"Days like this I want to drive away
Pack my bags and watch your shadow fade"
Part of me, Katy PerryNachdem sie im Malfoy Manor angekommen war, hatte sich Chrystal sofort auf ihr Zimmer verzogen. Sie war niemandem begegnet und war auch dankbar dafür, denn sie brauchte jetzt einfach ein bisschen Zeit für sich. Erschöpft hatte sie sich weinend auf ihr Bett fallenlassen und war ohne einen weiteren Gedanken an irgendetwas zu verlieren eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wurde Chrystal von dem blendend weißen Licht des Schnees geweckt, der überall lag, denn auch hier schien es über Nacht nochmal geschneit zu haben. Die Sonne schien und ließ alles noch heller wirken. Verschlafen strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und blinzelte dem Tag entgegen. Heute abend würde die Versammlung stattfinden, an der Voldemort die ach so tolle Nachricht verkünden würde, dass er seine Tochter gefunden habe. Sie seufzte. Lange hatte sie überlegt, ob sie es Draco oder Narzissa erzählen sollte, doch bisher hatte sie es nicht gewagt. Sie hatte Angst vor der Reaktion der beiden. Zwar war es für „normale“ Todesser mit Sicherheit eine Ehre die Tochter des dunklen Lords bei sich zu haben, doch Draco und Narzissa waren eben nunmal beide keine „normalen“ Todesser. Narzissa war soweit sie wusste gar keine Todesserin und Draco war anders. Heute würde sie es ihnen sagen. Bevor der dunkle Lord es heute abend tun würde. Sie schwang sich aus ihrem Bett und machte sich fertig fürs Frühstück. Unten war es leer. Keiner saß am Frühstückstisch und es wunderte sie, da mindestens Narzissa meist dort war und in einer Zeitung las. Naja. Dann würde sie eben heute alleine Frühstücken. Einer der Hauselfen, wenn sie ehrlich war konnte Chrystal sie nicht wirklich auseinanderhalten, doch es war definitiv nicht Aladin, kam herbeigewackelt und verbeugte sich vor ihr.
„Was wünscht sich Madame zum Frühstück?“, fragte er. Ja… Das war einer der Vorteile, die man hatte, wenn man im Malfoy Manor leben durfte. Man wurde ständig von Hauselfen bedient. Auch, wenn es Chrystal anfangs nicht gefallen hatte den kleinen Geschöpfen so viel Arbeit zuzumuten, so hatte sie sich inzwischen daran gewöhnt. Die Hauselfen ehrten und fürchteten ihre Herren zugleich, freuten sich aber trotzdem, wenn sie etwas für sie tun konnten. Schon komisch.
„Madame?“, fragte der Hauself erneut nach, denn Chrystal war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie vergessen hatte zu antworten.
„Tschuldigung“, murmelte sie. „Ein Toast mit Marmelade bitte und einen Kaffee könnte ich gerade gebrauchen.“ Der Hauself nickte eifrig, verbeute sich tief und machte sich an die Arbeit. Chrystal schnappte sich die Zeitung, die auf dem Tisch lag und wollte gerade anfangen sie durchzublättern, als mit einem Knall ein weiterer Hauself erschien. Das war Aladin.
„Die Herrin hat Aladin beauftragt, euch daran zu erinnern, dass sie und der Herr heute nicht im Haus sind, sondern ihre Verwandten besuchen. Sie werden heute Abend rechtzeitig zur Versammlung des dunklen Lords wieder da sein.“ Chrystal schlug sich die Hand vor den Kopf. Stimmt. Wie hatte sie das nur vergessen können. „Wieso schlägt die Herrin sich?“, fragte der kleine Elf und schien eine Mischung aus verwirrt und verstört zu sein.
„Ach nichts“, meinte sie. Es machte ohnehin keinen Sinn dem Hauself das zu erklären. Er würde es nicht verstehen. „Danke, Aladin“, meinte sie nur und der Hauself zog sich mit einer Verbeugung zurück. Jetzt konnte sie es Draco und Narzissa vermutlich ohnehin nicht mehr vor der Versammlung sagen. Sie wusste, dass es Narzissa wohl nicht all zu viel ausmachen würde, dass sie es ihr nicht schon vorher gesagt hatte. Doch was war mit Draco? Sie war sich nicht sicher, ob er das so leichtnehmen würde, wie seine Mutter. Sie würde sehen. Jetzt musste sie sich den Rest des Tages erstmal alleine hier rumschlagen. Oben war eine recht imposante Bibliothek, die Chrystal heute zu besuchen beschloss. Nachdem sie mit dem Frühstücken fertig war machte sie sich auf den Weg nach oben, schnappte sich ein paar Bücher und ließ sich auf einem der gemütlichen Sessel vor dem Kamin nieder.
Chrystal warf einen Blick auf ihre Uhr.
„Fuck“, fluchte sie. Es war bereits fünf Uhr. Sie hatte keine Ahnung, wann genau die Versammlung beginnen würde, doch sie sollte sich mit Sicherheit vorher noch umziehen. Voldemort würde seine Tochter nicht gerne in Jogginghose und Kuschelpulli vorstellen wollen. Sie musste beinahe ein wenig grinsen bei der Vorstellung, was er dazu sagen würde. Das Bild des Mannes, in den er sich letztens verwandelt hatte, geisterte noch immer durch ihren Kopf. Was war das gewesen? Sie vermutete dahinter eine höhere Art der Magie, die sie sich wohl nie wirklich erklären können würde. Die sich niemand erklären konnte. Sie stellte das Buch zurück ins Regal und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Schnell machte sie sich fertig. Sie band ihr Haar zu einem hohen Zopf zusammen und schlüpfte in eine Leggins und eine weiße Bluse. Sie hatte einfach keine Ahnung, was sie sonst anziehen sollte. Darüber zog sie ihren schwarzen Umhang. Das sah schön Todessermäßig aus. Warum machte sie sich eigentlich überhaupt Gedanken darüber, was sie am besten anziehen sollte? Am besten wäre es doch gewesen, wenn sie nur in Jogginghose aufgetaucht wäre. So hätte sie wenigstens ihren “Vater“ ein wenig nerven können, doch inzwischen wollte sie das fast gar nicht mehr. Hatte ihr Kampfgeist schon so stark nachgelassen, dass sie sich ihm einfach fügte? Oder war sie einfach nur klüger geworden? Sie wusste es nicht.
Gegen sechs klopfte es an ihrer Zimmertür.
„Herein“, rief sie und es war Draco, der eintrat. Sie waren also zurück von ihrem Familienbesuch.
„Der dunkle Lord ruft“, meinte er und Chrystal erhob sich von ihrem Bett, um ihn mit einem zärtlichen Kuss zu begrüßen. Sie legte die Arme um seinen Hals und sah ihn ernst an.
„Draco… Der dunkle Lord wird heute etwas verkünden, was dich vielleicht schockieren wird. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon vorher gesagt…“ Er presste ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen.
„Hab keine Angst. Ich weiß es schon. Er hat es mir gesagt, als er mir von unserer geplanten Hochzeit erzählte.“ Draco lächelte gequält und schloss Chrystal in seine Arme. „Wir sollten gehen. Der dunkle Lord wartet nicht gerne“, meinte er. Chrystal nahm seine Hand und gemeinsam liefen sie nach unten und betraten den Salon, in dem die Versammlung stattfinden würde.
Voldemort war noch nicht da. Dafür saßen eine ganze Reihe anderer Todesser um einen langen Tisch und wandten sich neugierig zu ihr um. Sie trugen alle Todessermasken und Chrystal wünschte sich mit einem Mal auch so eine zu haben. Draco trug keine und sie war ihm unendlich dankbar dafür, denn so fühlte sie sich nicht so einsam und nackt. Er hielt noch immer ihre Hand und führte sie an den anderen vorbei zu zwei freien Plätzen. Sie setzte sich.
„Wer ist sie?“, fragte einer der Maskierten, der sich jetzt von der anderen Tischseite zu Draco hinüberbeugte.
„Ich kann auch selber sprechen“, meinte Chrystal kühl und sah den Todesser, der Stimme und Statur nach zu urteilen ein Mann, herausfordernd an.
„Oh entschuldigt, Madame“, erwiderte der nur spöttisch. „Das hatte ich beinahe vergessen.“ Chrystal wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, als Draco ihr beruhigend die Hand drückte. Er hatte ja Recht. Es war vermutlich nicht besonders klug gleich bei der ersten gemeinsamen Versammlung Streit mit den anderen Todessern anzufangen.
Dann öffnete sich die Tür erneut und niemand geringeres, als Voldemort persönlich betrat den Raum. Es trat augenblickliche Stille ein und alle standen von ihren Stühlen auf, um sich tief und voller Ehrfurcht vor ihrem Herrn zu verbeugen.
„Erhebt euch“, sprach er und die Todesser taten, wie ihnen geheißen. Chrystal sah zu ihm nach vorne. Er sah wieder aus wie immer. Entstellt und grausam. „Ich habe euch heute nicht ohne einen guten Grund zusammengerufen, wie ihr euch vielleicht denken könnt. Denn ich möchte euch jemanden vorstellen…“ Alle Blicke wandten sich zu ihr. „…und einige Ankündigungen machen.“ Er sah ausdruckslos in die Menge. Keiner wagte es etwas zu sagen. „Erhebe dich“, dröhnte seine eisige Stimme durch den Raum. Chrystal spürte seinen Blick auf sich ruhen, doch er schien bewusst ihren Augen auszuweichen und starrte auf ihre Stirn. Ein Zeichen von Schwäche. Sie stand auf, ohne Dracos Hand loszulassen. „Komm doch hier zu mir nach vorne.“ Er schien langsam ungeduldig zu werden. Chrystal hob ihren Kopf leicht an, ließ Dracos Hand los und begann langsam hinter den Rücken der anderen Todesser, die sich nun alle flüsternd zu ihr umwandten ihren Weg nach vorne anzutreten. Sie versuchte so wenig nervös, wie irgend möglich zu wirken, doch sie merkte, wie ihre Schritte immer unsicherer wurden, je näher sie dem dunklen Lord kam. Er stand hinter seinem Stuhl und tippte ungeduldig mit seinen Fingern auf die Lehne. Chrystal blieb kurz vor ihm, unschlüssig, was sie tun sollte, stehen. Sie biss die Zähne zusammen. „Komm doch noch ein wenig näher“, meinte der. Sie trat neben ihn und blickte in all die maskierten Gesichter, die vor ihr an dem langen Tisch saßen. Dracos Blick war starr auf den Tisch gerichtet. „Ich denke kaum, dass sie euch bekannt vorkommt. Die, denen sie bekannt vorkommen sollte, sitzen noch immer in Askaban. Sie war damals im Ministerium und hat gekämpft. Bedauerlicherweise gegen uns. Doch ich war immer überzeugt davon, dass sich ihre Meinung eines Tages ändern würde und ich bin äußerst erfreut darüber, dass sie sich mir schließlich freiwillig angeschlossen hat. Sie besucht momentan Hogwarts und ist Draco bei seinem Auftrag behilflich.“ Ein humorloses Lächeln bildete sich auf seinen nicht wirklich vorhandenen Lippen. „Das ist Chrystal Lily Riddle. Sie ist meine Tochter.“ Kurz herrschte eine geschockte Stille und dann ging ein leises, kaum wahrnehmbares Raunen durch die Reihen. In dem Moment wünschte sich Chrystal von ganzem Herzen auch so eine Maske haben zu können. So eine Maske, die sie vor den Blicken der anderen bewahren könnte. Sie zwang sich mit aller Kraft den Blick nicht zu Boden zu senken. „Sie ist selbstverständlich nicht nur meine Tochter, doch ich denke, dass die Mutter in diesem Falle mehr oder weniger unwichtig ist. Bisher stand sie unter Dumbledores Obhut. Doch was interessieren uns schon die Pläne, die er mit ihr hatte? Vermutlich wollte er sie, wegen der Prophezeiung. Doch sie ist zu uns gekommen und ihre Prophezeiung wird sich nun zu unseren Gunsten erfüllen.“ Er lachte hohl. „Euch interessiert nun wahrscheinlich, was es mit der Prophezeiung auf sich hat, doch noch nicht einmal sie selbst kennt sie. Ich halte es für sinnvoll sie vorerst nur meinen allerengsten Vertrauten anzuvertrauen. Außerdem muss gesagt werden, dass meine Tochter im übernächsten Sommer zur Frau von Draco Malfoy wird.“ Er legte eine stilvolle Pause ein, um all diese Nachrichten wirken zu lassen. „Nun nehmt alle eure Masken ab und zeigt eure wahren Gesichter. Einige von euch sind ja verhindert hier anwesend zu sein, weil sie so dumm waren sich nach Askaban verschleppen zu lassen.“ Er lachte wieder. „Darunter bedauerlicherweise auch einige meiner treuesten Diener. Doch vielleicht erkennst du ja trotzdem den ein oder anderen unter den Anwesenden wieder.“ Seine Stimme klang spöttisch. Chrystal ließ ihren Blick über die Menschen schweifen. Ganz ehrlich gesagt kannte sie, mit Ausnahme von Draco, Snape, Bellatrix Lestrange und diesem Werwolf Fenrir Greyback keinen der Anwesenden. Vielleicht hatte sie sie einmal auf einem der Fahndungsplakate gesehen. Doch wenn, dann hatte sie sich ihre Gesichter nicht sonderlich gut eingeprägt. In jeder anderen Gesellschaft hätte sie jetzt versucht freundlich zu lächeln oder so etwas, doch sie wusste, dass das bei Todessern wohl reichlich wenig Sinn machte, weshalb sie einfach ihren überheblichen, kalten, musternden Blick beibehielt. Von denen lächelte schließlich auch keiner. Wenn sie überhaupt lächeln konnten. Sie hatte an diesem Abend noch kein einziges Wort sagen müssen und sie war froh darüber. Wenn sie später darüber nachdachte, dann war das, wenn man das überhaupt sagen konnte, der erste und letzte Moment in ihrem Leben, als sie eine ansatzweise Dankbarkeit gegenüber ihrem Vater empfand, wobei es vermutlich nicht seine Absicht gewesen war ihr einen Gefallen zu tun. „Ich möchte nicht, dass das alles an die Öffentlichkeit kommt. Noch ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ihr seid nun alle entlassen“, meinte Voldemort und Chrystal versuchte mit möglichst anmutigen und nicht hastigen Schritten so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und ihren Vater zu bringen. Auch einige der anderen Todesser erhoben sich jetzt nach und nach. Alle versuchten sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, um bloß nicht aus der Menge hervorzustechen. Chrystal lief, ohne sie weiter zu beachten an den anderen vorbei, verließ den Raum und machte sich auf den Weg die Treppen nach oben. Sie hörte ein schrilles Kichern hinter sich. Eigentlich wollte sie sich einfach aus Prinzip nicht umdrehen, doch schließlich tat sie es doch. Es war Bellatrix Lestrange, die dort unten stand und augenblicklich verstummte, als sich ihre Blicke trafen. Es hieß, dass die eingeheiratete Lestrange seit Askaban nicht mehr ganz dicht war, doch Chrystal würde sich auch nicht wundern, wenn sie schon immer so gewesen war. Die anderen Todesser strömten jetzt ebenfalls aus dem Raum. Alle trugen sie ihre Masken. Keiner schien sie zu bemerken, wie sie dort oben auf der Treppe stand und sich mit Bellatrix Lestrange ein Duell der Blicke lieferte. Schließlich wandte sie ihren Blick ab und marschierte die Treppe nach oben. Von Narzissa wusste sie, dass Bella, wie die Blonde ihre Schwester mehr oder weniger liebevoll nannte, bisher mit einem wichtigen Auftrag unterwegs war und nun, da ihr Mann Rodolphus Lestrange in Askaban saß, bei ihnen wohnen würde. Na toll. Das würde sicher spaßig werden. Aber was sollte sie tun? Sie war hier nicht die Hausherrin und konnte nicht darüber entscheiden, wer hier ein und ausging. Deshalb musste sie auch Bellatrix ertragen. Ob sie nun wollte oder nicht.
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Bild: Todesserversammlung
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanfictionDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...