I'm not afraid

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"Anywhere, whenever
Apart, but still together
I know I'm not alone
I know I'm not alone"
Alone, Alan Walker                            

Am nächsten Morgen brauchte Chrystal ihren Tagespropheten gar nicht erst zu öffnen, um an mehr oder weniger wichtige Informationen zu kommen, denn schon auf der Titelseite prangten die Schlagzeilen:
MASSENFLUCHT AUS ASKABAN MINISTERIUM BEFÜRCHTET, BLACK KÖNNTE „MAGNET“ FÜR VORMALIGE TODESSER SEIN
Black also… Sirius Black. Sie glaubten es also tatsächlich immer noch. Oder besser gesagt versuchten es zu glauben. Denn es konnte jawohl nicht ernsthaft so sein, dass sie es wirklich glaubten. Wobei… Bei Umbridge war sie sich da gar nicht mal so sicher. Chrystal betrachtete die Bilder von den Todessern. Antonin Dolohow, Augustus Rookwood, Rodolphus Lestrange, Rabastan Lestrange, Bellatrix Lestrange… Viele Namen, die Chrystal so gut wie nichts sagten. Bellatrix war eine Cousine von Sirius gewesen, soweit sie wusste. Und die beiden anderen Lestranges waren wohl auf irgendeine Art und Weise miteinander verwandt. Wobei Bellatrix eine Black gewesen war, wenn sie aus Sirius Familie kam. Vermutlich war sie in die Familie der Lestranges eingeheiratet. Ach was machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? Letzten Endes war es doch egal, oder? Sie sah zu Draco und fing seinen Blick auf. In seinen Augen lag ein undefinierbarer Ausdruck. Eine komische Mischung aus Angst, Sorge und Wissen. Sie wandte sich wieder der Zeitung zu und begann ein wenig durchzublättern. Sie überflog die Zeilen. Irgendein Bode war im St. Mungo von einer Teufelsschlinge erwürgt worden. Sonst gab es nichts weiter Wichtiges oder Interessantes zu finden. Sie klappte die Zeitung zu und machte sich auf den Weg zum Unterricht.
Es war Valentinstag, als es wieder nach Hogsmeade ging. Draco hatte Chrystal überredet ihre „Tarnung“ aufzugeben und sich mit ihm öffentlich in irgendein Cafe zu setzen. Es musste ja keiner wissen, dass das hier zwischen ihnen etwas Ernstes war, war sein Argument gewesen. Sie hatte eingewilligt. Erstens, damit Pansy endlich aufhörte ständig um ihn herumzuschwirren und zweitens, weil sie langsam auch keine Lust mehr auf dieses ewige Versteckspiel hatte. Sie würden es sowieso irgendwann alle herausfinden. Und überhaupt… Sie hatte ja noch nichts Verbotenes getan oder? Sie hatte ihm nichts von dem erzählt, was sie wusste. Sie hatte geschwiegen wie ein Grab. Und Draco hatte es akzeptiert. Sie trug ihr cremefarbenes Kleid, das sie zu Weihnachten bekommen hatte, an diesem Tag zum ersten Mal. Es war ein einfaches schlichtes Kleid, das scheinbar unspektakulär an ihr herabfiel und trotzdem hatte es irgendwie Stil. Darüber hatte sie einen ebenfalls cremefarbenen Wintermantel an und drunter eine schwarze Strumpfhose. Sie hatte Draco gesagt er solle unten in der Eingangshalle auf sie warten, doch er hatte darauf bestanden oben im Gemeinschaftsraum zu bleiben. Stur wie immer. Chrystal musste grinsen, als sie mit diesem Gedanken die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss und den Gang der Mädchenschlafräume entlangging bis in den Gemeinschaftsraum.
Draco stand dort. Zusammen mit Pansy, Millicent und Blaise.   
„Wurde aber auch langsam Zeit.“ Er sah sie mit belustigtem Gesichtsausdruck an und hielt ihr seine Hand hin, die sie nahm, woraufhin sie sich einen äußerst aggressiven Blick von Pansy einfing, bei dem sie sich ein Grinsen nur äußerst knapp verkneifen konnte.
„Naja… Ich wollte eben nicht so aussehen wie…“ Sie warf einen kurzen, abschätzigen Blick zu Pansy, den jedoch nur das Mädchen selbst sehen konnte.
„Ich denke wir gehen dann mal lieber bevor hier noch ein Zickenkrieg ausbricht“, sagte Blaise, dem ihr Blick scheinbar doch aufgefallen war, grinsend und öffnete die Tür, um die anderen hindurchgehen zu lassen. Sie liefen die Treppen zur Eingangshalle hinauf, um sich bei Filch abzumelden und verließen dann das Schloss. Blaise hatte sich wohl mit Daphne verabredet. Auf jeden Fall lief er nun mit ihr händchenhaltend etwa fünf Meter vor Crystal mit Draco, die sich von Pansy und Millicent getrennt hatten. Sie passierten das Tor und verließen das Gelände von Hogwarts.
Auf dem Weg zum Dorf überholten sie Harry, der neben Cho herlief. Hinter sich hörte Chrystal Pansy laut gackernd die beiden nerven. Wenigstens hielt Draco gegenüber Harry seinen Mund. Er war ohnehin nicht besonders gesprächig heute. Seit sie den Gemeinschaftsraum verlassen hatten, hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt und waren in ein in Gedanken versunkenes Schweigen verfallen. Gemeinsam setzten sie sich in die drei Besen. Chrystal wusste, dass es in Hogsmeade auch so ein kitschiges kleines Cafe gab, das am Valentinstag vermutlich vollkommen überfüllt war, doch sie und Draco hatten einstimmig beschlossen, dass sie sich das nicht antun würden. Er bestellte zwei Butterbier und sah dann von der Tischplatte weg zu ihr auf.
„Möchtest du irgendetwas essen?“
„Nein danke. Ich habe keinen Hunger.“ Sie löste ihren Blick von ihm und fixierte ihre Hände, die verschränkt vor ihr auf dem Tisch lagen.                               
„Chrystal…“                                   
„Ja?“                                               
„Hast du Angst?“                 
„Wovor?“ Er senkte seine Stimme.
„Vor den Todessern, die aus Askaban ausgebrochen sind.“ Sie hob spöttisch eine Augenbraue.                   
„Wieso? Sollte ich etwa?“ Er sah sie weiter ernst an.                               
„Du hältst zu Dumbledore. Du gehörst auf jeden Fall zu ihren ersten Zielen.“
„Na und? Denkst du etwa ich kann mich nicht wehren?“                   
„Nein. Ich denke nur, dass du ein bisschen besser auf dich aufpassen solltest.“ Er schüttelte den Kopf. „Du hörst vermutlich sowieso nicht auf mich.“                                               
„Was soll das denn jetzt bedeuten?“ Sie sah ihn an und er seufzte.
„Chrystal ich mache mir nur Sorgen um dich. Du weißt nicht wie Todesser sind. Du kennst nicht die Lestranges.“ Sie verdrehte die Augen und löste die Verschränkung ihrer Hände, um nach seiner zu greifen.                               
„Ich versuche alles, was in meiner Macht steht, um nicht zu sterben, wenn dich das beruhigt.“ Ihre Stimme hatte einen unüberhörbaren, ironischen Unterton, den sie sich beim besten Willen nicht verkneifen konnte.                                               
„Ich meine das ernst, Chrystal.“ Sie atmete einmal tief durch.               
„Ich doch auch.“ Sie lächelte kurz und richtete dann ihren Blick wieder auf den Tisch.                                   
„Wenn du das doch bloß auch mal so rüberbringen könntest“, murmelte Draco und leerte dann sein Butterbier. Er bezahlte, auch wenn Chrystal sich dagegen zu wehren versuchte und die beiden verließen die drei Besen, wo sich soeben auch Hermine, Lovegood und die komische Reporterin vom Tagespropheten, die schon letztes Jahr dauernd komische Dinge über Harry geschrieben hatte, niederließen. Draco nahm ihre Hand und öffnete gerade die Tür, als sie fast mit Harry zusammenstieß. Der entschuldigte sich schnell und verschwand dann, bevor er sich noch irgendwelche dummen Sprüche der beiden Slytherins anhören musste, ins Innere der drei Besen. Ohne Chang. Was das wohl zu bedeuten hatte. Chrystal schlenderte noch ein wenig mit Draco durch das Dorf.
Als die Sonne langsam begann unterzugehen machten sie sich auf den Weg zurück ins Schloss. Vor dem Tor, dass sie wieder aufs Schulgelände führen würde blieb Draco stehen und drehte sie zu sich um. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht.                         
„Was ist?“ Chrystal sah ihn fragend an.                                                         
„Es war schön mit dir“, sagte er und legte sanft seine Arme um sie bevor er sie noch näher an sich zog. Chrystal lehnte ihren Kopf gegen seine sich sanft hebend und senkende Brust. Sie lauschte seinem Atem und versuchte ihre Atemzüge an die seinen anzupassen. Ein unwillkürliches Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht.
„Ebenfalls.“

Bild: Zeitungsartikel Tagesprophet

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt