"Und manchmal hat man einfach nur Angst,
Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind,
wieder zu verlieren."Am nächsten Morgen hatte Draco noch seine Geschichte der Zauberei Prüfung. Natürlich nur theoretisch. Das war ja auch das, was an Geschichte der Zauberei so langweilig war. Alles nur Theorie. Und dazu kam dann noch Professor Binns, was alles noch viel grauer erscheinen ließ. Chrystal hatte an diesem Tag normalen Unterricht und traf Draco erst beim Mittagessen in der großen Halle.
„Potter ist heute in der Prüfung zusammengebrochen“, rief er schon von weitem, sodass es auch bloß die ganze große Halle mitbekam, bevor er sich neben Chrystal niederließ.
„Potter ist zusammengebrochen? Wieso?“ Sie sah ihn fragend an.
„Was weiß ich. Vermutlich der Stress“, erwiderte Draco.
„Ach stimmt ja. Er soll ja so psychisch labil sein.“ Chrystal grinste ein wenig, doch es fiel ihr ziemlich schwer sich so zu verstellen, denn in Wirklichkeit machte sie sich Sorgen um Harry. Vermutlich hatte er keinen Zusammenbruch, sondern eine seiner Visionen, bei denen er in Voldemorts Geist eindrang. Oder Voldemort in seinen… Scheiße. Nach dem Essen machten sich die Slytherins auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Die Fünftklässler wollten das Ende der ZAG Prüfungen feiern und Chrystal hatte gerade vor sich gerade auf den Weg zu ihrem Zimmer machen, als Crabbe und Goyle den Raum betraten.
„Umbridge möchte, dass das Inquisitionskommando umgehend den Korridor vor ihrem Büro aufsucht und alle unerwünschten Leute schnappt, die sich dort herumtreiben. Sie vermutet auch Eindringlinge in ihrem Büro.“ Chrystal stöhnte auf. Wenn das Harry war… Wieso brachte er sich denn auch dauernd in Schwierigkeiten?
„Kann die das nicht mal alleine machen?“, fragte sie entnervt und folgte dann den anderen aus dem Gemeinschaftsraum. Sie liefen im Eilschritt die Treppen nach oben. Dann teilten sie sich auf, damit die einen von der einen und die anderen von der anderen Seite zuschlagen konnten und es keine Fluchtmöglichkeiten gab. Chrystal war zusammen mit Pansy, Crabbe und Draco. Sie betraten Umbridges Korridor. Da standen Lovegood und Ginny.
„Da ist Garottengas im Korridor. Ihr könnt hier nicht durch“, sagte Ginny und klang dabei fast überzeugend.
„Wers glaubt“, erwiderte Draco überheblich grinsend. Pansy packte Ginny an den Oberarmen und Chrystal schloss ihre Hände um Lunas Handgelenke, als plötzlich Lonbottom von hinten angestürmt kam und sie wild um sich schlagend daran hindern wollte die beiden Mädchen festzunehmen. Crabbe brachte ihn jedoch schnell unter Kontrolle. Wenigstens zu irgendetwas war der Typ zu gebrauchen.
„Mitkommen“, sagte Chrystal bestimmt.
Sie betraten Umbridges Büro, wo sie bereits mit Goyle, Warrington und Millicent wartete, die Harry, Hermine und Ron festhielten. Hatte sie es doch gewusst, dass Harry da dahintersteckte.
„Wir haben die Restlichen“, sagte Draco kühl. „Die beiden Mädchen wollten uns mit einer Lüge davon abhalten in den Korridor zu gehen und Longbottom wollte sie überraschend heldenhaft verteidigen.“ Ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
„Gute Arbeit, Mr Malfoy. Ich werde ihrem Vater Bericht erstatten, wie vorbildlich sie arbeiten“, säuselte Umbridge und setzte ihr hässliches, krötiges Lächeln auf, woraufhin die übliche malfoysche Kühle auf Dracos Gesicht trat. Er und Chrystal tauschten Blicke, die mehr sagten, als tausend Worte. „So nun Mr Potter, da sie mir ja nicht verraten wollen mit wem sie am Kamin geredet haben muss ich sie wohl dazu zwingen. Mr Malfoy würden sie bitte Professor Snape hierherholen?“ Draco drehte sich mit einem letzten Blick zu Chrystal um und verließ das Büro. Es herrschte Stille. Luna hatte sich anfangs mit Händen und Füßen gewehrt, doch nun hatte sie es scheinbar aufgegeben und sah verträumt aus dem Fenster. Longbottom versuchte noch immer sich Crabbe zu entziehen und Ginny versuchte Pansy ohne Erfolg auf die Füße zu treten.
Schließlich öffnete sich die Tür wieder und Snape trat mit Draco ein.
„Was gibt es, Schulleiterin?“ Snape blickte streng in die Runde.
„Professor Snape. Ich bräuchte noch etwas Veritaserum. Sie haben doch sicherlich noch etwas auf Lager, oder?“ Ihr Lächeln wurde breiter.
„Es tut mir leid Ihnen das mitteilen zu müssen, doch ich habe Ihnen wohl meine letzten Reste gegeben, um Potter zu befragen.“ Befragen? Wann? Snape schürzte die Lippen.
„Aber sie können das doch sicher nachbrauen.“
„Das kann ich durchaus, doch das kann etwas dauern.“
„Das ist kein Problem, Professor. Wir können ruhig ein paar Stunden warten. Ich bin mir sicher Potter wartet gerne noch ein wenig hier bei…“
„Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber da muss ich sie leider enttäuschen. Veritaserum zu brauen dauert eindeutig länger, als nur ein paar Stunden.“ Das Lächeln auf Professor Umbridges Gesicht wich für einen Moment einem Ausdruck von Entsetzen, doch sie hatte sich schnell wieder einigermaßen gefasst.
„Wie lange dauert es denn? Wir können ja noch ein wenig warten. Ein paar Tage? Wochen?“, fragte sie und ihre Stimme wurde zum Ende hin immer leiser.
„Es benötigt einen vollen Mondzyklus, um zu reifen und sollte Ihnen deshalb in etwa einem Monat zur Verfügung stehen.“ Chrystal meinte für einen kurzen Moment ein Lächeln über Snapes Gesicht huschen zu sehen, als er bemerkte, wie Umbridge vor Zorn rot anlief. Doch sie musste sich getäuscht haben, denn Snape lächelte nicht. Einfach schon aus Prinzip nicht.
„Ich brauche es aber jetzt. Haben sie denn nichts Anderes, was Potter dazu zwingen könnte mir zu sagen mit wem er über meinen Kamin Kontakt aufgenommen hat?“
„Potter hat also ihren Kamin benutzt?“ Ein unergründlicher Ausdruck trat auf Snapes Gesicht. „Nun das wundert mich kaum. Er hatte noch nie das Gefühl sich dazu herablassen zu müssen die Schulregeln zu befolgen. Naja. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich keine weiteren Vorräte an Veritaserum habe und auch sonst nichts, was die Wahrheit aus ihm herausquetschen würde. Es sei denn sie wollen ihn vergiften und lassen sie sich gesagt sein. Sie hätten mein größtes Wohlwollen dafür. Doch die Gifte lassen das Opfer leider meist sterben, bevor es auch nur den Hauch einer Möglichkeit hat die Wahrheit zu sagen.“ Snape schien sich bestens zu amüsieren, während Umbridge immer röter wurde.
„Sie sind auf Bewährung!“, kreischte sie und Snape hob die Augenbrauen. „Verlassen Sie auf der Stelle mein Büro.“ Er deutete spöttisch eine Verbeugung an und drehte sich dann in Richtung Tür, als Harry ihm plötzlich etwas hinterherrief.
„Er hat Tatze! Er hat Tatze an dem Ort, wo sie versteckt ist.“ Snape hielt inne und in Chrystals Gehirn begann es zu rattern.
„Was soll das bedeuten, Snape?“, fragte jetzt Umbridge schrill.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte dieser mit perfekt gleichgültigem Gesichtsausdruck und verließ mit diesen Worten das Büro.
Er hatte Tatze. Er hatte Sirius. Voldemort hatte Sirius. Chrystal musste Snape hinterher. Sie konnte nicht zulassen, dass Sirius etwas passierte.
„Professor Umbridge. Ich fühle mich nicht gut. Darf ich bitte schnell auf den Krankenflügel gehen?“, fragte sie.
„Ja. Sie sind tatsächlich ziemlich blass um die Nase. Nun gehen sie schon, bevor sie noch mein Büro vollkotzen. Mr Malfoy. Übernehmen sie Ms Lovegood“, sagte Umbridge zuckersüß und rümpfte dabei leicht die Nase.
„Aber sollte ich nicht besser Chrystal begleiten?“ Das Mädchen sah zu ihm hinüber und schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Ich schaffe das schon alleine“, sagte sie bestimmt an Draco gewandt und verließ dann schnell den Raum, damit weder Umbridge noch Draco sie mit irgendwelchen Vorwänden zurückhalten konnten. Chrystal schloss die Tür mit einem lauten Knall hinter sich und sah gerade noch, wie Snapes wehender, schwarzer Umhang um die nächste Ecke verschwand.
Sie folgte ihm und holte ihn in der Eingangshalle ein.
„Professor“, rief sie. „Was tun sie jetzt?“ Er lief weiter in Richtung der Kerker ohne sie groß zu beachten. Chrystal folgte ihm. Er ignorierte sie und so etwas konnte sie gar nicht haben. „Professor?“ Ihre Stimme klang jetzt lauter und bestimmter. Normalerweise würde sie sich nicht trauen einem Lehrer gegenüber einen solchen Ton anzuwenden, doch hier ging es schließlich um Sirius. Um Sirius Leben.
„Ich werde nichts tun außer einen Patronus zum Grimmauldplatz zu schicken, um harauszufinden, ob Black sich in Sicherheit befindet“, erwiderte Snape knapp und öffnete die Tür zu seinem Büro.
„Aber Sirius ist nicht in Sicherheit! Harry hatte eine Vision. Er ist in Voldemorts Geist eingedrungen. Denken Sie an Arthur Weasley.“ Snape schürzte nur die Lippen. „Sie lassen es also geschehen, dass er stirbt? Dass er stirbt, wie Mr Weasley gestorben wäre, wenn ihm niemand zur Hilfe gekommen wäre?“, fragte Chrystal jetzt aufgebracht und Snape drehte sich zu ihr um.
„Ich denke nicht, dass überhaupt irgendetwas geschehen wird.“
„Ich werde jedenfalls nicht dabei zusehen, wie Sirius stirbt.“
„Meine Vermutung besteht darin, dass er sich überhaupt nicht in Gefahr befindet. Vermutlich hat der dunkle Lord Besitz von Potters Geist genommen und ihm diese falsche Information übermittelt. Wahrscheinlich ist alles eine Falle. Solange Potter in Umbridges Büro festsitzt ist erstmal niemand in Gefahr.“
„Das ist eine Vermutung, Professor. Vermutungen können falsch sein.“
„Dessen bin ich mir bewusst, Ms Potter.“
„Sie hassen Sirius, warum auch immer, aber sie können ihn doch trotzdem nicht einfach so sterben lassen, oder?“
„Er wird nicht sterben.“
„Dann appariere ich eben alleine nach London“, versuchte es Chrystal.
„Sie bleiben hier Ms Potter. Ich kann ihnen nur versichern, dass sich Sirius vermutlich wohl behütet am Grimmauldplatz befindet und ihnen sagen, dass ich es für klüger halten würde hier zu bleiben und Potter davon abzuhalten irgendwelche unnützen Rettungsaktionen zu starten. Wenn wir jetzt nicht hierbleiben, dann könnten wir alle in Schwierigkeiten bringen. Sie haben mir doch versprochen nichts Unüberlegtes zu tun. Und das, was sie vorhaben ist definitiv unüberlegt.“ Snape hob seinen Zauberstab und ein Patronus erschien. Es war eine Hirschkuh. Derselbe, wie Chrystals. Komisch. Sollte sie sich jetzt Sorgen machen? „Potter hatte eine Vision, dass Black sich in den Händen des dunklen Lords befindet. Ich bitte um Antwort.“ Die Hirschkuh galoppierte davon. Schweigen breitete sich im Raum aus. Es kam keine Antwort. Sekunden vergingen. Minuten und als nach einer gefühlten Stunde, die vermutlich nur aus wenigen Minuten bestand, immer noch keine Informationen gekommen waren, wurde Chrystal nervös.
„Egal was Sie sagen, Sir. Ich appariere jetzt zum Grimmauldplatz“, sagte sie.
„Sie gehen nirgendwo hin.“
„Oh doch das tue ich. Es ist noch immer keine Antwort da. Ich werde nicht länger warten. Keine Sekunde werde ich mehr mit sinnlosem Rumstehen verschwenden.“ Chrystal erhob sich und ging mit erhobenem Haupt zur Tür, bevor Snape irgendetwas erwidern konnte. Sie öffnete sie und ging nach draußen auf den Gang. Sie hörte Schritte hinter sich hereilen, doch sie lief weiter. In die Eingangshalle. Nach draußen aufs Schulgelände. Sie hörte Snape immer wieder ihren Namen rufen. Sie hörte, wie er versuchte ihr einzureden, dass es kopflos und falsch sei, doch sie schaltete ab und weigerte sich auf ihn zu hören. Sirius war vermutlich in Lebensgefahr und sie tat jetzt etwas dagegen. Sie bemerkte, dass Snape ihr einen Zauber hinterherschleuderte, doch sie wehrte ihn gekonnt ab, ohne dabei zurückzuschauen und begann dann zu rennen. Snape schoss noch einen weiteren Zauber auf sie ab, dem sie schnell auswich. Am Tor konnte sie nicht weiter. Es war verschlossen. Das hatte sie nicht bedacht. Sie war nun in die Enge getrieben. Dumm gelaufen. Sie wandte sich zum Zaubertränkemeister um.
„Wären Sie so freundlich mir das Tor zu öffnen, Professor?“, fragte sie und richtete ihren Zauberstab auf Snape. Sie ließ ihren Blick in Richtung des verbotenen Waldes schweifen, den gerade Umbridge mit Harry und Hermine zu betreten schien. Gut, dass Snape mit dem Rücken zu ihnen stand. „Sonst sprenge ich hier auf der Stelle alles in die Luft.“ Ihre Stimme klang jetzt kalt und drohend. Snape schüttelte ungläubig den Kopf. Er schien beim besten Willen nicht begreifen zu können, dass sie das gerade eben wirklich gesagt hatte. Und was ihm noch viel unwirklicher erschien war der ernsthafte, kalte Ton ihrer Stimme.
„Ich werde ihnen das Tor öffnen, wenn sie das so dringend wünschen, doch ich denke dann ist es auch meine Pflicht sie zu begleiten, Ms Potter.“ Snape sah sie mit einem komischen Ausdruck in den Augen an. Er schien eingesehen zu haben, dass er mehr als verloren hatte.
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Bild: Snape in seinem Büro
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Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)
FanfictionDie Prophezeiung über Chrystal Lily Potter, Harrys jüngere Schwester besagt Schreckliches und Albus Dumbledore will verhindern, dass sie sich bewahrheitet, indem er versucht das Mädchen von Harry und Voldemort fern zu halten. Doch eine Prophezeiung...