I am going to do it

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"Gute Freunde erkennt man leichter,
wenn das Leben schwerer wird."

Am nächsten Morgen erwachte Chrystal früh. Sie duschte und machte sich fertig für den heutigen Tag. Draco war nicht beim Frühstück. Warum auch immer… Sie bekam von Snape ihren Stundenplan. Erstmal Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste. Bei Snape, denn Slughorn, der neue Lehrer, der scheinbar eine Vorliebe für berühmte und begabte Schüler hatte, würde ab jetzt Zaubertränke unterrichten. Chrystal hatte sich mit Ginny kurz zuvor auf dem Gang abgesprochen, dass sie und die Gryffindor beide ein wenig zu spät kommen und sich schließlich gezwungenermaßen nebeneinandersetzen würden. Sie hatte sich dazu entschlossen, dass es gut oder zumindest nicht schlecht war weiter mit ihr befreundet zu sein. Erstens wusste sie nicht, wie sie ihr erklären sollte, dass sich ihre Wege trennen mussten, zweitens hatte sie sie ja wirklich gern und drittens… Ja drittens würde sie durch das Mädchen zumindest noch ein bisschen Informationen über den Orden bekommen. Sie wusste, dass es beinahe unfair, gegenüber Ginny war. Dass es sich beinahe so anhörte, als wenn sie sie ausnutzen würde, doch das Leben war unfair. Und daran musste sie sich gewöhnen.
Sie traf kurz nach Unterrichtsbeginn vor dem Klassenzimmer ein und schlüpfte so unauffällig, wie möglich hinein.                                               
„Ms Among. Zu spät?“ Snape schürzte die Lippen und Chrystal setzte sich schnell in die noch leere letzte Reihe, wobei sie sich ziemlich sicher war, dass Snape die ursprüngliche letzte Reihe nach vorne gesetzt hatte, da sich normalerweise niemand freiwillig in die erste Reihe setzte. Schon gar nicht die Gryffindors, die jetzt dort saßen, im Unterricht des Hauslehrers von Slytherin.             
„Ja, Sir. Kommt nicht wieder vor“, meinte sie und Snapes Blick wandte sich zur Tür, die sich erneut geöffnet hatte. Ginny betrat den Raum und setzte sich hastig neben Chrystal. 
„Sie auch Ms Weasley? 5 Punkte Abzug für Gryffindor“, säuselte Snape.                                         
„Among ist auch zu spät gekommen. Das habe ich genau gesehen und der haben sie sicherlich keine Punkte abgezogen, Sir oder?“, fauchte Ginny.
„Nochmal 5 Punkte wegen anzweifeln meiner Fähigkeit, als fairer Lehrer, Ms Weasley.“ Snape lächelte gehässig. Wie konnte er sich nur so unnormal verstellen? Oder war das sein wirkliches Ich? Chrystal würde wohl nicht mehr schlau aus diesem Mann werden.                                         
„Sorry Ginny. Das wollte ich nicht“, murmelte sie der Gryffindor zu, doch die wank nur ab.                     
„Macht nix. Das wars mir wert“, erwiderte sie und grinste, was Chrystal einen Stich versetzte. Snape musterte die beiden Mädchen in der letzten Reihe argwöhnisch, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Vermutlich wusste er, dass das alles kein Zufall war. Aber war ja egal. Er wusste ja ohnehin so gut wie alles. Die Stunde war trotz Snapes etwas schlechter Laune ziemlich amüsant und Chrystal und Ginny hatten viel zu lachen. Lachen. Ja. Chrystal konnte noch lachen. Auch, wenn sie es nach allem, was sie entscheiden und tun musste nicht gedacht hätte. Ginny schaffte es irgendwie sie von trübseeligen Gedanken abzulenken und einfach mal unbeschwert und sie selbst zu sein. Sie wussten beide, dass es auffällig wäre schon nach einer Stunde beste Freunde zu sein, doch es war auf jeden Fall okay, wenn sie sich von nunan nicht mehr anfeindeten und auf den Gängen miteinander redeten.
In ihrer ersten Zaubertränke Stunde bei Professor Slughorn am Montagnachmittag bekam Chrystal einen so perfekten Trank zustande, dass dieser sie gleich zu seinem nächsten Slug Club Treffen einlud. Was für ein bescheuerter Name. Naja. Dann konnte sie wenigstens noch mehr Zeit mit Ginny verbringen. Beim Gedanken daran bekam sie sofort wieder Gewissensbisse. War es gut all das mit dem Mädchen zu teilen? Brachte sie sie damit nicht in Gefahr?
Vor dem Abendessen hatten sie und Ginny noch etwa eine Stunde Zeit und diese wollten sie nutzen, um ein wenig in der Bibliothek zu sitzen und ihre Hausaufgaben zu ereldigen. Außerdem musste Chrystal ihr noch etwas erzählen. Zumindest einen Teil der Wahrheit musste sie doch wissen. Sie musste erfahren, was Chrystal am Ende des Jahres tun würde. Worauf sie hinarbeiten würde. Warum sie das tat musste sie ja nicht wissen. Oder doch? Die Gryffindor zog genervt seufzend eine Rolle Pergament und eine Feder hervor.                         
„Mit was fangen wir an?“, fragte sie.
„Ich muss dir erstmal was erzählen, Gin.“ Ja. Gin. So nannte sie sie seit kurzem. Obwohl Ginny ohnehin schon eine Abkürzung war.         
„Was denn?“ Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Scheinbar froh, dass sie ihre Hausaufgaben noch etwas aufschieben konnte.                       
„Ich… Ich hatte gestern ein Gespräch mit Dumbledore.“ Ginny sah sie abwartend an.                     
„Und…?“                                             
„Nun ja. Es war ziemlich verwirrend.“ Sie senkte ihre Stimme, sodass sie kaum mehr mehr als ein Flüstern war. Was sollte sie ihr jetzt erzählen? Wieviel Wahres sollte sie in ihre Erzählung miteinbauen, damit es glaubwürdig und richtig klang? Und wieviel Wahres sollte sie weglassen? Wieviel Falsches dazufügen? Sie hätte sich definitiv besser darauf vorbereiten müssen. „Er hat von Fehlern geredet, die er begangen hat. Dass es falsch war mich in den Orden aufzunehmen, weil es jetzt alles nur noch schwerer für mich werden würde. Ich soll mit niemandem aus dem Orden darüber sprechen und den Kontakt zu ihnen abbrechen.“ Sie musterte Ginny prüfend. Glaubte sie ihr?                                                   
„Und was ist mit mir? Ich bin zwar nicht im Orden, aber…“ Chrystal schüttelte den Kopf.                           
„Es ist meine Entscheidung es dir zu erzählen. Dumbledore weiß nichts davon. Ich soll Draco helfen die Todesser ins Schloss zu holen, Gin. Ich soll ihm helfen… Ich soll ihm helfen Dumbledore zu ermorden.“ Das letzte Wort spuckte sie voller Verachtung aus. Ginny sollte nicht denken, dass sie das freiwillig tat. Sie brauchte ihr Vertrauen. Die Gryffindor sah sie geschockt an.                           
„Aber… Aber was bringt es Dumbledore, wenn du ihn umbringst? Wieso will er das?“ Sie sah sie entgeistert an. Ja… Was würde es ihm bringen das zu wollen? Gute Frage.
„Ich soll eine Todesserin werden und Draco dabei zu helfen Dumbledore zu ermorden ist wohl der beste Weg, um Voldemorts Vetrauen zu bekommen. Meinst du nicht? Er will das so. Er sagt, dass es mit dem von wegen Liebe ist der richtige Weg zu tun hat. Er meint, dass ich es eines Tages verstehen werde.“                     
„Und wann wird dieser Tag sein? Du kannst doch nicht ewig in dieser Ungewissheit leben. Das kann er nicht von dir erwarten.“ Sie glaubte ihr. Das war gut. Oder? „Meinst du nicht, dass es sein könnte… Bitte sei mir nicht böse, wenn ich das jetzt sage… Aber meinst du nicht, dass Dumbledore langsam alt wird?“ Chrystal schüttelte den Kopf.                                         
„Alt wird er wohl tatsächlich. Aber ich denke nicht, dass das heißt, dass er nicht mehr klar denken kann. Er hat schon immer Fehler gemacht und sie zu spät erkannt, Ginny. Er war nie der große, weise Zauberer für den ihn alle gehalten haben. Er hatte immer eine schlimme Hintergrundgeschichte, doch wir alle machen Fehler. Das ist verdammt nochmal menschlich.“ Chrystals Stimme war laut geworden und sie wunderte sich selbst darüber, weshalb sie Dumbledore eigentlich gerade verteidigte. Ein Tisch mit Slytherin Fünftklässlern drehte sich zu ihr um.                                         
„Das gefällt Draco mit Sicherheit nicht, dass du dich mit der kleinen Blutsverräterin abgibst“, meinte Harper, doch sie verdrehte nur die Augen.                                           
„Was weißt du denn schon davon.“
„Hast du eigentlich schon mit ihm darüber geredet?“ Sie wandte sich wieder Ginny zu.                           
„Mit wem?“, fragte sie erschrocken, weil sie in Gedanken noch immer bei Harpers Bemerkung war.         
„Mit Draco.“                                 
„Achso. Nein. Ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Aber ich denke, dass ich das bald tun muss.“ Ginny nickte.                                 
„Was denkst du, wie er reagieren wird?“                                               
„Ich… Ich habe mit Narzissa geredet?“                             
„Narzissa?“ Ginny hob eine Augenbraue.                               
„Ja. Dracos Mutter.“                 
„Ach neee.“ Ginny grinste. „Ich habe mich nur gewundert, warum du sie beim Vornamen nennst. Aber egal. Erzähl weiter.“                     
„Narzissa.“ Chrystal betonte ihren Vornamen. „Hat zu mir gesagt, dass Draco nicht möchte, dass ich ihm helfe und mich dabei in Gefahr bringe. Dass er nicht möchte, dass ich mich von der guten Seite abwende. Und… Naja. Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich ihm auf Dumbledores Auftrag hin helfe. Also denke ich mal, dass er es erstmal total ablehnen wird.“ Ginny sah sie mehr als nur besorgt an.                                 
„Chrys… Wenn ich dir irgendwie helfen kann… Dann sags mir. Okay?!“ Sie nickte und lächelte die Gryffindor gequält an. „Gut. Wir sollten jetzt doch noch ein bisschen unsere Hausaufgaben machen. Meinst du nicht?“                                               
„Ja.“ Chrystal holte jetzt auch ihr Pergament und ihre Feder hervor. Sie hatten noch viel zu tun.

Bild: Ginny Weasley

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt