeredet hatte, dass ihm ein bisschen frische Luft nicht schaden könnte. Er war zwar nicht bei vielen Trainings gewesen, doch ein Malfoy musste das nicht, um mitspielen zu dürfen. Sie gewannen 60 zu 40. Besser, als gegen Gryffindor am Anfang des Jahres.

Dann begann der Apparierkurs für die Sechstklässler in Hogwarts. Draco konnte zwar bereits problemlos apparieren, doch er hatte sich auf Wunsch seiner Mutter hin trotzdem angemeldet. Unnötig, aber naja.
Dann bekam Chrystal bald wieder einen knappen, jedoch trotzdem aussagekräftigen Brief von Ginny Weasley. 

Liebe Chrys,

Harry weiß, wohin Draco immer verschwindet. Er hat ihn beschatten lassen. Sag ihm, dass er jetzt noch vorsichtiger werden muss, wenn ihr das alles wirklich durchziehen wollt.

Liebe Grüße
Ginny

Okay… Das war etwas ungünstig, aber wenigstens wusste sie es jetzt. Sie würden das zusammen schon schaffen. Draco schien in letzter Zeit noch betrübter, als sonst. Sein Gesicht war blasser als blass und die Ringe unter den Augen wurden immer dunkler und tiefer. Einmal hatte er sie mit in den Raum der Wünsche zu dem Verschwindekabinett genommen und ihr gezeigt, woran er gerade arbeitete. Chrystal hatte sich noch nie sonderlich für die Funktion von Verschwindekabinetten und Technik allgemein interessiert und verstand ohnehin nur Bahnhof. Eigentlich war sie nur mitgekommen, um Draco ein bisschen aufzumuntern. Sie wusste, dass sie sich in solchen Zeiten gegenseitig brauchten. Noch mehr als sonst.
Beim letzten Spiel der Saison Slytherin gegen Hufflepuff fehlte Draco wieder. Er war in letzter Zeit öfter im Raum der Wünsche denn je. Nun ja. Sie schlugen sich tapfer und hätten sogar gewonnen, wenn Harper es nicht beim Fangen des Schnatzes vermasselt hätte. Was sollte man machen? Man konnte Harper nicht wirklich etwas vorwerfen. Er konnte ja nichts dafür, dass Draco nicht spielte. Auf Chrystal war er in letzter Zeit ohnehin nicht sonderlich gut zu sprechen, da sie ihre Vertrauensschülerpflichten in diesem Jahr dezent vernachlässigt hatte und er einiges alleine hatte machen müssen. Er hatte ja Recht. Den Quidditchpokal konnten sie jetzt ohnehin vergessen. Wenn Gryffindor morgen hoch genug gewann, um die Hufflepuffs zu übertreffen, dann würde der Quidditchpokal denen gehören. Und das wäre Chrystal ganz ehrlich gesagt lieber, als wenn dieser eingebildete Zacharias Smith oder die Ravenclaws ihn bekommen würden.

Bild: Briefe zwischen Chrystal und Ginny

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt