"You gotta go and get angry at all of
my honesty
You know I try but I don't do too well
with apologies"
Sorry, Justin Bieber„Draco.“ Er drehte sich überrascht zu ihr um und blieb stehen. Scheinbar verwundert, dass sie ihn ohne erheblichen Grund ansprach. „Hast du nach dem Frühstück kurz Zeit?“, fragte sie ihn auf dem Weg zur großen Halle und er nickte knapp.
„Ja. Wieso?"
„Kannst du dann für ein paar Minuten auf mein Zimmer kommen?“ Er willigte ein und Chrystal atmete erleichtert auf. Diese Worte waren ihr schwer über die Lippen gekommen. Jemanden um etwas zu bitten… Wie sie das doch hasste. Doch immerhin hatte sie es geschafft.Als sie gefrühstückt hatte, ging sie auf ihr Zimmer, setzte sich auf ihr Bett und wartete auf Malfoy, wobei sie nochmal alles durchging, was sie sich sorgfältig zurechtgelegt hatte. Bloß nicht vom Thema ablenken lassen. Einfach strukturiert alles durchgehen. Dann konnte nichts schiefgehen.
Es klopfte und Chrystal öffnete die Tür. Es war Draco. Er war also tatsächlich gekommen. Sie konnte nicht sagen, dass sie das erwartet hatte.
„Wieso gehst du mir immer aus dem Weg“, begann er das Gespräch noch im Türrahmen stehend. Damit hatte sie nicht gerechnet und es brachte sie sofort aus dem Konzept. Verdammt.„Es ist so, Draco…“, begann sie. „Du musst mir jetzt einfach mal nur zuhören.“
„Okay?!“ Er hob spöttisch eine Augenbraue, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich viel zu lässig gegen die Wand.
„Ich kann dich nicht die ganze Zeit anlügen. Ich habe Geheimnisse, von denen du nichts wissen darfst. Ich will einfach nicht, dass du mir vertraust und ich dir nicht die Wahrheit sagen kann… Deine Eltern waren Todesser. Ich wurde von Dumbledore hierhergeholt. Verstehst du das?“ Sie sah ihn leicht verzweifelt an, doch er schüttelte nur den Kopf. Wieso verdammt nochmal war er so stur? Wieso konnte er nicht einfach mal nicken?
„Wir stehen auf zwei komplett verschiedenen Seiten, Draco. Ich könnte nicht ewig in dieser Lüge leben. Ich könnte nicht damit leben dir nie Wahrheit sagen zu können… Das kann ich einfach nicht.“ Er starrte sie einen Moment fast teilnahmslos an, bevor er seine Stirn in Falten legte und sie mit einem undefinierbaren Ausdruck in den grauen Augen musterte.
„Und was, wenn es mir egal ist? Was wenn es mir egal ist, dass du mich anlügen musst?“ In seiner Stimme lag ein Hauch von ratloser Verzweiflung, der ganz untypisch für seine sonst so kühle Art war. Er zeigte seine Gefühle normalerweise nicht nach außen. In dieser Hinsicht waren sie sich vermutlich sogar ähnlich…
„Mir ist es aber nicht egal“, sagte Chrystal entrüstet und ihre grünen Augen trafen seine grauen. Eine Weile starrten sie einander nur an. Dracos Blick verhärtete sich und Chrystal musste stark gegen die Tränen ankämpfen, die jetzt in ihr aufsteigen wollten. Sie musste nach außen gefasst bleiben. Er durfte nicht wissen, wie weh es ihr tat ihn abzuweisen. Wenn er es nach ihrem Zusammenbruch beim Ball nicht sowieso schon wusste. Wie konnte sie damals nur so blöd sein und anfangen zu weinen. Naja… Wie auch immer. Heute Abend war auch noch Zeit, um sich auszuheulen. Immerhin weinte sie in letzter Zeit sowieso schon wieder fast jede Nacht. Sei es wegen der Angst um ihren Bruder, wegen der Trauer um Mary und Mark oder wegen Draco Malfoy. Auch wenn sie wohl letzteres niemals zugeben würde.
„Na gut. Wie du willst“, sagte er dann und seine Stimme klang fest und schneidend. Chrystal zuckte zusammen und er fixierte sie noch einmal mit seinem Blick, der jetzt mehr als kalt und abweisend war.
„Es tut mir leid, Draco, aber es geht nicht“, sagte sie und versuchte ihre Stimme ebenfalls fest klingen zu lassen. Jetzt hatte sie sich auch noch entschuldigt. Na toll. Warum genau hasste sie es gleich nochmal über Gefühle zu sprechen?
„Du hast es ja noch nicht einmal versucht.“ In seinen Augen blitzte jetzt beinahe so etwas wie Wut auf. Chrystal senkte den Blick. Hatte sie es versucht? Nein. Nicht wirklich. Da hatte er wohl recht. Aber sie wusste ja bereits, was dabei rauskommen würde. Nichts als Tränen und Schmerz…
„Geh, Draco. Bitte.“ Jetzt hatte sie ihn auch noch gebeten. Dabei wollte sie gar nicht, dass er ging. Sie wünschte sich, dass er bleiben würde. Dass er sie jetzt nicht verlassen würde. Doch er musste gehen. Es war nicht seine Schuld. Er konnte nichts dafür. Chrystal wagte es nicht noch einmal aufzusehen, denn sie spürte bereits, wie ihre Augen feucht wurden. Doch als sie das laute Knallen ihrer Tür hörte, wusste sie, dass er gegangen war. Für immer? Sie wollte es nicht wirklich wissen.
Am Abend bereute sie beinahe schon, was sie gesagt hatte, denn Malfoy, sie hatte sich dazu entschieden ihn wieder mit Nachnamen anzusprechen, wenn sie überhaupt noch einmal dazu kommen würde mit ihm zu reden, saß schon knutschend mit Parkinson im Gemeinschaftsraum. Chrystal stand für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt in der Tür und realisierte die Umstände. Ihr Blick traf kurz Dracos. Nur für den beschissenen Bruchteil einer Sekunde, doch es war definitiv zu viel. Sie machte sich schnell dann auf den Weg in ihr Zimmer, ohne dass jemand bemerkte wie sehr sie das traf. Außer Malfoy vielleicht, doch der wusste es ja vermutlich sowieso schon. Warum sonst sollte er es tun? Auf ihrem Zimmer begann sie dann leise zu weinen und schämte sich im Stillen für ihre Schwäche, die sie in letzter Zeit an den Tag legte. Wie konnte Draco ihr das nur antun. Sie ertappte sich dabei Draco gedacht zu haben und verbesserte sich schnell. Malfoy. Er konnte jede haben, wenn er wollte und das wusste er. Die nächste Woche war er noch mit Parkinson zusammen, trennte sich dann jedoch bald wieder von ihr, weshalb die Slytherin tagelang verheult in der Öffentlichkeit rumlief und jedem erzählte sie hätte gedacht er würde es ernst meine, wobei Chrystal nur die Augen verdrehen konnte. Wie konnte man bloß so blöd sein. Dann hieß es, er hätte eine Beziehung mit Daphne Greengrass, was er aber nie in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, wobei er das mit Sicherheit getan hätte, wenn dem wirklich so gewesen wäre. Chrystal hatte keine wirklichen Freunde auf Hogwarts, die sie hätte um Rat fragen können, weshalb sie Briefe an Nils, Anna, Carolin, Marco und zum ersten Mal seit langem auch wieder an Julia schickte. Die Hippogreife gaben ihr alle den Rat ihn zu vergessen. Sie schrieben Dinge von wegen, sie sei zu gut für jemanden, der sofort mit jeder etwas anfing und er sei es nicht wert sich Gedanken darüber zu machen. Doch das sah Chrystal anders. Vermutlich hätte sie jedem anderen denselben Rat gegeben, doch in dieser Situation half ihr der Brief, den Julia ihr schickte deutlich besser.
Hallo Chrystal,
ich habe lange nichts von dir gehört und es tut mir leid, dass ich dir nie geschrieben habe. Ich habe deinen Brief gelesen und darüber nachgedacht. Es ist ja wirklich sehr kompliziert und ich verstehe dich vollkommen, dass du dich mit der Situation ihn ständig anzulügen überfordert fühlen würdest. Ich bin kein Experte in Sachen Liebe, aber es scheint eindeutig so, als würde er versuchen dich eifersüchtig zu machen. Vielleicht auch einfach dich zu vergessen, indem er sich an andere Mädchen ranschmeißt. Es liegt ihm etwas an dir und das ist sehr bedeutend. Du solltest es schätzen. Ich kann dir aber erstmal leider nur raten deine Finger von einer festen Beziehung zu lassen. Du bist schließlich noch jung und solltest deine Freiheit genießen. Noch bist du vielleicht einfach nicht bereit dazu alles für ihn aufzuopfern. Sogar die Wahrheit. Warte… Die Zeit wird kommen, in der du reifer bist und nicht mehr so abhängig. Du kannst dann deine eigenen Wege gehen. Deine eigenen Richtungen einschlagen und dich dabei trotzdem noch sicher fühlen, ohne dass dir jemand sagt, dass es richtig war. Wenn er dich noch will, wenn du bereit dazu bist und nur dann ist er es wirklich wert geliebt zu werden. Du bist ein wunderbarer Mensch Chrystal und du hast einen ebenso wunderbaren Menschen, als deinen Wegbegleiter, verdient. Lass dir Zeit. Auch er ist noch jung und kann dazulernen. Ich vermisse dich sehr und denke oft an dich.
Ganz liebe Grüße von der Cyrenius Schule
Julia
Das war also die Sicht einer Schülerin aus dem Haus des Einhorns. Ganz anders als die der anderen und irgendwie deutlich tröstlicher und hoffnungsvoller. Nicht sofort abwertend, sondern nachdenklich und offen. Im Glauben an das Gute im Menschen. Chrystal beschloss auf ihre Freundin zu hören, auch wenn die anderen anders geurteilt hatten, so schien ihr der Ratschlag des Einhorns am besten und am machbarsten. Chrystal hatte nie daran gedacht, dass sich ihr Denken über die ganze Sache vielleicht im Laufe der Zeit ändern würde, weshalb sie auch nicht darüber nachgedacht hatte, einfach zu warten. Warten. Was für ein schreckliches Wort. Chrystal war über alle maßen ungeduldig und hatte noch nie sonderlich gut warten können. Doch sie begann sich damit abzufinden. Sie nahm es an, dass Malfoy ständig neue Mädchen anschleppte und auch wenn es sie traurig machte, so erinnerte sie sich an Julias Worte, dass ihre Zeit noch kommen würde. Denn noch war sie wirklich abhängig von Dumbledore. Sie war erst dreizehn und noch nicht wirklich in der Lage eigene, richtige Entscheidungen zu treffen. Doch sie würde älter werden und sie würde eigenständiger werden. Dann konnte sie selbst sagen, was richtig und was falsch war. Vielleicht würde sie irgendwann anfangen können ihr Leben für sich selbst zu leben. Vielleicht. Irgendwann.
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Bild: Draco und Pansy
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanficDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...