"Together forever,
never apart,
maybe in distance,
But never at heart."Als sie am nächsten Morgen in die große Halle kam war diese so gut wie leer, doch Draco saß schon am Tisch und sah mit starrem Blick an die gegenüberliegende Wand. Nicht gut. Als Chrystal näher kam sah sie, dass er ziemlich fertig schien. Er war blass. Er war immer blass, doch heute war es besonders schlimm. Sie setzte sich neben ihn und holte ihn somit aus seinen Gedanken. Er wandte sein Gesicht zu ihr und küsste sie zärtlich.
„Was… Was wollte er?“, fragte Chrystal vorsichtig und leise. Draco schwieg einen Moment und blickte wieder in die Ferne. Soweit man die gegenüberliegende Wand als Ferne bezeichnen konnte. Sie ließ ihn in Ruhe. Sie wollte ihn zu nichts drängen. Wenn er nicht wollte, dann musste er ihr auch gar nichts erzählen.
„Er will dich.“ Erschrocken schnappte sie nach Luft.
„Wie bitte?“ Er sah sie wieder an.
„Ich soll dich heute abend um 18:00Uhr zum Malfoy Manor bringen.“ Sie schluckte. Er wollte sie sehen. Sie wusste, dass sie früher oder später zu ihm musste. Dass sie früher oder später mit ihm sprechen musste. Doch so bald schon? Aber was hatte sie erwartet? Dass sie es solange aufschieben konnte, bis Voldemort gestürzt worden war? Mit Sicherheit nicht.
„Hat er gesagt, was er von mir will?“ Draco schüttelte den Kopf.
„Nein. Er hat nichts gesagt. Nur, dass er dich morgen sehen will und ich mit dir apparieren soll.“
„Ich will ihn aber nicht sehen“, murmelte Chrystal. „Hat er sonst nichts gesagt?“
„Nein. Er hat mir nur noch einmal gesagt, wie mein Auftrag lautet und von welch großer Wichtigkeit er ist und er hat mich daran erinnert, was mit mir geschieht, wenn ich seine Befehle nicht befolge oder der Auftrag misslingt.“ Sie musterte ihn leicht besorgt.
„Hat er dich schon einmal gefoltert?“
„Nein. Noch nicht. Aber er wartet meiner Meinung nach nur darauf, dass ich einen Fehler begehe und er es endlich tun darf. Er foltert oft. Bei Versammlungen oder auch bei Einzelgesprächen. Er lebt jetzt schon eine Zeit lang im Malfoy Manor und man hört immer diese schmerzerfüllten Schreie. Es ist schrecklich.“ Wenn das überhaupt noch möglich war, dann wurde Draco bei dieser Erinnerung jetzt noch blässer. Chrystal nahm seine Hand unter dem Tisch und drückte sie leicht.
„Hab keine Angst. Das wird schon werden.“ Sie versuchte ein wenig zu lächeln, auch wenn es ihr in Anbetracht des Themas schwer fiel.
„Ich habe keine Angst“, erwiderte Draco. Auch, wenn er selbst wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Er hatte große Angst. Vor der Zukunft. Vor so vielen Dingen, die geschehen könnten. Doch das würde er nie nach außen zugeben. Er musste verdammt nochmal vermehrt darauf achten seine Gefühle besser zu verbergen. Auch vor Chrystal, denn sonst würde sie sich unnötig Sorgen machen. Und das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen.
Es war die dritte Stunde, als Professor Snape mit ausdruckloser Miene das Verteidigung gegen die dunklen Künste Klassenzimmer aufsperrte und den Schülern voran eintrat. Chrystal ließ sich mit Ginny in der letzten Reihe nieder. Sie musste mit dem Mädchen reden. Dringend. Das war zwar im Unterricht von Snape etwas ungünstig, doch es musste sein und Snape hatte das verdammt nochmal zu akzeptieren. Chrystal legte ihren Zauberstab und eine Rolle Pergament mit einer Feder auf den Tisch vor sich. Dann begrüßten sie alle Snape und setzten sich wieder. Der ehemalige Zaubertränkelehrer erklärte ihnen, was sie heute machen würden, doch Chrystal hörte nicht zu, denn sie unterhielt sich soeben mit Ginny.
„Ginny. Wir müssen reden“, flüsterte sie.
„Was gibt’s? Was hat Draco gesagt?“ Sie nannte ihn inzwischen auch Draco. Chrystal hatte sich das gewünscht und Ginny hatte es sich netterweise angewöhnt. Sie war der Gryffindor sehr dankbar dafür. Sie hatte ihr ohnehin für einiges dankbar zu sein. Dass sie ihr vertraute. Dass sie ihr glaubte, obwohl sie die besten Gründe dafür hatte es nicht zu tun.
„Naja. Er war nicht gerade begeistert, aber am Ende hat er es akzeptiert. Er will mich nicht aus dem Orden und meinem vertrauten Umfeld rausreißen, wenn ich eine Todesserin werde, doch eigentlich wurde ich das ja ohnehin schon. Dafür ist es jetzt auch schon zu spät. Er hat auch von meiner Freundschaft zu dir geredet. Ich habe gesagt, dass ich nicht mit dir befreundet bin, Gin und ich kann dir versichern, dass ich das nicht gerne getan habe. Er hat nichts dagegen, wenn ich mit dir befreundet bin, aber er will unsere Freundschaft nicht mit diesem Todesserzeug zerstören, also habe ich mir gedacht, dass es besser wäre, wenn ich so tue, als wenn da überhaupt keine Freundschaft wäre. Ich hoffe du bist jetzt nicht sauer.“ Sie schüttelte den Kopf und Chrystal spürte die Erleichterung, die sie augenblicklich durchströmte.
„Nein wieso…“ Weiter kam sie nicht, denn Snape unterbrach sie scharf.
„Ms Weasley. Würden sie bitte damit aufhören eine Schülerin meines Hauses vom Unterricht abzulenekn?“ Er schürzte die Lippen.
„Sir, ich habe Ginny etwas zum Thema gefragt. Es war nicht ihre Schuld“, schaltete sich Chrystal ein.
„Und wieso fragen Sie dann nicht mich, Ms Among?“ Die Slytherin zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, Sir.“
„Ich bin mir sicher, wenn ich sie jetzt fragen würde über was wir gerade reden, dann hätten sie keine Ahnung. Habe ich recht?“ Chrystal sah zu Boden. Ja. Da hatte er wohl tatsächlich Recht. „Nun ja. Ich will mal nachsichtig sein, doch ich bitte sie jetzt bitte den Mund zu halten und zuzuhören. Sie haben dieses Jahr schließlich ihre ZAG´s und da sollte man doch etwas besser aufpassen möchte ich meinen. Ich dulde es nicht, wenn jemand aus meinem Haus in diesem Fach durchfallen sollte.“ Damit war die Unterhaltung mit Snape beendet. Vorerst. Er wandte sich wieder dem Unterrichtsthema und Chrystal sich Ginny zu.
„Also…“ Sie schielte verstohlen zu Snape, doch der schien nichts zu bemerken. „Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir unsere Freundschaft wieder mehr im Geheimen halten. Ich bin heute Abend zum dunklen Lord eingeladen und…“ Ginny unterbrach sie.
„Hast du gerade der dunkle Lord gesagt?“, zischte sie. Chrystal verdrehte die Augen und fuhr scheinbar unbeirrt fort, doch im tiefsten Inneren war sie selber erschrocken darüber, wie sie Voldemort soeben bezeichnet hatte. Hatte sie das in letzter Zeit schon öfter getan? Sie konnte sich zumindest nicht daran erinnern.
„Ich denke kaum, dass Voldemort…“ Sie betonte seinen Namen. „Eine Freundschaft zu einer Blutsverräterin, wie er dich wohl leider nennen würde, dulden würde. Meine Okklumentikschilde sind stark genug, um das zu verbergen, doch die von Draco sind es nicht so weit ich weiß. Er soll es einfach nicht wissen. Denkst du, dass das machbar ist?“ Ginny sah sie eine Weile forschend an und nickte dann.
„Ja. Ich vermute mal, dass wir das grad noch so auf die Reihe bekommen könnten.“ Sie grinste ein wenig.
„Gut. Wollen wir heute Nachmittag zusammen Hausaufgaben machen?“, fragte Chrystal.
„Ja klar. Aber wo? Bibliothek ist zu auffällig. Aber du könntest in unseren Gemeinschaftsraum kommen. Die Gryffindors reden ohnehin so gut wie gar nicht mit den Slyth…“
„Ms Weasley. Sagen sie mal denken sie eigentlich ich würde nicht mitbekommen, dass sie schon wieder eine Schülerin meines Hauses belästigen?“, schnauzte Snape die Gryffindor an.
„Entschuldigen Sie, Professor“, meinte Ginny.
„Entschuldigen Sie mich, Sir. Ich war es, die Ms Weasley erneut zum Reden angeregt hat“, sagte Chrystal und versuchte ihre Stimme möglichst fest klingen zu lassen.
„Aha. Und dieses Mal sind Sie sogar so freundlich nicht vorzutäuschen, Sie hätten sich über Unterrichtsthemen unterhalten nicht wahr, Ms Among?“ Sein Blick war undefinierbar und eisig kalt.
„Nein das tue ich durchaus nicht, Sir“, erwiderte sie trocken.
„Nun denn. Ich möchte Sie gerne nach dem Unterricht sprechen, Ms Among. Und für sie Ms Weasley gibt es gnädige fünf Punkte Abzug für Gryffindor. Aber denken Sie nicht, dass ich das nochmal so einfach durchgehen lasse.“ Er wandte sich wieder dem Unterricht zu und Chrystal verzichtete darauf Ginny noch einmal anzusprechen. Sie konnten das alles schließlich auch nach dieser Stunde noch schnell besprechen. Das war Snape wohl lieber so. Doch halt. Nach dem Unterricht hier würde sie sich noch mit ihm unterhalten müssen. Shit. Und danach hatte sie keine Stunde mehr mit Ginny zusammen. Sie versuchte möglichst unauffällig ein kleines Stück Pergament von ihrer Rolle abzureißen. Darauf schrieb sie die Worte:Heute um wieviel Uhr vor dem Gryffindor Gemeinschaftsraum?
Dann schob sie ihn zu Ginny rüber, die unauffällig zu lesen begann und dann eine Antwort schrieb.
Um 16:00Uhr wenn das okay ist und du da keinen Unterricht mehr hast.
Ja. Das passte. Chrystal nickte ihrer Freundin zur Bestätigung kurz leicht zu. Doch jetzt musste sie erst noch mit Snape reden und danach noch Kräuterkunde und Zauberkunst hinter sich bringen.
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Bild: Severus Snape
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanficDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...