Hit the ground

290 13 0
                                    

"Don´t cry because it´s over,
smile because it happened… "
Dr. Seuss

Der Rest der Woche verlief, mit Ausnahme von der Meldung über den Muggelangriff bei der Weltmeisterschaft relativ ereignislos und am 01.09., Chrystals 13. Geburtstag fuhren die vier wieder mit dem Zug zurück zur Schule. Die Fahrt zog sich in die Länge und Chrystal begann schonmal in ihr Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste reinzulesen. Nach fast 10 Stunden Fahrt hielt die Bahn und die zahlreichen Schüler stiegen aus und machten sich auf den Weg zum Schloss. Es regnete dicke Tropfen vom Himmel und sie waren alle froh, als sie in die Eingangshalle betreten durften. Dort wurde Chrystal von der Schulleiterin auf dem Weg zum Turm der Hyppogreifen abgefangen.
„Ms Potter. Würden sie kurz mit mir nach oben in mein Büro kommen?“ Chrystal nickte leicht und die Frau führte sie einige Treppen nach oben zu dem Zimmer, in dem sie sich meist aufhielt. Chrystal spürte die fragenden Blicke ihrer Freunde in ihrem Rücken, die ihr besorgt hinterhersahen. Im Büro der Schulleiterin setzte sich das Mädchen auf einen Stuhl. Aurelia Naab musterte sie eindringlich und mit ernstem Blick. Was hatte das zu bedeuten? Wieso musste sie jetzt hier sitzen? Hatte sie etwas verbrochen? War irgendetwas passiert?                                                                                                                                                                                „Ms Chrystal Lily Potter“, sagte sie dann und ihre Stimme klang dabei ruhig und weich. „Ich habe Sie hier in mein Büro geholt, um ihnen eine unglückliche Nachricht zu übermitteln.“ Sie machte eine kurze Pause, in der sie einmal tief ein und aus atmete. „Ihre Zieheltern wurden gestern tot in ihrem Haus aufgefunden.“ Chrystal sog erschrocken die Luft ein und versuchte einen ausdruckslosen Gesichtsausdruck zu bewahren, was ihr nicht so ganz gelang.             
„Was? Nein. Das kann nicht sein.“ Sie schüttelte langsam und ungläubig den Kopf und kämpfte im Stillen mit den Tränen.                                         
„Es tut mir leid.“ Sie wollte keine Schwäche zeigen. Nicht hier. Nicht jetzt. Doch es gelang ihr nicht ganz ihre Tränen zurückzudrängen. Sie kamen und irgendwann gab das Mädchen auf sich gegen sie zu wehren, sondern ließ sie einfach fließen. Sie rannen still und heiß ihre Wangen hinab, wo sie nasse Spuren hinterließen.                           
„Wieso?“                                                    
„Die Gründe sind noch nicht gänzlich geklärt, doch es werden weitere Nachforschungen angestellt werden.“ Mary und Mark. Tot. Für immer. Das konnte nicht wahr sein. Nein das durfte nicht wahr sein. Das war nicht die Realität. Niemals war sie das. Sie war hier falsch. Das war ein Traum. Chrystal wollte schreien, doch sie verdrängte das Gefühl schnell. Sie wollte mit den Fäusten gegen die Wand trommeln, doch sie wischte sich nur mit dem Ärmel ihrer Schuluniform übers Gesicht. Sie musste stark bleiben. Für… Für was eigentlich? Für was lebte sie? Für Dumbledore und seine Pläne? Für ihren Bruder? Sie wusste es nicht. Die Schulleiterin erhob sich schließlich langsam. Chrystal hatte fast vergessen, dass sie noch da war, so ruhig hatte sie sich verhalten.       
„Ich muss jetzt im großen Saal meine Rede halten. Wenn du erstmal allein sein möchtest, dann bist du nicht verpflichtet zum diesjährigen Festessen zu erscheinen und darfst auf dein Zimmer gehen. Aber denke immer daran. Deine Freunde sind oft das einzige, was dir in einer solchen Situation noch Halt geben kann.“ Mit diesen Worten verließ die schöne Frau den Raum und ließ Chrystal mit ihren Gedanken allein zurück. Gedanken… Wie sie sie doch hasste… Das Mädchen erhob sich nach kurzer Zeit auch und ging auf ihren Schlafsaal, wo sie sich ans Fenster setzte und ihren Tränen freien Lauf ließ. Nein. Nein das konnte und durfte nicht die Wahrheit sein. Das durfte einfach nicht geschehen sein.„Niemals“, flüsterte sie leise gegen das Fenster, das leicht von ihrem warmen Atem anlief. Draußen flog eine Amsel vorbei und Chrystal starrte ihr mit leerem Blick hinterher. Wie konnte sie nur so unbekümmert dort draußen herumfliegen! Wie konnte sie nur… Wie konnte sie so tun, als wenn nichts geschehen wäre? Als wenn sie noch am Leben wären? Sie wünschte sie hätte auch so tun können.
In diesem Moment hörte Chrystal Stimmengewirr vor ihrem Zimmer und sie wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Wie lange hatte sie wohl dort gesessen und geweint? Zu lange auf jeden Fall. Sie stand auf und lief ins Bad, wo sie sich einsperrte und ihr Gesicht mit kaltem Wasser abwusch, bevor Carolin und Anna das Zimmer betraten. Ihre Augen waren immer noch leicht gerötet, als Chrystal ins Zimmer zu ihren Freundinnen trat, doch sie wusste, dass die beiden sie sowieso durchschauen würden. Sie kannten sie einfach zu gut. Doch beide sagten nichts und Chrystal war froh darüber. Erst als alle drei in ihren Betten lagen fragte Anna vorsichtig: „Willst du drüber reden Chrys?“ Chrystal starrte zur Decke. Wollte sie darüber reden? Eigentlich nicht. Doch vielleicht würde es die ganze Sache leichter machen. Sie dachte an die letzten Worte von Professor Naab.         
„Mark und Mary… Sie sind tot“, murmelte sie dann. Jetzt war es raus und es war irgendwie tatsächlich erleichternd, dass Anna und Carolin jetzt davon wussten.                   
„Das tut uns leid“, sagte Carolin und schwieg dann.                       
„Gute Nacht“, flüsterte Anna dann nach einiger Zeit.                     
„Gute Nacht“, erwiderte Chrystal leise, auch wenn sie wusste, dass sie jetzt nicht schlafen würde.

Bild: Glitter photography
Was glaubt ihr wie geht's weiter?

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt