„The world can be a nasty place
You know it, I know it"
Kill'em with kindness, Selena GomezEs war früh am Morgen. Chrystal hatte beschlossen weder Draco, noch seiner Mutter von ihrem Vorhaben, zu Dumbledores Beerdigung zu gehen, zu erzählen. Sie hätten sie nur davon abhalten wollen und sie wusste nicht, ob sie in ihrem derzeitigen Zustand die Kraft hätte aufbringen können trotzdem zu gehen. Sie schnappte sich ihren Zauberstab vom Nachttisch und begann ihr Aussehen zu verändern. Lange, schwarze, glatte Haare und eine Brille. So würde sie vermutlich niemand erkennen. Sie warf sich ihren Umhang über und lief die Treppen nach unten. Es war noch niemand wach. Gut so. Besonders von Bellatrix wollte sie heute früh nicht unbedingt gesehen werden. Sie betrat die Eingangshalle und schlüpfte in ihre Schuhe. Dann verließ sie das Haus und schloss hinter sich die Tür. Sie wusste, dass zwar nur Todesser das eiserne Tor in Richtung Haus passieren konnten, doch verlassen konnte den Park normalerweise jeder. Sie öffnete das imposante, eiserne Tor und trat hinaus, um direkt zu disapparieren.
Sie tauchte direkt vor dem Gelände von Hogwarts wieder auf. Es war nicht verschlossen, doch einige Menschen standen davor Wache, um zu kontrollieren. Langsam wurde Chrystal nervös. Was würden sie wohl von ihr wissen wollen? Daran hatte sie eigentlich gar nicht gedacht. Es waren Ordensleute. Kingsley Shacklebolt und Alastor Moody. Verdammt. Der würde ihre Tarnungszauber mit Sicherheit durchschauen. Ein wenig hilflos sah sie sich um.
„Kann man ihnen helfen, Madame?", fragte jetzt Kingsley.
„Ich wollte zur Beerdigung von Albus Dumbledore", meinte sie nur.
„Darf man ihren Namen und den Grund ihres Wunsches die Beerdigung zu besuchen erfahren?" Er musterte sie. Nicht abschätzig, aber dennoch misstrauisch. Zurecht. Moody kam jetzt auch hinzu.
„Ich war stets eine treue Gefolgsfrau von Albus Dumbledore. Ich denke, dass ich ihnen sagen kann, dass ich gewisse Zauber verwendet habe, um mein Äußeres zu verändern." Ehrlichkeit war immer gut. „Es wäre ungünstig, wenn ich hier erkannt werden würde. Einige würden es nicht verstehen. Ich selbst verstehe es nicht. Doch trotz alledem, was er von mir verlangte und was ich schon für seine Pläne durchstehen musste und noch immer muss wäre mit ihm gegangen. Gehe ich mit ihm. Bis in den Tod und darüber hinaus." Sie holte tief Luft. „Ich bin Harrys Schwester." Erstaunt sahen sie sie an. Glaubten sie ihr? „Alastor. Du wirst es erkennen können. Du kennst mich. Du kennst mein wahres Aussehen. Du kannst meine Zauber durchschauen." Er schien einen Moment lang geschockt. „Erzählt niemandem, dass ich hier war. Es ist wichtig." Die Blicke der beiden Ordensmitglieder wechselten wieder von erstaunt zu misstrauisch.
„Wir haben noch gestern in einer Versammlung über seine Schwester gesprochen. Diejenigen, die sie kannten, wollten nicht viel über sie preisgeben..." Er bedachte Moody mit einem tadelnden Blick. „Doch sie haben uns trotz alldem verraten, dass die Vermutung besteht, dass sie gemeinsam mit Severus Snape die Fronten gewechselt hat. Was meinst du dazu Alastor?" Er fixierte sie mit seinem Auge.
„Sie ist es wirklich. Ich habe schon verdammt viele Verschwörungen durchschaut, doch aus dieser hier werde ich nicht wirklich schlau. Ich muss sagen, dass ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Aber was hast du dazu zu sagen? Was ist deine Meinung dazu?" Er musterte sie prüfend und sie seufzte.
„Ich kann euch nur eines sagen. Egal, wie es zu sein scheint und was auch immer man zu hören bekommt. Ich werde nie auf der Seite Voldemorts stehen. Die Welt besteht aus Trugbildern, die es zu wahren gilt. Ich möchte nicht, dass die Dinge durchschaut werden. Dumbledore wollte es nicht. Ich bitte euch niemandem von den Geschehnissen hier zu erzählen. Aber ich kann es euch nicht verbieten. Wenn die Beerdigung vorbei ist, dann tut, was ihr nicht lassen könnt, aber lasst mich noch ein letztes Mal von Albus Dumbledore Abschied nehmen." Kingsley nickte und trat beiseite.
„Meinetwegen." Moody besah sie sich noch einmal. Er schien alles genauestens abzuwägen.
„Nun schön. Geh ruhig. Doch sei dir dessen bewusst, dass du beobachtet wirst." Sie nickte und zwang sich zu einem dankbaren Lächeln, bevor sie schließlich das Schlossgelände betrat. Es waren viele Reihen an Stühlen am See aufgestellt worden. In der Mitte verlief ein Gang und vorne stand ein Marmortisch. Es war noch fast niemand da. Kein Wunder. Es war ja auch erst sieben Uhr morgens. Die Schüler von Hogwarts würden sich jetzt wohl erst zum Aufstehen überwinden. Die Beerdigung begann erst in etwa einer Stunde. Sie spürte die Blicke einiger als Aufpasser postierter Ordensmitglieder auf sich ruhen, als sie sich an den äußersten Rand der dritten Reihe setzte. Das Wetter war schön. Ironisch schön. Eigentlich sollte es an einem solchen Tag regnen, doch sie war sich sicher, dass Dumbledore das anders gesehen hätte. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie mit ihm zur Beerdigung von Mary und Mark gegangen war. Damals hatte auch die Sonne geschienen. Es war der Tag gewesen, an dem sie die Cyrenius Schule verlassen hatte. Es war der Tag gewesen, an dem sie zum ersten Mal Hogwarts betreten hatte. Es war der Tag gewesen, an dem sie zum ersten Mal Draco Malfoy begegnet war. Nach und nach trafen immer mehr Menschen ein. Berühmte Persönlichkeiten, Ministeriumsangestellte, alte Freunde und Bekannte Dumbledores, Eltern von Schülern, Bewunderer des alten Mannes, ehemalige Schüler, Ordensmitglieder... Die Reihen füllten sich. Trotzdem war es still. Keiner wagte es lauter, als im Flüsterton, zu sprechen und die Dumbledore gedenkende Ruhe zu stören. Dann kamen auch die Schüler Hogwarts und die Lehrer. Harry Hand in Hand mit Ginny. Hermine und Ron. Es waren irgendwie weniger geworden. Vermutlich hatten einige von ihnen bereits nach Hause fahren müssen. Kein Wunder. Nach all den Ereignissen. Professor Slughorn schien die Slytherins übernommen zu haben. Daphne und Blaise hielten sich an den Händen. Sie schienen wieder zusammen zu sein. Pansy lief auf der anderen Seite neben Daphne und hinter ihnen waren Crabbe und Goyle zu sehen. Außerdem meinte Chrystal in der Ferne das lange, schwarze Haar der Lestrange zu erkennen.Eine Musik ertönte. Ungewöhnlich, aber trotzdem schön. Die Wassermenschen. Sie sangen auf ihrer Chrystal fremden Sprache ein Trauerlied für den ehemaligen Schulleiter. Es war voll von Schmerz und Ungewissheit und beschrieb ihre Gefühle besser, als tausende Worte. Dann kam Hagrid. In seinen Armen, der in eine violette Decke mit goldenen Sternen eingewickelte Dumbledore. Hagrid weinte leise. Seine Tränen liefen über sein Gesicht und verschwanden schließlich in seinem dichten Bart. Chrystal spürte, wie auch ihre Augen sich mit Tränen füllten. Früher hätte sie versucht sie zurückzudrängen. Stark zu bleiben. Doch inzwischen wusste sie, dass in solchen Momenten alle Stärke nicht half und dass weinen die beste und befreiendste Medizin war. Sie ließ sie laufen. Hagrid legte Dumbledore vorne auf dem Marmortisch ab und lief laut schnäuzend durch den Mittelgang zurück, um sich auf seinen Platz zu setzen. Ein kleiner, schwarz gekleideter Mann begann gelangweilt eine Rede herunterzuleiern. Anfangs versuchte Chrystal noch Dumbledore zu Ehren zuzuhören, doch bald bemerkte sie, dass es Dumbledore wohl nicht wichtig gewesen wäre, dass sie sich diesen Vortrag anhörte. Derjenige, der ihn vorbereitet hatte, hatte den „echten" Dumbledore nie gekannt. Er hatte keine Ahnung und wenn sie so darüber nachdachte, dann war diese Rede nichts im Gegensatz zu dem, was Albus Dumbledore verdient hätte. Er war ein großer Mann gewesen. Mit großen Fehlern. Doch die hatte jeder. Nur hatten die meisten nicht den Mut zu ihren Fehlern zu stehen. Dumbledore hatte diesen Mut gehabt. Er hatte immer zu seinen Fehlern gestanden. Er hatte sie eingesehen und versucht sie irgendwie wiedergutzumachen. Auch, wenn ihm das nicht selten misslungen war. Ein leises Lächeln huschte über ihr tränenüberströmtes Gesicht und verschwand gleich darauf wieder. Zurück blieben Trauer, Schmerzen und Verzweiflung. Um sie herum schrien plötzlich einige Menschen auf. Um Dumbledores Leichnam züngelten jetzt kleine, weiße Flammen, die langsam immer größer wurden, bis schließlich nichts mehr von der violetten Decke zu sehen war. Weißer Rauch stieg in den Himmel. Das Feuer erlosch und zurück blieb ein Grabmal aus weißem Marmor, das Dumbledore und den Tisch nun umschloss. Noch einmal kamen vereinzelte Schreie aus der Menge, als ein Hagel aus Pfeilen vor den Stuhlreihen einschlug. Ein Abschiedsgruß der Zentauren an Dumbledore. Die Wassermenschen aus dem See tauchten wieder ab und Menschen begannen wieder leise miteinander zu reden und sich zu erheben. Chrystal stand auf, doch sie redete mit niemandem. Sie ließ ihren Blick nach drüben zu Ginny schweifen, die jetzt in ein Gespräch mit Harry vertieft war. Ron stand bei Hermine und Blaise hielt noch immer Daphnes Hand. Remus stand händchenhaltend neben Tonks. Davon hatte sie ja noch gar nichts gewusst. Sie musste ein wenig lächeln. Dumbleodore hätte sich über die viele Liebe an seiner Beerdigung gefreut. Ja. Das hätte er. Direkt nach der Beerdigung würde der Hogwarts Express die Schüler nach Hause bringen. Doch sie würde nicht mit ihnen fahren. Sie würde sich jetzt schnellstens auf den Weg machen, um zurück zum Malfoy Manor zu kommen. Sie zauberte einen kleinen Blumenstrauß und legte ihn, wie es bereits einige weitere Personen getan hatten, vorne an das Grabmal. Es waren unauffällige Blumen. Es würde sich niemand groß für sie interessieren, doch Chrystal wusste, dass Dumbledore sich ihrer angenommen hätte. Dass er sie genauso gewertschätzt hätte, wie die prachtvollen mit vielen Schleifchen verzierten Kränze. Wenn nicht sogar noch mehr.
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Pic: Dumbledores Grabmal
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanfictionDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...