"Du hast meinen Vater getötet!
Nein, Luke. Ich bin dein Vater."
Darth Vader zu Luke SkywalkerEs war dunkel. 18:00Uhr war bereits vergangen und Chrystal war nicht zum Hügel hinaufgelaufen. Sie hatte gerade mit den übrigen Weasleys zu Abend gegessen und stieg nun die Treppen zu ihrem und Ginnys Zimmer hinauf. Sie öffnete die Tür. Ginny war noch unten und spielte mit Ron Zaubererschach. Also war sie alleine. Gut so. Sie wollte sich gerade ins Bad begeben, um ihre Zauber noch ein letztes Mal für den heutigen Tag zu verstärken, als etwas den Raum mit einem Schlag kälter werden ließ. Sie spürte einen Schauer ihren Rücken hinablaufen und all ihre, ohnehin schon wenigen, glücklichen Gefühle aus ihrem Inneren verschwinden. Was war es? Sie drehte sich zögerlich um. Eine Art Patronus befand sich in der Mitte des Raumes. Allerdings keiner aus gleißend hellem Licht, sondern eher aus dunklem Schatten. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas gab. Eine schwarzmagische Form des Patronus. Es war eine Schlange. Lang und einem Basilisken nicht unähnlich. Was wollte sie von ihr? Sie kannte niemanden, der eine Schlange und noch dazu eine schwarze als Patronus hatte und das Bedürfnis hatte ihr eine Nachricht zukommen zu lassen. Außer… Außer dem dunklen Lord… Das schwarz schimmernde Tier begann jetzt zu sprechen. Es war unverkennbar Parsel, denn die Wörter klangen seltsam zischend.
„Chrystal Lilly Potter.“ Sie spuckte das Wort „Potter“ nur so aus. „Ich muss sagen, dass ich erwartet habe, dass du kommen würdest.“ Die Stimme war hoch und kalt. „Ich gebe dir noch eine Chance. Um 24Uhr wird Narzissa dich noch einmal erwarten. Selber Ort.“
Die Gestalt der Schlange verblasste langsam. Es war kurz vor halb zwölf. Die Weasleys aßen scheinbar desöfteren so spät. Voldemort hatte ihr also eine Nachricht zukommmen lassen. Voldemort höchstpersönlich. Doch sie würde nicht kommen. Sie würde erneut nicht erscheinen. Es würde ihn wütend machen, doch das war ihr egal. Sie wollte sich gerade umdrehen, um endgültig ins Bad zu verschwinden, als die Schlange erneut hinter ihr erschien. Sie begann wieder zu zischen.
„Chrystal, ich bin dein Vater.“ Sie stand wie angewurzelt da und versuchte sich zu sammeln. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt laut loslachen oder anfangen zu schreien sollte. Anstatt dessen tat sie gar nichts, sondern stand nur wie erstarrt da. Die Schlange verblasste wieder. Was sollte das? Sie musste es wissen. War es eine Falle? Das war jetzt egal. Sie musste wissen, ob Voldemort wirklich… Nein. Das wäre schrecklich. Das wäre nicht auszudenken. Eigentlich konnte es nicht sein, doch irgendwo tief in ihrem Inneren wusste Chrystal, dass es doch durchaus möglich wäre. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Scheiße. Das war alles zu viel. Viel zu viel. Sie warf ihr Duschzeug und ihr Handtuch auf ihr Bett und schnappte sich Zauberstab und Umhang. Sie würde jetzt gehen. Vielleicht war es überstürzt und falsch. Trotzdem. Sie würde zu Narzissa auf den Hügel hinaufgehen und mit ihr zum Malfoy Manor apparieren.
Als sie die Tür zum Gang öffnete trat ihr Ginny entgegen. Oh nein. Die konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen.
„Wo willst du hin? Du bist ja ganz blass“, sagte das Mädchen.
„Nur ein bisschen nach draußen. Ich brauche frische Luft.“ Mit diesen Worten ließ sie die scheinbar verwirrte Ginny stehen und stürmte die Treppen hinab.
Sie öffnete die Tür, die nach draußen in den unordentlichen Garten der Weasleys führte und machte sich dann auf den Weg. Den grasbewachsenen Hügel nach oben, den sie gestern hinabgegangen war, nachdem sie sich von Remus verabschiedet hatte. Sie löste im Laufen all die Zauber auf, die sie zu Eliza Lane machten auf, denn so konnte Voldemort sie wenigstens nicht finden, wenn sie Eliza Lane war. Naja… Sie musste zugeben, dass sie sich ziemlich sicher war, dass er sie trotzdem aufspüren konnte, egal, wie sie nun aussah. Dann zog sie sich ihre Kapuze über den Kopf, denn, wenn irgendwie möglich, dann wollte sie auch ihr wahres Aussehen vor ihm verstecken. Sie wollte einfach nicht gleich jederzeit von ihm erkannt werden. In der einen Hand hielt sie ihren Zauberstab. Er fühlte sich gut an und gab ihr eine gewisse Sicherheit. Die andere Hand hatte sie in die Tasche ihres Umhangs geschoben. Schritt für Schritt erklomm sie den sanft ansteigenden Hügel. Vermutlich dauerte es gerade mal fünf Minuten, doch es kam ihr vor, wie eine Ewigkeit. Oben angekommen war sie alleine. Narzissa war also noch nicht da. Wieviel Uhr es wohl war? Chrystal verfluchte sich in dem Moment dafür, dass sie nie eine Armbanduhr trug. Sie war einfach zu faul dazu, die jeden Morgen anzuziehen. Doch da hörte sie die Kirchturmglocken läuten. Zwar kam es von weit weg, doch trotzdem war es klar zu erkennen. Erst vier Mal für die volle Stunde und dann noch zwölf Mal. Mitternacht. Geisterstunde. Wie auch immer.
Ein Knall ertönte und Chrystal stand einer blonden Frau gegenüber. Sie musterte sie kurz und schien ein wenig überrascht.
„Sie sind also Ms Potter? Was hat Sie dazu bewegt hierherzukommen, wo Sie doch heute Abend nicht kommen wollten? Ich hatte kaum erwartet Sie heute noch anzutreffen.“
„Ich denke, dass das meine Sache ist, Ms Malfoy“, erwiderte Chrystal bemüht höflich. Sie war Dracos Mutter und sie hatte sich deshalb entschlossen freundlich zu ihr zu sein.
„Wie Sie meinen“, erwiderte die Frau. „Wollen wir?“ Sie hielt ihr ihre Hand hin und Chrystal nahm sie, wenn auch zögerlich. Augenblicklich verschwanden sie.
Es war ein eisernes Tor, vor dem sie nun standen. Narzissa öffnete es. Eine große Parkanlage, die vermutlich den Garten darstellen sollte umgab das Haus, das auch mehr einer luxoriösen Villa glich. Eigentlich war es ein schönes Anwesen, wenn da nicht die unangenehmen Umstände wären, unter denen sie hier war.
„Sie werden nun gleich alleine zum dunklen Lord gehen müssen. Es kann Ihnen nichts passieren. Haben Sie keine Angst. Ihm liegt etwas an Ihnen. Auch, wenn ich nicht genau weiß, was es ist. Er wird Ihnen nichts tun.“
„Wo ist Draco?“ Chrystal sah die blonde Frau erwartungsvoll an.
„Er schläft. Er weiß nicht, dass Sie hier sind. Ich denke das ist sicherer für Sie und ihn.“ Ms Malfoy lächelte zaghaft und Chrystal nickte.
„Ja. Das ist es wohl.“ Sie betraten jetzt schweigend das große Haus. Narzissa führte sie einen langen Gang entlang, der mit schwarzen und weißen Fliesen gepflastert war. Ihre Absatzschuhe machten laute Klackgeräusche auf dem Boden. Chrystal trug noch immer ihre Kapuze und sie hatte nicht vor sie abzunehmen.
„Das ist das Zimmer. Klopfen Sie und treten Sie dann ein. Am besten verbeugen Sie sich gleich, wenn Sie eintreten. Das lässt ihn wissen, dass Sie sich ihm unterordnen“, flüsterte Narzissa. Chrystal atmete einmal tief durch. Sie verdrängte die Gedanken, von denen Voldemort nichts wissen sollte ins Hinterste ihres Kopfes und verstärkte nochmal ihre Okklumentikschilde.
Dann klopfte sie und trat ein. Hinter sich schloss sie die Tür wieder. Sie dachte nicht daran sich zu verbeugen, auch wenn es vielleicht zu ihrer Sicherheit beigetragen hätte. Er war schließlich nicht ihr König, sondern ihr Feind, der absurder Weise behauptete ihr Vater zu sein… Wie auch immer. Voldemort saß auf einem thronartigen Stuhl am anderen Ende des Raumes. Chrystal trat in das spärliche Licht einiger Öllampen. Hatten die hier denn wirklich nichts Moderneres?
„Du bist also doch gekommen“, stellte er fest.
„Ja. Das bin ich wohl“, erwiderte Chrystal kühl.
„Ich denke du weißt, dass ich dich nicht ohne Grund zu mir gerufen habe.“
„Ich möchte die Wahrheit wissen“, sagte Chrystal bestimmt. Schließlich war das der Grund, weshalb sie hergekommen war und weshalb er sie hergerufen hatte interessierte sie eigentlich reichlich wenig.
„Das ist mir bewusst und ich habe dir die Wahrheit bereits gesagt. Ich bin dein Vater, Chrystal. Ob du es glauben willst oder nicht.“
„Voldemort kann nicht mein Vater sein. Er hat ihn getötet.“ Er lachte leise und kalt.
„Was denkst du, weshalb du so begabt bist? Weshalb du Parsel sprechen kannst? Weil James Potter, dieser Verlierer, dein Vater war? Nein.“ Er lachte wieder, doch es lag keine Freude darin, sondern nur eiskalter Hass.
„Es gibt keinerlei Beweise dafür. Man kann so etwas nicht einfach behaupten.“
„Es gibt Beweise dafür. Ich kenne beispielsweise deine Prophezeiung Chrystal. Im Gegensatz zu der von deinem nun ja Halbbruder konnte ich sie problemlos anhören, denn schließlich ging sie mich, als deinen Vater sehr wohl etwas an. Trotzdem kann ich dir nicht sagen, wie sie lautet. Es ist zu deinem Schutz.“ Jetzt war es an Chrystal ironisch aufzulachen.
„Schutz… Ich kann doch nicht im Ernst glauben, dass Voldemort mich schützen will. Ein Ordensmitglied. Ein Halbblut. Eine Schwester von Harry Potter.“ Sie sah in die roten Schlitzaugen.
„Halbschwester. Du bist seine Halbschwester. Ich muss sagen, dass ich es beinahe heldenhaft von James Potter fand, dass er dich damals ohne jegliche Vorurteile einfach als seine Tochter angenommen hat. Er hat dich nie benachteiligt. Er war immer für dich da. Und vor allem hat er auch seine Frau nicht verlassen, obwohl er durchaus das Recht gehabt hätte. Obwohl ich gehofft hätte er würde es tun.“ Sie hasste ihn. Sie hasste Voldemort schon jetzt nach den wenigen Minutren, die sie in ein und demselben Raum verbracht hatten mehr, als irgendeine andere Person auf dieser Welt.
„Ich denke kaum, dass meine Mutter freiwillig ein Kind von jemandem so gefühlskalten und herzlosen wollte. Kein Wunder, dass James ihr nicht böse war. Sie wurde schließlich mit Sicherheit gezwungen.“ Chrystals Stimme war trocken und kalt.
„Das würde ich nicht behaupten, doch selbst wenn es so wäre, so fließt doch trotz alledem mein Blut durch deine Adern. Ich möchte nicht, dass solch wertvolles Blut verschwendet wird.“ Ein eisiges Lächeln umspielte seinen Mund, denn Lippen hatte er ja so gut wie keine.
„Und das Blut meiner Mutter? Das Blut von James? Das war nicht wertvoll oder was?“, fauchte Chrystal. Sie war aufgebracht. Sie hasste in diesem Moment einfach alles und jeden. Ihr Leben, diese Welt, Dumbledore, der das nie erwähnt hatte… Wenn er es überhaupt wusste. Doch mehr, als irgendjemand anders hasste sie in diesem Moment Voldemort.
„Nein. Das ist es wohl tatsächlich nicht.“ Voldemort lachte. „Wenigstens hast du es jetzt endlich begriffen.“ Chrystal starrte ihn fassungslos an und schüttelte den Kopf. Sie drehte sich um und wollte verschwinden. Weg von hier. Weg von diesem Wahnsinnigen, der behauptete ihr Vater zu sein. Einfach nur weg. Sie lief zur Tür. Ihre Schritte waren nicht hastig. Nicht überstürzt. Sie waren ruhig und bestimmt. Sie legte gerade ihre Hand auf die eiserne, kalte Türklinke, als wieder diese eisige Stimme hinter ihr ertönte.
„Du willst schon gehen?“
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Bild: Voldemort
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanfictionDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...