"Egal wer du bist,
es sind Freunde,
die deine Welt ausmachen."
William JamesAm Morgen wurde Chrystal vom Gepiepe von Annas neuer Eule geweckt, die sich anhörte wie ein Wecker. Anna schien das nicht zu stören, denn sie schlief seelenruhig weiter. Anna war eine geübte Langschläferin und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Das wusste Chrystal. Weil es ihr aber leider nicht möglich war das Geräusch zu ignorieren, stand sie schließlich entnervt auf und machte sich fertig. Es war der Tag der Quidditch Weltmeisterschaft und Marcos Eltern hatten eine große Leinwand vom Ministerium bereitgestellt bekommen, auf der sie das Spiel am Abend verfolgen würden. Marco wollte allerdings erst noch mit ihnen ans Meer gehen, das um diese Jahreszeit sogar einigermaßen warm war. Als das Mädchen sich fertig gemacht hatte weckte sie die seelenruhig schlafende Anna, die ihr erstmal unmotiviert eine Reihe von beleidigenden Schimpfwörtern ins Gesicht warf, bevor sie sich ihrem Schicksal ergab und endlich aufstand. Die Jungs warteten bereits unten am Frühstückstisch, als die zwei Mädchen die Treppe hinab kamen.„Na endlich. Das wurde jetzt aber auch langsam Mal Zeit", rief Nils ihnen entgegen und grinste.
„Ich hätte gerne noch länger geschlafen, wenn meine liebe Freundin mich nicht geweckt hätte", maulte Anna und setzte sich auf einen der noch freien Stühle und Chrystal nahm neben ihr Platz. Sie frühstückten gemeinsam und packten dann ihre Sachen für den Ausflug an die Nordsee. Marco hatte gesagt, dass der Weg dorthin zu Fuß kein Problem wäre, doch er schien eindeutig zu viel Sport zu treiben. Auf jeden Fall waren Chrystal und Anna, als sie schließlich am Strand standen, völlig durchgeschwitzt und waren froh sich endlich ins angenehm kühle Wasser stürzen zu können. Gemeinsam verbrachten sie fast den ganzen Tag an der Nordsee, beobachteten Möwen, schwammen im Meerwasser und aßen Eis. Gegen vier Uhr Nachmittag schlug Marco dann vor sich langsam auf den Heimweg zu machen, um ja nicht das Quidditch Endspiel zu verpassen und so liefen sie wieder zurück. Marcos Eltern hatten bereits die Leinwand im Garten aufgebaut und die vier setzten sich davor, um den Vorbericht anzuschauen. Der Kommentator erzählte alles über den bisherigen Verlauf der Quidditch Weltmeisterschaft und berichtete über die Mannschaften, die im Finale gegeneinander spielen würden. Irland und Bulgarien. Als er dann die Kamera über die Besucher der Ehrenloge schwenken ließ, hörte Chrystal beinahe auf zu atmen. Dort saßen eine Familie, in der alle rote Haare hatten, eine Hauselfe, verschiedene scheinbar wichtige Leute aus dem englischen Zaubereiministerium, eine Familie, in der alle blass und blond waren, ein Mädchen mit ungewöhnlich buschigen braunen Haaren und mitten unter ihnen Harry Potter. Mit seiner Brille, seiner Narbe und seinen abstehenden schwarzen Haaren, die laut Mary denen ihres Vaters sehr ähnlich sehen sollten. Harry schüttelte soeben einem Mann die Hand und setzte sich dann wieder. Ihre Freunde starrten Chrystal fassungslos an. Sie hatten ihn mit Sicherheit genauso gut wie sie erkannt und ihr erschrockenes nach Luft schnappen, musste ihnen ja Hinweis genug gewesen sein, um zu wissen, wer das gerade gewesen war. Chrystal hatte ihren Bruder noch nicht oft gesehen und wenn, dann meist in der Zeitung und jetzt das. Auf einer riesigen Leinwand in der Ehrenloge der Quidditch Weltmeisterschaft. Der Wahnsinn. Sie wusste nicht so recht ob sie ihn für die Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wurde beneiden oder bemitleiden sollte. Die Kamera schwenkte wieder zum Spielfeld, wo jetzt die Maskottchen der Mannschaften aufliefen.
„Das war Potter, oder?", fragte Anna und Chrystal nickte.
„Und die Malfoys waren die Blonden, wenn mich nicht alles täuscht", sagte jetzt Marco und die anderen blickten ihn mehr oder weniger erstaunt an.„Woher weißt du das denn?" Nils sah verblüfft zu ihm hinüber.
„Ich habe in den Ferien einen Artikel über die reinblütigen Zaubererfamilien unserer Zeit gelesen und da waren auch die Malfoys mit Bild drinnen. Sie sollen allerdings auch treue Anhänger des dunklen Lords gewesen sein."
„Du kannst lesen", neckte Chrystal ihn gespielt erstaunt und lachte. „Nein, aber das hast du dir im Ernst gemerkt?" Sie beobachtete ihren Freund nachdenklich. „Ich glaube ich sollte mir Sorgen um dich machen." Marco lachte nur.
„Das ist der Grund weshalb ich nie mein Gehirn einsetze. Am Ende wird man sowieso wieder bloß komisch angeschaut." Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Arme hinter den Kopf.
„Wieso schaut ihr mich denn jetzt alle so vorwurfsvoll an?" Marco strich sich durch sein dunkles Haar und die anderen wandten grinsend ihre Blicke ab und verfolgten wieder den Ablauf auf dem Spielfeld. Die Spieler flogen jetzt ein.
„Da ist Viktor Krum", rief Nils und deutete auf einen der rot gekleideten bulgarischen Spieler.
„Der ist doch der bulgarische Sucher, oder?", fragte Chrystal und Nils nickte nur kurz, denn jetzt wurde Krum von ganz nahem gezeigt und sämtliche Daten über ihn genannt, was der Junge gespannt verfolgte. Eigentlich war Krum nicht gerade das, was man als hübsch bezeichnen würde, aber der Charakter zählte ja schließlich und vielleicht war auch das der Grund, weshalb Anna ihn anhimmelte, als wenn er ein total gutaussehender Kerl wäre.
„Was würde man nur für so einen Mann tun", sagte sie und Chrystal schnaubte spöttisch und verdrehte die Augen. „Was hast du denn? Er ist mutig, reich, berühmt... Ein echter Gentleman eben."
„Oh Gott. Wenn ich den heiraten müsste würde ich von der Brücke springen", stöhnte Chrystal.
„Ach komm schon Chrys. So schlimm ist er nun auch wieder nicht", versuchte Anna ihre Freundin eines Besseren zu belehren.
„Okay besser als Professor Krausmann ist er allemal", erwiderte Chrystal grinsend und jetzt war es an Anna entrüstet die Augen zu verdrehen.
„Könntet ihr jetzt bitte mal eure Gespräche einstellen? Das Spiel beginnt...", unterbrach Nils leicht genervt ihr munteres Geplapper und die beiden Mädchen wandten ihre Gesichter grinsend wieder dem Bildschirm zu auf dem jetzt einer der ersten Angriffe mit dem Quaffel gestartet wurde, der erfolgreich vom irischen Torhüter unterbunden wurde. Das Spiel verlief wahnsinnig schnell und man konnte gar nicht so schnell schauen, wie Tore fielen und Manöver geflogen wurden. Kaum, dass ein Angriff unterbunden worden war startete auch schon der nächste und dann musste man gleichzeitig auch noch die Sucher im Auge behalten, die hin und wieder antäuschten den Schnatz gesehen zu haben. Schon nach kurzer Zeit bekam Chrystal Kopfschmerzen von dem ständigen hin und her Gezische der Spieler auf ihren Besen und konnte sich gar nicht mehr richtig auf das Spiel konzentrieren, weshalb sie ihren eigenen Gedanken nachhing. Irgendwann stand es 170 zu 160 für die Iren und ein lautes Jubelgeschrei brach los in der grünen Kurve los, weil Krum schließlich den Schnatz gefangen hatte, obwohl seine Mannschaft in Rückstand war, was den Iren den endgültigen Sieg beschert hatte. Die Maskottchen der irischen Nationalmannschaft liefen aufs Feld und der Pokal der Quidditch Weltmeisterschaft von 1994 wurde an Irland übergeben. Das irische Publikum explodierte beinahe vor Freude und jetzt wurden Nahaufnahmen vom Publikum gezeigt. Tränen bei den Bulgaren und Jubelschreie bei den Iren, wobei aber auch die ein oder andere Freudenträne floss. Auch Harrys ausdrucksloses Gesicht wurde noch einmal kurz gezeigt, als er sich gerade mit einem rothaarigen Jungen unterhielt. Marco und Nils wollten unbedingt noch das Best-Of anschauen und die zwei Mädchen erbarmten sich und blieben noch bis spät in die Nacht bei den beiden sitzen, die sich die einzelnen Szenen nochmal in Slow-Motion und mit Kommentar ansahen. Es zog sich noch eine halbe Ewigkeit und die vier wollten sich gerade auf den Weg ins Bett machen, als der Kommentator eine Eilmeldung brachte, dass einige maskierte Gestalten sich gerade einen unschönen Spaß mit Muggeln erlauben würden, indem sie sie durch die Luft schweben ließen. Kurze Zeit blieb das Bild weg, bis dann Echtzeit Aufnahmen von den Maskierten und den in der Luft schwebenden Muggeln gezeigt wurden. Es waren zwar bereits einige Auroren am Tatort, die versuchten das Vorgehen zu verhindern, jedoch wenig Erfolg hatten, da die Gefahr, dass die Muggel in die Tiefe stürzen würden zu groß war. Dann schwenkte die Kamera und zeigte zum Himmel, wo das dunkle Mal zu sehen war. Chrystal hörte, wie Anna neben ihr nach Luft schnappte. Der Moderator ergriff jetzt das Wort: „Sehr geehrte Zuschauer. Wir werden uns nun für heute von Ihnen verabschieden. Wir hoffen Sie hatten eine gute Unterhaltung und bedanken uns für ihr Zuschauen. Alles Weitere zu diesem Vorfall werden Sie mit Sicherheit morgen im Zaubererblatt lesen können." Dann wurde das Bild schwarz. Die vier schauten sich bestürzt an.
„Was war das denn jetzt bitte?", fragte Nils.
„Das war auf jeden Fall alles andere als moralisch", sagte Chrystal.
„Kommt lasst uns hoch ins Bett gehen. Ich bin müde", sagte Anna und auch wenn den anderen überhaupt nicht nach Schlafen zu Mute war willigten sie ein und folgten dem zierlichen Mädchen die Treppe nach oben zu den Schlafzimmern, wo sie sich umzogen und in ihre Betten legten.„Gute Nacht, Chrys", murmelte Anna leise.
„Bis morgen", antwortete Chrystal und schlief dann doch schneller ein, als sie gedacht hatte.Mitten in der Nacht stieß sie jedoch einen lauten Schrei aus und fuhr hoch. Sie zitterte am ganzen Körper und Schweiß lief ihr die Stirn hinab. Die Tür öffnete sich und Marco trat ein. Er machte das Licht an woraufhin sich auch Anna murrend aufsetzte.
„Was ist denn jetzt schon wieder los?", fragte sie. Marcos Blick fiel auf Chrystal, die immer noch schwer atmete und deren Körper bebte.
„Was ist passiert?", fragte er das Mädchen und setzte sich auf ihre Bettkante.
„Nichts. Es war nur ein Traum...", wank Chrystal ab und versuchte wieder ruhiger zu atmen. „Willst du drüber reden?", fragte er und blickte sie forschend an. Chrystal zögerte kurz.
„Es war irgendwo hoch oben. Harry war da. Er... er lag am Boden und dann war da noch Dumbledore. Ich stand dort. Ich glaube da war auch der Malfoy Junge... Und noch andere Personen, die ich nicht kenne. Eine hat den Zauberstab gezückt und Dumbledore getötet...", sagte Chrystal und ihre Stimme zitterte. Was sie verschwieg war, dass sie Harry zurückgelassen hatte und mit Dumbledores Mördern geflohen war. Der Gedanke daran war so absurd, dass sie beinahe lachen musste. Es war nur ein Traum gewesen. Ein schrecklicher, unrealistischer Alptraum, der sich nie bewahrheiten würde.
„Kannst du jetzt weiterschlafen?", fragte Marco und riss Chrystal damit aus ihren Gedanken. „Ich denke schon", antwortete sie. Ihr Atem ging wieder gleichmäßig und ruhig und sie zitterte nicht mehr. Marco fixierte sie noch einmal kurz mit seinen dunklen Augen fuhr sich dann mit der Hand durch sein verstrubbeltes Haar, stand auf und löschte das Licht, woraufhin Anna nur ein: „Na endlich", hervorbrachte. Dann schloss Marco so leise wie möglich die Tür und ging zurück in das Zimmer, dass er sich mit Nils teilte.
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Bild: Harry Potter Wiki, Quidditch World Cup; Hermine, Harry, Ginny, Ron, Fred & George
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanfictionDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...