I'm sorry that I have to betray you

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I'm sorry that I have to betray you
Don't let me down
Don't let me down, down, down
Don't let me down, don't let me down, down, down
R-r-running out of time
I really thought you were on my side"
Dont let me down, The Chainsmokers

Es war Chrystal, die sich schließlich dazu überwand einen Patronus zu den Todessern zu schicken. Mit der Information, dass sie sich heute abend gegen acht bei Borgin und Burkes einfinden sollten und es war Chrystal, die sich schließlich auf den Weg zu Draco machte, um ihm davon zu berichten. Sie hätte nie gedacht, dass sie soviel Kraft zusammenbringen könnte. Doch sie hatte es geschafft ihre wahren Gefühle in den Hintergrund zu schieben. Weit weg von der Realität. Sie klopfte an seine Zimmertür. Jemand öffnete sie von innen. Draco.
„Was ist los?"
„Ist Blaise da?"
„Unter der Dusche", murmelte er.
„Gut. Ich weiß aus vertraulichen Quellen, dass Dumbledore vor kurzem das Schloss verlassen hat und erst spät nachts zurückkehren wird", meinte sie und versuchte so kühl und ungerührt, wie irgend möglich zu klingen. „Ich habe den Todessern einen Patronus geschickt. Sie werden heute abend gegen acht in Borgin und Burkes sein. Wenn sie da sind haben wir genug Zeit, um uns auf den Kampf gegen Dumbledore und eventuell irgendwelche sonstigen von seinen Leuten vorzubereiten." Draco strich ihr mit seiner Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Du hast geweint..." Sie sah zu Boden.
„Ja. Das habe ich wohl." Sie blickte zu ihm auf und ihre grünen Augen trafen auf seine grauen.
„Wieso tust du dir das an?", fragte er. Sie schwieg. „Chrystal. Ich sehe, wie du leidest. Du liebst sie immer noch. All diese Menschen auf der anderen Seite. Wieso? Sag es mir." Sie schüttelte sachte den Kopf.
„Weil ich muss." Er durchbohrte sie mit seinem Blick.
„Es zerstört dich. Du musst nicht. Du könntest fliehen. Dich irgendwo verstecken." Sie schüttelte wieder den Kopf.
„Nein. Ich muss. Ich kann nicht fliehen. Ich kann mich nicht verstecken. Mein Leben hat einen Sinn. Es scheint nicht immer so. Es ist nicht immer einfach. Aber nichts ist einfach. Manche Lebensabschnitte machen keinen Sinn. Aber man muss sie einfach hinnehmen. Denn letzten Endes... Letzten Endes wird alles einen Sinn machen." Sie versuchte unter den Tränen, die ihr jetzt wieder die Wangen hinabliefen zu lächeln. Und es gelang ihr sogar. Das Lächeln war nicht unecht oder gekünstelt. Nein. Es kam von ganz tief aus ihrem Herzen. Es war ehrlich und wahrhaftig. Wie ihre Worte.
Um kurz vor acht betraten sie und Draco den Raum der Wünsche. Ihre Hände ineinander verschränkt. Sie hatten sich mit einem Unsichtbarkeitszauber an den Mitgliedern der DA vorbeigeschlichen, denn die standen alle schon auf ihren Posten. Ginny, Ron, Hermine... Chrystals Herz klopfte immer schneller, als sie vor dem Kabinett Halt machten. Wenn jetzt etwas nicht klappte, dann waren sie tot. Das wussten sie beide. Sie hatten das Verschwindekabinett zwar erst kurz zuvor getestet, doch trotzdem war ihnen ziemlich unwohl zu Mute. Chrystal hatte Angst. Und sie musste zugeben, dass sie mehr Angst vor dem Moment hatte, in dem Dumbledore fallen würde, als vor dem Tod, der ihr bevorstehen könnte, wenn das Verschwindekabinett nicht funktionieren sollte. Ein Ploppen ertönte. Chrystal hielt die Luft an. Was, wenn etwas nicht geklappt hatte? Draco streckte seine rechte, freie Hand, mit der er nicht die ihre hielt nach der Tür aus und öffnete sie. Sie atmete erleichtert auf. Es war Narzissa, die als erste nach draußen trat. Wieso eigentlich? Ja. Wieso Narzissa? Soweit Chrystal wusste, war sie eigentlich keine Todesserin.
„Sie haben mich vorgeschickt. Als Testperson", meinte sie, als wenn sie ihre Gedanken erraten hätte und umarmte mit Tränen in den Augen ihren Sohn. „Ich bin so froh, dass du es geschafft hast, Draco. Ich bin so stolz auf dich." Dann drückte sie ihm ein Päckchen in die Hand. „Du hast geschrieben, dass du sie brauchst." Anschließend schloss sie noch Chrystal in ihre Arme. „Danke", flüsterte sie nur leise. Warum auch immer. Als nächstes kam Bellatrix. Bellatrix Lestrange. Unverändert. Das Kinn wie eh und je überheblich in die Luft gereckt und in der Hand ihren Zauberstab. Im Anschluss traten ein Haufen Todesser, die Chrystal fast alle beim besten Willen nicht indentifizieren konnte hervor. Manche klopften Draco anerkennend auf die Schulter, doch die meisten warfen ihnen nur verächtliche Blicke zu, die Chrystal eisig erwiderte.
„Ich bin der Letzte", sagte schließlich einer der Todesser, der soeben aus dem Kabinett getreten war. Er trug seine Maske.
„Gut", meinte Narzissa. „Ich werde jetzt wieder gehen. Ich denke, dass ich euch nun wohl nicht mehr helfen kann." Mit diesen Worten und einer knappen Verbeugung trat sie zurück in das Verschwindekabinett. Draco schloss die Tür und murmelte den Zauberspruch, der sie sicher und unversehrt zurück zu Borgin und Burkes bringen würde.
„Wie geht es jetzt weiter?", fragte Bellatrix mit einem Hauch von irrer, freudiger Erwartung in der Stimme, während sie begann das vollgestopfte Regal neben dem Verschwindekabinett genauer zu betrachten.
„Wir werden jetzt raus auf den Gang im siebten Stock gehen. Dort stehen ein paar Wachen. Allerdings sind das alles nur Schüler. Potter muss wohl irgendwie Verdacht geschöpft haben", meinte Draco kühl. „Wir werden uns mit peruanischem Instant Finsternis durchschlagen. Ich habe eine Hand des Ruhmes. Sie wird uns führen."
„Es kann sein, dass noch Leute aus dem Ministerium und dem Orden in und um die Schule postiert sind. Wir müssen wachsam bleiben. Versucht euch so gut wie möglich im Schloss zu verteilen, damit wir Dumbledore abfangen können, wenn er zurückkommt", fügte Chrystal hinzu. Bellatrix ließ ein hohes, schrilles Lachen hören und sie machten sich auf den Weg zur Tür. Chrystals Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie hatte Angst. Angst um Draco. Angst um die Mitglieder der DA. Angst um die Leute aus dem Orden. Angst um Dumbleore. Angst vor ihrer Zukunft. Draco öffnete die Tür und warf das Finsternispulver nach draußen auf den Gang, bevor sie alle zusammen hinaustraten. Die Hand des Ruhmes, wie Draco sie genannt hatte, zu der allerdings Schrumpfhand besser gepasst hätte, war alles in allem ziemlich ekelhaft. Doch sie erfüllte ihren Zweck und führte sie sicher durch die Dunkelheit. Irgendwo hörte sie Ron laut fluchen, doch sie lief einfach weiter. Im Strom der Todesser. Am Ende des Ganges teilten sie sich schließlich auf. Chrystal machte sich zusammen mit Draco und Bellatrix, die unbedingt zu dieser Aufgabe mitkommen wollte, auf den Weg nach oben zum Astronomieturm, um das dunkle Mal heraufzubeschwören. Das würde Dumbledore zurück zur Schule locken. Bestenfalls direkt auf den Astronomieturm. Denn da saß er in der Falle. Chrystal wusste, dass er auf den Astronomieturm kommen würde. Er würde ohnehin nicht mehr lange zu leben haben. Das hatte selbst Snape gesagt. Er würde diesen Wink erkennen. Sie stürmten die Gänge entlang. Eine Gruppe Ordensleute kam ihnen entgegen. Es waren zu viele. Sie bogen scharf nach links ab und rannten weiter. Draco führte. Der Gang, den sie jetzt betraten war dunkel. Die Lampen waren gelöscht und Chrystal sah gerade noch jemanden um die nächste Ecke hasten. Draco stolperte.
„Achtung! Da liegt jemand", rief er über seine Schulter und Bellatrix und Chrystal wichen aus. Wer war es gewesen? War derjenige tot? Und wer war die Person, die soeben um die Ecke gerannt war? War sie es gewesen, die dem am Boden liegenden was auch immer angetan hatte? Das war jetzt nicht wichtig. Chrystal verdrängte den Gedanken daran, dass es Ginny gewesen sein könnte. Sie hatte die Gestalt nicht näher betrachtet. Wenn sie ehrlich war wollte sie auch gar nicht so genau wissen, wer es gewesen war. Das würde sie nur schwach machen. Und Schwäche konnte sie nun mal gerade nicht gebrauchen. Sie erreichten die Treppen nach oben zum Astronomieturm. Die anderen Todesser hatten den Kampf mit den Mitgliedern der DA und dem Orden aufgenommen und würden sich immer weiter in der ganzen Schule verteilen, um auch die Lehrer hervorzulocken.
Ein kleiner Trupp an Ordensmitgliedern holte sie ein. Chrystal wollte nicht gegen sie kämpfen. Sie konnte nicht. Doch sie musste. Jetzt. Draco hob seinen Zauberstab und auch Bellatrix begann wild Flüche um sich zu schießen. Lupin. Tonks. Mad Eye. Alle drei standen sie da und starrten sie fassungslos an. Sie schienen sie trotz der Dunkelheit, die hier herrschte erkannt zu haben. Entweder wussten sie wirklich von nichts oder sie konnten verdammt gut schauspielern. Chrystal würde Letzteres bevorzugen, doch in ihrem tiefsten Inneren wusste sie, dass die erste Option die Wahre war.
„Chrystal?" Lupin sah sie fragend an. Sie schüttelte den Kopf und schoss den ersten Fluch ab. Er wehrte ab und konterte direkt. Sie wich aus und versuchte ihn zu schocken. Erfolglos. Ein weiterer Todesser kam herbeigestürmt.
„Geh rauf und tu es", schrie Chrystal ihn an, als er kurz zögerte. Sie kannte ihn nicht. Er war irgendeiner von denen, denen sie keine Namen oder Hintergrundgeschichten zuordnen konnte. Die Tür zum Astronomieturm war sicherlich wie immer offen. Und wenn nicht... Wozu gab es Alohomora? Der Typ würde das schon irgendwie schaffen. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit und Lupin hätte sie um ein Haar mit einem Schockzauber erwischt. Er schlug dicht hinter ihr in der Wand ein. Zwei weitere Todesser trafen ein und halfen ihnen im Kampf gegen die drei Ordensmitglieder, die jetzt immer defensiver werden mussten. Einer von ihnen war Greyback.
„Die anderen haben drüben alles unter Kontrolle", rief der zweite, der eine Maske trug. „Ist das Mal schon da?"
„Sie hat Gibbon hochgeschickt", keuchte Bellatrix, während sie soeben Tonks einen Todesfluch verpassen wollte, der sie jedoch um ein Haar verfehlte.
„Er kommt. Auf einem Besen. Mit Potter", kam es jetzt von oben. Gibbon war zurück. Sie starrte zu ihm hoch und ließ von Lupin ab, der jetzt weiter von dem Maskierten attackiert wurde.
„Draco", rief sie nach drüben, wo er wie erstarrt stand und ebenfalls mit dem Kämpfen aufgehört hatte. „Geh du rauf. Ich gebe dir Rückendeckung. Bleibt ihr hier unten und versucht so viele, wie möglich davon abzuhalten die Treppe zu stürmen." Ihre Stimme klang hart und fest. Sie hätte niemals gedacht, dass sie in so einem Moment so ruhig bleiben könnte. Draco löste sich langsam rückwärts aus dem Kampfgetümmel. Und lief die Treppe nach oben. Sie folgte ihm. Mehr und mehr Ordensleute kamen jetzt am unteren Fuß der Treppe an, doch ihnen folgten mindestens genausoviele Todesser. Ein großer Blonder begann wie wild Todesflüche um sich zu schießen und Chrystal musste sich desöfteren wegducken, um nicht getroffen zu werden. Sie schoss ebenfalls Schockzauber nach unten, um die Ordensleute, die versuchten zur Treppe zu gelangen davon abzuhalten, doch bald war das nicht mehr nötig. Die Todesser begannen eine Art Mauer vor der Treppe zu bilden, die für ihre Gegner undurchdringlich wurde. Chrystal hörte einen Aufschrei. Gibbon stürzte zu Boden. Ein Todesfluch hatte ihn getroffen. Einer, den der große Blonde so unkontrolliert durch die Gegend geschossen hatte. Ein Mann weniger. Was sollte es. Sie waren immer noch in Überzahl. Verdammt. Wie gefühlskalt war sie denn bitte geworden? Jetzt warf sie sich ihre Kapuze über den Kopf. Sie musste nach oben. Zu Draco. Sie überlegte schnell, ob sie noch jemanden mitnehmen sollte und entschied sich dafür. Bellatrix lachte übertrieben laut, als sie mehr oder weniger elegant einem Schockzauber von Tonks auswich. Chrystal ließ ihren Blick durch die Menge schweifen. Wer war am Geeignetsten? Sie würde einfach die Brutalsten mitnehmen. So konnte sie vielleicht ein paar der Ordensmitglieder vor dem Tod bewahren.
„Bellatrix, Greyback, die Zwillinge und..." Sie überlegte kurz den großen blonden mitzunehmen, doch da fiel ihr Blick auf einen, der gerade von oben, von der Treppe aus jemanden folterte. „He. Du da auf der Treppe. Du kommst noch mit", schrie sie ihm zu und er wandte sich von seinem Opfer ab kam noch ein Stück weiter zu ihr nach oben. Auch die übrigen Angesprochenen lösten sich aus den Kämpfenden.
„Wir müssen zu Draco", meinte sie. Sie waren nicht viele, doch es würden nicht mehr nötig sein, um einen Mann zu töten, der ohnehin nicht mehr lange zu leben hatte. Das Kampfgetümmel ging unten weiter, doch sie wusste, dass die Ordensleute die Stellung nicht mehr lange halten konnten. Bellatrix nickte und für einen Moment sah es so aus, als wenn ein einigermaßen vernünftiger, normaler, vielleicht sogar ernster Ausdruck auf ihr Gesicht treten würde, der allerdings schnell wieder verschwand, als sie gemeinsam die Treppen hochhasteten.

Pic: Die Hand des Ruhmes

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt