Is he back?

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"Wenn ich mit jeder Träne,
die ich in meinem Leben bisher geweint habe
eine Sekunde läger leben könnte,
dann wäre ich jetzt unsterblich."

Die Menge keuchte erschrocken auf. Irgendwo war der Schrei eines Mädchens zu hören. War es Granger gewesen? Zumindest kam es aus ihrer Richtung. Was war passiert? Gehörte das zum Turnier dazu? War das geplant? Einige blickten sich suchend um und warteten darauf, dass die Sieger vor dem Labyrinth wiederauftauchen würden, doch nichts geschah. Sie blieben verschwunden. Es herrschte ein langes, angespanntes Schweigen. Waren es Sekunden? Minuten? Es hätten Stunden oder Tage sein können und Chrystal hätte es nicht gewundert. Dann begann ein Raunen durch die Menge zu gehen. Irgendwann erhob sich Dumbledore und bat die Zuschauer sitzen zu bleiben, Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Chrystal starrte erschrocken zu ihm hinab und war wie in Trance. Was war passiert? Wo war Harry hin? Etwas weiter unten sah sie die Familie Diggory sitzen. Cedrics Mutter war vollkommen aufgelöst und sein Vater schien irgendwie nicht so ganz zu wissen, was er tun sollte. Etwas weiter rechts saß die Weasley Familie mit Granger und auch sie schienen ratlos und diskutierten heftig miteinander. Daphne beugte sich zu ihr hinüber.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte sie vollkommen perplex.
„Ich denke, dass jetzt alles außer Kontrolle geraten ist. Ich meine da war doch von Anfang an irgendwas faul. Denk doch mal nach. Potters Name war im Feuerkelch und er wurde als zweiter Champion für Hogwarts ausgerufen, was schon mal äußerst komisch ist, da er schwört er hätte seinen Namen nicht hineingeworfen und da er zudem auch überhaupt nicht die Fähigkeit hätte den Kelch mit einem solch starken Verwechslungszauber zu belegen. Dann kommt er mit einer ziemlich guten Leistung durchs Turnier, die ihm niemand zugetraut hätte und bei der er sicherlich Hilfe von jemandem hatte, der wollte, dass er so weit kommt und am Ende mit dem Pokal irgendwo hin appariert. Vermutlich war es ein Portschlüssel… Nur dass Cedric mitkommt war wohl nicht geplant. Vielleicht hat Potter ja mal wieder Glück und Diggory zieht ihn da raus aus diesem Schlamassel. Ich bin mir sicher irgendjemand wollte Potter schaden und ich denke es gibt da mehr als genug Menschen, die das wollen“, schloss Chrystal ihre Überlegungen. Daphne schien geplättet und schnappte erschrocken nach Luft.
„Hört sich fast so an, als hättest du dir den Plan selber ausgedacht… Was machen wir jetzt?“, fragte sie dann erstaunlich gefasst und kühl.   
„Falls du irgendwie glauben solltest ich hätte was damit zu tun. Nein das habe ich nicht und ich denke da gibt es nicht viel zu machen. Und überhaupt… Machst du dir jetzt etwa schon Sorgen um Potter und Diggory?“ Chrystal grinste spöttisch und versuchte ihre wahren Gefühle so gut es irgendwie ging vor ihrer Freundin, wenn sie sie überhaupt so nennen konnte, zu verbergen, die jetzt nickte.                                             
„Du hast Recht. Sie sind es wohl nicht wert. Wobei Diggory doch ziemlich gut aussieht“, sie lachte und dann ertönte ein lauter Knall.
Die Menge schreckte hoch und Harry erschien wieder im Gras liegend und mit dem Gesicht zu Boden gerichtet. In der einen Hand den Pokal des trimagischen Turniers. In der anderen den Arm von Cedric Diggory. Sein Gesicht war bleich und seine Augen waren geschlossen. Beide lagen sie reglos auf dem Boden. Waren sie… Waren Harry Potter und Cedric Diggory tot? Sah irgendwie fast so aus.                                                   
„Du meinst wohl eher aussah“, sagte Chrystal trocken und sah zu Daphne Greengrass, die jetzt schluckte. Dumbledore bat die Menschenmenge erneut sitzen zu bleiben und Ruhe zu bewahren und eilte dann zu Harry, der noch immer neben Cedric am Boden lag. Chrystal wusste jedoch irgendwo in ihrem Inneren, dass ihr Bruder nicht tot war. Er konnte nicht tot sein. War das Telepathie zwischen Geschwistern? Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. So was gab es nicht. Auch nicht unter Zauberern. Alle die Harry oder Cedric näher kannten hörten nicht auf Dumbledores Anweisung. Sie stürzten nach unten, redeten auf Harry ein. Entsetzte Schreie waren zu hören und bestätigten Chrystals Vermutungen. Cedric Diggory war tot. Schließlich zog Mad Eye Moody, ihr Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, der ein Auror gewesen sein soll und ständig aus seinem Flachmann trank, ihren Bruder mit sich. Weg von der Menge in Richtung Schloss. Cedrics Eltern stiegen die Tribüne hinab und nahmen, vermutlich unter Tränen, den Leichnam ihres einzigen, geliebten Sohnes entgegen, der beinahe das Trimagische Turnier gewonnen hätte. Oder war es besser zu sagen er hatte es gewonnen? Schließlich hatte er den Pokal zusammen mit Harry geholt. Und wenn er gewollt hätte, dann hätte er ihn auch für sich alleine haben können. Chrystal blieb reglos sitzen und beobachtete wie erstarrt das, was sich vor ihren Augen dort unten abspielte. Sie spürte Dumbledores Blick kurz auf sich ruhen. Dann drehte dieser sich um und ging mit eiligen Schritten davon. Professor Moody und Harry hinterher ins Schloss hinein.
Chrystal wurde plötzlich bewusst, was da soeben vor ihrer Nase geschah und sie sprang auf und rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen der Tribünen nach unten. Die Blicke der anderen Slytherins in ihrem Rücken ignorierend, riss die Tür in die Eingangshalle auf und rannte die Treppen nach oben, wo sie Professor Dumbledore auf dem Gang einholte.                        
„Professor…“, sie sah zu Dumbledore auf. „Ist… ist er zurück?“ Dumbledore musterte sie mit einem besorgt, beunruhigten Blick und nickte dann.                                                                                                                           „Ich denke ja“, sagte er und Chrystal drehte sich erschrocken um. Snape und McGonagall näherten sich vom anderen Ende des Ganges.              
„Ich gehe dann mal wieder“, sagte das Mädchen.                                            
„Ja. Tu das. Ich habe eine Vermutung, wer Harrys Namen in den Feuerkelch geworfen haben könnte und werde dem nun einen kleinen Besuch abstatten. Bleibe du bei deinen Freunden. Ich werde bald mehr wissen. Du bekommst dann eine Nachricht von mir.“ Mit diesen Worten eilte er den beiden anderen Professoren entgegen und Chrystal drehte sich um und lief zurück.
Die Treppe hinab und wieder nach draußen. Allerdings dachte sie nicht mal daran zu den Slytherins zurückzugehen, sondern lief hinab zum See, wo sie sich ans Ufer setzte. Freunde hatte Dumbledore sie genannt. Waren sie überhaupt ihre Freunde? Sie wollte jetzt auf jeden Fall erstmal allein sein und in aller Ruhe über das Geschehene nachdenken. Sie wollte keine Fragen beantworten müssen und wollte nicht die falschen Gerüchte hören, die nun wohl in Hogwarts die Runde machen würden. Dumbledore wusste also wer Harrys Namen in den Feuerkelch geworfen hatte. Zumindest vermutete er, dass er es wusste und dieser jemand hatte scheinbar auch dafür gesorgt, dass Harry an einen Ort gebracht wurde, wo wahrscheinlich auch Voldemort gewesen war. Vielleicht hatte dieser jemand auch etwas mit dem Verschwinden von Bartemius Crouch Senior zu tun… Doch alles was Chrystal blieb waren Vermutungen. Derjenige, der den Namen ihres Bruders in den Feuerkelch geworfen hatte, könnte jeder sein. Am ehesten ein Todesser, aber wer? Chrystal wusste, dass Snape einst einer gewesen war, aber Dumbledore vertraute ihm. Doch hieß das, dass sie ihm auch vertrauen sollte? Dann war da noch Karkaroff, der ebenfalls einer von ihnen gewesen war, doch der war scheinbar vor etwa einer Woche aufgebrochen, um das Schloss zu verlassen. Warum wusste Chrystal nicht, doch er war eben nun mal nicht mehr im Schloss und derjenige, der unter Dumbledores Verdacht stand war das scheinbar noch. Aber wer? Wer im Schloss könnte die Absicht haben Harry zu töten und Crouch verschwinden zu lassen? Oder waren beides komplett verschiedene Personen und Angelegenheiten. War es vielleicht der alte Crouch selber, der Harry zu den Todessern bringen wollte? War er wie sein Sohn einer von ihnen? Keine Antwort… Dumbledore dachte, dass alles zusammenhängt. Aber was wusste schon Dumbledore? Hatte er sich nicht schon oft genug geirrt? Hatte er nicht schon genug Fehler begangen? Er war eben nun mal auch nicht mehr als einer von tausenden Zauberern… Er wusste nicht mehr, als sie selbst. Er war nicht allmächtig. Aber gab es jemanden, der das war? War Voldemort allmächtig? Er schien in der Lage den Tod zu besiegen. Schließlich war er zurückgekehrt. Aber konnte diese Tatsache jemanden allmächtig machen? War es eine Kunst den Tod zu besiegen? Ihn zu hintergehen? Eine Kunst war es wohl tatsächlich… Aber war es ehrenwert? Oder einfach nur feige? Sie wusste es nicht. Eine Weile saß sie noch am Ufer und beschloss dann nachzusehen, ob die Tribüne sich geleert hatte. Ja. Als Chrystal sich näherte sah sie, dass nur noch der Minister und Bagman, sowie einige weitere Ministeriumsangestellte auf dem Rasen vor dem Labyrinth standen und alle Schüler verschwunden waren. Das Mädchen lief also auch zur Schule und öffnete das große Tor. Sie spürte die verwunderten Blicke der Ministeriums Leute in ihrem Rücken, doch sie schlüpfte schnell durch die Tür und verschwand in die Eingangshalle. Dann hastete sie nach unten in den Kerker. Die Anderen würden sich sicherlich schon fragen, wo sie gewesen war und das wollte sie ihnen eigentlich nicht unbedingt erzählen. Sie öffnete die Tür und betrat den Gemeinschaftsraum. Malfoy stand sofort auf und unterband ihren Versuch sich aufs Zimmer davonzustehlen, indem er ihr hinterherlief.
„Wo warst du?“, fragte er mal wieder im Türrahmen stehend und ein ungewohnter Unterton von Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Chrystal schüttelte den Kopf.        
„Du weißt doch, dass ich dich nicht anlügen will, Draco Malfoy.“ Dann trat sie einen Schritt auf ihn zu. Sie senkte den Blick zu Boden, denn sie spürte Tränen in sich hochkommen. Nicht wegen Harry, sondern wegen Draco. Es tat noch immer so unglaublich weh in seiner Nähe zu sein und nicht wirklich bei ihm sein zu können.
„Sieh mich an“, forderte er sie bestimmt auf und ohne groß darüber nachzudenken tat sie es. Er sah ihre feuchten Augen und legte beinahe vorsichtig seine Arme um sie, während er sie näher an sich ran zog. Sie legte ihren Kopf erschöpft gegen seine Brust, atmete seinen Geruch tief ein. Draco strich ihr beruhigend über den Rücken, als sie leise zu schluchzen begann. Jetzt liefen ihr Tränen die Wangen hinab und sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Chrystal weinte und sie ärgerte sich dabei über sich selbst. Wie konnte sie nur jetzt schon wieder weinen. Das war doch alles nichts als reines Selbstmitleid und das hatte sie nun wirklich nicht nötig. Sie löste sich aus der Umarmung und sah Malfoy an, während sie sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Draco, bitte…“ Sie sah ihn flehend an und er schien zu verstehen was sie meinte.                                             
„Du hast es also immer noch nicht verstanden?“, fragte er kühl und wandte sich zum Gehen.      
„Woher willst du wissen, dass es nicht du bist, der etwas nicht verstanden hat, Malfoy?“, erwiderte sie eine Spur härter, als sie eigentlich gewollt hatte. Er drehte sich noch einmal um und grinste sein spöttisches Malfoy Grinsen, bevor er sich endgültig abwandte, die Tür schloss, ohne dabei unnötigen Lärm zu machen, und verschwand.

Bild: Der See von Hogwarts

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt