It's not what you mean

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"Just another chance so that I can show
That I won't let you down, oh no
No I won't let you down, oh no"
Be the one, Dua Lipa

Der Tag der Weihnachtsparty verging schnell und am Abend machte Chrystal sich schnell fertig. Sie gab sich keine sonderliche Mühe. Wieso auch? Enge, schwarze Hose und weiße Bluse. Das wars dann auch schon die Haare ließ sie offen und lang über ihre Schultern fallen. Das Mädchen hatte ohnehin nicht vor wahnsinnig lange auf der Party zu bleiben. Blaise wartete im Gemeinschaftsraum auf sie. Er war definitiv festlicher gekleidet, als sie und einen klitzekleinen Moment dachte Chrystal darüber nach sich für ihr schlichtes Outfit zu schämen, doch sie entschied sich dagegen. Blaise pfiff, als er sie kommen sah.   
„Wow. Das Eisprinzesschen hat es scheinbar nicht nötig sich großartig herzurichten.“ Sie verdrehte nur die Augen. Das Eisprinzesschen. Wenn irgendjemand anders sie so genannt hätte, dann hätte derjenige keine großen Überlebenschancen gehabt. Blaise hielt ihr charmant lächelnd den Arm hin, doch sie ignorierte diese Geste und stolzierte ihm vorraus in Richtung Ausgang. Das Eisprinzesschen würde sich nicht auf so etwas einlassen. Auch, wenn sie wusste, dass Blaise es wohl niemals wagen würde Draco seine Freundin wegzunehmen. Wenn sie überhaupt noch seine Freundin war. Nach all dem. Sie liefen schweigend die Treppen bis zu Slughorns Büro hinauf, wo die ach so tolle Weihnachtsparty stattfinden würde. Chrystal wusste, dass einige andere Mädchen alles dafür gegeben hätten, um dorthin zu kommen. Vor allem mit Blaise Zabini, doch sie war eben nun mal nicht einige andere Mädchen, sondern Chrystal und dezent genervt von dieser Veranstaltung. Das Büro, das ziemlich sicherlich mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegt worden war, war schon ziemlich voll, als Chrystal und Blaise eintrafen.         
„Ah Chrystal, Blaise“, rief Slughorn laut aus. „Hast du etwa mit Mr Malfoy Schluss gemacht? Ach mach dir nichts daraus. Er war ohnehin kein guter Umgang für dich.“ Chrystal schüttelte nur leicht perplex den Kopf. Sie hatte keine Lust dem Zaubertränkelehrer jetzt ihre Liebes- und Lebensgeschichte zu erzählen und Blaise schnappte sich ihre Hand und zog sie einfach weg von Slughorn. 
„Lass mich los“, fauchte Chrystal und entriss ihm mit einem schnellen Ruck ihre Hand. Irgendwie hatte sie seit ihrer letzten Anwesenheit bei Voldemort ständig Angst irgendjemand könnte ihr etwas antun. Sie fühlte sich die ganze Zeit verraten und verfolgt.                   
„Was bist du eigentlich immer so verdammt bissig“, blaffte Blaise sie jetzt an. „Das ist ja nicht auszuhalten.“ Sie sah zu Boden.                           
„Es tut mir ja leid“, meinte sie, wirkte aber nicht sonderlich überzeugt.                                                    
„Ist schon okay“, erwiderte Blaise. „Aber reiß dich mal ein bisschen zusammen. Dieses Rumgemotze macht das Ganze auch nicht besser.“ 
„Du hast ja Recht“, murmelte Chrystal und nahm einen Drink entgegen, den ein Hauself ihr hinhielt. Er war gelb und schmeckte nach Mango. Sie mochte den Geschmack von Mango. Er erinnerte sie an Wärme und Sommer. An Strand und Meer. Langsam ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Harry stand mit Luna an einem Tisch. Zusammen mit Professor Trelawney, Slughorn und überraschenderweise auch Snape sprechend. Hermine unterhielt sich gerade mit… Ernsthaft? Cormac McLaggen? Einen komischen Geschmack hatte sie ja schon. Die Hermine. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte Chrystal den gequälten Blick, den sie dabei aufsetzte. McLaggen schien das nicht wirklich zu stören. Sie wollte gerade nach Ginny Ausschau halten, um zu überprüfen, ob sie nun mit Dean da war oder nicht, da das in letzter Zeit Gesprächsthema Nummer 1 bei den beiden Mädchen gewesen war, als sie Filch entdeckte, der Draco mit sich schleppte. Was hatte er denn jetzt schon wieder angestellt? Chrystal sah, dass auch Blaise seinen Blick zu dem Geschehen gewandt hatte, das sich jetzt dort abspielte. Filch begann auf Snape einzureden. Draco hatte sich also auf einem der oberen Korridore aufgehalten. Vermutlich beim Raum der Wünsche und Filch hatte ihn erwischt. Chrystal bemerkte, wie sein Blick eiskalt wurde und seine Gesichtszüge sich anspannten, als er sie mit Blaise dort stehen sah. Was hatte er denn jetzt schon wieder? Snape nahm ihn Filch ab und führte ihn nach draußen. Als er an ihr vorbeilief konnte er es nicht lassen ihr und komischerweise eindeutig auch Blaise noch einen wütenden Blick zuzuwerfen. Was sollte das denn? Und da hatte sie plötzlich eine Vermutung und auch ihrem Gegenüber schien es auf einmal wie Schuppen von den Augen zu fallen, denn er schlug die Hände über dem Kopf zusammen.             
„Scheiße…“, fluchte er und sie sah ihn warnend an.                             
„Du hast doch nicht etwa…“ Ihre Stimme klang jetzt beinahe hysterisch und schrill.                                  
„Doch ich Vollidiot habe voll vergessen es ihm zu sagen. Tut mir leid“, meinte er und sie schüttelte nur den Kopf. Harry rauschte in dem Moment ebenfalls an ihrem Tisch vorbei und ging durch die Tür hinaus.                                   
„Vollidiot. Ja… Das triffts echt ziemlich gut.“ Dann machte Chrystal auf dem Absatz kehrt und folgte Snape, Draco und Harry. Draußen sah sie nur noch Harry, der sich soeben seinen Tarnumhang überwarf und mit ziemlich lautem Schritt losrannte. Die Musik aus Slughorns Büro war zwar laut, doch trotzdem war Harry einigermaßen gut zu verfolgen und sie war sich sicher, dass ihr Bruder sie zu Draco führen würde. Sie belegte nun auch noch sich selbst mit einem Unsichtbarkeitszauber und folgte den Geräuschen, die er verursachte. Er lief den Korridor entlang und blieb schließlich vor einer Tür stehen. Chrystal schlich leise neben ihn. Stimmen drangen nach draußen. Eine von Snape. Die andere von Draco. Snape unterstellte Draco etwas mit Bells „Unfall“ zu tun zu haben und Draco stritt es mehr oder weniger erfolgreich ab. Dabei wusste Snape doch mit Sicherheit genau, dass er es gewesen war. Chrystal hoffte inständig, dass sie nichts sagten, was Harry als hilfreiche Information dienen könnte, die er gegen Draco verwenden konnte. Snape versuchte wieder und wieder Draco seine Hilfe anzubieten, doch der lehnte sie immer und immer wieder ab. Chrystal hörte, wie aufgewühlt und verwirrt er war. Am liebsten wäre sie sofort reingerannt und hätte ihn in ihre Arme genommen. Doch dank Harry ging das momentan nicht. Sie war ihrem Bruder nur selten so nah gewesen, wie in diesem Moment. Aber was brachte ihr Nähe, wenn sie sich nicht zu erkennen geben durfte? Es schmerzte, doch es war besser unsichtbar zu bleiben.                   
„Sie reden wie ein Kind“, meinte Snape und er hatte bedauerlicherweise Recht. „Ich verstehe, dass die Gefangennahme und Inhaftierung ihres Vaters sie aufgewühlt hat, aber…“ Weiter kam er nicht, denn Draco lief in Richtung Tür und Chrystal konnte gerade noch rechtzeitig beiseite springen, als er sie stürmisch aufriss. Auch Harry schien es geschafft zu haben. Draco war blass und wirkte verkrampft, als er zielstrebig an ihr vorbeilief. Sie folgte ihm leise, um nicht von Harry oder fast noch schlimmer Snape, der wohl auch bald das Klassenzimmer verlassen würde, bemerkt zu werden. Draco verschwand am Ende des Korridors um eine Ecke, wo Chrystal es schließlich wagte ihren Unsichtbarkeitszauber aufzulösen. Sie rannte los und holte ihn endlich ein.
„Draco“, flüsterte sie leise. Er schob sich an ihr vorbei und lief stur weiter. Sie folgte ihm und hielt ihn am Handgelenk zurück. Er blieb stehen, obwohl er die Kraft gehabt hätte sich loszureißen, wenn er gewollt hätte. Dessen war sich Chrystal bewusst. 
„Was willst du noch?“, zischte er und schien wirklich ziemlich wütend. 
„Es ist alles nicht so, wie du vielleicht denkst“, erwiderte sie und bemühte sich darum möglichst ruhig zu bleiben.                                         
„Was ist nicht so, wie ich denke? Dass du mit meinem besten Freund rummachst?“ Sie schnaubte empört. 
„Ich habe nicht mit ihm rumgemacht.“                               
„Wieso hast du ihn dann zu der blöden Party mitgenommen und nicht mich?“ Sie seufzte und sah zu ihm auf.                                         
„Wärst du denn mitgekommen?“ Er schwieg und sie setzte ein triumphierendes Lächeln auf. „Draco Malfoy. Ich weiß ja nicht, was genau du von mir denkst, aber glaubst du wirklich ich würde dich, nachdem wir uns am Morgen zuvor total gestritten haben, du sofort aufgehört hast zu lachen, als du mich auf dem Gang gesehen hast und du ohnehin auch ohne irgendwelche Weihnachtspartys genug am Hals hast, fragen, ob du mit mir dahingehen willst? Ich weiß, dass ich dich, wann immer du mit mir zusammen bist, an den Auftrag erinnere. Das macht dich verrückt und ich verstehe das verdammt nochmal. Aber es kann doch nicht so weitergehen, oder?“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und zwang ihn einzig und allein mit ihrem Blick aufzusehen. In seinen grauen Augen lag so viel. Traurigkeit, Angst, Verwirrung, Hass und auch ein ganz kleines bisschen Liebe, dass jedoch stark in den Hintergrund gerückt war.                                           
„Er…“, begann Draco und seine Stimme zitterte. „Er hat gesagt, dass ich…“ Er zögerte.                           
„Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.“ Er schüttelte den Kopf.                                                   
„Er hat gesagt, dass ich dich heiraten werde.“ Jetzt war es an ihr langsam und ungläubig den Kopf zu schütteln. Das konnte er nicht wirklich gesagt haben. Nein.                         
„Wann?“ Draco sah auf seine Füße.
„Sobald du volljährig bist.“ Sie zog zischend die Luft ein. Das waren immerhin noch fast eineinhalb Jahre. Sie wusste, dass Zwangshochzeiten bei reinblütigen Familien üblich waren und sie konnte sich eigentlich glücklich schätzen, dass sie immerhin den heiraten durfte, den sie liebte, denn es hätte deutlich schlimmer kommen können, doch trotzdem störte es sie, dass ihr jemand die Freiheit nahm das selber zu entscheiden. Es war schließlich ihr Leben. Ihre Hochzeit. Ihr Lebensgefährte. Keiner hatte das Recht ihr da reinzureden. Noch nicht einmal Voldemort, auch wenn er noch so oft behauptete er wäre ihr Vater und dachte er sei der Herrscher dieser Welt. Chrystal hob ihre Hand und strich Draco zaghaft über die Wange.                                       
„Lass es uns einfach vergessen. Lass es uns vergessen, dass wir gezwungen werden einander zu lieben. Lass uns so tun, als wenn es wie früher wäre. Vor irgendwelchen Aufträgen. Vor irgendwelchen Hochzeiten.“ Er nahm ihre Hand und sah ihr in die tiefgrünen Augen.                       
„Du hast Recht“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr. „Lass uns so tun, als wenn es wie früher wäre.“ Dann spürte sie, wie er seine Lippen auf die ihren legte. Es war nicht so, wie die letzten Male. Nicht so hart und verlangend. Nicht so kalt und gezwungen. Sondern mit viel mehr Liebe und Zärtlichkeit und von so viel größerer Bedeutung.

Bild: Snape, Draco und Filch auf Slughorns Weihnachtsfeier

Chrystals Story (Wenn nur noch Liebe zählt...) (DM/OC) (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt