Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)

Visions

„I can swear, I can joke
I say what's on my mind"
Pretty Girl, Maggie Lindemann

Chrystal sah ihren Bruder. Hagrid trug ihn aus dem verbotenen Wald einen Hügel hinab. Seine Augen waren geschlossen. Seine Arme, Beine und der Kopf hingen schlaff hinab. Hagrid weinte. Tränen kullerten seinen buschigen Bart hinab. Wie damals. Als Dumbledore beerdigt worden war. Hinter Hagrid liefen Todesser her. Sie hätten eine Art Trauergesellschaft sein können. In ihren schwarzen Umhängen, doch wenn man näher hinsah, dann sah man auf manchen Gesichtern ein spöttisches, höhnisches oder auch zufriedenes Lächeln. Ein Lächeln schien besonders hervorzustechen.
Sie sah Draco.

Schweißgebadet setzte sie sich in ihrem Bett auf und warf die Bettdecke beiseite. Sie wusste, dass es nur ein Traum war. Sie wusste, dass es nicht real war, doch es waren schon zu viele ihrer Träume Realität geworden, als dass sie diesen hier keine Beachtung schenken würde. Sie hatte sie in letzter Zeit schon öfter gehabt. Träume von Menschen, die ihr nahestanden. Träume, bei denen sie wusste, dass sie träumte, aber trotzdem nicht aufwachen konnte. Träume von Ginny, von Draco, von Narzissa, von Harry. Und hin und wieder auch welche von Voldemort, von Hermine, Neville, Luna oder Finnigan, von Rabastan, von Snape und von Narzissa. Sie richtete sich seufzend auf ihrem Bett auf und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Ihr war heute mal wieder ordentlich übel, weshalb sie sich auf den Weg zur Toilette machte.
Sie hatte sich die Haare zu einem hohen Zopf zusammengebunden und sich umgezogen. Schon als sie den Gemeinschaftsraum betrat war klar und deutlich zu erkennen, dass die Halloween Party gestern wohl ein voller Erfolg gewesen war. Es roch nach Alkohol und Zigaretten. Chrystal war nicht dabei gewesen, während die anderen gefeiert hatten. Sie trug ein Kind aus. Da war Alkohol eben nunmal tabu. Auch wenn manche nicht verstanden hatten, weshalb sie denn nun nicht kommen wollte... Sie hatte diese Slytherin Partys ohnehin schon immer gemieden. Und Olivia, Blaise, Theo und Draco wussten es. Wussten davon, dass sie schwanger war und verstanden sie. Draco war auch nicht dort gewesen und Chrystal wusste das zu schätzen. Im Gegensatz zu ihr war er so gut wie immer bei diesen Partys gewesen. Vielleicht, weil er dort alles vergessen konnte. Das war schließlich das einzig schöne, was Alkohol mit sich brachte. Dieses unbeschwerte Vergessen. Doch er schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Vielleicht hing das alles auch damit zusammen, dass er bald Vater werden würde und versuchte sich seinen Pflichten bewusst zu werden. Chrystal war froh, dass er sie nicht allein ließ und immer für sie da war. Sie durchquerte, den Atem anhaltend den Raum und begann erst vor der Tür wieder zu Luft zu holen. Sie hasste diesen Geruch. Den beißenden Geruch aus einer Mischung von Rauch und Alkohol.
Der Slytherin Tisch war recht leer an diesem Morgen und größtenteils saßen jüngere Schüler beim Frühstück. Von den Älteren würden wohl nur wenige zum heutigen Unterricht erscheinen. Wie konnte man auch so doof sein vor einem Unterrichtstag Party zu machen? Naja. Sollten sie halt. Die einzige Schülerin aus ihrem Jahrgang, die am Tisch saß, war Olivia Lestrange. Ihr langes, schwarzes Haar ließ sich schon von weitem ausmachen. Es war ungewöhnlich sie hier anzutreffen. Auch, wenn sie eine gut erzogene Reinblüterin war, so hatte sie großen Gefallen daran gefunden die Partys der Slytherins zu besuchen und keiner, der einer solchen Party beiwohnte war am nächsten Tag dazu im Stande schon so früh auf den Beinen zu sein. Das wusste sie aus Erfahrung. Beim näheren Hinsehen bemerkte sie, dass Olivia nicht frühstückte, sondern mit leerem Blick gegen die Wand starrte. Als Chrystal sich neben ihr niederließ schien sie es kaum zu realisieren.
„Morgen, Livy", meinte sie und das Mädchen wandte ihr ruckartig den Kopf zu.
„Morgen." Es klang müde und ausgezehrt. Und so sah sie auch aus. Tiefe Ringe unter den Augen und noch blasser, als sonst. Aber es ging kein Geruch von Alkohol oder Zigaretten von ihr aus. Sie schien tatsächlich nicht auf der Party gewesen zu sein.
„Alles okay bei dir?", fragte Chrystal vorsichtig, während sie sich ein wenig Milch in ein Glas schenkte.
„Jaja", erwiderte das Mädchen teilnahmslos.
„Du warst gestern nicht auf der Party?" Sie musterte sie fragend und Olivia schüttelte den Kopf.
„Wieso?"
„Keine Lust." Besonders redefreudig war sie heute wohl nicht.
„Ist... Ist irgendwas passiert?" Olivia schwieg. „Ist was mit Theodore?" Sie schüttelte den Kopf.
„Nein nein. Alles okay." Sie zwang sich zu einem gequälten Lächeln.
„Sicher?"
„Ja." Chrystal wandte sich ihrem Glas Milch zu und Olivia erhob sich.
„Wir sehen uns dann später im Unterricht." Chrystal nickte.
„Bis dann."
Chrystal erhob sich. Sie war fertig mit Frühstück. Draco war noch nicht aufgetaucht, doch es war ja auch noch ein bisschen Zeit,bis der Unterricht begann und es passierte öfter, dass er nicht zum Frühstück erschien. Er meinte dann er hätte eben keinen Hunger gehabt. Als sie gerade diegroße Halle verließ stieß sie beinahe mit jemandem zusammen.
„Entschuldigung", murmelte sie und sah auf. Direkt in Ginny WeasleysGesicht. Sie sah dafür, dass sie bei den Carrows gewesen war echt nicht schlimmaus. Ehrlich gesagt sah Olivia da schon echt deutlich mitgenommener aus.
„Hi", meinte dieRothaarige.
„Scheiße Ginny, wie geht's dir?", fragte Chrystal froh, dass Ginny nichts Schlimmeres passiert war. Die Carrows waren unberechenbar.
„Wie es einem haltgeht, wenn man gerade frisch aus der Folterkammer kommt." Sie setzte kurz einenernsten Gesichtsausdruck auf, bevor sie zu lachen begann und Chrystal sie irritiert musterte.
„Spaß nein. Snape hat uns zu Hagrid geschickt. Einen Tagund zwei Nächte Sozialarbeit im verbotenen Wald. Wir hatten unseren Spaß." Gingrinste spöttisch. „Keine Ahnung, warum wir nicht zu den Carrows mussten."
„Ist ja komisch... Naja. Dass er euch erwischt hat tut mir jedenfalls echt leid. Hastdu schon mit Finnigan gesprochen?" Ginny nickte.
„Muss dir doch nicht leid tun. Ich meine ist ja überhaupt nichts passiert und dukannst ja nun wirklich überhaupt nichts dafür, auch wenn Seamus das geglaubthat. Aber wir haben ihm gesagt, dass du das nicht warst und er muss unsglauben." Chrystal nickte.
„Na dann." Sie lächelte ein wenig. „Wie laufen die Quidditch Vorbereitungen?" Ginny war Gryffindors Kapitänin geworden und amSamstag würde das erste Spiel der Saison stattfinden. Slytherin gegenGryffindor.
„Mit Sicherheit besser, als eure." Ginny grinste frech.
„Ach ja? Und woher willst du das wissen?"
„Ich habe da so meine Informationen. Ich meine... Was soll dein TodesserTeam schon gegen UNS ausrichten?" Chrystal grinste jetzt ebenfalls.
„Also bitte? Todesser Team? Dass ich nicht lache. Als ob die nur inmeinem Team wären, weil sie Todesser sind." Chrystal setzte einen gespielternsten Gesichtsausdruck auf.
„Dessen war ich mir ehrlich gesagt ziemlich sicher. Da gibt es so einige Gerüchte beiuns im Gryffindor Turm. Macht bestimmt einen guten Eindruck auf ihn dessen Namenicht genannt werden darf..."
„Ertappt." Chrystal lachte leise auf.
„Wir gewinnen trotzdem. Auch, wenn wir IHN nicht auf unserer Seite haben." Ginny grinste siegessicher.
„Sei dir da mal nicht so sicher, Weasley."
„Naja. Möge der bessere gewinnen." Chrystal verdrehte die Augen.
„Typisch Gryffindor. Edelmütig wie eh und je", spottete sie.
„Besser als eingebildet und hochnäsig", erwiderte Ginny und Chrystal lachte wiederleise.
„Da wäre ich mir ebenfalls nicht so sicher." Sie lächelte. „Ciao, Gin.Ich muss jetzt los." Ginny lachte und warf ihr rotes Haar zurück.
„Tschüss. Bis bald."