11 years ago

1.1K 33 8
                                    

"Den eigenen Tod stirbt man,
mit dem Tod anderer muss man leben."

"Hagrid, bring du Harry zu seinen Verwandten im Ligusterweg. Und hier. Bring ihnen das." Albus Dumbledore blickte Hagrid über seine Halbmondbrille hinweg ernst an und übergab ihm eine Wiege, in der ein kleiner Junge lag, dessen Augen geweitet waren und einen Brief auf dem
An Petunia und Vernon Dursley
stand.
"Was wird mit seiner Schwester geschehen?" Rubeus Hagrid blickte Dumbledore fragend an.
"Niemand darf von ihrer Existenz erfahren. Nur wenige wissen, dass es sie gibt. Sie ist ja erst zwei Monate alt und kam zur Welt, als das Haus der Potters schon unter dem Fidelius Zauber stand. Deshalb ziehe ich es vor dir nicht zu sagen wohin ich  sie bringe. Ich werde es niemanden sagen, denn ob Voldemort nun noch lebt oder nicht es wird der Zeitpunkt kommen, an dem er zurückkehrt. Und wir wissen nicht wie viel er über du weißt schon was weiß." Hagrid nickte leicht und seine riesige Gestalt bewegte sich in Richtung des motorradähnlichen Gefährts. Bevor er den Motor startete blickte er noch einmal zu Dumbledore.
"Wird sie nach Hogwarts kommen, wenn sie alt genug ist?" Der alte Mann mit dem Bart schüttelte kaum merklich den Kopf.
"Nein. Ich denke nicht, dass sie nach Hogwarts kommen wird." Hagrids Augen weiteten sich. Das hatte er nicht erwartet. Die Kleine würde keine Hexe werden? Konnte das Albus Ernst sein? Doch der Halbriese wusste, dass er wohl nicht mehr aus dem Schulleiter von Hogwarts herausbekommen würde und hob deshalb zum Abschied nur die Hand und startete dann den Motor. Das fliegende Motorrad setzte sich laut knatternd in Bewegung und hob ab. Albus Dumbledore blickte seinem Wildhüter noch eine Weile hinterher und drückte das schlafende Baby in seinen Armen fester an sich, bevor er begann sich zu drehen und apparierte.

Die Reise, die er in der kurzen Zeit mit der Kleinen im Arm gemacht hatte war weit gewesen. Sie hatte ihn weg von Godric' s Hollow, weg von London und weg von England getrieben. Über das Meer bis in die Mitte Europas hinein. Zur etwas jüngeren Cousine von James Potter und ihrem Ehemann, die während der Herrschaft Voldemorts auf James Wunsch hin, trotzdem, dass sie sich anfangs strikt geweigert hatten, nach Deutschland übergesiedelt waren, wo sie jetzt in einem kleinen, ländlichen Haus wohnten. James Cousine, Mary Among, war eine Hexe und ihr Mann, Mark Among, ein normaler Muggel, der zweisprachig aufgewachsen war und für den deshalb der Umzug nach Deutschland, zumindest was die Sprache anging, kein Problem gewesen war. Mary hatte sich anfangs etwas schwer getan, doch sie hatte schließlich im deutschen Zaubereiministerium in der Abteilung für internationale, magische Zusammenarbeit eine Stelle bekommen, bei der ihr ihre guten Englischkenntnisse von Nutzen waren. Mary war wie James ein Einzelkind gewesen, weshalb die beiden sich früher auch oft zum Spielen verabredet hatten. Erst als Mary in der Schule nach Ravenclaw kam brach der Kontakt etwas ab, doch als die beiden mit der Schule fertig waren hatten sie und James wieder mehr miteinander zu tun. Noch wussten die Amongs nichts. Nichts von all dem, was in dieser Nacht geschehen war und Dumbledore hatte nun die schwierige Aufgabe ihnen das zu vermitteln. Mark hatte sich immer gut mit James und Lily Potter verstanden, auch wenn die Erkenntnis, dass seine Frau aus einer Zauberer Familie kam erstmal ein Schock für ihn gewesen war. Die Amongs waren, als sie noch in London lebten oft bei den Potters zu Besuch gewesen, was auch der Grund dafür war, dass James von ihnen verlangt hatte auszuwandern. Ihr enger Kontakt mit den Potters hätte sie zu einer leichten Zielscheibe für Voldemort gemacht.

Als Dumbledore wieder festen Boden unter den Füßen hatte, machte er sich sofort auf den Weg zum Haus der Amongs. Das Mädchen in seinen Armen hatte während des Appariervorgangs, der alles andere als angenehm war, keinen Laut von sich gegeben, doch ein Blick auf die genügte Dumbledore, um zu wissen, dass sie nicht mehr schlief. Das Haus befand sich etwas außerhalb des Dorfes und da sich auf dem letzten Wegstück keine Straßenlaternen befanden und es schon spät in der Nacht war murmelte Dumbledore leise: "Lumos." Ein Licht erschien an seiner Zauberstabspitze. Er öffnete das Tor, das in den Garten der Amongs führte, mit einem Schlenker seines Zauberstabes und verschloss es auf dieselbe Weise wieder. Er lief den gepflasterten Weg entlang zu den zwei Treppenstufen, die zur Haustür hinaufführten. Dann drückte er auf den weißen Knopf der Klingel und ein schriller Ton war zu hören. Dumbledore wartete einige Minuten und als er nichts hörte klingelte er noch einmal. Er wollte nicht unhöflich sein und verübelte es den Amongs auch übethaupt nicht, dass sie zu dieser späten Stunde nicht an die Tür kommen wollten. Doch es war wichtig und er musste so schnell wie möglich zurück nach London, um noch andere Dinge zu regeln. Deshalb klingelte er noch ein drittes Mal. Endlich ging im ersten Stock ein Licht an und Schritte waren zu hören. Jemand kam die Treppen herunter und öffnete die Tür. Es war Mark. Als er Dumbledore in der Tür stehen sah weiteten sich seine Augen und man konnte den Schrecken in ihnen erkennen. Mark trat zur Seite, ließ Albus Dumbledore eintreten und schloss die Tür hinter ihm wieder.
"Mary", rief er dann nach oben. "Albus ist hier." Man konnte die Spannung, die in der Luft lag beinahe hören, als Mary Among langsam und unsicher, nur in ein weißes Nachthemd gekleidet, die Treppen hinunterkam. Als sie das Baby in Dumbledores Armen sah schnappte sie erschrocken nach Luft.
"Albus...", sagte sie leise und man konnte hören, wie ihre Stimme zitterte. "Was ist passiert?" Ihre Stimme klang jetzt beinahe hysterisch und sie nahm langsam die letzten Stufen nach unten, wo sie sich neben ihren Mann stellte, der schützend einen Arm um sie legte. Albus Dumbledore holte einmal tief Luft und begann dann zu erzählen: "Mary, Mark... Ich bin hier um euch eine Nachricht zu überbringen. Lily und James Potter sind tot." Er legte eine kurze Pause ein, um sich selbst zu sammeln. Mary liegen Tränen die Wangen hinab.
"Wie... Wie konnte das passieren?", fragte sie und ihre Stimme bebte.
"Darüber sind wir uns noch nicht im Klaren. Wir wissen nur, dass es wohl Voldemort persönlich war." Beim Klang des Namens zuckte Mary zusammen. "Vermutlich wegen der Prophezeiung über Harry. Wir wissen nicht, wie er den Fidelius Zauber aufspüren konnte. Jemand muss ihn verraten haben." Dumbledore stockte. Mary schüttelte langsam den Kopf.
"Wie hat sie überlebt? Was ist mit dem Jungen?", fragte Mark jetzt deutlich ruhiger und sicherer, als seine Frau zuvor.
"Voldemort", wieder zuckte Mary zusammen, doch Dumbledore ignorierte es. "Hat wohl nachdem er... nun ja Lily und James ermordet Hat, versucht Harry zu töten. Der Fluch muss aber irgendwie auf ihn zurückgeprallt sein. Er ist jetzt wohl stark geschwächt, doch tot ist er mit Sicherheit nicht. Er wird zurückkommen. Dessen bin ich mir sicher", sagte Dumbledore ruhig. "Und das ist auch der Grund weshalb ich hier bin. Voldemort weiß von Harry, das ist mir bewusst, doch weil seine Schwester zu dem Zeitpunkt, als es geschah in einem anderen Zimmer schlief und ich bin Severus Snape weiß, dass Voldemort das Mädchen nie erwähnt hat gibt es die Hoffnung, dass er nicht weiß, dass sie existiert. Deshalb gilt es jetzt zu verhindern, dass er jemals von ihr oder ihrer Prophezeiung erfährt. Es ist alles zu ihrem Schutz. Das ist der Grund, weshalb Harry in England bei Lilys Schwester und deren Familie aufwachsen wird. Er soll nichts von seiner Schwester erfahren, denn seine Gedanken könnten ihn verraten. Genauso wenig soll sie über ihn erfahren. Erzählt ihr nichts von ihrem Bruder, geschweige denn von der Prophezeiung über sie, deren Inhalt ich auch euch nicht sagen werde. Zumindest noch nicht." Er schwieg und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. "Erzieht sie wie eine ganz normale Hexe. Erzählt ihr von ihren Eltern und warum sie gestorben sind. Aber erwähnt niemals, dass sie einen Bruder hat oder etwas Besonders ist. Und versucht den Namen Potter so lange, wie möglich zu vermeiden. Ich werde euch regelmäßig schreiben, denn vorbeikommen kann ich nicht all zu häufig, da ich nicht möchte, dass sie mich als euren engen Bekannten einordnet. Sie wird wohl schnell große Kräfte entwickeln. Versucht so lange wie möglich sie davon abzuhalten ihr Talent zu erkennen. Behandelt sie, als wenn sie eine ganz normale, junge Hexe wäre. Es ist alles nur zu ihrer Sicherheit. Das müsst ihr wissen. Falls irgendwelche Probleme auftauchen sollten kontaktiert mich lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. Mehr kann ich euch zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber ihr werdet nach und nach Näheres erfahren." Mary rannen immer noch stille Tränen die Wangen hinab, als sie Albus entgegen kam, um ihm das Mädchen abzunehmen. "Denkt daran. Die beiden dürfen nichts voneinander wissen. Und vergesst nie. Lily und James sind als Helden gestorben. Sie sind gestorben, um ihre Kinder zu schützen. Und sie werden weiterleben. Tief in unseren Herzen. Weil sie Liebe kannten." Dumbledore lächelte Mary gequält zu. Dann nahm er die kleine Hand des Mädchens, das ihn mit ihren schönen, grünen Augen wach anblickte. "Machs gut kleine Chrystal Lily Potter."

Wie hats euch gefallen? ;-)

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt