Kapitel 123

411 18 21
                                    

Loris Sicht

Mit zitternden Händen schnallte ich mir die Chevlar-Weste um meinen Oberkörper. Mein Hals war wie zugeschnürt, obwohl ich mir diesen mit der Weste nicht abgedrückt hatte. Es war wohl einfach die Aufregung. „Lori, komm endlich", Danny öffnete die Tür meines Büros und ich sah die Kollegen, die sich zügig zum Ausgang des Hauptquartiers begaben. Ich erwachte aus meiner Starre und rannte zu den Autos. Was machte Steve wohl gerade? Es war mittlerweile zwei Tage her, seitdem Steve entführt wurde... Während der Autofahrt ließ ich die Ereignisse Revue passieren.

Rückblick

Chin stand im Türrahmen unseres Schlafzimmers, bewaffnet und sichtlich müde. „Du kannst gehen, Chin. Wirklich. Ich kann auf mich selbst aufpassen", seit einer Ewigkeit sagte ich dies zu ihm und lief nebenbei im Zimmer umher. „Steve würde mich dafür umbringen. Außerdem geht eine ernst zunehmende Gefahr aus, dieser Code war mehr als überdeutlich", antwortete Chin und massierte sich die Schläfen. „Er löst mich auch gleich ab, dann bist du mich los." „Entschuldige, Chin. Es ist nur... merkwürdig, dass du hier in unserem Schlafzimmer stehst", ich blieb stehen und schaute ihn entschuldigend an. „Leider muss ich diese Privatsphäre ein bisschen unterbrechen, aber in ein paar Minuten stehe ich vor eurem Haus. Trotzdem weiß ich ganz genau, wie merkwürdig das ist", Chin stieß sich vom Türrahmen ab und checkte sein Handy. In der Zwischenzeit setzte ich mich aufs Fußende unseres Bettes, in normalen Klamotten. Irgendwie hatte ich mich nicht getraut, mich schon umzuziehen und dann vor Chin mit meinem Pyjama, oder gar nackt, rumzulaufen. Dieser Anblick war nur Steve vergönnt, logisch.

„Alarmstufe Rot!", rief Lou, sodass wir es über Hörfunk mitbekamen. „Was ist los?", fragte ich angespannt. „Wir haben ein großes Problem. Steve hat den Posten auf der Vorderseite des Hauses verlassen. Hier liegt ein Tuch, sein Handy, seine Waffe, seine Marke und ein Zettel. Er wurde entführt." „WAS?!", fragten Kono und ich gleichzeitig. Sie musste wohl gerade angekommen sein und hatte Lous Worte gehört. „Verdammte Scheiße!", ich raufte mir durch die Haare und riss mir den Hörfunk aus dem Ohr, den ich wütend an die Wand pfefferte. „Ich bleibe bei ihr. Ja, alles klar", Chin sprach mit den anderen Teammitgliedern. Das war alles meine Schuld...

Rückblick beendet

„Ihr alle kennt die Vorgehensweise?", fragte Danny und schaute speziell mich an. „Natürlich, wir haben das doch schon besprochen", antwortete ich. „Das stimmt. Allerdings musst du uns versprechen, dass du dich auch daran halten wirst. Du bist ja sehr befangen, darfst dich jedoch trotzdem nicht von Gefühlen leiten lassen", sagte Kono, die rechts neben mir saß. „Logisch, ich gebe mir Mühe", verkrampft brachte ich ein Lächeln über die Lippen, obwohl ich für nichts garantieren konnte. Du darfst dich selbst und die Kollegen nicht durch dein mögliches Fehlverhalten in Gefahr bringen...

„Hättet ihr gedacht, dass Elgos Bruder hinter alledem steckt?", fragte Chin kurz vor der Ankunft. „Nein. Aber es wird Zeit, diesem Penner mal gehörig in den Arsch zu treten", antwortete ich und erhielt einen besänftigenden Blick von Kono. Wir hielten in einer Seitenstraße, sodass man uns nicht sofort hätte entdecken können. Aufgeteilt gingen wir von unterschiedlichen Seiten auf das Lagerhaus zu, wobei ich mich beherrschen musste, um nicht loszurennen.

Es war stockdunkel, als Lou und ich die Hinterseite des Lagerhauses betraten. Wir hatten Nachtsichtgeräte, die sehr cool waren. Steve hatte sie vor einiger Zeit anschaffen lassen... Fokus, Lori! Er lebt und es geht ihm gut. Lou und ich arbeiteten uns langsam vor und flüsterten mit den anderen über Hörfunk. Viele Räume waren leer oder mit unnützem Zeug gefüllt, aber kein Mensch war zu sehen. Plötzlich hörte ich vier Schüsse und Dannys Stimme hallte: „Antonio Elgo, stehenbleiben!" Lou und ich sahen uns an. „Er kommt auf euch zu!", rief Kono lautstark in mein Ohr. Wir suchten uns hinter einer Wand Deckung und warteten geduldig. Die Schritte auf dem Boden wurden immer lauter und mein Herz bebte förmlich. Antonio rannte den Flur lang, direkt auf uns zu. „Elgo, stopp!", schrie Lou und nicht mal eine Sekunde später drückte dieser sich an die Wand, wodurch er meinem Schuss ausweichen konnte. Blitzschnell drehte er um und rannte von uns weg. „FIVE-O! ELGO, DU SCHWEIN!", schrie ich wütend, verließ meine Deckung und folgte ihm rennend. Hinter mir hörte ich noch, wie Lou fluchte, meinen Namen rief und mir folgte.

Antonio war wirklich nicht langsam und rannte gefühlt durch das ganze Lagerhaus, es wirkte wie ein riesiges Labyrinth. Ich hatte ein wenig Schwierigkeiten, mich vernünftig zu orientieren. Zumal war Lou auch mittlerweile  außer Hör-und Sehweite, ebenso wie das restliche Team. Wo waren alle? Oder vielleicht hatte ich sie auch ignoriert, um mich auf die Verfolgungsjagd zu konzentrieren. Zwischendurch gab ich noch ein paar Schüsse ab, allerdings gingen die meisten ins Leere. Elgo lachte während des Rennens, wenn ich ihn verfehlte.

Was war der Plan...? Hatte sich bereits erledigt, weil ich Elgo endlich mal ernsthaft getroffen hatte nach einer gefühlten Ewigkeit. Er rannte zwar weiter, doch die Schusswunde im Knie ließ ihn langsamer werden. Dadurch konnte ich ihm in die Kniekehlen treten und er ging zu Boden. „Hab ihn", sprach ich schnaufend in den Hörfunk. „Lori, verdammte Scheiße, was machst du nur?!", hörte ich Lou, der ziemlich sauer war. Ich legte Antonio Handschellen an und drückte ihn gegen den Boden. Das würde gleich Ärger geben...

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt